ARRANGIERTE EHE. Arrangierte Ehen sind Ehen, die in vielen Kulturen und auch bisweilen bei uns früher vor allem durch Vermittlung der jeweiligen Eltern zustande kamen. Wir können uns heute bei uns solche Ehen nicht mehr vorstellen und lehnen sie entschieden ab. Doch waren und sind sie immer so schlecht wie sie gemacht werden? Wenn wir bedenken, wie es bei unseren heutigen jungen Menschen nur zu oft zu ehelichen oder eheähnlichen Beziehungen kommt, wie sie schließlich ein Resultat von Naivität und Verliebtheit, von Verführung und Anmache, von Abenteuern und Erfahrungen, von Täuschungen und Enttäuschungen sind und was dann in den endgültigen Beziehungen alles aufgearbeitet werden muss (siehe Beziehungskisten), dann dürfen wir uns doch fragen, ob wir die so genannten arrangierten Ehen nicht zu Unrecht verurteilen. Immerhin geben sich ja im allgemeinen die Eltern sehr viel Mühe, um einen geeigneten Partner zu finden, und daher stimmen dann auch von vornherein viele Dinge, die für eine haltbare Beziehung nun einmal wichtig sind. Und das ist ja oft genau das alles, auf das junge Menschen in ihrer Suche nach Liebe und Zärtlichkeit, nach Nervenkitzel und nach Grenzerfahrungen und auch in einem so genannten Gruppenzwang, nämlich den anderen in nichts nachzustehen, nun einmal zunächst weniger achten, zumindest wenn sie ohne die dafür notwendigen Informationen aufgewachsen sind. Gab es in ihrer Erziehung jedoch diese Informationen und konnten sie daher eine ausreichende innere Emanzipation entwickeln, so dürften die sich dann ergebenden Beziehungen den arrangierten überlegen sein, vor allem fördert die selbständige Suche Intelligenz und Bewusstsein, Menschenkenntnis und Demut und bereitet auch Spannung und schließlich auch ein durchaus vertretbares Vergnügen. Wie eine unerotische Bruder-Schwester-Beziehung verhindert wird.
Problematisch ist vor allem die häufige Praxis der
arrangierten Ehe. Es ist nun einmal so, dass eine von den Eltern arrangierte
Ehe sich bisweilen so viel auch nicht unterscheidet, als wenn man einen
weiteren Bruder oder eine weitere Schwester bekommt, es kann also bei dem
jungen Paare zu etwas kommen wie zu einer
Bruder-Schwester-Beziehung. Und wie das die Natur nun einmal bei solchen
Beziehungen eingerichtet hat, gibt es hier normalerweise keine oder nur wenig
sexuelle Spannung oder zumindest nicht die Spannung, die möglich ist. Damit nun doch Spannung entsteht, darf es zwischen dem
zukünftigen Paar vor der Ehe nicht zu vertrauten Beziehungen kommen, daher ist
Trennung angesagt. Auch beruht die Spannung bei einem solchen arrangierten
Paar weniger auf anmutiger Erotik und Partnerschaft, sondern mehr auf
plumper Sexualität, man muss also sozusagen
regelrecht
scharf
vor allem auf die speziellen äußeren Geschlechtsmerkmale des anderen
gemacht werden, daher gilt bei Gesellschaften, in denen arrangierte
Ehen üblich sind, mehr oder weniger starke Verhüllung und kein
unbefangener Umgang zwischen den Geschlechtern. Und wenn die
Körperteile nun das Wichtigste bei der Beziehung Mann-Frau sind, dann
steigt natürlich gerade für Männer auch das Interesse an anderen Frauen
bis hin zu Prostituierten. Gerade das, was durch die arrangierten Ehen
verhindert werden soll, drängt sich in den Vordergrund: Die Frau
(unter diesem Stichwort sind interessante Beiträge, wie Frauen gerade
auch in anderen Kulturen gesehen werden!) wird schließlich nur noch als
Sexualwesen gesehen. Und so gibt es (nach meinen Eindrücken) in den
Kulturen mit arangierten Ehen eine viel ausgeprägtere
Prostitutionskultur als in Kulturen, wo das mit der Partnerfindung
anders läuft, siehe unter Bordell. Dieses besonders starke "Interesse" an anderen Frauen ist gewiss einer der Gründe
für die Schleiervorschriften (siehe Kopftuch) in solchen "Arrangierte-Ehen-Gesellschaften", also auch in der
islamischen (siehe Islam), arrangierte Ehen und
Frauenverhüllung gehören nun einmal zwangsläufig zusammen! Dabei wurde
allerdings recht schnell aus der Not sozusagen eine Tugend gemacht: Zunächst
kam es zur Verschleierung der Frauen gewiss vor allem deswegen, damit sie bei
denen, die das Sagen hatten, keine Begehrlichkeiten in Richtung auf
Vergewaltigung oder Verschleppung in Harems
(siehe Kamasutra) weckten - und schließlich
stellte man fest, dass die jungen Frauen auf diese Weise sich einfacher
unterdrücken ließen. Doch diese Zeiten sind ja zum Glück längst vorbei (?). Eine Lösung auf Dauer dürfte das mit den Arrangierten Ehen und der Frauenverhüllung daher in unserer heutigen Zeit nicht mehr sein, erfüllende Sexualität muss ihre power aus einer anderen Quelle schöpfen als aus der Faszination des anderen Geschlechts in Verbindung mit irgendwelchen Körperteilen! Daher muss vor einer noch so verständlichen und auch legitimen Forderung nach der sexuellen Selbstbestimmung eine entsprechende Erziehung geschehen. Ansonsten ändert sich an der Abhängigkeit der Frauen gar nichts! Ja, wodurch unterscheidet sich denn überhaupt eine partnerschaftliche Sexualität von einer Prostitutions-Sexualität, die funktioniert doch auch nur mit der Faszination von Körperteilen? Jedenfalls wird damit das Ziel der wirklichen Liebe in der Einheit von Leib und Seele wohl nie erreicht.
Im Übrigen: Da in
den Gesellschaften, in denen arrangierte Ehen üblich sind, die Spannung der Sexualität immer nur
von den Körperteilen herrührt, gibt es hier
auch seit jeher eine regelrechte Prostitutionskultur <siehe
Prostitution> bis hin zur
institutionalisierten Tempelprostitution, klar,
wenn die Körperteile der einen Frau nicht mehr so faszinierend sind, braucht
man eben eine andere! Jedenfalls nahmen mich auf meinen Reisen durch dem
Vorderen Orient mehrfach Männer, mit denen ich zu tun hatte (sei es, dass die
sich um die Reparatur meines Autos gekümmert hatten, sei es, dass ich mit
während einer langen Busreise angefreundet hatte), in der Türkei in
Bordellbezirke mit, denen man es nun wirklich ansah, dass sie zur
Kultur gehörten - nein, so etwas gibt es bei uns nun
wirklich nicht... Ich habe das unter dem Stichwort Bordell näher beschrieben. Auflehnung gegen althergebrachte Traditionen Das Problem der arrangierten Ehen ist heute vor allem: Junge Menschen pflegen sich nicht so unwidersprochen althergebrachten Traditionen zu unterwerfen. Und auch dürfte das System arrangierte Ehen nur funktionieren, solange die Mädchen brav zuhause eingeschlossen sind und überhaupt nicht mit Jungen und Männern in Kontakt kommen. Doch das ist heute nicht nur in den industrialisierten Gastgeberländern, sondern auch in den Heimatländern der Menschen, die nur arrangierte Ehen kennen, ziemlich unmöglich, Jungen und Mädchen begegnen sich nun einmal in der Schule, im Studium, in der Arbeit. Und da fehlt ihnen eben die geeignete Menschenkenntnis (die in Gesellschaften mit arrangierten Ehen auch gar nicht nötig ist, weil andere entscheiden), wie sie selbst erkennen können, wer zu ihnen passt, also die rechte Emanzipation, für eine Erziehung dazu fehlt ja auch jede Tradition. Da müssen also Verbote für die Mädchen her, die sie natürlich als brave Töchter ihrer Eltern und auch ihrer Religion (denn das ganze geschieht ja auch im Namen der Religion!) treu zu befolgen versuchen. Doch die Natur lässt sich eben schon gar nicht durch Verbote in Schach halten - und so werden die Mädchen ohne ihre ausreichende Menschenkenntnis umso anfälliger für die falschen Partner. Es braucht zwar nicht immer zu Verführungen à la Don Juan zu kommen (nicht umsonst sind die Eltern sehr oft in panischer Sorge!), doch setzen die jungen Frauen ihren Kopf schließlich wenigstens einigermaßen bei der Partnerwahl durch und es kommt zu Ehen, die im Grunde nicht weit entfernt von solchen Don-Juan-Beziehungen sind. Das mag am Anfang zwar sehr berauschend sein, doch wirkliche Partnerschaften zwischen Mann und Frau entstehen dadurch nur selten, es kommt eben auch zu keiner Partnerschafts-Sexualität, denn die wäre etwas anders! Und weil nun der uns Menschen gemäße Sinn des Lebens nicht erreicht wird, suchen sich alle Beteiligten einen Ersatzsinn: Das führt dann zu einer Stärkung der jeweiligen Religion bis hin zum Fanatismus für diese Religion. Und wenn man dann eigene Kinder hat, beginnt der Kreislauf (oder auch der Teufelskreis) von vorn. Eine andere Variante der Arrangierten Ehe sind die Verkupplungen, wenn in Gesellschaften, in denen die hohen Herren Harems haben (siehe auch Kamasutra) oder das Recht der ersten Nacht praktizieren, ihre Gespielinnen wieder los werden wollen. Da wird dann ein Höfling oder ein Minister, ein General oder ein sonstiger Beamter - oder eben auch ein Förster oder ein Melker (siehe Stichwort Recht der ersten Nacht) bestimmt, die Frau zu übernehmen. Menschenverachtend ist das alles!
Dass hier eine Chance des
christlichen Glaubens liegt, ist zur Zeit im
allgemeinen noch unvorstellbar. Siehe auch zur Problematik der
Monogamie und des
Monotheismus im Islam. Und zur Zeit Jesu gab es doch auch eigentlich nur arrangierte Ehen? Es
dürfte damals alles Weitere genauso gewesen sein, wie das hier
Geschilderte von Ländern, in denen es heute arrangierte Ehen gibt.
Siehe Prostitution zur Zeit Jesu.
Nein, das wollte man damals natürlich alles nicht wahrhaben (wir wissen
aber, dass es Prostituierte gab und dass diese auch zu den Freundinnen
Jesu gehörten) - und das wollen die Theologen heute noch nicht einmal
wahrhaben - und übergehen normalerweise dieses Thema. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)
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