JESUS GAB ES WIRKLICH – ABER
GANZ GEWISS ANDERS! Und hier die Gedanken aus dem
ursprünglichen Stichwort "Jesus", die so falsch nicht
sind, geben sie doch das heute übliche Jesusbild ganz
gut wieder: Nicht nur seine Zeitgenossen damals hatten Schwierigkeiten, sondern auch wir heute haben sie noch, ihn und sein Anliegen zu begreifen. Und die theologische Wissenschaft (siehe Theologie) hat weitgehend vor dieser wichtigen Frage kapituliert und beschränkt sich im Wesentlichen darauf, den "Jesus des Glaubens" (siehe Kerygma), so wie die Evangelien ihn uns überliefern, zu erforschen und zu verkünden. Eine gute Zusammenfassung unseres heutigen Wissensstands findet sich von Karl-Heinz Ohlig auch im Internet. Siehe dazu auch die Ausführungen in der Illustrierten Stern vom 17.12.2002. Basisreligion baut sozusagen auf den neueren Erkenntnissen über Jesus auf! Doch alle
Forschung hilft nicht: Offiziell wird weiter vor allem
im Unterricht für Kinder (und der ist der einzige, den
die meisten Christen „mitkriegen“) am "Christus des Glaubens"
festgehalten und dieser Jesus wird für uns heute immer
unglaubwürdiger und für das eigene Leben und für die
Probleme der Gesellschaft unbedeutender! Was kommt daher
nicht alles beim Normalgläubigen an, was jeder
Vernunft und jeder Plausibilität
Hohn spricht und auch noch lächerlich wirkt? War er
wirklich das Ergebnis einer Jungfrauengeburt, war
er der Wunder-Täter, als der
er uns nur zu oft dargestellt wird, stimmt das mit der Auferstehung nach seinem
Tod am Kreuz und ist er
tatsächlich in den Himmel aufgefahren (siehe Himmelfahrt) - oder
sind das alles Zutaten und Legendenbildungen, zu denen
es sehr bald nach seinem Tod kam und dann auch späterer
Zeiten, die mit seinem Leben nur wenig oder sogar nichts
zu tun haben und mit denen er am Ende gar nicht
einverstanden gewesen wäre, hätte er bereits zu seinen
Lebzeiten davon gewußt? Und war er gar persönlicher
Sohn Gottes oder war
er eben (nur) ein Kind Gottes in ganz besonderer
Weise, das sich auf völlig ungewöhnliche Art um seine
Mitmenschen kümmerte und dabei auch den Konflikt mit den
herrschenden Mächten zu seiner Zeit nicht scheute? Durch
Vergleiche mit den zeitgenössischen Religionen und
Mysterienreligionen sieht alles danach aus, dass hier
sogar ausdrücklich eine neue Idealreligion mit Anleihen
aus diesen bekannten Religionen zusammengezimmert wurde,
eben eine neue Mysterienreligion
(siehe auch Synkretismus) Und so wird die Frage nach dem wirklichen Jesus immer drängender, denn nur der ist für uns im Grunde von Bedeutung, wenn wir uns wirklich als Christen, also als Jesusanhänger bezeichnen wollen! Nach welchen Gesichtspunkten lassen sich nun die Informationen, die wir über Jesus haben, sortieren und schließlich vielleicht sogar auch neu und besser zusammensetzen? Gehen wir dazu doch einmal nach derselben Logik vor, wie wir sie aus lebensnah gemachten Detektivfilmen und Detektivromanen kennen! Stehen wir bei der Beurteilung Jesu nicht vor denselben Problemen wie die Kriminalisten, die nämlich aus vorhandenen Berichten und Indizien, die aus den unterschiedlichsten Gründen offensichtlich verfälscht wurden, zur Wahrheit vorstoßen wollen? Nicht zuletzt können uns dabei auch Überlegungen psychologischer Art helfen, wobei wir davon ausgehen dürfen, daß sich in den wesentlichen psychologischen Dingen die Menschen im Grunde in den letzten Jahrtausenden treu geblieben sind und sich nicht mehr verändert haben und daß Jesus da auch genau hineinpaßte. Wenn dem nicht so wäre, würde er uns ja ohnehin nichts mehr angehen. Sollte es unter diesem Gesichtspunkt uns da nicht möglich sein, für das einzige, was wir an Besonderheit sicher von Jesus wissen, nämlich für seine Hinrichtung (siehe Kreuzigung), plausible Motive zu finden, so wie sie vielleicht auch heute noch zur Vernichtung eines unbequemen Menschen führen könnten? Was aber wäre nun so revolutionär gewesen, daß sich das Establishment zur Zeit Jesu nicht anders zu helfen wußte, als einen Querdenker mit einem Justizmord zu beseitigen? Denn so, wie uns der Prozeß Jesu in der Bibel überliefert ist, hat Jesus wohl kaum etwas Todeswürdiges begangen, jedenfalls nicht aus der Sicht der Römer, die seine Hinrichtung schließlich absegneten und durchführten. Und daß er gesagt haben soll, er sei der Sohn Gottes, ist einerseits für die Juden kein Verbrechen, denn jeder Jude konnte sich früher und kann sich heute immer noch als Sohn Gottes fühlen, und andererseits hat man es ihm wahrscheinlich auch nur in den Mund gelegt. Was bleibt also übrig? Machen wir uns bei unserer kriminologischen Untersuchung erst einmal aus dem ein Bild, was uns über Jesus an glaubwürdigen und plausiblen Informationen berichtet oder auch nicht berichtet wird. Vielleicht überlegen wir auch einmal, wann heute etwas üblicherweise über einen heutigen Menschen berichtet würde: Wenn jemand in Köln wohnt und in Aachen arbeitet und jeden Tag diese Strecke mit der Bahn oder mit dem Auto hin und her fährt, würde das wohl niemand für eine Erwähnung wert halten. Doch wenn er die Strecke mit dem Fahrrad führe oder gar mit einem Hubschrauber flöge, wäre das dann nicht auffällig und berichtenswert? Festgehalten wird also über einen Menschen wohl stets eher das Außergewöhnliche, das Anomale. Wenn über Jesus vor seinem 30. Lebensjahr also fast nichts zu bemerken ist, so scheint das darauf hinzuweisen, daß da alles völlig normal war, was er da machte. Jesus muß wohl zunächst ein völlig unauffälliger, normaler Mensch seiner Zeit gewesen sein. Vielleicht gab es da eine Ausnahme, daß er als Zwölfjähriger im Tempel lehrte, doch das könnte auf die Bar Mizwa hinweisen, eine Art jüdischer Firmung oder Konfirmation, bei der Jungen in diesem Alter eine Stelle aus der Bibel (dem Alten Testament also) vorlesen und darüber diskutieren müssen - und aus der die Evangelisten dann für die Nichtjuden, die sich mit den jüdischen Gepflogenheiten nicht auskannten, eben eine Lehre im Tempel machten. Jedenfalls auch nichts Besonderes. Und beruflich hat er demnach wahrscheinlich als Sohn des Zimmermanns Josef auch genau dasselbe gemacht wie sein Vater und mit ihm zusammen gearbeitet. Und schließlich hat er dann zu predigen angefangen und kam dabei mit den damaligen kirchlichen Oberen in Konflikt. Beim angeblichen Beruf von Josef und Jesus, nämlich Zimmermann, stoßen wir allerdings auf ein Übersetzungsproblem. Denn in der Gegend, in der Josef mit seiner Familie lebte, gibt es heute wie schon seit jeher im Grunde gar kein Holz, das sich als Bauholz eignet, mit dem ja ein Zimmermann zu tun hat! Dort wachsen an Bäumen im Grunde nur Pinien und mehr noch Oliven, deren Holz allenfalls für kleinere Schnitz- oder Drechselarbeiten und sonst als Brennholz zu gebrauchen ist. Auch sind in der dortigen Kultur weder irgendwelche Möbel noch Dachstühle üblich, zu deren Herstellung typische Holzfachleute benötigt werden (außer vielleicht bei Schiffen, doch dann hätte der ständige Aufenthaltsort Jesu ja eher die Gegend am See Genezareth oder am Mittelmeer sein müssen, davon wird so ausdrücklich allerdings nicht berichtet, auf alle Fälle nicht vom Vater Jesu). Wie es wegen einer fehlerhaften Übersetzung im Laufe der Zeit zu einer falschen Vorstellung von Jesus kam. Des Rätsels Lösung ist, daß bei der Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche vor knapp fünfhundert Jahren Martin Luther das griechische Wort tektón, das eigentlich ganz allgemein einen Handwerker bezeichnet, der am Bau beschäftigt ist, mit Zimmerbauer oder eben Zimmermann übersetzt hat, weil zu seiner Zeit - der Zeit der Fachwerkhäuser in Deutschland - dieser Beruf durchaus einem solchen Häuserbauer entsprach. Und von hier aus hat dann die Vorstellung von Jesus als Zimmermann in alle weiteren Bibelübersetzungen in die Landessprachen auf der ganzen Welt Einzug gehalten. Der Unterschied vom Zimmermann zum Häuserbauer wäre im Grunde nicht so wichtig, wenn wir das Wort Zimmermann in seiner richtigen Bedeutung sähen, doch irgendwie gelangte in unsere Vorstellung das Bild eines Tischlers. Und von diesem Bild her war der Weg nicht mehr weit zu dem Bild von einem romantischen Idyll: In der Werkstatt hinten produzieren Josef und Jesus allerlei Möbelstücke, die dann vorne im Laden Maria verkauft. Dieses Bild ist gewiß völlig falsch, denn als Häuserbauer hatten Josef und sein Sohn Jesus überhaupt nichts mit einer solchen Idylle zu tun! Im Gegenteil, Häuserbauer in der Antike waren Arbeiter, denen der Wind so richtig um die Ohren pfiff. Denn sie zogen - wie auch heute noch bisweilen üblich im Vorderen Orient - in Bautrupps von Wanderarbeitern von Baustelle zu Baustelle im ganzen Land und arbeiteten dort, wo es gerade einen Auftrag für sie gab. Für uns heute dürfte nun der damalige Alltag von Bauleuten von Bedeutung sein, denn damit hätten wir einen Anhaltspunkt auch für den Alltag von Jesus. Für wen arbeiteten Bauhandwerker wohl damals, wo wurden sie gebraucht, mit wem kamen sie zusammen? Was traf davon auf Jesus zu, was mochte ihn so aufgebracht und schließlich zum predigen motiviert haben? Jesus dürfte gerade für die unbeliebtesten Leute seiner Zeit gearbeitet haben, die allerdings das entsprechende Geld hatten: nämlich für die Steuereintreiber. Und mit denen unterhielt er sich gewiß, lernte die Verhältnisse kennen und befreundete sich mit ihnen. Typische Bauleute kommen zunächst einmal - und in der damaligen Welt wird das wohl nicht anders gewesen sein - mit ihren Auftraggebern in Kontakt. Wer konnte das gewesen sein, wer hatte genügend Geld, wer brauchte Bauhandwerker, wer war vielleicht sogar auf auswärtige Unternehmer angewiesen, auf welche Leute gibt es in der Bibel konkrete Hinweise? Für die Zeit und die Umgebung Jesu kamen da vor allem erst einmal die damaligen Steuereintreiber infrage, die wir allerdings gewiß nicht mit unseren heutigen Finanzbeamten verwechseln dürfen. Denn die Steuer wurde damals nicht so berechnet wie wir das heute von unserer Steuererklärung mit dem ganzen komplizierten Papierkrieg her kennen, sondern sie wurde geschätzt. Für dieses Schätzen fanden sich dann Leute, die beispielsweise die Steuer eines ganzen Dorfs regelrecht pachteten, so wie man einen Acker oder Fischteich pachtet. Und wie das noch heute bei einer solchen Pacht ist, bezahlt der Pächter dafür einen festen Preis an den Verpächter, hier also an den Staat oder wer eben gerade regiert - und kann dann nach eigenen Gesichtspunkte herausholen, was das Objekt eben hergibt. Wenn er vernünftig ist, wird er natürlich keinen Raubbau treiben, sondern daran denken, daß er etwa im nächsten Jahr wieder etwas herausholen kann. Und als Pächter eines ganzen Dorfes oder eines größeren Gebietes kamen nun nur solche Leute infrage, die auch in den Vermögens- und Einkommensverhältnissen der Einwohner Bescheid wußten - und das konnten im Grunde natürlich stets auch wieder nur Leute aus demselben Dorf sein. Wer mochte sich allerdings für so etwas schon hergeben - und dann noch im Auftrag einer fremden und verhaßten (römischen) Besatzungsmacht? Ein anständiger Bürger würde da sicher nie mitmachen, also fanden sich dafür wohl nur die sogenannten verkrachten Existenzen des Dorfes, also diejenigen, die ohnehin schon Außenseiter waren und die sowieso niemand mochte. Und wenn die dann genug Geld für sich erwirtschaftet hatten, wollten sie ja beispielsweise auch irgendwann einmal ihr Haus bauen. Nur fanden sich jetzt für solche Leute natürlich keine Nachbarn und Freunde, die mithalfen, wie das so im vorindustriellen Zeitalter üblich war und auf vielen Dörfern auch heute noch üblich ist. Vor zweitausend Jahren sprangen in diese Marktlücke dann wohl Bautrupps wie die von Josef und Jesus ein, die ihre Arbeit gewerblich betrieben und nichts mit den jeweiligen Dorfklüngeleien zu tun hatten. Das geschah dann wohl auch im ganzen Land so, daher kannte Jesus gerade auch Zöllner und befreundete sich sogar mit ihnen.
Diese Vorstellung von Jesus bestätigt auch ein Professor der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Eine Meldung in der WELT vom 11. 11. 1997 berichtet: Neue Erkenntnisse über den sozialen Status von Jesus dpa Rom - Jesus von Nazareth war neuesten Forschungen zufolge nicht der Adoptivsohn eines armen Zimmermannes, sondern Sproß einer mittelständischen und wohlhabenden Familie. Joseph sei selbständiger Bauingenieur gewesen, Jesus selbst habe schreiben und lesen können, mehrere Sprachen gesprochen und habe vermutlich in seiner Heimat das griechische Theater besucht. Zu diesem Ergebnis kommt der Jesuit und Historiker an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, Giovanni Magnani in seinem Buch “Jesu, Erbauer und Meister”. Wie die römische Zeitung “Il Messaggero” gestern schrieb, räumt das Buch mit der bisherigen “Ideologie des religiösen Pauperismus”(Anm.: von lat. “pauper”: arm, elend) radikal auf. Wie sein Vater sei auch Jesus gelernter Bauingenieur (Geometer) gewesen und habe gemeinsam mit Joseph zeitweise eine Werkstatt in Nazareth betrieben. Und wenn er später bei seinen Predigten oder wohl besser "Enthüllungsreden" auf solche Menschen traf, so waren das schlicht und einfach seine Freunde von früher. Das war dann also auch seine Beziehung zum Zöllner Zachäus, der sich allerdings nicht mehr traute, Jesus anzusprechen, wo er ein bekannter Prediger geworden war, sondern auf einen Baum stieg, um ihn wenigstens zu sehen. Doch Jesus rief ihn herunter, er wollte bei ihm sogar nächtigen, Jesus schämte sich nicht seiner früheren Freunde, mit denen er das alles entwickelt haben mochte, worüber er jetzt öffentlich sprach. Und auf dieselbe oder zumindest ähnliche Weise muß wohl auch mit Frauen und sogar Prostituierten in Kontakt gekommen sein. Der sonstige Umgang typischer Bauleute während ihrer langen Abwesenheit von Haus und Familie dürfte vor zweitausend Jahren leider Gottes wohl auch nicht viel anders gewesen sein als heute. Neben einigen alleinstehenden Frauen, die sich durch Beherbergung und Beköstigung von Wanderarbeitern ihren Lebensunterhalt verdienten (das könnte der Hintergrund der Erzählung von Maria und Martha sein), gehörten dazu gewiß auch Prostituierte. Sie alle werden in der Bibel ja öfter erwähnt, und wenn sie die Freunde Jesu während seiner späteren Predigttätigkeit waren, werden sie das genau wie die Zöllner auch schon davor gewesen sein. Die Überlieferung betont dabei allerdings auch, daß Jesus sündenfrei war, d.h., daß er also mit den Prostituierten nur eben kameradschaftlich befreundet war, mehr nicht. Es ist nun unwahrscheinlich, daß Jesus sich mit allen diesen Menschen, von denen die meisten auch für damalige Verhältnisse eher zwielichtig waren, lediglich über Belanglosigkeiten oder vielleicht auch über den Glauben an Gott unterhalten hat. Würden das die Gesprächsthemen heutiger ausgegrenzter Menschen sein, wenn sie einmal auf einen auch tatsächlich prinzipientreuen Menschen gestoßen sind? Sicherlich nicht oder zumindest kaum. Und warum soll das alles damals anders gewesen sein? Nein, wenn Jesus etwa den Zöllnern, den Prostituierten und auch den anderen Frauen ein wirklicher Freund war, wird er sich über ihr persönliches Schicksal, ihre Enttäuschungen, ihre guten und noch mehr schlechten Erfahrungen, ihre Sehnsüchte, ihre Ausweglosigkeiten unterhalten haben. Jesus lernte damit sozusagen das Leben aus der Perspektive der Ausgebeuteten und der wirklich Unterprivilegierten kennen, ohne im Grund selbst davon so recht betroffen zu sein. Und hierbei könnte Jesus ein Insiderwissen erfahren haben, das schließlich zur Ausgangsbasis seiner Menschenkenntnis wurde. Immer mehr konnte er dabei durchaus auch den Einblick gewonnen haben, daß die Obrigkeiten der damaligen Religion, also die jüdischen Priester und Schriftgelehrten, gar kein wirkliches Interesse an einer Verbesserung der Verhältnisse hatten, ja daß sie sogar noch eine kriminelle Energie hatten, um eine Verbesserung zu verhindern! Nach außen hin mochten sie sich zwar für Moral und Tugend stark machen und gegen die Unmoral zu ihrer Zeit wettern, in Wirklichkeit sabotierten sie jedoch jede wirkliche Moral, denn schließlich profitierten sie ja von der Verdorbenheit ihrer Mitmenschen gleich doppelt! Ließen sich nicht die Opfergaben der Menschen durch ordentliche Schuld-Gefühle und durch Angst vor einem strafenden Gott noch steigern und kamen die Opfergaben nicht ihnen selbst zugute? Ist nicht das Geschäft mit der Vergebung seit jeher die typische Geldquelle in allen Religionen? Und waren nicht bisweilen auch Priester (die sich ja selbst immer und überall als erste von allen Sünden reinzuwaschen pflegen) sogar nur zu oft noch beste Kunden der verdorbenen Freundinnen Jesu, wobei sie sich möglicherweise auch noch höchst schäbig benahmen? (Siehe Jesus und die Sünderin, Gespräche 12, Moralapostel.) Jesus also aus der Sicht eines kriminologischen Ansatzes! Und bei seinen Unterhaltungen und Überlegungen könnte Jesus nun durchaus auch sehr gut erkannt haben, daß nicht nur die Einheit von Leib und Seele der doppelt ausgenutzten Frauen zerstört war, sondern auch die der Priester und Schriftgelehrten, ja der ganzen Gesellschaft seiner Zeit. Ist uns heute nicht sehr gut bekannt, daß es zur Zeit Jesu auch in der jüdischen Welt keine Harmonie der Geschlechter und vor allem keine Liebe gab? Zwar gab es nicht die brutalen Verfahren wie etwa in Ägypten (siehe Beschneidung), um die Herrschaft Mann über die Frau aufrecht zu erhalten, doch der jüdischen Frau ging es in der Praxis auch nicht viel besser. Mädchen galten z.B. von vornherein als unfähig, sich um ihre eigene Moral zu sorgen. Daher ließen bürgerliche Eltern, die etwas auf Sitte und Anstand hielten, ihre Töchter am besten überhaupt nicht auf die Straße, wo sie auch mit fremden Jungen und Männern in Kontakt kommen konnten. Von Rabbi Eliezer, also von einem jüdischen Geistlichen, wird der Satz überliefert: „Wer seine Tochter Thora lehrt, lehrt sie Albernheit“, oder eben, daß es verschwendete Zeit sei, wenn ein Vater seine Tochter religiöse und moralische Vorschriften lehrt, die würde das sowieso nie begreifen. Verheiratet wurde eine Tochter, indem sie von der Herrschaft des Vaters in die des Mannes übergeben wurde, mitzureden hatte sie dabei kaum. Folglich kam auch eine wirkliche Gemeinschaft des Verstehens und des Ergänzens zwischen Mann und Frau nur ziemlich selten und rein zufällig vor, die Frau rangierte im allgemeinen so wie eine bessere Sklavin (zitiert nach Leipoldt/Grundmann, „Umwelt des Urchristentums“, Berlin 6/1982. Die Rolle der Frau muß also etwa dieselbe gewesen sein wie in unseren heutigen Zeiten im Afghanistan der Taliban und in manchen anderen Kulturen. Dabei sollte das alles nach der Überlieferung der heiligen Schriften, in denen sich Jesus gut ausgekannt haben mochte ("alle waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten", als er mit den Lehrern als Zwölfjähriger im Tempel diskutiert hatte) anders sein: Die Lehre des Jesus ist also vermutlich gar kein besonderes Konzept, sondern schlicht und einfach das Anliegen, alles das wegzunehmen, was Menschen am wirklichen Menschsein und an wirklicher Liebe hindert! Nicht zuletzt war
die Gleichwertigkeit der Frauen und das Gefährtesein und die Liebe von Mann und Frau Anliegen
gerade der jüdischen Weltanschauung von Anfang an, ja
das war sogar das Einzigartige und Besondere dieser
Weltanschauung (siehe
jüdischer Glaube)! Und so konnte Jesus die Chancen
gesehen haben, die sich aus einer wirklichen Harmonie
und Liebe der Geschlechter
ergeben konnten, wenn man nur wirklich wollte. Ja mußte
man nicht sogar für solche Liebe kämpfen, wenn
man wirklich jüdisch- rechtgläubig sein wollte, war das
nicht im Grunde viel wichtiger als der ganze
Tempeldienst und die belanglosen und kleinlichen
Vorschriften, mit denen die Priester und
Schriftgelehrten (siehe Pharisäer)
da sich selbst und die Gläubigen ihrer Zeit traktierten? Hinweis im April 2020: Die für
mich plausibelste Lösung siehe im Text: "Der Kriminalfall Jesus"!
Aber war das alles, ging es Jesus nicht um mehr, vielleicht um den Frieden, um die Beseitigung von Ausbeutung und Armut? Gewiß, doch es könnte ja die besondere Leistung Jesu gewesen sein, die ihn auch aus allen anderen Reformgruppen seiner Zeit heraushob, daß er sich mit seiner Predigt nicht in nicht von ihm zu lösenden Problemen verzettelte und statt dessen versuchte, den richtigen Nerv zu treffen, nämlich den der Liebe, wodurch sich dann sozusagen die Selbstheilungskräfte der Menschen mobilisieren ließen? Jedenfalls würde das alles seinen Einsatz erklären und gleichzeitig aber auch, warum er in immer heftigeren Konflikt mit den etablierten Privilegierten seiner Zeit geriet, vor allem mit den Priestern und Schriftgelehrten, die ihn schließlich - wider sein Erwarten - unter falschen Anschuldigungen angriffen, um ihn zu beseitigen. (Einen inneren Bezug finden wir hier zum Schauspiel "Ein Volksfeind" des norwegischen Schriftstellers Henrik Ibsen, das von einem Arzt handelt, dem es um das Wohl seiner Stadt ging und der schließlich um seine Existenz gebracht wurde, weil er zu unbequem war.) Jesus mag seiner Hinrichtung nicht durch Flucht ausgewichen sein, weil er sich dadurch vor sich selbst und vor anderen unglaubwürdig gemacht hätte ("der macht das auch nur um des Geschäfts willen") und nicht die Menschen, für die er sich einsetzte, feige zurücklassen wollte. Er empfand sich ja selbst als den guten Hirten (oder den leidenden Gottesknecht), der sich um seine ihm Anvertrauten sorgte. Auch mag in ihm selbst die in der damaligen Zeit durchaus noch woanders zu findende mythologische Vorstellung vorhanden gewesen sein, daß die gütige Gottheit, an die er glaubte und der er sich verpflichtet fühlte, sich durch seine Selbstopferung beeindrucken ließ (siehe Menschenopfer), damit es dadurch bei den Menschen schließlich zu dem Sinneswandel kam, den er selbst durch seine Predigt zu seinen Lebzeiten nicht erreichen konnte, also zu ihrer Erlösung. So sorgte er sich auch schon vor seinem Tod um eine verschworene Gemeinschaft von Menschen, die die Verwirklichung seiner Ideen nach seinem Tod fortsetzen konnte. Vermutlich hat also Jesus seinen
Tod keinesfalls von vornherein geplant, er wird
wenigstens zunächst noch nicht einmal damit gerechnet
haben, weil er sich ja als Erneuerer des alten jüdischen Glaubens in
seiner Zeit fühlte und vollkommen im Recht sah. Den
Tod akzeptierte er erst, als er keinen anderen Ausweg
mehr sah, den Menschen zu helfen, für die er seine Verantwortlichkeit sah.
(Hinweis April 2020: Den Opfertod hat erst der
"Hinzukömmling" Paulus draus gemacht, siehe "Der Kriminalfall Jesus".) Doch ist dieser Tod, der nun eigentlich zum Auftakt endgültiger Erlösung (= Befreiung) der Menschen von allem unnötigen Leid, von Ausbeutung und Vergewaltigung, von aller Zerstörung der Einheit von Leib und Seele werden sollte, leider sehr bald in eine bloße Ideologie von einer Erlösung von einer angeblichen Verdammnis nach dem Tod umfunktioniert worden. Das war leicht möglich, weil das genaue Anliegen wegen der üblichen Tabuisierungen "seiner Thematik" recht bald nicht mehr so genau angesprochen wurde und in einem ungenauen und schwammigen "Für-die-Liebe" und "Gegen-die-Sünde" unterging. Damit ist Jesus dann recht schnell zu einer Kultfigur geworden, zu einem ersten Priester, also zu einem Christus, die man schließlich sogar von den Toten auferstehen und in den Himmel auffahren ließ und der zu Ehren man zahllose Feste und Gedenktage veranstaltete, eben zum Christus des Glaubens. Und es kam wieder
zu genau zu einer Religion
oder auch Priesterreligion,
wie man sie schon seit altersher kannte mit Priestern
und Gotteshäusern, mit Riten und Reliquien - nur in der
Lebenswirklichkeit der Menschen war alles beim alten
geblieben - vorläufig wenigstens. Doch was hindert uns
heute nun letztlich daran, daß wir zur wirklichen
Botschaft Jesu wieder zurückfinden? Zur Herkunft Jesu Eine interessante
Theorie, die allerdings sehr gut belegt wird, ist die,
dass Jesus ein Halbbruder des Johannes
(des Täufers) war, sich gegenüber als der (zunächst) verlorene Sohn sah (daher
dieses Evangelium bei Lukas 15, 11-32) und dann später
sozusagen in Kokurrenz zu ihm stand und dass dieser
"Konflikt" auch heute noch nachwirkt. Siehe dort.
Siehe hierzu in dem Text: "Die unterschiedliche Sexualität nicht konsumieren, sondern kultivieren!" die Darstellung Jesu und auch, wie er sich etwa die Sakramente vorgesteltt haben könnte - denn an ein Programm für uns Menschen hatte er sicher im Kopf! Durch Ihre
Seite habe ich ein neues und nachvollziehbares Verständnis
gefunden, warum Jesus gekreuzigt wurde. Wenn ich heute ein
Kreuz an einer Kirche sehe, trage ich tiefen Respekt und
kein Unverständnis. Der Mann hat sich selbst für die
Wahrheit geopfert. Ich könnte Tränen verlieren, nein ich
verliere sie. Anmerkung:
Der Verfasser schrieb mir, dass er nun wirklich alle
möglichen Erfahrungen hinter sich hat.... |