EHE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

EHE ist die durch Gesetz und Sitte öffentlich anerkannte Verbindung zwischen Mann und Frau zu dauernder Gemeinschaft. Es gibt bei uns eine sogenannte Zivilehe (vor dem Standesamt) und eine sogenannte kirchliche Ehe (vor der Kirche). Nach den Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche bei uns darf die kirchliche Trauung erst nach der standesamtlichen Trauung stattfinden.

Die standesamtliche Ehe ist eigentlich "nur" ein Verwaltungsakt: Und wieso machen wir dann so eine Show daraus?

Viele Paare verzichten heutzutage auf die kirchliche Trauung überhaupt, weil sie in ihren Augen ein leerer Ritus geworden ist, und begnügen sich mit der standesamtlichen Ehe. Diese kann nun allerdings von ihrer Idee als Verwaltungsakt im Grunde alles Mögliche sein, sie kann die Erfüllung von Träumen sein, das gegenseitige Versprechen zu einer Gemeinschaft echter Gefährten, die Begründung einer Familie, sie kann aber auch einfach ein Schein sein fürs Finanzamt, damit man in einer anderen Steuerklasse eingruppiert wird, oder fürs Wohnungsamt, damit man eine günstigere Wohnung bekommt. Vielleicht geht es auch darum, daß man durch die Eheschließung einen Anteil am Vermögen des Partners erhält. Schließlich kann sie auch der Beginn einer Art Ein-Partner-Prostitution sein oder einfach die Legalisierung einer wilden Ehe, wie im Volksmund eine Ehe ohne Trauschein bisweilen heißt. Den Standesbeamten interessieren die Gründe im einzelnen nicht, er füllt - gegen eine Verwaltungsgebühr - den Trauschein aus, damit alles seine Ordnung hat! Und wenn man Glück hat (oder auch nicht) bekommt man auch noch einen würdigen Rahmen und ein paar würdige Worte dazu.

Gewiß ist nicht jede Ehe, die vor der Kirche geschlossen wird, ist auch eine christliche Ehe.

Anders ist es dagegen mit der kirchlichen Ehe oder sollte es wenigstens sein! Natürlich kann man diese sozusagen als romantische Ergänzung der standesamtlichen Ehe sehen, denn schließlich ist es nicht jedermanns Sache, in weißem Kleid oder in schwarzem Anzug vor einer Behörde zu erscheinen, um sich dort eine Bescheinigung ausstellen zu lassen. In einer Kirche mit Orgelspiel, nostalgischen Liedern und vielen Blumen macht sich das alles schon sehr viel besser! Doch wer die kirchliche Trauung nur unter solchen äußerlichen Gesichtspunkten sieht, der hat nichts davon begriffen. Denn die christliche Ehe ist ein Sakrament und steht damit von vornherein im Dienst der Einheit von Leib und Seele von uns Menschen oder sollte es wenigstens. Sie ist von ihrer Idee her einzigartiger Ausdruck der höchstmöglichen menschlichen Gemeinschaft, die es gibt, nämlich der Liebe zwischen Mann und Frau. Kennzeichen dieser Gemeinschaft ist einerseits ein wundervolles Gefährtesein oder auch eine erfüllende Partnerschaft miteinander, andererseits eine berauschende Harmonie in der Sexualität mit gegenseitigem Beschenken höchster und schönster Grenzerfahrungen. Von daher bedeutet Ehe ein Verbundensein auf Gedeih und Verderb, in Freude und in Leid und für Zeit und Ewigkeit - und das mit einem Menschen, von dessen Existenz man bis vor mehr oder weniger langer oder kurzer Zeit vor der Ehe oft genug überhaupt nichts wußte und der einem also einmal völlig fremd war.

Wir haben uns inzwischen leider daran gewöhnt, daß die Vorstellungen von der Einmaligkeit und der Unauflöslichkeit alles fromme Wünsche und Formeln sind, die in der Wirklichkeit doch keinen Bestand haben. Doch kann mit ziemlicher Bestimmtheit behauptet werden, daß solche Ehen eben keine wirklichen christlichen Ehen sind und niemals gewesen waren, selbst wenn sie in der Kirche geschlossen und besiegelt wurden. Was war denn das Besondere dieser Ehen gegenüber den nur standesamtlichen? Wenn das einzige, das auf eine kirchliche Ehe hinwies, der Segen des Priesters war, so ist das der Beweis, daß wir uns schon längst wieder im Denken von typischem Aberglauben befinden, nach dem ein Segen eine magische Kraft hat, christlich ist das alles jedenfalls nicht.

Das Konzept basisreligion mit der Idee der Phase der Ästhetik funktioniert nur, wenn die leibseelische Gemeinschaft in einer ganz besonderen Weise abgesegnet wird: mit einem Sakrament.

Natürlich gibt es auch Ehen oder eheähnliche Gemeinschaften, die glücklich sind ohne christliche Eheschließung und bei denen auch sonst alles anders gemacht wurde und wird! Schließlich ist eine solche Eheschließung ja keine Magie, dank der es einen Automatismus für Ehe und Liebe gibt, nicht im Positiven wie auch nicht im Negativen.

Doch ist gerade diese feste Regel im Konzept basisreligion unbedingt notwendig: Was wäre das Erlebnis der Phase der Ästhetik mit durchaus verschiedenen Partnern (und auch mit durchaus für eine eheliche Gemeinschaft nicht infrage kommenden, bei der man etwa einen Vater entdecken könnte  - siehe unter Gandhi-Methode), wenn am Schluß doch offen bliebe, ob es zum Geschlechtsverkehr kommt? Dann wäre doch alles nur eine Farce. Der Knüller bei basisreligion ist ja gerade die unbedingte Verläßlichkeit, daß es, was auch immer passiert, eine absolute Sicherhit gibt, daß es gerade dazu nicht kommt. Denn nur dann traut man (bzw. "frau") sich ja selbst, für Verführungen für ungewohnte Unternehmungen offen zu sein und aus sich heraus zu gehen und nackt zu sein, also man selbst zu sein mit wem auch immer, was sonst alles eben nicht geht. Und nur so können ja besorgte Eltern ihre Tochter einem Mann anvertrauen, damit sie ihren Horizont erweitert.

Es gehört eben zu jedem Spiel, daß es feste Regeln gibt, denn sonst würde letztlich alles beim alten bleiben. Das gilt also auch und gerade für ein wirklich christliches Konzept. Und Sinn ist ja auch, daß gerade durch eine aktive Enthaltsamkeit ganz neue Aspekte unseres Lebens entdeckt werden, auf die man sonst nie käme! Damit hat die Phase der Enthaltsamkeit ihren eigenen Wert und ihre eigene Kultur, es ist eben die Phase der Ästhetik! Natürlich können etwa Eltern oder sonst wer nie sagen, ob sich in einer ästhetischen Beziehung nicht doch etwas Ewiges für die jungen Leute anbahnt - doch sie wissen, davor gibt es die offizielle sakramentale Handlung, bei der auch sie dabei sind oder von der auch sie zumindest erfahren.

Das Besondere an einer christlichen Ehe ist also zunächst einmal die Weise ihrer Vorbereitung:

-          Sie ist Ergebnis eines Lebenskonzepts: Man kannte den Unterschied von Liebe und Verliebtheit, man kannte die Methoden reinzufallen und hatte so Enttäuschungen und Erfahrungen vermieden, man hatte auf Abenteuer verzichtet. Das bedeutete jedoch nicht, daß man eng und verklemmt war, so wenig wie wirklicher christlicher Glaube eng und verklemmt ist, ja man hatte sogar noch eine Verantwortlichkeit für andere gesehen (siehe Adam und Eva, Sündenfall, Enthaltsamkeit). Siehe hierzu auch die besondere Vorbereitung in der Broschüre "Die unterschiedliche Sexualität nicht konsumieren, sondern kultivieren!"

-          Auch im konkreten Fall hatte man sich strikt an eine sinnvolle Reihenfolge gehalten, um festzustellen, ob der geliebte Partner wirklich der Richtige ist. Dabei hatte man sich in Geduld geübt und keinerlei Kompromisse in wichtigen Fragen akzeptiert.

-          Und so war schließlich ein Fixpunkt erforderlich, der dann auch den Beginn der vollen geschlechtlichen Gemeinschaft setzte.

Für das spätere Gelingen sind das alles schon einmal gute Voraussetzungen, daß das, was da mit großer Begeisterung begonnen wurde, nicht doch schließlich in ätzender Langeweile oder gar in einer völligen Katastrophe endet (siehe Zerbrechen). Wahrscheinlich hängt die spätere Durchführung weitgehend von der Art der Vorbereitung ab, schließlich weiß man ja nur von daher, ob und wie man später etwa mit Gesprächen zueinander findet, wenn Probleme auftauchen.

Die Eheschließung vor einem Priester mit der Eintragung in das Kirchenbuch wurde übrigens vor etwa vierhundert Jahren vorgeschrieben, nachdem sich herausgestellt hatte, daß ohne eine solche Vorschrift schließlich niemand mehr wußte, wer mit wem eigentlich verheiratet war, weil die Gläubigen bisweilen ziemlich verantwortungslos von der davor akzeptierten Selbstspendung des Ehesakraments Gebrauch gemacht hatten. Durch das Verbot des vorehelichen Verkehrs (das leider zur Zeit in wenig überzeugender Form vertreten und daher kaum eingehalten wird), sollte auch echte Einehe erreicht werden, daß also die Eheleute nun wirklich nur mit ihrem einzigen Partner im Leben Geschlechtsverkehr haben (ausgenommen natürlich Witwer und Witwen). Und wenn nicht ein fester offizieller Fixpunkt für den Beginn der geschlechtlichen Gemeinschaft akzeptiert und befolgt wird, wird es über kurz oder lang doch wieder zu der Verhaltensunsicherheit bis hin zur Beliebigkeit kommen, unter der wir heute nur zu oft zu leiden haben. Oder haben wir gar keinen Spaß an dem Rausch der Anti-Streß-Hormone einer schönen Enthaltsamkeit?

Es ist nicht unumstritten, inwieweit Kinder zum Sinn einer Ehe - und auch zu einer christlichen - gehören. In der Bibel ist zunächst nur die Rede davon, daß Adam und Eva, also Mann und Frau, Gefährten füreinander sein sollen ("Ich will ihm eine Hilfe, eine Gefährtin, machen"), erst nach dem Sündenfall erfolgt der Auftrag zur Fortpflanzung ("Wachset und mehret euch!"). Und eigentlich sollten wir ja durch die Erlösung wieder in den Zustand vor dem Sündenfall zurückversetzt sein, Kinder sind da also nicht das Wichtigste! Gelingt nun die Gemeinschaft der Ehe, dürfte sich auch jede Frage nach der Möglichkeit einer Ehescheidung erübrigen, die ja nach dem Kirchenrecht der katholischen Kirche ohnehin nicht möglich ist. Siehe auch arrangierte Ehe.

Schlechte Ehe ist ungesund: "Eine amerikanisch-britische Studie in den `Annals of Behavioral Medicine´ belegt, daß eine schlechte Ehe ernsthaft die Gesundheit gefährden kann. Entgegen der landläufigen Annahme, daß Frauen mehr unter Beziehungsproblemen litten als Männer, stellten die Forscher fest: Männer und Frauen sind in gleicher Weise und in gleicher Intensität gesundheitlich gefährdet, wenn die Ehe zum Problem geworden ist..." Den vollständigen Beitrag in der WELT vom 19. 09. 2005 finden Sie unter der Url.:  http://www.welt.de/data/2005/09/19/777488.html

(Wörterbuch von basisreligion und basisdramaDen "Offenen Brief eines alten Religonslehrers an junge Mädchen über die weibliche Sexualität und die Bibel" (Mai 2012) gibt es auch online auf Deutsch, auf Englisch und auf Niederländisch!

Hier das entsprechende Internet-Stichwort aus medizinischer Sicht. Dabei ist zu bedenken, daß dahinter nicht unbedingt dieselbe ethische Einstellung steht wie hinter Basisreligion, zu der diese Seite gehört.

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http://www.m-ww.de/sexualitaet_fortpflanzung/lexikon/ehe_partnerschaft_familie.html