JESUS UND DIE FRAUEN (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)


"JESUS UND DIE FRAUEN" 
(Das ist das eigentliche Thema dieses Stichworts!)

FRAU. In den klassischen alten wie auch noch heute aktuellen Religionen (siehe Vielgöttereien wie Hinduismus, Buddhismus) war und ist die Stellung der Frau weitgehend katastrophal, ja wir können sagen, daß alle typischen Religionen geradezu Instrumente der Männergesellschaften waren und immer noch sind, um die Frauen zu “zähmen” und den Bedürfnissen und Wünschen der Männer anzupassen – und zwar nicht nur so, daß die Frauen es gar nicht merken, wie da mit ihnen umgegangen wird, sondern daß sie es gar noch gut finden und sich gegen jegliche Änderung wehren.

Vom Biologischen steckte zunächst einmal hinter der negativen Einstellung zur Frau die alte Vorstellung von der sogenannten Homunculus-Theorie, daß nämlich allein der Mann Schöpfer des Nachwuchses ist.

Nach dieser Vorstellung werden im Geschlechtsteil des Mannes sozusagen die kompletten Nachkommen “gezeugt” und die Frau hat lediglich eine Ammen- oder Ackerfurchefunktion, oder modern ausgedrückt, sie ist ein besserer Brutkasten für den Mann, um seinen “Samen” “auszubrüten”. Von daher hat sie auch Besitztum des Mannes zu sein (und wenn ein Mann sehr reich ist, kann er eben viele Brutkästen/Besitztümer haben!). Dieser Vorstellung wurde letztlich erst mit den Forschungen des Augustinerpaters Gregor Mendel zur Genetik der Garaus gemacht.

Im Grunde ist nun die Schöpfungsgeschichte der Bibel der menschheitlich gesehen erste Ansatz, daß die Frau als Gefährtin des Mannes, daß sie als Partnerin geschaffen ist.

Der biblische Satz, der Gott in den Mund gelegt wird (gesagt hat Gott das ja wohl nie, zumindest war niemand dabei): "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe schaffen, die ihm entspricht" und dann das Bild von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes müssen unbedingt aus der Zeit der Entstehung der Bibel gesehen werden, in der die Frau lediglich als bessere Sache und auf alle Fälle nur als unvollkommener Mensch angesehen wurde, in der man nach Belieben über sie verfügte (und sich wunderte und ärgerte und sie bestrafte, wenn sie dann zickig war). Die Aussagen der Bibel über die Frau sind also ein absoluter Fortschritt in Richtung Gleichwertigkeit der Frau und Partnerschaft zwischen Mann und Frau! Und es ist doch eigentlich verständlich, dass alles Neue und Ungewohnte natürlich nur in für uns heute mythologisch anmutender Weise “unters Volk gebracht werden konnte” und daher mythologisch ausgedrückt werden mußte, weil das eben damals das Denken war. Und so wurden auch diese neuen Erkenntnisse über die Frau eben “in Mythologie gepackt”: in die Geschichten von der Schöpfung und von der Erschaffung von  Adam und Eva. (Alles andere wäre damals einfach unrealistisch gewesen und hätte von vornherein keine Chance gehabt!)

Aus verschiedenen Gründen konnten sich diese revolutionären Ansätze der Bibel jedoch nicht oder zumindest nicht auf Dauer durchsetzen, zu massiv wirkten männliche Vorstellungen nach, sowohl im Denken der “bekehrten” Menschen als auch über die Nachbarvölker, zwischen denen “das Volk der Bibel” nun einmal leben mußte.

Und wir können sagen, daß seit der Entstehung dieser ersten biblischen Geschichten im Grunde ständig ein Rückschritt stattfand, und so war zur Zeit Jesu in Israel die Situation der Frau keinen Deut besser als bei den übrigen Völkern. Wenn die Frau “geehrt” und “geachtet” wurde, dann geschah das allenfalls auf dem Papier oder sonst in großen Worten, bisweilen unter dem Zwang der Umstände, doch von einer echten Partnerschaft zwischen Mann und Frau konnte keine Rede sein.

Man kann die Lage der Frau damals natürlich mehr oder weniger kurz abhaken (siehe etwa URL http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/01gesch/nt20.htm), man kann sich das allerdings auch einmal bildlich ausmalen, um zu ermessen, was damals los war, welche Hartherzigkeit herrschte und für was sich Jesus wohl eingesetzt hatte...

 

Um überhaupt erahnen zu können, was es bedeutete, dass Jesus sich mit Frauen unterhielt, sie ernst nahm und sie auch als Jüngerinnen in seinen engeren Kreis aufnahm, ist es unerlässlich, sich einmal so richtig bewusst zu machen, wie die Situation der Frau in Israel vor 2000 Jahren aussah.

Sie war - wie auch die der Kinder - nach unserem heutigen Verständnis (und das ist gewiß auch nicht das beste) gelinde gesagt katastrophal!

Dazu hier einige Zitate aus dem Standardwerk “Umwelt des Urchristentums” Band I von Johannes Leipoldt und Walter Grundmann, 1966/1982, Berlin (S. 172ff, mehr davon finden Sie unter Zeitgeschichte):

Die Sozialstruktur in Palästina (Anm.: zur Zeit Jesu) ist vaterrechtlich bestimmt”...er ist “der verantwortliche Träger des Familienbesitzes”, die Söhne sind “Erben des Vaters”, “während die Töchter durch die Kaufsumme, die der Bewerber ihrem Vater zahlt, das väterliche Vermögen mehren”...

“Das Gesamtgefälle des jüdischen Denkens in nachalttestamentlicher Zeit zeigt...eine durchgängige Herabsetzung und Minderachtung der Frau, auch im Unterschied zu ihrer Stellung im alten Israel”....”In der Zusammenstellung `Frauen, Sklaven, Kinder´ kommt die geringe Achtung zum Ausdruck, die man der Frau entgegen bringt. Für Josephus (Anm.: römisch-jüdischer Geschichtsschreiber 37/38 – nach 100 n.Chr.) ist sie dem Manne `in allem unterlegen´. Rabbi Jud ben Elai sagt: `Drei Lobpreisungen muß man jeden Tag sprechen: Gepriesen sei, der mich nicht zum Heiden machte! Gepriesen sei, der mich nicht zur Frau machte! Gepriesen sei, der mich nicht zum Unwissenden machte! Gepriesen, der mich nicht zum Heiden machte: alle Heiden sind wie nichts vor ihm. Gepriesen, der mich nicht zur Frau machte: denn die Frau ist nicht zu Geboten verpflichtet. Gepriesen, der mich nicht zum Ungebildeten machte: denn der Ungebildete fürchtet die Sünde nicht´....Damit ist die Stellung der Frau zum Gesetz berührt. Von Rabbi Eliezer wird der Satz überliefert: `Wer seine Tochter Thora lehrt, lehrt sie Albernheit´”...

“Schon Sir. 9,9 heißt es: `Mit einer verheirateten Frau pflege nicht viel Unterhaltung und führe nicht lange Gespräche mit ihr, damit sich nicht dein Herz ablenken lasse und du mit schuldigem Blute in die Unterwelt hinabsteigest.´ Jose ben Jochanan sagt: `Rede nicht viel mit der Frau´ (Abot 1,5); `wegen eines unnötigen Gesprächs, das zwischen dem Manne und seiner Frau vorfällt, wird der Mann in der Stunde des Todes zur Rede gestellt.´ Das alles enthüllt: Die Frau wird wesentlich als Geschlechtswesen gesehen, die auf den Mann verführerisch wirkt....In gesetzesstrengen Kreisen werden Frauen und Töchter in die Frauengemächer eingeschlossen und dürfen sich nur verschleiert in der Öffentlichkeit zeigen. Von den heranwachsenden Töchtern heißt es bei Sirach (42,9ff): `Eine Tochter ist für den Vater ein Schatz (Anm.: aber wohl nicht im ideellen Sinne – s.o.), der ihm Unruhe macht, und die Sorge um sie stört ihm den Schlaf....Wo sie weilt, sei kein Fenster, und wo sie übernachtet, kein Zugang ringsherum. Vor keinem Manne lasse sie sich sehen, und unter Frauen soll sie nicht vertraulich verkehren´...

Die Erwerbung (Anm.: der Frau) steht in Parallele zur Erwerb eines Sklaven: `Die Frau wird erworben durch Geld, Urkunde und Beischlaf... der heidnische Sklave wird erworben durch Geld, Urkunde und Besitzergreifung (d.h. durch den ersten Dienst, den er seinem Herrn tut)´....Die junge Frau geht aus dem Besitz des Vaters in den des Mannes über... Läßt sich die Braut (Anm.: also vor der Hochzeit, nach der rechtsgültigen Verlobung) mit einem anderen Manne ein, gilt sie als Ehebrecherin, die mit Steinigung bestraft werden kann, während die verheiratete Frau durch Erdrosseln bestraft wird. Da in beiden Fällen zwei Zeugen den Ehebruch bezeugen müssen, ist allerdings die Todesstrafe verhältnismäßig selten vollstreckbar. (Anm.: Vermutlich also geschah die nur, wenn von Seiten der Zeugen ein falsches Spiel getrieben wurde, siehe Jesus und die Sünderin.)...

Es gibt kaum Zeugnisse, aus denen erkennbar ist, dass zwischen Mann und Frau eine Gemeinschaft des Verstehens und Lebens besteht...(Anmerkung: dass es also so etwas wie Partnerschaft gab).

Da nur der Mann, nicht aber die Frau die Ehe scheiden konnte, war sie der Willkür des Mannes ausgeliefert.

Die väterliche Gewalt über die Töchter ist unumschränkt. Sie werden vom Vater verlobt, möglichst bis zum Alter von zwölfeinhalb Jahren, weil es bis dahin ohne ihre Zustimmung geschehen kann, während die volljährige Tochter – über zwölfeinhalb Jahre – zu ihrer Verlobung die Einwilligung geben muß; jedoch auch das Kaufgeld für die Volljährige gehört dem Vater. (Anmerkung: Wir können also davon ausgehen, dass es zur Zeit Jesu nur arrangierte Ehen gab - mit allen Vor- und Nachteilen, die nun einmal mit diesen Ehen verbunden sind.)

An dieser Stelle entsteht die Frage, wie sich junge Menschen haben kennen lernen können, wenn das heranwachsende Mädchen weitgehend von der Öffentlichkeit ausgeschlossen ist. Viele Ehen sind in der Tat geschlossen worden, ohne dass sich die Ehepartner vorher kannten...

Auf diesem Hintergrunde der Stellung der Frau, der ehelichen Verhältnisse und der Schätzung des Kindes wird deutlich, was es bedeutet, dass Jesus Frauen in seine Gemeinschaft zieht und sie in seiner Lehre unterweist und zu vollen Personen von Gott macht, dass er die Einehe aus Gottes Willen als unauflöslich begründet und sie vor der Willkür des Mannes schützt und dass er in seinem Wissen um die kindliche Eigenart Kindern das Königtum Gottes zuspricht und Erwachsene zum Kindsein vor Gott ruft. Erst Jesu Handeln an der Frau und sein Umgang mit ihr gibt ihr innerhalb des jüdischen Bereiches ihren vollen persönlichen und religiösen Wert...".

Das komplette Kapitel "Familie und Ehe" finden Sie HIER.

Inzwischen (2020) bin ich drauf gekommen, dass die Einstellung gegenüber Frauen zur Zeit Jesu nicht nur von Verachtung geprägt war, sondern dass manche Männer - und leider saßen diese Männer auch noch in Schlüsselstellungen - sogar ausgesprochen böswillig und regelrecht kriminell waren. Siehe "Der Kriminalfall Jesus" und ein passendes Interview dazu. Und hier hat sich Jesus engagiert - für die Frauen!

 

Sehr schön wird dieser Einsatz Jesu in dem Bild "Jesus mit Maria und Martha" - nach Lukas 10, 38ff - vom niederländischen Maler Abraham Janssens, genannt J. von Nuyssem (1575-1632) dargestellt, das in einem Seitengang der St. Pauluskirche in Antwerpen hängt.

 

  Jesus mit Maria und Martha. Ich möchte natürlich gern wissen, über was sich Jesus mit Maria unterhalten hat. Wir wissen es nicht, doch es liegt nahe, dass es um das Problem der Frauen in der damaligen jüdischen Machogesellschaft ging, siehe das Kapitel "Familie und Ehe" bei Walter Grundmann.

Es ist die Geschichte, wo Jesus bei zwei Schwestern zu Gast ist, sich mit der einen von ihnen, Maria, unterhält und die andere, Martha, sich bei Jesus beschwert, daß er Maria doch bitte sagen solle, nicht so faul herumzusitzen und ihr bei der Küchenarbeit zu helfen. Und Jesus entgegnet darauf, daß die Küchenarbeit doch nicht so wichtig sei, wichtiger sei das Gespräch mit ihm (alles freie Übertragung!). Der Maler läßt dabei Maria in einem goldfarbenen Kleid in der Sonne sitzen, während Martha in einem dunklen Kleid im Schatten einer "kaputten" Kirche steht. Jesus weist dabei mit der einen Hand auf einen französischen Garten, der in dieser Zeit eigentlich nur als Symbol für Vernunft und Ordnung verstanden werden kann, wofür Jesus steht. Vermutlich hat der Maler in dieses Bild etwas hineingelegt, das auch zu seiner Zeit ein Problem war, nämlich die absolute Zweitranigkeit der Frau und allerdings auch, daß es Bemühungen gab, das zu ändern. So hatte etwa fünfzig Jahre vor der Entstehung dieses Bildes im ostpreußischen Braunsberg die 20jährige Bürgertochter Regina Protmann einen Orden gegründet, der sich das Ziel der Mädchenbildung gesetzt hatte, etwas bis dahin Unvorstellbares, Mädchen und Frauen der unteren Schichten galten einfach - auch von der Kirche aus - als nicht bildungsfähig. Und dennoch kommt es zu einer Änderung dieser Vorstellung durch Menschen in der Kirche - in der Erinnerung an den wirklichen Jesus!

Und wenn Jesus Frauen so hoch geschätzt hat, warum konnen sie dann nicht Priesterinnen werden, als sich die Kirche bildete? Der Grund ist vermutlich der, dass man sich in der damaligen Zeit Priesterinnen nur im Zusammenhang mit kultischer Prostitution vorstellen konnte - und davon wollte "man" die Kirche doch frei halten. Nicht zuletzt hätte das ja auch völlig der Intention der jungen Kirche widersprochen.

 

Und dieselbe Problematik gibt es noch heute, man muß nur richtig hinschauen: Frauen in Afghanistan.

Was die Zweitrangigkeit der Frau zur Zeit Jesu und auch zur Zeit des Malers Abraham Janssens bedeutet,  sei hier einmal aus einem “e-Mail-Kettenbrief” zitiert, wie Frauen zur Zeit (im Jahr 2000) in Afghanistan behandelt werden (der Inhalt ist zur Zeit so bekannt, dass der Herkunft des Briefs wohl nicht weiter erklärt werden muss: „Allgemeinwissen“!). Auf alle Fälle dürfte die Einstellung und die Behandlung genau dieselbe zu sein wie damals in Israel zur Zeit Jesu....

"Madhu, die Regierung von Afghanistan, hat einen Krieg gegen Frauen erklärt:
Seitdem die Taliban in 1996 an die Macht kamen, müssen Frauen den Burqua tragen und wurden öffentlich geschlagen und gesteinigt, weil sie nicht die vorgeschriebene Kleidung trugen, auch wenn sie nur die Augen nicht vorschriftsgemäß verdeckt hatten. Eine Frau wurde zu Tode gesteinigt, weil sie versucht hatte, das Land mit einem Mann zu verlassen, der nicht mit ihr verwandt war. Frauen dürfen nicht arbeiten und nicht ohne einen männlichen Verwandten in der Öffentlichkeit erscheinen. Dozentinnen, Übersetzerinnen, Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, Künstlerinnen, Schriftstellerinnen waren gezwungen, ihre Arbeit aufzugeben und mussten so stets zuhause bleiben. Wohnungen, in denen Frauen leben, müssen undurchsichtige Fenster haben, so dass sie von außerhalb nicht gesehen werden können. Frauen müssen geräuschlose Schuhe tragen, so dass sie nicht gehört werden. Die Frauen leben in einer ständigen Angst um ihr Leben, dass sie wegen jeder kleinen Missachtung der Gesetze verlieren könnten. Frauen, die keine männlichen Verwandten haben, müssen betteln oder verhungern, weil sie nicht arbeiten dürfen. Die Depression hat die Notgrenze erreicht. In einer solchen Gesellschaft gibt es keine Möglichkeit, die tatsächliche Selbstmordrate festzustellen. Ausländer, die im Land arbeiten, schätzen, dass der prozentuale Anteil von Frauen, die sich das Leben nehmen, stark angestiegen ist. Frauen finden keinen Ausweg aus ihrer Depression und suchen den Freitod, um nicht unter solchen Bedingungen weiterleben zu müssen. Frauen bekommen kaum medizinische und ärztliche Betreuung. In einem der wenigen Krankenhäuser für Frauen hat ein Journalist auf den Betten Körper von Patientinnen gesehen, die fast leblos dalagen, ohne Kraft, weder zum Essen noch zum Reden. Andere Frauen saßen weinend in einer Ecke, und waren nahe daran, wahnsinnig zu werden.
Der Ausdruck "Verletzung der Menschenrechte" reicht nicht mehr aus, diese schreckliche Realität zu beschreiben. Männer haben uneingeschränktes Recht über die weiblichen Familienmitglieder. Bis zum Jahr 1996 war es den Frauen immerhin möglich, relativ frei zu sein. Sie konnten z. B. arbeiten und allein in der Öffentlichkeit erscheinen. Die Geschwindigkeit der Veränderung ist der Hauptgrund für Depression und Selbstmorde. Frauen, die an selbstverständliche Freiheiten gewohnt waren, sind jetzt stark eingeschränkt und werden im Namen des Islams unmenschlich behandelt.
Es geht hier nicht um Tradition oder Kultur. Hier handelt es sich um etwas Unheimliches, was sogar in fundamentalistischen Kreisen als extrem gilt.
Jeder hat Recht auf ein menschenwürdiges Leben, auch Frauen in einem moslemischen Staat. Wenn sich schon die westlichen Länder im Kosovo im Namen der Menschenrechte militärisch eingesetzt haben, dann sollten die Menschen in der Welt wenigstens in einer friedlichen Art und Weise ihre Wut gegen Unterdrückung, Mord und Ungerechtigkeit gegenüber afghanischen Frauen aussprechen."

Denselben Tenor hat ein Bericht in der Zeitung "Die Welt" vom 18. Oktober 2011: "Wo Frauen stumme Waren sind".

 

...und auch im heutigen Palästina

Ich zitiere hier eine Buchbesprechung aus der WELT vom 10. April 2004:

Krieg gegen Frauen - sie sind weniger wert als ein Schaf. In Palästina. Heute. Die Leidensgeschichte der Souad

Ich sehe meine Mutter vor mir. Ich höre die Schreie meiner Mutter und die von dem Baby, und dann nimmt meine Mutter das Schaffell und erstickt das Baby. Das Kind, das meine Mutter nach der Geburt erstickte, war ein Mädchen. Ich habe ihr ein erstes Mal dabei zugesehen, dann ein zweites Mal. Ich begann heimlich zu weinen, jedes Mal wenn mein Vater ein Schaf oder ein Huhn schlachtete, weil ich um mein Leben fürchtete."

Dass Souad - so nennt sich die Autorin - nicht hysterisch-kindlichen Fantasien zum Opfer fällt, wird sich später zeigen. Doch bis es zu diesem "Später" kommt, begleiten wir die Palästinenserin, die heute Mitte 40 ist, durch eine Kindheit und Jugend voller Gewalt, Demütigung und Angst. Soaud wächst in einem Dorf auf, das geprägt ist von martialischen männlichen Machtstrukturen. Eine Frau, so lernt sie, ist weniger wert als ein Schaf, sie bringt kein Geld ein, und ihr einziger Zweck ist es, ungefähr mit 15 verheiratet zu werden.

Für Analphabetinnen wie sie - und fast alle Frauen sind es - besteht die Welt aus Männern, denen man zu dienen hat, den Juden, die wie Schweine sind und die man hassen muss, und der Angst, die immer anwesend ist. Angst vor Misshandlungen, vor dem Tod.
"Ich habe begriffen, dass die Gewalttätigkeit der Männer in unserem Dorf aus einer früheren Zeit stammte. Der Vater reicht sie an seinen Sohn weiter, der sie seinerseits weitergibt, so geht das immer weiter." - "Ich weiß nicht, ob ich ein menschliches Wesen bin, das denken und fühlen kann. Ich kenne nur die Angst und den Durst, das Leid und die Erniedrigung, wenn man wie ein Tier im Stall angebunden und so lange geschlagen wird, bis man seinen Rücken vor Schmerzen kaum noch spürt. Und die schreckliche Angst davor, erstickt, oder ein einem Brunnen ertränkt zu werden."

Die Odyssee der jungen Frau erreicht ihren Höhepunkt, als ihr Bruder sie - nachdem sie dem Heiratsversprechen eines jungen Mannes geglaubt und mit ihm geschlafen hat - mit Benzin übergießt und verbrennt. Im Krankenhaus wartet Souad auf den Tod, ihre Familie ist enttäuscht, dass sie überlebt hat, ihre Mutter versucht, sie zu vergiften, die Krankenschwestern lassen sie in ihren schwärenden Wunden liegen. Und kein Arzt hilft ihr, es ist normal. Eine Frage der Ehre der Familien, da mischt man sich nicht ein. Mit Hilfe einer Mitarbeiterin der schweizerischen Organisation "Surgir", die sich unter anderem der Opfer des "Ehrenmordes" annimmt, gelingt ihr die Flucht in die Schweiz und nach Frankreich, wo sie nach vielen Jahren bereit ist, ihre Geschichte zu diktieren. Die Geschichte einer Überlebenden, einer der wenigen Zeuginnen, denn die meisten Frauen können nicht mehr reden.

Die Geschichte von Souad ereignete sich nicht vor 200 Jahren und nicht bei dem letzten in fast bronzezeitlichen Strukturen lebenden Stamm  irgendwo im Dschungel Brasiliens, sondern nicht weit von uns entfernt. Diese Geschichte ist für tausende Frauen in Palästina, Pakistan, der Türkei immer noch Realität. Sie ereignet sich im Nahen Osten, bei einem Volk, das gerade von deutschen Linken als unterdrückte Brudernation verehrt wird.

Diese Geschichte, die just in diesem Moment nicht weit von uns wiederholt wird, zeigt: Der Krieg der Männer gegen die Frauen ist nicht vorbei. Interessant, dass dieser Aspekt bei der öffentlichen Diskussion um Religionsfreiheit, bei dem fast ängstlichen Bemühen gerade der Deutschen um politische Korrektheit, verschwiegen wird.

Fundamentalismus ist STEINZEIT. Ist dumpfe Männerherrschaft und Männergewalt. Und wenn selbst fundamentalistische Islamisten Deutschland als "fast islamisches Land" bezeichnen, sollten gerade wir Frauen aufwachen und uns wehren. Haben wir in Jahrhunderten den christlichen Fundamentalismus überwunden, um unkommentiert den islamischen willkommen zu heißen? Warum interessieren uns die geschlagenen Töchter, die gesteinigten Frauen, die verhängten, die vergewaltigten Frauen in unsere Nachbarschaft nicht?

Dass Männer sich dafür nicht interessieren, dass ihnen im besten Fall die Sensibilität für dieses Thema fehlt, ist selbstverständlich. Die Ehrenmorde sind in Palästina in den letzten Jahren um 34 Prozent angestiegen. Der Krieg ist nicht vorbei, und jeder, der uns etwas anders erzählt, lügt. "Bei lebendigem Leib" ist ein eindringliches Buch, bei dem jeder Leserin schlecht werden sollte - denn wir sind gemeint.

Souad: Bei lebendigem Leib. Aus d. Französ. v. Anja Lazarowicz, Blanvalet, München. 285 S., 19,90 EUR.
   
Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2004/04/10/262405.html

 

Siehe auch den Bericht in der WELT vom 29. Juni 2005 "Die Niedrigste begehrt auf: Pakistan und die Frauen" über die Pakistanerin Mukhtaran Mai: "Weil ihr damals 12jähriger Bruder angeblich die Ehre einer sozial höherstehenden Familie beleidigt hatte, indem er sich mit einer Frau des Klans anfreundete, verurteilte der Ältestenrat des Dorfes Frau Mai, von den Männern des "entehrten Klans" vergewaltigt zu werden. So würde stellvertretend ihre Familie ebenfalls entehrt. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß auch ihr Bruder mißbraucht worden und die Beschuldigung gegen ihn nur ein Ablenkungsmanöver gewesen war." Vollständige Url. des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/06/29/738452.html.

 

Der Beitrag in der WELT vom 22. 7. 2005 "Jetzt wird mein Mann mich umbringen" zur Problematik der Talkshows über Gewalt gegen Frauen in der Türkei, die mit einem Tabuthema brechen, aber auch den Mord an einer Frau - hier durch den eigenen 14jährigen Sohn - nicht verhindern können, finden Sie unter der Url.: http://www.welt.de/data/2005/07/22/748934.html.
 

Nicht erwähnt wird in diesen Schilderungen, dass eine Gesellschaft mit solcher Behandlung der Frauen in der Praxis nur funktioniert, wenn es eine zwar offiziell geächtete, nichtsdestoweniger institutionalisierte Prostitution gibt, irgendwie sind eben Ventile notwendig (und auch Zuhälter haben dabei “ihre Aufgabe”, sie sind unerlässlich, um die “Ächtung” zu umgehen und “schützen” ihre “Schützlinge” vor allem vor der Staatsgewalt. Wie das heutzutage “funktioniert”, erfahren wir aus einem aktuellen Zeitungsausschnitt hier bei uns <Frankfurter Allgemeine>, hier geht es allerdings darum, dass “illegale” und minderjährige Frauen von der Staatsgewalt “übersehen” werden...). Und auch die Bibel berichtet davon, dass es offensichtlich selbst in kleineren Orten, in denen sich Jesus aufhielt, Prostituierte gab, alle wussten es, sahen jedoch weg. Es wird also tatsächlich alles im Grunde genauso gewesen sein wie im heutigen Afghanistan unter der Regierung der Taliban oder im heutigen Palästina. Siehe auch Prostitution zur Zeit Jesu.

Und gerade mit diesen “sündigen Frauen” kam Jesus bei seiner Tätigkeit als Wanderarbeiter in Kontakt und muß dabei von der katastrophalen Situation der Frau in dieser damaligen verheuchelten Gesellschaft erfahren haben: Auf vernünftige, menschliches Weise war ein “normaler” Kontakt mit Frauen - von Ausnahmen abgesehen - unmöglich, weil das einfach von der Tradition her unmöglich war und nicht zuletzt fehlte auch den Frauen jegliches Verständnis für solche “harmlosen” Kontakte. Allenfalls mit Prostituierten konnte er sich unterhalten, was aber auch wieder “anrüchig” war und schließlich “nicht unbedingt jedermanns Sache” ist. Die Heuchelei war sozusagen “institutionalisiert”, zur allgemeinen Gewohnheit geworden... Und das war dann der “Tatbestand”, dass er irgendwann auch Frauen als Menschen erkannte, dass ihm in dieser verheuchelten Gesellschaft sozusagen der Kragen platzte und dass er sich für eine grundlegende Änderung der Verhältnisse einsetzte – der Einsatz Jesu ist also vermutlich viel umfassender und die Situation der Frau ist in Wirklichkeit noch “reformbedürftiger” als wie in den Darstellungen von Leipoldt/Grundmann geschildert. Wir können uns sehr gut vorstellen, dass Jesus dann auch genau wegen dieses Einsatzes gestorben ist, nicht zuletzt hätte ein Erfolg von Ihm ja auch alles damals durcheinander gebracht.


Am 09.06.2011 wurde ich auf einen Bericht aus der DonauFalterZeitung aufmerksam gemacht:

Hasret C.: "Türken sind wie Kaninchen"

Bildung spielt keine Rolle. Es ist nur wichtig, wie man im Bett ist.

Warum sind Türken untereinander in Deutschland so gemein? Es kennt hier in Deutschland jeder jeden und sie kennen sich alle gegenseitig und gönnen sich selber nichts. Wenn der andere etwas hat, wird gleich gelästert. Hasret C,  ist 35 Jahre alt und Grundschullehrerin. Sie wäre lieber eine Deutsche und katholisch, weil sich türkische Männer nur für Sex interessieren. Frauen sind nur dazu da. Der Türke ist wie ein Kaninchen....sagt sie.

"Ich bin auch neugierig, aber ich sage mir immer, es wird schon einen Grund haben. Wenn sich zwei trennen und alle schimpfen über die Frau, dann sage ich, der Mann ist vielleicht auch schuld. Manchmal erzählen sie einfach nur Sachen, um jemanden schlecht zu reden. Am Anfang werden zu schnell Freundschaften geschlossen, aber die Freundschaften sind auch schnell beendet.

Zuletzt ist die Freundin eine Hure, weil sie was vom Mann wollte. Die wollte doch nur mir den Mann wegnehmen. Vorher sind sie beste Freunde, auf einmal ist es vorbei. Sie reden untereinander dauernd über den Sex, wie ist es bei dir im Bett. Ganz obszön, wenn sie eine Gurke sehen, richtiggehend doof.

Weil es ihnen an Bildung fehlt, suchen sie sich Themen wo sie über den Nachbarn reden könnten. Wenn man nichts vom Sex bei Türkenfrauen erzählt, dann war der Sex gleich schlecht. Ach ja, du sagts nichts, weils schlecht ist im Bett, oder ganz heiß. Türkenfrauen sind furchtbar obszön. Der Sex wird bei uns total überbewertet. Es ist die Macht des Mannes und die Frauen fühlen sich gestärkt, wenn sie sagen können, ich war gut.

Die Männer gehen trotzdem fremd, sie kriegen nicht genug. Sie sind wie Tiere. Ich bestreike auch meinen Mann, weil er dauernd will. Wir reden oft den ganzen Tag nichts miteinander und dann will er im Bett schnell sein Ding gehabt. Er hat sich dann furchtbar aufgeregt, wenn ich mich weiter verweigere ist es aus. Es war mir egal. Es ist die Gleichgültigkeit eingetreten. Wenn er keinen Sex kriegt, wie er es sich vorstellt, dann redet man den ganzen Tag nichts.

Ich will nachts nicht die kleine Hure spielen und sein Sexspielzeug sein. Die andern Frauen machen es, weil es eine gute türkische Frau macht. Ich ertrage diese Sexgier nicht und dass es bei Türken nur um Sex geht. Wie Kaninchen.Man muss bei Türken nur Leistung im Bett bringen. Bildung spielt bei Frauen keine Rolle. Es geht nur um das, wie es im Bett abläuft, wenn sich die Frauen unterhalten.Wie sie es machen, von hinten, von vorne und mit welchen obszönen Spielzeugen. In allen Details. Mich widert das an. Ich bin kein Tier und auch kein Hund.Wenn mein Mann wieder zu einer Hure geht, dann werde ich mich von ihm trennen.

Wenn sich ein Paar trennt, heißt es es immer, sie war nicht gut genug. Immer sind die Frauen schuld. Ich werde mich trotzdem trennen.  Ich will kein Karnickel sein, ich möchte eine Frau sein, die respektiert wird. Wenn er zu russischen Huren geht, dann wird mir schlecht und ich werf ihn raus."

© Marie Sacher

Kommentar dazu einer deutschen Frau, an die ich diesen Artikel weiter gab:

"Es gibt auch Deutsche Männer, die "so" sind, sogar ziemlich gebildete..., es hat mit der Einstellung zu tun, solange Männer keinen Wert auf eine "echte Partnerschaft" legen....wird sich nichts ändern."

 

Und was geht das alles uns heute an?

Ist heute wirklich alles so in Ordnung in der Beziehung von Mann und Frau? Ist das Ideal der Partnerschaft und des Gefährteseins von Mann und Frau bei uns heute tatsächlich so gut verwirklicht, dass wir es als Vorbild für andere Kulturen empfehlen könnten? Wird nicht auch bei uns gerade auch den Mädchen alles das, was mit einer typischen weiblichen Sexualität zusammenhängt, mies gemacht oder gar verboten? Spielt die Vorstellung von Partnerschaft beim Kennenlernen der jungen Leute überhaupt eine Rolle, machen sich junge Leute nicht geradezu lächerlich, wenn sie davon gegenüber ihren Kameraden schwärmen? Ist die Anmache einer Frau - gleichwohl wie unfair dabei vorgegangen wird und was da seelisch zerstört wird - zumeist nicht mehr als ein läppisches Kavaliersdelikt? Sind die Ehen bei uns heutzutage wirklich alle voller Partnerschaft und Harmonie? Kann heute eine Frau außerhalb einer Ehe mit einem Mann “unproblematische" Kameradschaft haben? Kann heute eine Frau ohne Weiteres so einfach nachts allein auf die Straße gehen oder gar per Anhalter fahren? Sind heute Kinder wirklich automatisch “geschützt” vor Verführungen und Vergewaltigungen, einfach weil alle Menschen die Unschuld und die Unversehrtheit von Kindern akzeptieren? Ist da nicht etwas dran, wenn manche Leute behaupten, dass Freundschaften zwischen Männern und Frauen ohne Sex – also ohne die damit gegebenen oder sich daraus sehr oft entwickelnden Probleme – gar nicht möglich sind? Wieso gibt es dann einen “Hit”: “...die Männer sind Schweine...”? Ist der Humor bei diesem Lied nicht eine typische Verdrängung der Realität?

Insofern ist das Anliegen Jesu nach wirklicher Harmonie zwischen Mann und Frau doch zeitlos und heute noch aktuell...

Das Problem ist das der Umsetzung in die Praxis.

Ob nicht eine überzeugende Änderung bei uns im Sinne Jesu so attraktiv auch für Nichtchristen wäre, dass sie eine wirkliche und echte Änderung auch in Afghanistan nach sich ziehen würde? Ob wir also nicht erst einmal bei uns selbst anfangen sollten, bevor wir andere beglücken wollen? (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)