Unter
RISIKO verstehen wir die Aussicht, daß in einer
bestimmten Angelegenheit etwas Nachteiliges und oft genug
Nichtwiedergutzumachendes eintreten kann.
Das
Problem ist das „unbekannte Risiko“ - und das wird am liebsten
verdrängt, man schaltet auf Abwehr. Aus meiner Erfahrung als Lehrer
weiß ich aber, dass so manches unbekannte Risiko und gerade das, um
das es hier in dieser Website geht, mit derselben Sicherheit kommt
wie das Amen in der Kirche. Und so bettle ich schon fast darum:
"Bereitet Euch und Eure Kinder auf das Risiko vor - und wenn Ihr
jetzt etwas wirklich Sachdienliches unternehmt, dann bekommt Ihr es auch
später vollkommen in den Griff!" Doch damit mache ich mich
allenfalls unbeliebt oder gelte als psychisch nicht ganz bei
Trost...usw.... Essen Sie Salat! (Sebastian Turner in der WELT vom 9. 6. 2011) Welcher Aufwand ist für ein Leben gerechtfertigt? Natürlich jeder. Deswegen legen wir Sprossenkulturen und Atomkraftwerke still. Wir schaffen aber nicht den Straßenverkehr und den Alkoholausschank ab, obwohl beides für sich und erst recht zusammen jeden Tag Leben kostet, mutmaßlich mehr als Salate und Kraftwerke. Hinter unserem widersprüchlichen Verhalten steckt das Unvermögen, Risiken richtig zu erkennen, zu bewerten und daraus Konsequenzen zu ziehen. Das etablierte Risiko nehmen wir hin, das unerwartete nicht. Nicht das wirkliche Risiko ist für uns entscheidend, sondern unsere Gewöhnung daran. Wir sind nicht Sicherheitsfanatiker oder Spielernaturen - wir sind beides, abhängig davon, wie gewöhnlich uns ein Risiko erscheint. In der Wirtschaft begegnet uns dieses Paradox besonders häufig. Unternehmenslenker, die bedacht und sachlich erscheinen, stellen sich wenig später als glücklose Zocker heraus, weil sie Risiken nicht erkannt oder falsch eingeschätzt haben. Vergibt eine Bank einen Kredit, oder tut sie es lieber nicht? An einen griechischen Wirt oder den griechischen Staat? Sollte man für einen oder beide oder keinen bürgen? Setzt man besser auf Hybridmotoren, Brennstoffzellen oder Batterietechnik? Hinterher weiß man es besser. Aber entschieden werden muss es vorher. Noch größere Dimensionen nimmt die nicht erkennbare Grenze zwischen Ratio und Roulette in der Politik ein. Schafft der Euro ein einigeres Europa oder provoziert er mehr Konflikte als zuvor?
Medien
(und damit auch Kolumnen) nehmen sich das Recht, es hinterher vorher
gewusst zu haben. Schaut man auf ihre eigene Fähigkeit, die sie
umgebenden Risiken (also auch Chancen) von Internet, Alterung,
Bildungsschub und Migration zu erkennen und zu nutzen, dann wächst
das Zutrauen in das Vorher-Urteilsvermögen von Medien nicht
zwangsläufig. Das Beispiel der Medien zeigt auch, dass
Risikovermeidung besonders riskant sein kann. Wenn wir Risiken
einschätzen, sollten wir versuchen, sie anders zu bewerten: Kommen
sie uns vertraut vor - dann ist die Gefahr groß, dass wir sie
unterschätzen. Wir meinen, wir hätten alles im Griff, und
vergreifen uns dabei. Dafür neigen wir dazu, unbekannte Risiken zu
überschätzen. Wir sollten ihnen mehr Wohlwollen entgegenbringen.
Machen Sie ein gewagtes Experiment: Essen Sie einen Salat, und lassen
Sie das Auto stehen.
Es gehört zur Strategie jeglicher Manipulation, daß möglichen Opfern die Ambivalenz, also das Nachteilige und Nichtwiedergutzumachende einer Handlung, verschleiert bleibt oder zumindest in einem suchtartigen Drang nach Rauscherfahrungen, die von eigenerzeugten Hormonen ausgelöst werden, bis hin zu Grenzerfahrungen nicht zum Bewußtsein kommt, selbst wenn die Nachteile eigentlich noch so offensichtlich sind. Denn wer nur die brisanten und die angenehmen Seiten einer Sache sieht, die unangenehmen nicht wahrhaben kann oder auch nicht will und keine Wege weiß, zu akzeptablen Rauscherfahrungen zu gelangen, der wird sich schließlich auch leichter manipulieren lassen. Damit gehört das Verschweigen von Risiken oder deren geschicktes Herunterspielen zu den wichtigsten Strategien, Menschen zu gedankenlosem Handeln zu bewegen und damit letztlich Herrschaftsstrukturen zu erhalten. Gerade wenn es um die Sexualität geht, wird das Nachdenken über Risiken durch alle möglichen Tabus immer noch ganz entscheidend beeinträchtigt. Und das geschieht auch heute immer noch, denken wir an die Begründungen, mit denen Kindern die Informationen über die wichtigen Dinge des Lebens verweigert werden. Dabei könnte gerade schon für sehr junge Menschen das Nachdenken über Risiken hier durchaus zur Einsicht in wirkliche christliche Lebenseinstellung führen (aber um die geht es in den Gesellschaften mit erhärteten Strukturen ja gar nicht wirklich!). Mit dem Risiko richtig umzugehen, heißt im Bereich der Sexualität wie auch sonst, den schlimmsten möglichen Fall einzukalkulieren und seine Handlungen danach einzurichten. Zu den Fragen, die man sich dabei vor allem vor den ersten vollendeten Tatsachen stellen sollte - und zwar als Junge wie als Mädchen gleichermaßen - gehören also nicht nur die Fragen nach ungewollter Schwangerschaft und nach der Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten sondern vor allem: - Was ist, wenn ich Gefallen an der Sache finde und der Partner sich später nicht als Gefährte, sondern als Macho oder sonstwie als Ausnutzer entpuppt? - Was ist, wenn ich Gefallen finde und unter Wiederhoungszwang stehe und er (oder sie) nichts mehr von mir wissen will und mich sitzen läßt? - Was ist, wenn ich (oder der Partner) keinen Orgasmus und auch sonst keinen Spaß empfinde, ich mich (oder der Partner sich) jedoch moralisch gebunden fühle? Was ich nie wollte, tritt jetzt ein, daß ich mit dem Problem der Untreue konfrontiert bin - entweder der andere oder ich! - Was ist, wenn mich die Sexualität mit dem betreffenden Partner anwidert? - Wie soll ich dem "nächsten" erklären, daß er meine große Liebe ist, wenn ich eingestehen muß, daß ich mich da schon einmal mit einem anderen vertan habe und nicht auf ihn gewartet habe? - Was ist, wenn man über mich mit Schadenfreude lacht, weil auch ich reingefallen bin (siehe Reinfallen) und sich damit all meine Selbstsicherheit als leere Eingebildetheit entpuppt? - Was ist, wenn mir dann jeder, der über eine sichere Menschenkenntnis verfügt, an meinem Verhalten anmerken kann, daß meine ganze Moral nur leeres Getue ist (siehe Schuld-Scham), weil jetzt auch ich meine Leichen im Keller habe? - Was soll ich antworten, wenn mir Sklavenmoral vorgeworfen wird, weil ich nicht mit wichtigen Handlungen warten kann, bis sie in ein vernünftiges Lebenskonzept passen? - Was ist, wenn ich es mir hinterher anders überlege, wenn ich etwa über Jungfräulichkeit andere und bessere Informationen bekomme? - Wie soll ich - vor allem als Mädchen - jemandem, den ich liebe und behalten will, meine Verweigerung zum Geschlechtsverkehr erklären, weil ich Furcht habe, daß es mir danach wie mit den anderen vor ihm ergeht, die nämlich dann auf einmal keine Lust zu weiterer Bindung mehr hatten? Es lohnt sich, über all diese Risiken nachzudenken! Wer allerdings wiederum gar keine Risiken einzugehen bereit ist, kann sich nun auch wieder begraben lassen! Es kommt nur darauf an, welche! Immer muß bei vernünftigen Risiken die Frage im Vordergrund stehen: "Was kann im Rahmen der Wahrscheinlichkeitsrechnung schlimmstenfalls passieren?" - Was kann also passieren mit Menschen, die gute Kameraden sein möchten, die begeisterungsfähig sind für das, was auch mich begeistert, die offensichtlich - so wie ich - jede Sklavenmoral verabscheuen und mit denen ich darüber auch reden kann ohne Ängste zu verspüren? Kann ich nicht doch das Risiko eingehen, mich in einen solchen Menschen zu verlieben? - Was kann außerdem passieren, wenn ich einmal mein Herz über die Hürde werfe und damit anfange, meine Ängste in Bezug auf die Sexualität loszuwerden, wo es harmlos ist, also bei einem Saunabesuch oder beim Mitmachen auf einem Nacktstrand? Das einzige, was passieren kann, ist ein Sonnenbrand! Hilfreich beim Auswählen von Risiken ist in jedem Fall eine Orientierung an den Zehn Geboten (das sind "Regeln der Ewigkeit"!) und die Berücksichtigung von natürlichen Mechanismen. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |