WAHRSCHEINLICHKEITSRECHNUNG (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die WAHRSCHEINLICHKEITSRECHNUNG ist eine Disziplin der Mathematik, bei der es darum geht, die Chance zu berechnen, dass eiin Ereignis eintritt, eingetreten ist oder eintreten wird. Ich denke, wir dürfen also zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte unterscheiden:
 
1. eine Suche nach der Wahrheit, was war oder was ist, hier handelt sich um etwas, was wirklich geschehen ist - Spekulationen gibt es allenfalls, warum etwas geschehen ist
2. eine Suche nach Zuständen in der Zukunft, hier handelt es sich nicht nur darüber, warum etwas geschehen ist, sondern auch um Spekulationen, ob etwas überhaupt geschieht - und vor allem, inwieweit man eine Entwicklung - vor allem zu einem bestimmten Ziel - beeinflussen kann.

Beispiele für Punkt 1 sind etwa:

a) gibt es noch außerirdisches Leben
b) hat Jesus wirklich gelebt und wofür hat er sich engagiert?

Siehe hierzu unter dem Link "außerirdisches Leben"!

Beispiel für 2 ist, die Chancen und die Risiken für die Zukunft abzuwägen. Eines der einfachsten Probleme dieser Disziplin da kennen wir vom Werfen einer Münze. Die Chance, daß die Seite Zahl fällt, steht etwa 1 zu 1 zu der Chance, daß die Seite Wappen fällt, vorausgesetzt, daß wir die Münze oft genug werfen. Über die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist also eine gewisse Voraussicht sogar bei Vorgängen möglich, die vom Zufall abhängig sind.

Die Chancen der Voraussicht steigern sich beträchtlich bei Vorgängen, bei denen auch noch menschliche Entscheidungen eine Rolle spielen oder die von einer zeitbedingten Atmosphäre beeinflußt sind. Deshalb spielt auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung im gesamten menschlichen Leben eine ganz große Rolle, schließlich kommen durch sie auch die Versicherungen zu ihren Beitragssätzen, damit sie die Leistungen, die irgendwann nach aller Wahrscheinlichkeit nach auf sie zukommen, auch bezahlen können.

Wie sehr die Wahrscheinlichkeitsrechnung auch auf persönlichste menschliche Situationen übertragbar ist, erkennen wir daran, wenn voraussehbar ist, daß statistisch heutzutage bei uns jede zweite oder zumindest jede dritte Ehe geschieden wird. Im Klartext heißt das, daß auch wir damit rechnen müssen, daß es gar nicht so unwahrscheinlich ist, daß auch unsere eigene Ehe einmal scheitert.

Und wenn dann auch noch die Ehe der Eltern gescheitert ist, so ist eine Wiederholung des Schicksals noch wahrscheinlicher. 

Doch sollte uns diese Wahrscheinlichkeit nun nicht gleichgültig oder mutlos machen ("da kann man sowieso nichts ändern"), sondern zu Strategien anspornen, denn es gibt gewiß keinen Zwang zum Scheitern. Wir sind eben nicht wie die Münzen die von einem anonymen und grausamen Macht geworfen werden, sondern wir können selbst doch vieles ganz schön beeinflussen, wenn wir nur wissen wie. Wirklicher christlicher Glaube bietet hier brauchbare Lebenskonzepte an. Und unser Glück braucht dabei keinesfalls die Quote glücklicher anderer Menschen zu senken, denn für die Folgen aus menschlichen Entscheidungen gibt es keine von vornherein feststehenden Prozentsätze. Ja, durch eine allgemeine Bewußtseinsänderung kann auch alles ganz anders aussehen - wir können uns sogar durchaus Zeiten vorstellen, in denen es überhaupt kein Zerbrechen von Partnerschaften mehr gibt.

Zur Wahrscheinlichkeitsrechnung siehe auch den Beitrag in der WELT vom 13. September 2004 unter Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2004/09/13/331761.html:

"Würfel können sich an nichts erinnern und haben nie ein schlechtes Gewissen"

Die Wahrscheinlichkeitsrechnung kann schon verwirrend sein. Stellen Sie sich etwa einen Würfel vor, der ganz oft geworfen wird. Einerseits wird immer gesagt, dass bei vielen Versuchen im Mittel alle Zahlen etwa gleich oft vorkommen. Gleichzeitig wird aber behauptet, dass der Zufall kein Gedächtnis hat, die Chancen also bei jedem neuen Wurf genauso sind wie am Anfang. Das kann doch nicht beides gleichzeitig stimmen: Wenn man sehr oft gewürfelt hat und keine Sechs dabei war, muss sich der Würfel doch wohl ein bisschen anstrengen und verstärkt Sechsen produzieren, um die erste Forderung zu erfüllen; die Chancen für "Sechs" sollten also deutlich steigen. Diese Erwartung ist für viele selbstverständlich. Haben Sie es als Kind beim "Mensch-ärger-Dich-nicht" nicht auch so empfunden, dass die Würfelchancen sich verändern, wenn eine Sechs lange nicht vorkam? Entsprechend setzen viele beim Lotto ja auch auf die Zahlen, die in den letzten Ziehungen nicht ausgespielt wurden.

Der Widerspruch löst sich bei genauem Hinsehen auf. An der Gedächtnislosigkeit des Würfels gibt es nicht die geringsten Zweifel. Die Chancengleichheit aller Zahlen bei vielen Versuchen ist aber genau genommen kein Muss, man darf sie nur mit überwältigender Wahrscheinlichkeit erwarten. Es lässt sich berechnen, dass beim Würfeln die Chancen nahe bei 100 Prozent liegen, dass alle Zahlen in etwa gleich oft auftreten. Es ist aber - mit unglaublich kleiner Wahrscheinlichkeit - durchaus möglich, dass etwas ganz Unerwartetes passiert, dass etwa ausschließlich Dreien gewürfelt werden.... (gekürzt).

Interessant ist auch der Artikel von demselben Verfasser in der WELT vom 22. November 2004: "Es muß nicht immer alles sicher sein - manchmal genügen Wahrscheinlichkeiten" unter der Url http://www.welt.de/data/2004/11/22/363791.html.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)