KINDERERZIEHUNG (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

KINDERERZIEHUNG.

Das Stichwort wird noch bearbeitet.

Im schulischen Naturkundeunterricht lernen die Kinder, dass die Welt und das Weltall durch den Urknall entstanden sind und dass sich die Menschen und auch alle sonstigen Lebewesen im Laufe der Evolution entwickelt haben, und vor allem, dass jede Wirkung auch ihre vernünftige Ursache hat usw. Im Religionsunterricht dagegen lernen die Kinder etwas von einer Sechs-Tage-Schöpfung Gottes und einer Erschaffung der ersten Menschen Adam und Eva, von den Wundern Jesu, von der Hilfe durch Gott und Schutzengel und von anderen eher irrationalen Zusammenhängen, bei denen die Regeln von Ursache und Wirkung außer Kraft gesetzt oder eben irgendwie geheimnisvoll sind. Das mag ja alles sehr schön und angeblich kindgemäß sein, doch ist das von der Ökonomie des Denkens her höchst bedenklich: Die jungen Menschen können nicht in dem einen Fachgebiet auf dem Wissen aus einem anderen Fachgebiet aufbauen, sondern müssen immer umschalten: Was ist hier richtig und was woanders? Problematisch dürfte auch sein, dass in dem einen Fachgebiet gedacht und in dem anderen geglaubt werden muss oder zumindest eine Mischung davon. Ist es nicht verständlich, dass sich die jungen Menschen dann eines Tages für das entscheiden, was für sie logischer und plausibler ist - und werfen dann von dem anderen gleich immer alles über Bord!

Und sehr problematisch ist gewiss auch unsere Moralerziehung: Überall wird so getan, als ob die Leibfeindlichkeit, also das Verstecken des Körpers oder zumindest bestimmter entscheidender Partien, die Grundlage jeder Moral sei ("die Scham ist die Schutzmauer der Keuschheit"), und so kommt diese Leibfeindlichkeit bei unseren Kindern auch rüber - doch in der Praxis des Lebens hat sich wohl noch nie jemand durch diese Leibfeindlichkeit von glücklichen oder auch viel mehr von unglücklichen Liebesbeziehungen (die auch Enttäuschungen genannt werden) abhalten lassen. Ja, es sieht geradezu danach aus, als ob die jungen Leute durch diese Leibfeindlichkeit geradezu regelrecht scharf auf ihre Erfahrungen werden und dass die Leibfeindlichkeit auch noch weitgehend dafür verantwortlich ist. Mit wirklicher Moral hat diese Leibfeindlichkeit also vermutlich gar nichts zu tun, ja, sie ist im Gegenteil noch eher kontraproduktiv.

Was in einer Erziehung eher Not täte, wäre die Hinführung zu einer vernünftigen Menschenkenntnis, aber hier wird uns auch noch gerade von den Religionen beigebracht, dass alle anderen Menschen eben auch Menschen sind und dass wir sie lieben sollen und also ihnen auch erst einmal vertrauen müssten.  (Das soll jetzt aber nicht heißen, dass wir allen anderen Menschen misstrauen sollen, aber was wäre, wenn man nicht grundsätzlich eine Leibfeindlichkeit anerzieht, sondern den jungen Menschen Tipps gibt, wie sie selbst feststellen können, auf welche Menschen sie sich verlassen können - und auf welche besser nicht? Und das soll nicht möglich sein? Sollten wir Menschen von der Natur oder von Gott her wirklich so schlecht ausgestattet sein, dass wir erst immer alle Fehler machen müssen? Was wäre, wenn wir einmal unsere Leibfeindlichkeit modifizieren? Was wäre also, wenn sie lernen, das mit der Angst vor der Nacktheit nicht unbedingt so eng zu sehen? So sind doch etwa Menschen, die bei ihrem Zusammensein mit Kindern die Öffentlichkeit nicht scheuen, eher vertrauenswürdig als die, die, ohne dass eine besondere Veranlassung vorliegt, lieber der Öffentlichkeit aus dem Wege gehen - wobei es doch ziemlich gleichgültig ist, ob die Beteiligten dabei bekleidet sind oder nicht! Gehen Sie doch einmal mit Ihren Kindern auf einen FKK-Strand, da gibt es doch überhaupt keine Probleme, selbst wenn Sie niemanden sonst kennen, doch Sie hätten doch gewiss etwas dagegen, wenn Ihr Kind mit einem fremden Mann irgendwo allein ist - selbst in voller Bekleidung! Versuchen Sie also doch einmal, sachlich zu sein!)

Basisreligion geht nun davon aus, dass diese ganze merkwürdige Erziehung nicht nur konfus in sich ist, sondern die jungen Leute auch konfus macht. Im Grunde wissen sie nicht mehr, was wirklich Sache ist und so kann sich ihre Intelligenz schließlich nicht richtig entwickeln und sie werden schließlich sogar unleidlich und aufsässig.

Was wäre dagegen, wenn die jungen Menschen in ihren persönlichsten Dingen, die doch eigentlich erst einmal wichtig sein sollten, klare Konzepte hätten? Ob sie das dann nicht sozialer und verantwortungsbewusster macht, und ob sich das dann nicht auf andere Sachgebiete überträgt - und sie auch dort dann schon von sich aus ganz andere Leistungen erbringen?

Doch erst einmal eine Bestandsaufnahme: Wie sind Kinder eigentlich, was wollen sie schon von sich aus, wofür sind sie offen?

  • Kinder sind neugierig, sie wollen sehen, aber auch zeigen.

  • Kinder sind nicht leibfeindlich, haben jedoch sehr schnell ein Gefühl dafür, was gefragt ist und was nicht gefragt ist.

  • Kinder sind bei alldem immer noch moralisch, sie haben ein Gefühl für wirkliche Moral und verachten geradezu die, die unmoralisch sind.

  • Kinder haben zunächst einmal ein Gefühl für Wahrheit und Lüge, zumindest möchten sie selbst schon gar nicht belogen werden.

  • Kinder möchten selbst etwas machen.

  • Kinder möchten kämpfen, sie möchten sich für etwas einsetzen, sie denken noch nicht in den Vorstellungen von Belastbarkeit.

  • Kinder haben Mitleid mit denen, die in Not sind und vor allem die ungerecht behandelt werden.

  • Kinder möchten allerdings auch vor anderen toll sein, sie möchten sich auf keinen Fall blamieren.

  • Kinder möchten von anderen anerkannt werden.

  • Kinder möchten den Dingen auf den Grund gehen, sie haben ein Gefühl von Ursache und Wirkung (vermutlich ist das der Grund, warum sie bisweilen Spielzeug kaputt machen, sie möchten wissen, wie es funktioniert).

  • Kinder sind motivierbar und fleißig, wenn sie etwas haben, was sie fesselt, arbeiten sie bis zum Umfallen.

  • Kinder wollen Erfolge sehen und stolz sein auf ihre Leistung.

Das Problem ist, das alles muss auch aktiviert werden – und wenn diese Aktivierung lange nicht passiert oder gar torpediert wird, dann wird alles mehr oder weniger verschüttet - und irgendwann wollen dann die Kinder auch nicht mehr. Und amerikanische Forscher haben festgestellt, dass mit etwa sieben Jahren gerade die ethische Grundlinie der Kinder bereits feststeht – für´s ganze Leben. Also müssen wir uns in der Zeit davor kümmern!

Aber gerade in dieser Zeit werden diese ethischen Werte oft nur sehr halbherzig den Kinder beigebracht, vor allem schon gar nicht im Gruppenrahmen. Denn der ist unbedingt wichtig - in der Fairnessforschung hat man herausgefunden, dass die Menschen schon fair und gut sind - doch das hängt vor allem auch davon ab, wie sich die anderen verhalten. Und diese Regel gilt auch und gerade für Kinder, Kinder wollen nie Außenseiter sein.

Vor allem füttern wir unsere jungen Leute in dieser frühen Phase mit so manchem, was gar nicht oder wenigstens so, wie wir es beibringen, gar nicht stimmt. Daher bringen wir sozusagen das Denksystem der Kinder durcheinander. Wie kommen wir eigentlich auf die Idee, dass das ungestraft geschieht, dass das also keine negativen Folgen hat - zumindest auf Dauer?

Natürlich gibt es zunächst ja noch keine oder kaum Probleme, und so scheint es keinen Grund zu geben, tätig zu werden.

Doch das ist eine trügerische Ruhe oder, besser gesagt, nur zu oft die Ruhe vor dem Sturm!

Was kann man machen? 

Hier sollen nun nicht besondere neumodischen Erziehungstipps gegeben werden, sondern es geht nur darum, einige Dinge bewusst zu machen, die eigentlich klar sind und die durch manche pädagogische Indoktrination leider oft verschüttet sind.

Und schon einmal hier ein Hinweis (im Dezember 2011):

Das Konzept einer sinnvollen Sexualerziehung, zu der auch eine unverklemmte Beziehung zur Nacktheit gehört, siehe bei dem Stichwort  - auch mit einer Grafik!

Zuständigkeiten  für die Kindererziehung

Vor irgendwelchen Aktivitäten müssen wir uns erst einmal klar sein, wer für was bei der Kindererziehung zuständig ist, was etwa Eltern selbst machen können und was sie besser anderen überlassen, weil Kinder da etwa erfahrungsgemäß sowieso nicht auf ihre Eltern hören. Immerhin sollten die Eltern natürlich ihre Verantwortung wahrnehmen, zu entscheiden, wer die anderen sind, die die Erziehungsaufgaben übernehmen.

  1. In unserer heutigen komplexen Gesellschaft wird alles das, was mit der Berufsausbildung zusammenhängt, ohnehin schon von der Gemeinschaft geleistet, also vor allem durch die Schule. Die Eltern haben weder die Zeit noch das Wissen, hier besonders prägend zu wirken. Einflussmöglichkeiten der Eltern bestehen vor allem, indem sie zuhause für ein geordnetes Lernen sorgen und auch über den schulischen Bereich hinaus für Anregungen, etwa durch für die jungen Leute interessante Reisen mit den entsprechenden Gesprächen. Gerade dadurch unterscheiden sich schließlich die einen Menschen von den anderen, die einen Menschen hatten eben mehr und bessere Anregungen und ein geordneteres Umfeld.

  2. Vielfach wird der Standpunkt vertreten, dass für die Erziehung im Bereich Ethik oder auch Moral die Familie zuständig ist. Nur bringt das Probleme mit sich: Stellen Sie sich einmal vor, dass Sie in einer Gesellschaft leben, in der alle Menschen "klauen" - und Ihr Kind wird als einziges dazu angehalten, nicht zu klauen und dabei auch noch friedfertig zu sein. Das Ergebnis ist ein "armes" Kind, ihm wird etwa in der Schule alles geklaut - ohne dass es sich angemessen wehren kann. Krasser stellt sich das Problem in der Sexualmoral dar: Wenn alle übrigen Menschen anders denken als Sie, der sie etwa ihre Tochter zu wirklicher Liebe und zu entsprechender Moral dafür erziehen, dann erziehen Sie eine einsame Jungfrau, und das geht nie gut! Gerade in diesem Bereich ist also eine Gemeinschaftserziehung absolut unerlässlich, zumindest wenn etwas Sinnvolles dabei herauskommen soll! Und wer käme für eine solche Erziehung denn eher in Frage als eine christliche Gemeinde, denn hier wird ja ganz ausdrücklich der Anspruch erhoben, dass es um Ethik geht. - Natürlich müssen auch hier die Eltern mitmachen, zumindest müssen sie wohl positiv-neutral sein und dürfen sie nicht kontraproduktiv wirken.  

Da es sich bei dieser Erziehung zur Ethik um eine besonders wichtige Erziehung zum Menschsein  handelt, wird sie bei basisreligion unter dem Stichwort Kindererziehung behandelt und nicht unter Sexualerziehung. Zumal das auch nach unserem heutigen Sprachgebrauch etwas ganz anderes ist! Siehe auch Frühsexualisierung.

Zur Kritik an der bisherigen Sexualerziehung - vor allem über die negative Rolle der Religion dabei - siehe allerdings das Stichwort Moralerziehung!

Welches ist eigentlich das Ziel unserer Erziehung?

Die wichtigste Frage, die sich Eltern oder andere Pädagogen stellen müssen, die etwas ändern wollen, ist, was sie eigentlich wirklich wollen.

Wollen wir, dass unsere Kinder eine „unschuldige und ahnungslose“ Kindheit und Jugend erleben und eine "Trostreligion" lernen, die eine Basis und einen Hintergrund bilden, damit sie die Widrigkeiten des Lebens, die „sowieso“ im Leben auf sie zukommen, besser ertragen können – oder sehen wir das mit den Widrigkeiten nicht so zwangsläufig und schicksalhaft, weil man das auch anders machen kann? Wollen wir also, dass die Kinder diese Widrigkeiten nicht nur so gerade meistern, sondern dass sie höchste Erfüllung in ihrem Leben haben, dass sie also die große Liebe in ihrem Leben finden, dass sie dafür von Anfang an einen Idealismus dafür entwickeln und diesen auch konsequent durchhalten – oder? Täuschen wir uns nicht, beides sind völlig unterschiedliche Ansätze! Bei dem einen Ansatz weiß ich, dass das Kind mit der Realität ordentlich und deutlich konfrontiert werden muss, weil es nur so motiviert wird, Strategien zu entwickeln, bei dem anderen werde ich gerade diese Realität tabuisieren und also vermeiden, um das Kind nicht zu schockieren. Damit hat es dann allerdings keine Motivation, Strategien zu entwickeln - mit den bekannten Folgen...

Und wie soll das funktionieren?

Bedenken wir einmal: Ein Ferrari-Rennwagen kann auf einem holprigen Feldweg nie und nimmer die Leistung erbringen, die in ihm steckt. Wie viel mehr sind nun wir Menschen als so ein Ferrari? Doch eines ist gewiss: Wenn schon ein “Ferrari” ein „High-Tec-Product“ ist, das eben auf den passenden Fahrweg angewiesen ist, um wie viel mehr gilt das entsprechend dann erst für denjenigen, der ihn konstruiert hat? Warum muss man sich also bei der Erziehung von Menschen auf holprige Wege festlegen, die erfahrungsgemäß doch noch nie so recht zum Ziel geführt haben? So muss man mir also schon andere Wege als die üblichen zugestehen! Ob ich nun genau die geeigneten Wege finde, kann ich natürlich nicht mit Gewissheit sagen – doch vielleicht machen meine Versuche anderen Mut und geben Tipps, auch zu suchen? Es kommt ja nicht darauf an, wer die Wege sucht und findet, sondern dass sie überhaupt gesucht und gefunden werden!

Und welche Wege gibt es? Hier zunächst einmal einige Vorbedingungen:

1.   Den Kindern gegenüber keine Lügen, auch keine traditionellen, selbst wenn sie noch so schön und altehrwürdig sind! Das klingt vielleicht ganz einfach, ist es aber nicht! Denn wir alle leben in einem Gespinst von Lügen, und am heimtückischsten sind die Lügen, die gar nicht mehr auffallen, weil sie so normal sind. Und wer behauptet, dass es gar sinnvoll für das Glück eines Menschen sei, wenn er erst einmal in einer falschen Welt aufwachse, der sollte sich einmal fragen, was er selbst für eine armselige Kreatur ist, dass er auf Lüge mehr vertraut als auf Wahrheit. Außerdem: Lügen rächen sich nun einmal immer!

2.   Wir müssen lernen, “Angst” und “Furcht” auseinander zu halten und das auch Kindern beizubringen. Angst ist dabei eine Bangigkeit vor etwas Unrealistischem (das uns nur als gefährlich eingeredet wird) vor einem Papiertiger (um ein Wort Mao Tse Tungs zu verwenden) vor etwas, das überhaupt nicht schadet und vermutlich auch noch nie jemandem geschadet hat, wenn er nur sinnvoll damit umgeht. Diese Angst in uns müssen wir erkennen, bekämpfen und überwinden.

3.   Furcht dagegen ist das Gefühl der Vorsicht vor einer wirklichen Gefahr und damit Kennzeichen eines wirklich emanzipierten Menschen. Der emanzipierte Mensch (siehe Emanzipation) weiß, dass es Fallgruben gibt und wo sie sind, hat die entsprechende Furcht vor ihnen, kann sie erkennen und weiß sie daher zu vermeiden und kann sich somit um so freier bewegen! Er findet den Weg, ohne dass ihm die Fallgruben schaden. Und dem Menschen schadet auch das Wissen um die Fallgruben nichts, denn es ist lebensnotwendig. Hauptsache eben, er erfährt zuverlässige Strategien, die ihm Zuversicht geben und sein Denken motivieren. Der unemanzipierte Mensch dagegen hat vor allem Möglichen Angst, traut sich nicht so recht und fällt schließlich doch herein. (Die Begriffe Angst und Furcht sind eher willkürlich gewählte psychologische Begriffe, aber irgendwie muss man das sinnvolle und das sinnlose Phänomen des Gefühls der Vorsicht ja unterscheiden.)

4.   Wir können davon ausgehen, dass junge Menschen von Natur aus erst einmal absolut idealistisch sind, sie wollen keine entscheidenden Fehler in ihrem Leben machen, was die private Harmonie und das private Glück mit einem andern Menschen betrifft. Sie haben allerdings diffuse Vorstellungen über das Was und Wie. Doch wenn sie Vertrauen zu einem erwachsenen Menschen haben, sind sie bereit, sich Klarheit zu verschaffen und Strategien zu entwickeln. Wir können also auf den guten Willen und auf die Mitarbeit der jungen Menschen setzen, ja wir brauchen eigentlich nur etwas, das in ihnen von Natur aus grundgelegt ist, zu aktivieren.

5.   Zur gesunden Entwicklung junger Menschen scheinen zwei Arten von Erwachsenen notwendig: 1. sehr nahe stehende Eltern, die sozusagen für die Nestwärme sorgen, und 2. gemeinschaftsbildende Erwachsene, die für alles das zuständig sind, was “außerhalb dieses Nestes” liegt, was also mit der Gemeinschaft mit anderen Menschen zu tun hat. Wir müssen nämlich bedenken, dass sich junge Menschen in ethischen Dingen weitgehend nach dem richten, was die anderen machen, weil sie sonst “Außenseiter” werden, dass also die Macht der Eltern hier durchaus begrenzt ist und dass “zusätzliche Pädagogen” nötig sind, die eine Art Gruppenzwang einleiten. Natürlich soll das alles im Sinn der Eltern „funktionieren“. In allen „funktionierenden“ Kulturen gibt es entsprechende Gemeinden und Menschen dafür – so genannte “Schamanen”.

6.   Und noch etwas: Junge Menschen (nicht nur die!) neigen zum Hochmut, gerade ihre Gefühle von Ekel und Scham verführen sie dazu zu glauben, “das alles” könnte ihnen nicht passieren. Dabei sind ja gerade Ekel und Scham die todsicheren “Einstiege”, dass es ihnen gerade "passiert”. Hier ist pädagogisches Geschick gefragt, ihnen diesen Hochmut auszutreiben, denn Hochmut macht immer blind und führt damit zusätzlich noch genau zu dem, was eigentlich vermieden werden sollte.

Übertragung auf die Wirklichkeit

Stehen wir endlich einmal auch vor den Kindern dazu, dass es den Jesus, von dem die Bibel berichtet, so nicht gab, dass wir im Grunde gar nichts von Gott wissen, nichts von einer Schöpfung, nichts von einem Leben nach dem Tod! Dann können wir darauf kommen, dass das alles zeitbedingte Rahmenhandlungen sind, die keinesfalls Kern der biblischen Botschaft sind. Und es ist kein Zeichen von Frömmigkeit und Gläubigkeit, wenn wir Kindern solche Rahmenhandlungen als Wahrheit “verkaufen” und ihnen auch sonst etwas beibringen, was wir nicht genau wissen und was vermutlich auch gar nicht stimmt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so etwas gottwohlgefällig ist (falls es Gott doch geben sollte). Also lassen wir das!

Es ist aber deswegen nicht alles falsch! Bringen wir den Kindern doch denjenigen Jesus nahe, der glaubwürdig ist, nicht nur, weil er keine Wunder vollbracht hat, weil er nicht irgendwelche langweiligen Predigten gehalten hat, sondern denjenigen Jesus, der da bei seinem Einsatz für Kinder und Frauen die Realität sah und etwas zum Besseren ändern wollte und dabei viele der damaligen Gesellschaft so bis zum Blut gereizt hat, dass dieses Gesindel ihn in einem hinterhältigen Prozess schließlich zu einem grauenvollen Tod gebracht hat.

Diese Thematik des Dramas Jesus und die Sünderin kann man Kindern nicht nahe bringen? Oder fehlt uns nur die Phantasie! So schwer ist das doch gar nicht...

Kinder interessiert zunächst einmal alles das, was mit Liebe und Glück zusammenhängt, die Mädchen sowieso und die Jungen auch. Mir hat einmal ein 11jähriges Mädchen zwei völlig zerlesene Exemplare der “Kinderzeitschrift” “Bravo” gegeben, in dem es auch um solche Fragen geht, diese Exemplare waren offensichtlich durch viele Hände gegangen, sage also keiner, diese Fragen seien für junge Menschen nicht von Bedeutung! Es kommt doch wohl nur darauf an, wie und von wem sie aufbereitet werden, das alte pädagogische Problem. Und mit den Fragen nach Liebe und Glück hängen auch die Fragen nach den Enttäuschungen und nach unerfüllter Liebe zusammen, eben nach den Fallgruben. Ja, wir können davon ausgehen, dass das Problem von Liebe und Glück so grundsätzlich im Menschen von der Natur her angelegt ist, dass es nur ein Problem der Fallgruben ist, fangen wir also mit denen an!

Und hier die wirklich praktizierte Praxis!

„Grau ist alle Theorie“, heißt es. Daher gebe ich hier einmal wieder, auf was ich nach manchen vergeblichen Versuchen gekommen bin, und was gut oder sogar sehr gut bei Kindern ankam.

Als ich einmal in einer kleinen Gemeinde einen Erstkommunionunterricht machen sollte, habe ich einen Bericht verwendet, in dem es um die enttäuschenden Erfahrungen eines jungen Mädchens ging bis hin zur Abtreibung. Der Bericht ist zwar etwas melodramatisch, doch in sich stimmig und gibt dieses Hineinstolpern in solche Fallgruben recht gut wieder – und wir können all das an ihn anknüpfen, was für Kinder so wichtig ist. Dass manches etwas antiquiert ist, scheint mir nicht von Bedeutung, vieles empfinden junge Menschen auch heute noch ähnlich, sie können sich auch durchaus in die Ängste des Mädchens in dem Bericht hineinversetzen

Um es noch einmal zu betonen: Das Konzept basisreligion ist ja, dass eine Gemeinschaft oder eben eine Gemeinde für eine ethische Erziehung von jungen Menschen unerlässlich ist und dass dabei die acht- bis neunjährigen Kinder in einem ernsthaften Religionsunterricht nur Dinge und Zusammenhänge hören sollen, die nach bestem Wissen und Gewissen wirklich stimmen. Sie sollen in sinnvoller Weise mit dem Ernst des Lebens konfrontiert werden und  motiviert werden, mit ihrer Phantasie Situationen von Glück und Enttäuschung zu beurteilen und Strategien zu entwickeln, die ihnen ihr Leben wirklich lebenswert machen, die ihre Lebensqualität entscheidend erhöhen. Es reicht völlig, sie zum Nachdenken zu motivieren, wenn sie ihre Erfahrungen sozusagen im Geiste machen! Dabei sollen gleichzeitig im Zusammenhang mit den wichtigsten Lebensfragen die sinnlosen Ängste abbauen, die sich in ihnen möglicherweise schon gebildet hatten, und statt dessen die rechte Furcht entwickeln, die ihnen im Leben auch weiter hilft. Dabei ist die irrationale Angst vor allem die (Sexual-)Scham, während die rationale Furcht mit geeigneter Menschenkenntnis zusammenhängt. Die Erziehung junger Menschen zur Sexualscham ist für mich die Irreführung zu einer Scheinmoral und damit zur falschen Moral schlechthin, ja ich meine sogar sagen zu können, dass die grundsätzliche (Sexual-)Scham eines jungen Menschen ein ganz sicheres Indiz dafür ist, dass er die wirklichen Fallgruben nicht kennt und daher auch in sie bei erstbester Gelegenheit hineinstolpert. Auch der kindliche Hochmut kann mit diesem Bericht sehr gut bekämpft werden!

Und bei ersten Versuchen klappte dieser Ansatz hervorragend!

Von den zehn Kindern waren zwei Jungen und acht Mädchen, die alle wirklich gut mitmachten, ich hatte den Eindruck, die Kinder fanden sich darin wieder mit ihren Sorgen und Ängsten und mit ihrer üblichen "Unverstandenheit" bei den Erwachsenen. Jedenfalls waren die Kinder schon sehr betroffen und motiviert im Hinblick auf ihr Leben, dass sie das anders machten. Und irgendwann einmal kamen die Mütter der Jungen ihre Kinder abholen – und als ich ihnen mein Konzept darlegen wollte, winkten sie ab und meinten, es sei schon gut, wie ich das mache. Und ein Mädchen erzählte, dass ihre Mutter ihr eine Geschichte gegeben hätte, die sei so ähnlich gewesen, wie die, die ich vorgelesen hätte. Da hatten die Kinder offensichtlich etwas zu Hause erzählt und zwei der Mütter wollten nur einmal sehen, was das für ein Mensch ist, der da mit ihren Sprösslingen “solche Themen” bespricht, und die dritte Mutter hatte die Gelegenheit wahrgenommen, noch einen draufzusetzen. (Ob die anderen Kinder überhaupt etwas erzählt hatten, weiß ich nicht.) Immerhin kann ich doch mit 30 % keinesfalls negativer Reaktion zufrieden sein! Und die Kinder waren auch mitnichten verstört oder sonstwie geschockt. Nach dem Unterricht machten wir zuerst immer Schneeballhochwurf am Kirchturm und anschließend kletterten einige der Mädchen in meinen alten Fiat (weil das Pfarrheim abgeschlossen wurde) und sie unterhielten sich mit mir und sogar mit Freude auf das nächste Mal: “Quatschen wir dann wieder?” Nur der Pfarrer hatte absolut etwas gegen meinen Unterricht. Er verstand überhaupt nicht, warum ich mit den Eltern reden wollte und verhinderte auch dies. Und auf meine These, dass nach dem üblichen Unterricht die Kinder doch sowieso mit 18 vom Glauben abfielen, hatte er nur die Antwort, dass sie “jetzt eben schon mit 8 abfallen...” Und so kam es auch nicht zur “Nacharbeit”, wie ich sie mir zwei, drei Jahre später vorgestellt hatte, da wäre nämlich ein weiteres Sakrament, nämlich die Firmung, eine gute und passende Gelegenheit gewesen. Die jungen Leute hätten in der Zwischenzeit das im Erstkommunionunterricht Erfahrene mit der Wirklichkeit vergleichen können – und dann wäre wieder die Gelegenheit für “Theorie” gewesen. Doch das ging eben leider nicht. Diese Website ist nun der Versuch einer Aufarbeitung.

Der Bericht war mir übrigens von einem Mädchen gegeben worden, die ihn von ihrem früheren Religionsunterricht her hatte. Ich hatte ihn den Kindern “schmackhaft” gemacht mit dem Hinweis, dass wir uns doch wohl nicht vorstellen könnten, dass Jesus wegen typischer Kinderprobleme umgebracht worden sei und dass wir jetzt mal die wirklichen Probleme besprechen müssten, für die sich Jesus eingesetzt hätte und die heute noch aktuell seien. Beim Vorlesen hätte man eine Stecknadel fallen hören können und hinterher gab es auch interessante Gespräche. Doch sehen wir uns den Bericht erst einmal selbst an:

 

GESTÄNDNIS EINES MÄDCHENS: ICH HABE MEIN KIND ABGETRIEBEN

 

Ich bin mir bewusst, dass der Bericht inzwischen etwas angestaubt ist, doch er soll ja auch nur als Einstieg gelten, damit die jungen Leute mit den Vertraulichen Gesprächen etwas anfangen können. Und auf die sollte man schon zu sprechen kommen!

Vermutlich ist der Einstieg über den Film "Kids" heute besser, den man in jeder Videothek ausleihen kann. Es dürfte allerdings reichen, den Anfang vorzuspielen und dann  noch die Stelle, wo dieser "Jungfrauenknacker" das nächste Mädchen, die Darsi, anmacht. Und wenn es nicht die Möglichkeit für einen Film gibt, dann das Gespräch 2 zum lesen geben! Tenor: Dafür sind die Mädchen doch wirklich zu schade!

 

Das Problem des Ansprechpartners, ob Mädchen oder Junge, ist ein rein rechnerisches Problem!

Ich werde schon einmal kritisiert, dass auch ich den Mädchen die ganze Last aufbürde, um eine Änderung herbeizuführen. Man müsste doch die Jungen genauso ansprechen, auf die kommt es doch genauso an.

Dazu:

Es geht ja nicht darum, dass die Mädchen mit Moralpredigten bequatscht werden sollen, dass sie etwas gegen ihre Natur machen sollen, also etwas, was sie belastet und was sie nicht gern machen.

Nach dem bisherigen System ist es doch so, dass den junge Leuten kein rechter Überblick und Durchblick vermittelt wird, es wird ihnen vielmehr eine Sittsamkeit beigebracht, die zunächst einmal sogar gegen ihre Natur ist und mit der ihnen schließlich gar nicht so recht geholfen wird. Doch wie sie wirklich reinfallen, und das ist das, was sie wirklich interessiert, das erfahren sie nicht, das ist kein Thema. Aus Erfahrung weiß ich nun definitiv, wie gerade die jungen Mädchen auf eine korrektere Information anspringen, es ist, als ob man Schleusen öffnet, siehe unter Erstkommunionunterricht!

Und jetzt rechnen wir doch einmal durch, was dabei herauskommt, wenn wir Jungen oder Mädchen ansprechen:
 

  1. Was bringt also eine auf Jungen ausgerichtete Moralpädagogik (statt „Moral“ ist wohl das Wort „Niveau“ sinnvoller)?

    Zunächst einmal: Wie soll die überhaupt aussehen? Na gut, Appelle an die Jungen, dass sie sich also partnerschaftlicher und weniger machohafter gegenüber Mädchen verhalten sollen. Also Moralpredigten? Die kommen doch sowieso nicht an, wir hatten das doch schon. Und dann hören Sie sich doch einmal bitte an, was Volker Pispers erzählt. Er hatte es versucht, war der Antimacho (siehe unter Stichwort female choice) zuvorkommend gegenüber Frauen, keine Anmache usw. - und was passierte? Schließlich hatte er gar nichts davon, die Frauen liefen eben doch den Machotypen hinterher.

    Und weiter: Angenommen wir finden eine gute Pädagogik für Jungen und sie ändern sich auch. Das Problem ist doch, dass wir nie alle erreichen, einige werden sich durch die Moralpredigten, und sind sie noch so gut, eben doch nicht ändern. Und wenn das nur 5 oder 10 % sind, und jeder von denen kackt einige Jungfrauen etwa, dann bringen sie doch wieder alles durcheinander - und alles bleibt beim Alten...

     

  2. Dagegen eine auf Mädchen ausgerichtete Moralpädagogik – oder besser „Pfiffigkeitspädagogik“:

    Hier müssen sich gar nicht einmal alle ändern! Angenommen, wir erreichen nur 10 % der Mädchen. Wenn das früh genug geschieht, dann werden diese 10 % schon einmal kess diskutieren mit dem Tenor, wie blöde und verklemmt doch ihre Kameradinnen sind, die sich „flach legen lassen“ und das auch noch gut finden, und versuchen, sie zu beeinflussen, wie dumm dagegen sei, dass sie panische Angst vor der Nacktheit hätten, wo das doch ein toller Spaß ist, Indiz für Aufgeklärtheit und Pfiffigkeit ist und überhaupt keine Probleme bringt. Man muss eben nur intelligent genug sein, wen man sich dafür aussucht, während vorehelichen Verkehr selbst die doofste Blondine schafft... Und es ist ja auch immer noch so, wenn es der Falsche ist und sich das mehrfach wiederholt, dann wird frau schließlich auch noch als Schlampe angesehen und kein vernünftiger Mann will sie mehr – und wie muss frau unter Umständen heucheln und tricksen oder sich gar erniedrigen, wenn man merkt, der andere will einen nicht usw. Siehe etwa Gespräch 32!

    Und nicht zuletzt: Die 10 % haben schon von sich aus einen Vorteil, die können auswählen, denn solche Mädels sind doch heiß gesucht!

Und wie einfach und auch lustig eine solche Pädagogik sein kann und vor allem auch der Natur eines Vaters entspricht, wenn er sie seiner Tochter lehrt, siehe unter "Vorwort 5" im Buch "Das Durchblickkonzept" unter www.basisglaube.de! 
 

Oder auch eine konkrete Situation: Gespräch mit jungen Leuten

Ich bin bisweilen erstaunt, welche Schwierigkeiten selbst gestandene und gute Pädagogen haben, mit ihren eigenen jungen Leuten „darüber“ zu reden und wie weltfremd und unbeholfen sie sich anstellen, um es einmal deutlich zu sagen.

Hie also eine Situation: Eine Internetfreundin, Gymnasialstudienrätin, inzwischen alleinstehend, fährt mit Söhnchen (10) und dessen Freund und Nichte (14) nach Paris, sie macht sozusagen eine Fahrt nach meinem Konzept, hat also Formel-1-Hotel gebucht. Und sie fragt mich, ob sie ein oder zwei Zimmer nehmen soll, und ich meine natürlich eines (sie soll es irgendwie tricksen, denn eigentlich ist das Zimmer nur für drei Leute vorgesehen, aber haben wir hier nicht das Problem vor uns von dem Bauern, der eine Ziege, einen Wolf und einen Ballen Heu in einem Boot über einen Fluss bringen soll, in den allerdings außer ihm nur noch zwei „Sachen“ hineinpassen?), und sie soll die drei Kids in das große Bett stopfen und alles sozusagen von dem oberen Bett aus „übersehen“ und den jungen Leuten vorher aber nahe bringen, wie toll das doch ist, wenn sich Jungen und Mädchen gut verstehen und richtige Kameradschaft haben...

Doch es kam alles anders! Die Fahrt war ja angeblich ganz gut verlaufen, doch zu vernünftigen Gesprächen mit dem Mädel kam es einfach nicht, weil das sich vor allem über ihren Vater, also den Bruder der Internetfreundin beschwerte.

Und für das Thema Nacktheit war überhaupt kein Platz und auch nicht für das Sonstige. Darauf schrieb ich ihr, wie sie denn auf Nacktheit käme, dass sie als Pädagogin doch wissen sollte, dass man nicht mit der Tür ins Haus fallen dürfe und dass die Nacktheit so wie der Rauch aus einem Schornstein sei, der anzeige, dass die Maschine funktioniert – und dass es darauf ankäme, doch erst einmal die Maschine zum Laufen zu bringen, sie solle doch erst einmal selbst die Stichworte Moral und Ästhetik durchlesen und dem Mädel das Gespräch 2 zum Lesen gebe, das so etwas wie ein Schlüsseltext für mich ist. Oh, hatte ich da was angeleiert, ich bekam zur Antwort, sie hätte ihren Bruder informiert, der solle mal mit dem Mädel reden... Auch da ich wieder: Das ist doch nun der falscheste Weg, gerade an den Vater weiterzudelegieren, Du bist doch die gelernte Pädagogin, Du bist doch in der passenden Situation, Du bist doch dran!

Na, und da bekam ich zur Antwort:

Du bist süß. Es ist einfach was Anderes wenn du direkt drauf hockst als wenn du mit Abstand dran gehen kannst. Als Beispiel: Versuche ich mit meinem Sohn Deutschdiktat schreiben, dann ist er mürrisch, macht es jemand Anderes, dann ist das in Ordnung.

Wenn Susi mich aussucht als ihre Gesprächs- und Gefühlspartnerin - in diesem Sinne - gegen meinen Bruder, dann ist die Bezugsperson einfach nicht mehr neutral. D.h. ich muss sozusagen Susi erstmal beibringen, dass ich eine neutrale Person bin und dann käme der nächste Schritt. Als Pädagogin in der Schule z. B. ist das was Anderes, weil da eine Art Neutralität für private Anliegen doch erhalten bleibt. In der eigenen Familie sieht das aber anders aus. Und das kannst du auch nicht mit deinem Verhältnis zu Deiner Patentochter vergleichen. Du könntest jetzt als neutrale Person auftreten und was vermitteln. Du kennst das doch selber das Problem - du und deine Schwester z.B.-.

Also wie bekomme ich bei Sohn und Nichte ne neutrale Position, damit die aufmachen und ich nicht sozusagen als Mitwisser oder Verbündete auftrete. Zeig mir den pädagogischen Weg, dann kann ich deinen Weg einschlagen.

Liebe Grüße
Dora


Also: Gehen wir einmal an diesem Beispiel durch, wie die Kommunikation hätte ablaufen können, so dass alle etwas davon gehabt hätten!

Vorbereitung nach dem Motto „ein guter Medieneinsatz ist schon der halbe Unterrichtserfolg“!

Also das Gespräch 2 ausdrucken (oder auch das Gespräch 1 aus www.basisglaube.de) und für die gemeinsame Fahrt einpacken. Eventuell auch das Gespräch 2 aus www.basisglaube.de für die Jungen. Also immer kreuzweise: Jungengespräche für Mädchen, Mädchengespräche für Jungen!

Vorgeplänkel:

  • Erster Vorteil: Man hat die jungen Leute während der Autofahrt mehrere Stunden beisammen, sie können nicht ausweichen. Doch man darf sie nicht moralisierend zulabern! Wir können jedoch davon ausgehen, dass die jungen Leute – wie auch sonst andere Leute - zwar nicht belehrt werden aber dennoch lernen wollen.

  • Zweiter Vorteil: Das Mädchen schimpft und beschwert sich über seinen Vater. Dabei hat man Zeit, sich eine Strategie zurechtzulegen. Und man muss natürlich auch hinhören, was es so alles sagt. Ganz gewiss gibt es dabei einen Ansatzpunkt!

  • Dritter Vorteil: Es sitzen noch andere im Auto, man kann die in das Gespräch einbauen, nach dem Motto: Sagt ihr doch mal, was ihr von dem und dem haltet. Und die beiden Jungen sind ja sehr jung, man kann also bei ihnen ein gewisses Gerechtigkeitsgefühl und vielleicht sogar Ärger über die Zickigkeit von Mädchen voraussetzen. Also muss man so formulieren, dass sie darauf ansprechen.

Natürlich steht man zwischen den Parteien, und hierbei gilt: Immer den Abwesenden in Schutz nehmen, man kann ja deutlich sagen, dass man hierbei sein Problem hat: „Sieh mal, ich verstehe dich ja, aber ich versuche natürlich auch meinen Bruder, also deinen Vater, zu verstehen. Also versuche ich, sachlich sein und wenn möglich, zwischen Euch zu vermitteln. Und ich kenne meinen Bruder ja auch ein wenig, er meint das alles ganz bestimmt nicht böse, aber er ist oft eben etwas direkt (oder so etwas).“ Und irgendetwas, was da von dem Mädel so alles vorgebracht wird, kann doch sicher als ganz lieb vom Vater gemeint und kann als Ansatzpunkt der Fürsorge interpretiert werden.

Entscheidendes  Gefecht: Appell an das Eigeninteresse des Mädchens.

Nur wenig auf die ganze Beschwererei eingehen. Das sind eben die üblichen Querelen, die Eltern mit ihren Kindern haben. Also irgendwie abwiegeln, auf später verschieben: „Wir haben ja noch auf der Rückfahrt dafür Zeit, ich muss erst mal überlegen und mir ansehen, wie wir miteinander auskommen. Dann weiß ich vielleicht mehr!

Und dann: „So wie ich die Sache beurteile, ist Dein Vater doch ganz in Ordnung, er kann sich nur nicht vernünftig ausdrücken. Er hat einfach wahnsinnige Sorge um dich! Pass mal auf, was der als Mann ganz sicher im Hinterkopf hat und worüber er aber nicht reden will und kann, weil auch er seine Probleme hat. Lies doch mal dieses Gespräch, das ich hier von einem Internetfreund habe, der sich auskennt, wie Jungen über Mädchen denken und mit ihnen umgehen...“.

Und jetzt: Das Gespräch geben und lesen lassen! Und vielleicht auch den Jungen das andere Gespräch geben mit dem Kommentar: Und ihr seid bitte mal ganz ruhig und ihr könnt ja in der Zwischenzeit lesen, wie Mädels so über Jungen denken und reden! Vorher kurz erklären, um was es geht: „Ein Junge erzählt, wie er ein Mädchen, das noch nie Sex hatte, zum Sex gebracht hat und gibt einem anderen Tipps, wie er das auch machen soll. Dabei ist er im Grunde voller Verachtung für das Mädchen und wundert sich, wie doof die eigentlich ist, dass die das nicht merkt oder nicht merken will und auch noch mitmacht.“ Du kannst sozusagen noch eine Pointe draufsetzen, aber vorsichtig!

Verarbeitungsphase

Mir wurde von einer anderen Mutter gesagt, dass die Möglichkeit besteht, dass das Mädchen das Gespräch verweigert. Ich bezweifle ganz stark, ob die Mutter hier Recht hat. Sehen wir uns doch einmal an, was Eltern sonst mit ihren Kindern da im Allgemeinen anfangen, da muss "man" doch verweigern, das ist so moralinsauer, so neben der Rille, so förmlich Notgeilheit unterstellend, so wenig den guten Willen sehend (ein ganz großer aber üblicher Fehler der Erwachsenen, wenn sie mit jungen Leuten reden - und dann schalten die nämlich sofort ab!)... Und ich meine auch, es stimmt einfach nicht, dass die jungen Leute nicht mit ihren Eltern reden wollen, die wollen schon - und wie, aber die Eltern übersehen einfach die Ansätze der jungen Leute und machen schließlich alles falsch! Mich hatte jedenfalls einmal ein Mädchen (nach einer Verarbeitungsphase - klar, die braucht der junge Mensch unbedingt, also am besten erst nach Ablauf einer Nacht oder zumindest nach ein paar Stunden weitermachen!) gefragt: "Und warum sagt man das nicht uns Mädchen?" 

Da konnte ich gleich etwas von meiner Theologie vorziehen: "Man will euch gar nicht wirklich helfen, man will nicht eure Freiheit, nicht euer Selbstbewusstsein, ihr würdet euch ja gar nicht mehr manipulieren lassen, und das würde ja die ganze Gesellschaft schließlich durcheinander bringen, und wer will das denn schon?" (Hier mache ich nun wirklich die jungen Leute an, denn die wären schon dazu bereit!)

Aber die praktischen Lernziele:

  • Erstes Lernziel: An das Gerechtigkeitsgefühl und die Moral der jungen Leute appellieren, vielleicht auch, indem man für das nichterwünschte Verhalten auch die passenden abwertenden Worte gebraucht: Sind die Mädels dafür nicht zu schade? Genau das spürt doch auch dein Vater und hat wahnsinnige Sorge um dich! (Unter Vätern kursiert daher der Spruch: "Lieber einen Sack Flöhe hüten als eine Tochter!") Ist das denn etwa in Ordnung? Sind die Mädels wirklich so notgeil, dass sie da mitmachen und kein Interesse haben, herauszufinden, was nun vernünftige Jungen sind, die sich für die Mädels verantwortlich fühlen und die wirkliche Partnerschaft und Liebe suchen?

  • Zweites Lernziel (am sinnvollsten erst damit anfangen, wenn das erste erreicht ist, aber man kann auch erforderlichenfalls schon mit dem zweiten anfangen!): Gibt es denn nicht Methoden, herauszufinden, welch Geistes Kind der andere ist?

  • Drittes Lernziel: Man kann nicht alle Jungen und alle Mädchen über einen Kamm scheren, es gibt solche und solche, es gibt die notgeilen und vordergründigen und die vernünftigen und anständigen. Man kann sich ja auch ändern, wenn die Mädels nicht mehr den Notgeilen und Vordergründigen hinterherlaufen und „man“ also merkt, dass Notgeilheit und Vordergründigkeit keinen Vorteil mehr bringen und auch nicht mehr in Mode sind...

Und jetzt kann das Programm anlaufen, wo es auch um die Nacktheit geht! Ganz offensichtlich hat ja den Mädels in dem Gespräch, die sich mit diesen Typen eingelassen und ihnen vermutlich auch noch hinterhergelaufen sind, ihre Angst vor der Nacktheit gar nichts geholfen, die wurden nur umso schärfer! Also: Man muss miteinander reden, und die vernünftigen unter den „anderen“ haben auch Interesse an einem Gespräch, die wollen selbst auch nicht notgeil sein und die wollen dann natürlich auch keine notgeilen und leicht fickbaren Freunde, die suchen ja auch vernünftige Partner. Wenn man aber erst mal damit anfängt, dann darf man sich nicht wundern, wenn man auch weiter so gesehen wird, selbst wenn man mal anders sein will.

Und die vernünftige Einstellung ist schließlich auch spannend: Mit einem, der die hat, kann man auch mal auf einen FKK gehen! So richtig frei sein! Wieso soll das eklig sein? Aber Sex ist doch eklig? Wer redet einem das denn schon wieder ein? Dabei gibt doch dieses Nacktseinkönnen, also keine Ängste mit dem eigenen Körper zu haben, wenn sowieso nichts passiert, jede Menge tolles Selbstbewusstsein – aber vielleicht wollen diejenigen, die das schlecht machen, ja dieses Selbstbewusstsein junger Leute gar nicht? ("Aber du willst es doch - oder etwa nicht?")

Oder wenn der Einwand kommt, dass das doch alle so machen, dass das doch heute so sein muss... Ja wer erzählt denn das schon wieder? Das sind doch entweder solche jungen Ahnungslosen (wie du) oder eben alte Typen mit ihren Erfahrungen. Und die müssen doch erzählen, dass das normal ist, obwohl sie genau wissen, dass sie falsch gehandelt haben, einfach weil sie sonst Scheiße vor den jungen Leuten dastehen! Oder etwa nicht?

In jedem Fall: Du musst noch mehr in dieser Website lesen als so gerade diese Anleitung hier! Wenn ein Gefecht erfolgreich sein soll, dann muss da auch immer die Tiefe des Raumes stimmen! Also zumindest in dem Buch www.basisglaube.de die vier Gespräche lesen - und noch mehr!

Umsetzung in eine praktische Handlung:

Und Du musst auch den jungen Leuten sagen, dass sie nicht denken sollen, dass sie das alles so einfach aus dem hohlen Bauch können, das alles muss man üben. Und in diesem Sinn können sie ja auch diese Fahrt sehen: "Wir können ja mal üben, das ganz toll zu finden, dass hier Jungen und Mädchen zusammen sind, wir können ja vielleicht sogar die Angst vor den Gesprächen miteinander und auch sogar vor der Nacktheit abbauen... Und wir können uns doch über die Möglichkeit freuen, dass so etwas geht, das ist doch wunderbar! Ja, ich bin doch als Erwachsene, die euch mag, gar nicht so verklemmt und langweilig, aber ich will doch nur, dass ihr nicht an der falschen Stelle Ängste habt und auch noch Ekel empfindet und euch daher verklemmt anstellt, aber schließlich das, was dann doch nur Ärger und Kummer bringt und wo so hässlich über euch geredet wird, geradezu fanatisch macht... Klar, ohne Spaß wird schon gar nichts, und wer euch den Spaß verleidet, der treibt euch ja geradezu in das richtig Problemmachende hinein. Und wenn man das Vernünftige hier richtig macht, dann ist das sogar ein völlig harmloser Spaß!"

Und dann kann man ja auch mal auf die Zeit nach der Fahrt hinweisen: "Gib doch mal das Gespräch deinem Vater, was er dir sagen würde, wie er die Lösung sieht..." Siehe dazu auch Anhang zum Stichwort Vater-Tochter-Beziehung, eventuell muss die Tochter ja auch noch ihrem Vater beibringen, wie er eigentlich zu ihr wirklich ein guter Vater wäre?

Oder an Klassenkameraden und sonstige Freunde oder dem Lehrer, der vielleicht so einen Scheiß erzählt, das Sex zwischen jungen Leuten doch normal sei, der hat doch selbst keine Ahnung, wenn er so etwas erzählt...

Und du kannst ja auch von der fünfwöchigen Fahrt durch Südostasien von mir und der Tochter von B. aus Mainz erzählen, und wie gut wir gerade mit dieser kameradschaftlichen Methode auskamen. Träumen junge Menschen nicht gerade von einem so unkomplizierten kameradschaftlichen Umgang miteinander???

Und wenn sie nun fragen, wie Du das gemacht hast, dann kannst Du doch offen sagen, das bei Dir niemand war, der mit Dir so vernünftig geredet hatte und Dir auch gesagt hatte, wie blöde das mit der ganzen Scham ist – na und jetzt hast Du drunter zu leiden... Aber daher redest Du jetzt mit jungen Leuten...

Na, liebe Dora, ist das alles wirklich so schwer? Allerdings: Mir ist auch klar, dass vieles im Endeffekt von einem Gruppeneffekt abhängig ist, die jungen Menschen - so wie wohl auch die übrigen Menschen - orientieren sind nun auch einmal an den anderen. Aber vielleicht haben wir ja einen Pionier- und gleichzeitig Trendsettertyp vor uns, also jemanden, der bereit ist, eigene Weg zu gehen und dem es dann auch noch gelingt, einen Gruppeneffekt auszulösen? Eine Chance besteht schon einmal, wenn wirklich gut und attraktiv ist, was wir da anleiern.

Kommentar von Dora: Trenn bitte die zwei Sachverhalte Paris und Vater/Tochter und Tante. Das sind zwei verschiedene Themen.
Paris beschäftigt sich mit dem Thema Nacktheit und das andere Thema hat was mit Bezugsperson und Vertrauen zu tun und mit dem Thema Pubertät (Tochter/Vaterbeziehung).

Und man muss ja auch die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der Kids bedenken. Ein pubertierendes Mädel und zwei Jungs, die die Nacktheit noch die Bohne interessiert.

Im Übrigen könntest du mal aufzeigen was bei rauskommt kann, wenn Tochter/Vaterverhältnis nicht geklärt ist und hier nur vertuscht wird. Wenn eigene Kinder nicht aus Liebe gezeugt worden sind, sondern dazu eine Beziehung zusammen zu halten, die keine ist.

Hier kannst du mal volle Kanne ausholen: Die Eltern kennen sich ein paar Jahre und weil´s mit dem Sex nicht läuft gehen sie in ne Kneipe zum trinken und Pornos gucken um sich scharf zu machen. Dabei entsteht das Kind. 20 Jahre später fährt der Vater seine Tochter in die Stadt, weil sie männertoll ist.

Gut, dass ist jetzt krass. Da stimmt ja auch schon die Basis nicht, da haste deine Frauenverachtung/Objektnutzung voll drin.

Es ist kein Vergleich zu meiner Geschichte, da ist meine Familie Kilometer weit von entfernt aber du könntest ja meine Geschichte als einen positiven Ansatz nehmen, der auf der Suche ist, Wege zu finden leibfreundliche und menschliche Wege zu finden.

Also:

Trennung der Geschichten weil zwei Sachverhalte

Und setz mir mal bitte ein Konzept auf ein vernünftiges Tochter/Vaterverhältnis zu entwickeln.

 

basisreligion: Paris beschäftigt sich nun einmal nicht mit der Nacktheit sondern mit der Kameradschaft junger Menschen miteinander, oder so sollte das wenigstens sein. So eine Fahrt passt da einfach (wie willst Du denn sonst mit dem Mädchen ins Gespräch kommen? Etwa nach dem Motto "Komm mal her, wir haben etwas zu besprechen?") Du musst einfach lernen, Situationen zu nutzen und auf mehreren Tastaturen gleichzeitig zu spielen, so wie ein richtiger Organist! Und vor allem nach dem Motto: Das eine tun und das andere im Kopf haben!

Hoppla! Mit den unterschiedlichen Entwicklungsstufen das mag ja stimmen, aber dass die Jungs das Problem Nacktheit nicht interessiert, das  siehst Du so als Mutter! Und Du wirst in Deiner Meinung auch immer bestätigt - klar, Du verhältst Dich auch sozusagen suggestiv. Ich habe da ganz andere Erfahrungen - allerdings mit meinem Konzept. Und darauf habe ich ja zur Genüge hingewiesen, dass nur so etwas ein Ansatzpunkt sein kann. Vor allem ist dabei die Chance, das cool zu nehmen, so nebenbei!


Und was soll das Problem mit den Beziehungen anderer Erwachsener hier? Hier ist eine konkrete Situation im Jahr 2006 mit konkreten Menschen - und da kann man etwas machen! Und das andere ist da Schnee von 1986! Du bist doch Lehrer, wir können uns doch auch nicht unsere Schüler aussuchen und sonst was, sondern wir müssen mit dem flexibel sein und fertig werden, was wir vor uns haben.
 

Und da sind wir als Außenstehende dran! Sieh mal meine beiden Mädchen vom Stichwort Pferdeflüsterer: Ich sehe meine Aufgabe - und die finden das toll! Die Probleme der Eltern interessieren mich nur insoweit, als wir gemeinsam überlegen, wie wir mit denen klar kommen - notfalls mit der Methode Salazar..

Und noch etwas: Das mit dem Frühstück auf dem Hotelzimmer ist nicht nur eine Marotte von mir,  sondern gerade mit jungen Leuten bietet sich das an, weil so ein gemeinsames Frühstück sozusagen ein Wirgefühl erzeugt (Du kennst doch diesen Versuch aus einem amerikanischen Jungencamp? Die Jungen stritten sich fürchterlich. Doch als sie dann eine gemeinsame Aufgabe hatten, die Wasserversorgung für alle zu verbessern, dann arbeiteten sie auf einmal toll zusammen...) Also: Wir lösen gemeinsam ein Problem und sparen noch dabei! So geht jeder einzeln zur Theke und müffelt hinterher für sich alleine sein Zeug - nein, so finde ich das nicht gut... Und wenn man´s flott macht, geht das genauso schnell wie beim Hotelfrühstück, denn man kann ja schon Tee kochen, wenn die einen sich noch waschen oder beim Duschen sind usw...

Und zur Vater-Tochter-Beziehung: Sieh doch mal im Stichwort Vater-Tochter, Anhang. Und wenn´s nicht klappt, dann soll man nicht jammern, dann braucht´s eben eine Ersatzvaterfunktion. Also etwa Dein Gespräch mit dem Mädchen mit Hinweis auf meine Website...

Es gibt natürlich noch andere Ansätze als die Sorge des Vaters: Wenn da offensichtlich keine Sorge ist, dann wird ja auch sonst einiges bei dem im Argen sein und Du kannst darauf kommen, ob Dein Schützling denn so eine Ehe wie der Vater haben will? Und Du kannst davon ausgehen, dass sie das nicht will, aber eben nicht weiß, wie sie das verhindert, oder skurrile Vorstellungen hat... Na ja, und die kannst Du doch korrigieren - mit Hinweis auf die Gelegenheit, Kameradschaft einzuüben...
 

Dora: Gut, vielleicht bin ich da zu penibel. Ich meine nur, dass da zwei sehr verschiedene und wichtige Themen angesprochen werden, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben.

Wenn ich deinen Text lese, dann vermischt sich da was für mich, was im Konsenz nicht schlüssig ist. Weil ich für zwei Themen, auch zwei verschiedene Lösungsansätze benötige. Insbesondere dann, wenn sie thematisch sehr unterschiedlich sind.

Ich verstehe schon was du meinst. Vielleicht tust du aber tatsächlich so manchen Menschen einen riesigen Gefallen, wenn du mal das Thema Vater/Tochter und Mutter/Sohn aufbröselst und zwar auf deine Art und Weise - nicht ödipuskomplexmäßig -. Verständlich, lebensnah und hilfreich.

Ganz liebe Grüße von einer gestressten Dora (Studienrätin)

basisreligion:
Nur mal so viel: Ich meine, es ist und bleibt eine Illusion, das zu lösen, denn welcher Vater ändern sich schon, und welche Mutter? Ich lese hier gerade in dem Buch Omnisophie (S. 396): "Unsere Politiker und alle Führenden jammern: `In den Köpfen muss sich etwas ändern!´ Wenn Sie dieses Buch verstehen, wie ich es meine, wissen Sie: Dort ändert es sich kaum etwas. Aber die neuen Köpfe wachsen wie gewünscht heran. (Und sind sie dann, ganz erwachsen, wohl schon wieder untüchtig.)" Und die Zeit rennt auch und gerade bei so einem Mädel, wir können einfach nicht warten, bis der Vater ausgeschlafen hat...

Du siehst wenigstens schon mal das Problem, das ist ja das Gute bei Dir, aber viele sehen das Problem gar nicht mal - oder wollen es nicht wahrhaben.
Und überhaupt: Warum soll das Problem Vater-Tochter denn gelöst werden? Warum war Verdun im ersten Weltkrieg denn so wichtig, dass es hundertausende gefallener junger Männer gekostet hat? Hätte man nicht eine andere Lösung mit viel weniger Verlusten finden können, als man merkte, dass man sich ganz offensichtlich doch nur ziemlich sinnlos festrennt? Sieh doch mal die beiden Mädchen vom Stichwort Pferdeflüsterer: Die suchen sich einen anderen Vater, also einen Ersatzvater, von dem sie bekommen, was sie brauchen, und schließen sich dem dann an, das ist doch die Methode - und genau die müssen wir unterstützen! Es muss genügend andere Väter geben - oder eben allgemein zugängliche Konzepte von Vätern, die sozusagen Vatergefühl ausstrahlen und an denen sich die "Vaterlosen" auch orientieren können. Vielleicht lernen dann einige der richtigen Väter... (Ich verweise hier auf meinen alten Münsteraner Professor Wilhelm Heinen, der heute weitgehend unverstanden ist, wozu er allerdings auch selbst beigetragen hatte. Er sah das Problem der schwachen Väter heute schon und die Notwendigkeit von funktionierenden Ersatzvätern, nur sprach er dabei nicht die wichtigen Aufgaben an, um die es geht...)  

Und ich finde nach wie vor, es ist ein und dasselbe Problem: Vater-Tochter! Und das zeigt sich eben in verschiedenen Facetten. Wenn das Vater-Tochter-Problem gelöst ist, löst sich das andere Problem sozusagen von alleine. Und Deine Aufgabe ist, hier mit dem Mädchen, wo auch immer, etwas zu lösen. Und so ganz nebenbei hat Dein Söhnchen auch etwas davon! Wie gesagt: Nebenbei!

 

Pädagogische Anmerkungen

Mir wird bisweilen vorgeworfen, ich sähe immer nur die Mädchen als die armen Opfer, die Situation heute sei doch oft schon ganz anders: Es seien nicht mehr nur die Mädchen, die verführt würden, sondern sie seien oft sogar schon "die treibenden Kräfte".

Das stimmt - ja und nein. Auch ich kenne tatsächlich mehrere Mädchen, die mir versicherten, dass sie es waren, die "damit" anfingen und "es" wollten. Doch war für mich auch im folgenden Gespräch oder besser in den folgenden Gesprächen eindeutig, dass hier gar nicht einmal eine Art sexueller Druck vorlag - zumindest nicht von den "betreffenden Körperteilen" (also von dem, was wir unter Notgeilheit verstehen, kann schon gar keine Rede sein), sondern eher eine Art Gruppenzwang und/oder Langeweile, da war einfach irgendein Drang da und sie hatten gleichzeitig eben keinen Überblick oder besser Durchblick, auf was sie sich einließen und keine Vorstellung von möglichen Sollbruchstellen, wie sie ihre Sexualität noch hätten erst einmal anders gestalten können, sie hatten nie etwas von einer Unterscheidung von Liebe und Verliebtheit gehört, nichts von dem Filterverfahren, die ungeeigneten "Freunde" auszusortieren (siehe unter Kybernetik) und auch nicht von Konzepten á la Gespräch 9 oder auch Gespräch 16 zwischen Beatrix und Martina - genau in diesen entscheidenden Fragen für ihr Handeln hatte es immer nur die typischen Tabus gegeben und sie gab es noch. Ihnen blieb bei ihrem "Lebendigsein" sozusagen zwanghaft eigentlich nur "dieser eine Ausweg". Da war überhaupt keine Information gewesen, die ich als angemessen und vernünftig hätte erkennen können. (Vielleicht können wir also nicht von der Verführung durch einen einzelnen reden, sondern durch die ganze Gesellschaft, inklusive der sich christlich nennenden Religion?)

Warum also dennoch dieser Bericht?

Es ist wie bei einem mathematischen Problem in de Schule: Niemand kommt auf die Idee, die ganze Mathematik zu verdammen, weil eine bestimmte Textaufgabe nicht alle möglichen Fälle berücksichtigt. Jedes Beispiel ist einfach immer einseitig und stimmt deshalb nur bedingt. Doch wenn es realistisch ist, dann kann es doch als Einstieg dienen (immer noch besser als der mit den "Bienchen und Blümchen"), von dem aus dann das Problem überhaupt aufgerollt wird. Und erfahrungsgemäß kommen gerade kleine Mädchen sowieso vom Hölzchen aufs Stöckchen, sie wollen wirklich alles wissen, wenn sie nur jemanden haben, den sie in Ordnung finden und zu dem sie Vertrauen haben. Und das, was die Kinder hier erfragen, geht in ihr Lebenskonzept ein - wichtig ist eben der rechte Zeitpunkt, der Kairos! Wer hier also gleich immer alles kritisiert, bei dem liegt die Vermutung nahe, dass der einfach nicht will, dass Kinder Mathematik oder eben sonst etwas lernen!

Und überfordert man Kinder nicht mit diesem Bericht? Ein allgemeines Missverständnis: Unschuld meint nicht Naivität!

Immer wieder wird mir vorgeworfen, ob es wirklich sinnvoll sei, die Kinder mit alldem zu konfrontieren, wo unsere ganze Welt voll von dieser Thematik sei, sie müssten doch nicht auch noch im Religionsunterricht davon hören, irgendwo müsse man sie doch einmal mit alledem in Ruhe lassen! Irgendwo müssten sie doch ihre Unschuld leben können! Was ich wolle, bedeute doch nur Stress für Kinder, und den müsse man auf alle Fälle vermeiden. Offen gesagt, ich vermisse in diesen Vorwürfen jegliche Sachlichkeit und jede Logik: Wenn in unserer Welt zu diesem Thema so vieles auf die jungen Leute einprasselt, dann sollte es doch ein Fach geben, wo in all das Ordnung gebracht wird! Denn die Ordnung ist das, was die jungen Leute brauchen, um ihre Unschuld zu leben, alles andere ist Förderung von Naivität in einer wilden Zeit, und das ist der todsichere Weg, dass die jungen Leute ihre Unschuld tatsächlich recht schnell verlieren. Diese Verwechslung von Unschuld und Naivität ist schlechthin Dekadenz! Was bei dem jetzigen verdrängenden Ansatz herauskommt, siehe etwa unter Unterrichtsmodelle (hier mit 16 - 17jährigen)! Und immerhin: Unser christlicher Glaube dürfte die einzige Religion sein (einmal abgesehen vom jüdischen Glauben), in der der junge Mensch mit seinem möglichen Wissen vom Ernst des Lebens, und dazu gehören nun einmal die Chancen und Risiken, nicht allein gelassen wird! Wir können hier sogar von so einer Art "Spieltheoretischem Gottesbeweis" reden - siehe Spieltheorie. Ich wüsste keine sonstige Religion, die einen vergleichbaren "Knüller" zu bieten hätte! Die anderen Religionen (und auch der Atheismus) sind sozusagen alle zum Tabuisieren verdammt, weil "diese Themen" ansonsten tatsächlich Stress für die jungen Menschen bedeuten, weil sie ihnen die Unbeschwertheit ihrer Kindheit verderben, weil sie ihnen keine Lösungen geben können! (Und wenn auch wir immer nur ans Tabuisieren denken, sollten wir uns einmal überlegen, wie weit wir noch Christen sind und ob wir nicht auch hier in unserer Glaubenspraxis längst in die Denkvorstellungen anderer Religionen oder gar ins Atheistische hineingerutscht sind.) Und ich meine sogar, dass eine wirklich vernünftige Kindererziehung und eine wirklich christliche Erziehung ohnehin dasselbe sind!

Allerdings gehört das alles in einen Gemeinschaftsunterricht, damit sich ein positiver Gruppeneffekt aufbauen kann!

Und überhaupt: Woran hätte man einen Stress bei den Kindern erkennen können? Dass sich die Kinder vor lauter Rührung nicht getraut hätten, etwas zu fragen? Dass sie gelacht und gealbert oder überhaupt nicht zugehört hätten? Alles dies war nicht der Fall! Im Gegenteil: Selten in meinem sonstigen Unterricht habe ich solch lebhafte Gespräche erlebt! Und sie wollten sogar noch nach dem Unterricht reden, und auch nach dem nächsten! Warum also nicht? Es war, als ob ich ein Fass aufgemacht hätte. Das war das, worüber die Kinder reden wollten - und zwar Jungen und Mädchen gleichermaßen! Ich hatte also den Kairos für die Kinder vermutlich genau "erwischt"! Der Vorteil dieses Berichts ist unter anderem auch, dass die Zusammenhänge mit nur leichten Hilfen schon von Kindern verstanden werden können, weil alles “von Anfang an” berichtet wird. Es muss den Kindern nur noch klar gemacht werden, was das Mädchen nun mit den Jungen genau “getrieben” hatte, was das ist, was Mann und Frau nun einmal miteinander "machen". Dafür sind keine großen pädagogischen Anstrengungen notwendig, keine Bilder, keine Filme, keine Ausbildung der jungen Menschen zu Hebammen und Gynäkologen, sozusagen überhaupt nicht einmal die heute übliche Sexualkunde (siehe auch Sexualerziehung), es reichen einige Worte. Und dabei sollte man sich nach den “System eins dreißig” richten (die “Macher” des Fernsehens sind auf diese Zahlen gekommen), das heißt, eine Information ist gefragt, die nicht länger als eine Minute und dreißig Sekunden dauert, also die Zeit, die ein Mensch einen neuen und für ihn interessanten Zusammenhang wahrnimmt. Doch die Worte, dass “der Junge sein Glied in die Scheide des Mädchens gesteckt hat”, müssen kommen und auch die Erklärung, dass dabei sich dann vielleicht eine seiner männlichen Zellen mit einer bereitstehenden weiblichen Zelle verbindet, woraus dann ein neuer Mensch entsteht. Viele Kinder haben da auch in unserer heutigen Zeit noch kein Wissen oder ein Halbwissen, das die Erkenntnis auch von ethischen Zusammenhängen verhindert. Und lassen Sie die Kinder nach solcher Erkenntnis erst einmal in Ruhe – sie müssen selbst damit fertig werden!

Und dann sollte den Kindern auch klar werden, dass das Mädchen in dem Moment des Geschlechtsverkehrs urplötzlich erkannt hatte, um was es dem Jungen gegangen war, und es daher auch kein Interesse hatte, mit ihm die Freundschaft fortzusetzen. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und dass die Behauptungen der zweiten Freunds, dass es “nur auf die Liebe ankomme”, schlicht und einfach gelogen waren, weil er in der für ihn neuen Situation, dass sie nämlich keine Jungfrau mehr war, gar kein wirkliches Interesse mehr an dem Mädchen hatte. Er wollte jetzt nur noch etwas von dem zurück haben in Form von Geschlechtsverkehr, was er in das Mädchen bis dahin an Einladungen usw. “investiert” hatte. Und dass er einen Arzt für die Abtreibung suchte, war nicht Fürsorge, sondern purer Eigennutz, weil er sonst zwanzig und mehr Jahre hätte Alimente zahlen müssen...

Doch ist der Bericht und die ganze Thematik überhaupt nicht zu einseitig? Gibt es nicht Wichtigeres?

Offen gesagt, ich kann diese Bedenken nicht mehr hören, sollen sie doch nur dafür dienen, gute Ausreden zu finden, sich weiter um wichtigste Anliegen zu drücken!

Vielleicht kennen Sie noch nicht den Witz, wie sich der Jesuitenobere und der Franziskanerobere unterhalten, ob man beim (Brevier-) Beten rauchen darf. Die beiden werden sich nicht einig und beschließen, bei Gelegenheit den Papst zu fragen. Nach vier Wochen treffen sie sich wieder und kommen auf das Thema. Sagt der Franziskaner: "Nein, wir dürfen nicht rauchen!" Und antwortet der Jesuit, also der, der nach landläufiger Meinung dem pfiffigeren Orden angehört: "Wir dürfen!" Da entrüstet sich natürlich der Franziskaner. Na ja, und so fragt der Jesuit, was er denn gefragt hätte: "Klar, ob wir beim Beten rauchen dürfen, und da hat der Papst `nein´ gesagt.." "Siehste", meint der Jesuit, "und ich habe gefragt, ob wir beim Rauchen beten dürfen...."

Und nicht nur in einem solchen Witz, sondern wohl überall gibt es verschiedene Ansätze. Und das gilt erst recht auch, wenn es darum geht, jungen Menschen etwas und vor allem Werte zu vermitteln. So ist der eine, den auch der Aufklärer (siehe Aufklärung) Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) im weitesten Sinn propagierte, den jungen Menschen alle möglichen Werte und Fähigkeiten beizubringen (bei J. J. R.  vor allem Naturerfahrungen) und die Sexualität ganz beiseite zu lassen, denn das würde ja nur verwirren, siehe seinen bekannten Erziehungsroman "Émile ou de l’éducation" (1762, "Emil, oder über die Erziehung"). Rousseau meinte nun, das Problem der Partnerbeziehung zu lösen, wenn man den mit den allgemeinen Werten und Fähigkeiten erzogenen jungen Leuten dann im entsprechenden Alter die zu ihnen passenden andersgeschlechtlichen jungen Leute zuführt, die ebenso erzogen wurden. Abgesehen davon, dass eine solche Erziehung einen sehr großen Aufwand erfordert (wie intensiv müssten sich die Erwachsenen um die jungen Leute kümmern und wie gut müssten sie sich jeweils in der Gefühlswelt der jungen Leute auskennen?), wollen die jungen Leute sich bei der Partnerwahl auf keinen Fall von Erwachsenen bevormunden lassen, sondern in Freiheit "wählen".  Entsprechend funktionierte dieser Ansatz bei J.J.R. auch überhaupt nicht, er ließ seine fünf Kinder in einem Waisenhaus aufziehen. Dieser Weg dürfte also kaum eine echte Lösung sein, siehe auch arrangierte Ehen. Der andere Weg ist der, der hier in Analogie zur Geschichte vom Pferdeflüsterer verfolgt wird ("der Mensch ist von Natur aus gut, man muss aber mit ihm entsprechend umgehen!"): Junge Menschen erhalten frühzeitig (siehe Kairos) und in einer Gemeinschaft (siehe Gruppeneffekt) ausgehend von dem Bericht von der Abtreibung und von den Gesprächen 2 und 35 einen Überblick, wie die innigsten menschlichen Beziehungen missbraucht werden können, und auch Strategien, wie sie dies auch verhindern können (gerade Mädchen suchen durchaus solche Überblicke!), und die Erzieher können ihnen von daher die Werte, auf die es ankommt - und die ja auch in anderen Bereichen gelten - plausibel machen. Und weil die jungen Leute gerade sich in der Liebe nicht vertun wollen, werden sie unwahrscheinlich motiviert, sich selbst zu verändern, sie suchen geradezu Werte und auch Menschen mit Werten. Es ist etwa so, wie wenn man ein Haus baut: Entweder man baut Zimmer für Zimmer ohne Gesamtkonzept, wie man es gerade braucht und pfuscht sogar hier und da, weil man manches einfach nicht für wichtig hält, oder man hat ein Gesamtkonzept, das fasziniert, und baut von diesem Konzept her und macht vor allem das, worauf es ankommt, ganz genau. Andererseits kann man vieles gelassener sehen, dem man bei fehlendem Überblick oder auch Durchblick größte Bedeutung beigemessen hätte. Man kann sozusagen überflüssige und sinnlose Ängste abbauen und sinnvolle Furcht entwickeln. Das "Ergebnis" kann daher viel eher ein selbstständiger, wirklich emanzipierter, selbstbewusster, offener und gleichzeitig moralischer (auch im strengen christlichen Sinn!) Mensch ohne Arroganz und Spießigkeit sein. Daher wird hier auch Kindererziehung und Erziehung zu einem emanzipierten Umgang mit der Sexualität weitgehend gleichgesetzt. Und die Erwachsenen können sich die typischen Moralpredigten schenken, die sowieso nichts helfen und die Beziehungen zu den jungen Menschen unnötig belasten, sondern mit den jungen Menschen durchgängig vernünftig reden.

(Anmerkung zu Jean-Jacques Rousseau: Wenn er auch in der Praxis mit seinen Vorstellungen von der Erziehung gescheitert ist, so ist es doch sein Verdienst, die Problematik von Erziehungskonzepten gesehen und schon einmal ein Modell entwickelt zu haben. Und obwohl sein Modell nicht oder zumindest nicht sonderlich gut funktionierte, haben wir es im großen und ganzen bis heute übernommen. Es ist nun wirklich Zeit, das zu überdenken!)  

Allerdings: Auch ich bin der Auffassung:, dass mit diesem Bericht und dem Gespräch darüber die Kinder erst einmal genug haben, zumindest falls sie nicht von sich aus darauf zurückkommen. Und vielleicht sollten wir sie abgesehen von der Problematik des "über-ich-gesteuerten Gewissens"  auch überhaupt mit Religion in Ruhe lassen: Zu viel verdirbt möglicherweise mehr als dass es hilft! Es kommt darauf an, dass die wichtigsten Dinge des Lebens, und das sind die, die mit dem Sinn des Lebens zusammenhängen, klargestellt werden, in den anderen Dingen wissen sich die Menschen und im allgemeinen auch die jungen Menschen, schon selbst zu helfen. Nicht die Masse bringt´s sondern die Klasse! Und gewiss ist auch nicht die Menge an Religionsunterricht ist entscheidend, sondern die Qualität!

Und da ist die Schwierigkeit natürlich, immer jemanden zu finden, der mit den Kindern vernünftig reden kann, der für Kinder und Eltern auch glaubwürdig ist. Vor allem sollte der Betreffende das in seinem Leben schon einmal selbst praktizieren, was er da den Kindern erzählt. Es kann nicht jemand von unsinnigen Ängsten erzählen, wenn er selbst mitten drin steckt. Kinder merken diese Unstimmigkeit sehr schnell und reagieren, indem sie Witze machen oder lachen.

Ja, und dann muss der Unterrichtende auch damit rechnen, dass die Kinder so von seinen Ideen begeistert sind, dass sie geradezu versessen drauf sind, “das Harmlose”, also das was keinen Schaden bringt, <mit ihm> auch zu machen, also einmal “nackt zu baden”. Ein solches Ansinnen der Kinder kann nur als ganz große Ehre aufgefasst werden – und man sollte die Kinder nicht enttäuschen. Zumindest muss man den Kindern ja erzählen, in welchen Dilemma man sich dabei befindet, und sie werden die objektiven und subjektiven Schwierigkeiten verstehen, die man selbst hat. Vielleicht kann man mit ihnen auch beratschlagen, wie man diese überwindet, vielleicht können sie selbst, wenn sie einmal späten Kinder erziehen, alles anders machen. Erfahrungsgemäß merken auch die Eltern der Kinder sehr schnell, ob alles “in Ordnung” ist und unterstützen daher so ein Vorhaben. (Hier muss ich gestehen, dass ich eine Gruppe von  Frankfurter Kindern <vor allem Mädchen> einmal sehr enttäuscht habe – ich war einfach noch nicht so weit... Siehe mein Reisebericht „Mit Frankfurter Kindern im Bayrischen Wald...“ Wenn Ideen wirklich gut sind, dann kann es eben kommen, dass man von der Wirklichkeit geradezu überrollt wird!)

Wirkliche Kindererziehung ist auch christliche Katechese!

Ich meine, in dem Konzept basisreligion an anderer Stelle genügend dargelegt zu haben, dass Sinn des christlichen Glaubens vor allem für junge Menschen nicht sein kann, irgendwelche toten Dogmen zu glauben oder sich auf die Vergebung der Sünden einzustimmen, um einmal in einem Leben nach dem Tod im Himmel zu sein. Wirklich christlich ist der, der die Zehn Gebote so verinnerlicht hat, dass er sich auch gern daran hält, selbst wenn es bisweilen schwer fällt, damit das Reich Gottes hier und jetzt wird. Und junge Menschen dazu zu bringen, das ist wirkliche Katechese! Alles andere ist pure Dekadenz!

Nach meinen Erfahrungen machen die Kinder jedenfalls begeistert mit und tragen die Ideen auch weiter. Das könnte ein Beweis sein, dass das Konzept eines wirklichen Christentums ihrer Natur entspricht und daher durchaus auch Chancen auf die Verwirklichung im Leben hat. Warum also zögern wir?

Und es ist ja nicht nur so, dass es nur das gibt! Wenn die jungen Menschen erst einmal hier einen anderen Hintergrund haben und eine ihnen nichts helfende Angst durch eine sinnvolle und nützliche Furcht ersetzen können, dann überträgt sich das auch auf andere Lebensbereiche: Und die Weichen für eine wirkliche Emanzipation und eine wirkliche Freiheit sind gestellt!

Und die Konsequenzen für die Praxis heute? Siehe unter Stichwort "Kindergarten" den Essay "Das Rätsel der heiligen Drei Könige und der `Nacktkindergartenskandal´ von Duisburg".

Zur Frage, ob wir bei einer Änderung nicht unzulässige "Experimente mit Menschen" machen, sehen Sie bitte in das Stichwort "Versuchskaninchen".

Falls Sie von der Titelseite kommen und wieder zurück wollen: Klicken Sie auf ZURÜCK! Die Kurzfassung des Konzepts basisreligion finden Sie HIER!

Schriftwechsel über die Einbeziehung der Eltern (November 2006):

Lieber Cyberspacereligionslehrer!

nun habe ich schon so Manches auf ihrer Website gelesen. Ein bisschen habe ich ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kennen lernen dürfen. Und jetzt möchte ich Ihnen sagen, was ich vermisse.

a) die Auseinandersetzung über Beziehungen zwischen Erwachsenen, die ihr Leben auf ihre Kinder projizieren.
b) die Rollenverteilung innerhalb einer Familie, die zwangsläufig aus der Unfähigkeit und Unzulänglichkeit der Eltern entsteht und
c) die religiösen, kirchlichen Verordnungen sowie die gesellschaftlich unterentwickelten Ursachen und Folgen, die a) und b) erst ermöglichten.

Ich gebe Ihnen folgendes Beispiel:

Als sich meine Eltern kennen lernten, waren sie jung und unerfahren (für die damalige Zeit wohl eher erwachsen). Sie war streng katholisch, er aus der protestantischen oder sagen wir atheistischen DDR. Während er als Flüchtling versuchte, ein Standbein in der BRD zu finden machte mein Mutter ihre Lehre als Verwaltungsangestellte. Sie lernten sich kennen, verliebten sich und wurden ein Paar und damals war der Sex vor der Ehe streng verboten. Weiß Gott, warum sie eigentlich geheiratet haben, aus Liebe oder weil sie den Sex kennen lernen wollten. Was damals siegte, werden wir nicht erfahren. Jedenfalls wurde geheiratet und das erste Kind gebastelt - mein Bruder-. Ich kann mir heute sehr gut vorstellen, wie die damals das erste Kind gebastelt haben. jedenfalls nicht auf Pornoebene aber auch nicht auf der Ebene einer offenen Sexualität. Ich überspringe jetzt die Euphorie des ersten Kindes.

Mein Dad wollte noch ein Kind. Meine Mutter? Jedenfalls wollte sie erst ihre ersehnte Schlafzimmereinrichtung, die sie auch bekam. Tja und dann war ich dran. Pflichtprogramm.

Das ist die Basis meiner Eltern und sie haben es nicht geschafft, nur ein einziges Mal auf die Basis zu blicken. Genau aus dieser Basis ist ein Terror geworden. Das Ergebnis ist ganz einfach:

Ich kann gerne die Geschichte weiter erzählen, aber hier mache ich ein STOP.

Als Pädagoge kann ich versuchen, Einfluss auf Kinder und Jugendliche zu nehmen, was ich nicht ändern kann, dass ist ihr Herkunft. Genau dahin fällt das Kind/Jugendlicher zurück und genau dort endet deine Website.
Genau dort, wo der Irrsinn anfängt.

Ich wünsche mir, dass Du beginnst, die Großen miteinzubeziehen..

Lieben Gruß
Dora
 

Und die Antwort von basisreligion:

Wir befinden uns leider in diesem Denkgebäude oder besser im Gefängnis dieser Freudschen Kinderbeurteilung, beziehungsweise Du befindest Dich darin: Wenn das Elternhaus nichts war, dann kann aus dem Kind auch nichts werden... Dazu kann ich nur sagen: So ein Schwachsinn!

Natürlich wird der junge Mensch mit einem Hintergrund wie Deinem immer irgendwelche Haken und Ösen haben, doch wer hat die nicht und die Frage ist, ob die sich wirklich so schlimm auswirken! Denn was ist, wenn der junge Mensch von woandersher lernt, diesen seinen familiären Hintergrund zu hinterfragen und zu überwinden? Natürlich geht das, das Woandersher muss allerdings kommen, also jemand muss sich verantwortlich sehen, indem er ihm ein Konzept vorlegt, was ihn überzeugt, ich denke hier also an die Gespräche 1 bis 4 im Buch www.basisreligion.de und eine Lösung und eine neue Gemeinschaft! Du hast Recht, dass die Kirche hier ihre neue Rolle hätte, aber vergessen wir doch die Eltern, fangen wir bei den Kindern an, geben wir denen ein neues Konzept! Die Eltern ändern wir sowieso nie, außerdem bringt das denen doch nichts mehr!

Liebe Dora, ich sehe, wir drehen uns hier im Kreis - und Dein Problem ist ganz offensichtlich, dass Du nicht Deine Rolle sehen und begreifen willst und kannst, dass Du auch etwas ändern kannst. Statt bei Deiner Nichte anzufangen, trödelst Du auf der Parisfahrt mit ihren Problemchen mit ihrem Vater herum und lässt alle Gelegenheiten, die sich bieten, nutzlos verstreichen... Also bleibt sie auf die Basis ihres Vaters angewiesen - und fängt aller Wahrscheinlichkeit wieder dieselbe Sch... an.

Du weißt von meiner Fahrt ins Baltikum mit dieser 18jährigen Schülerin mit ziemlich verkorkstem Elternhaus. Also, ich finde sie toll, bei der wäre mir das Elternhaus völlig gleichgültig, denn sie ist ja dabei, es zu überwinden, bzw. hat es schon überwunden. Einmal locker nackt am Strand, einmal eine Fahrt mit einem Mann - und nichts mehr passiert dabei - uns so hat sie hier also eine innere Autorität bekommen, die ihr niemand mehr wegnehmen kann und die in ihr ganz automatisch weiterarbeitet! Schade, dass ich schon so alt bin, also die könnte ich mir als Frau vorstellen - falls sie überhaupt will...

Tschüs

Michael

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)