JÜDISCHER GLAUBE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)


Der JÜDISCHE GLAUBE (JÜDISCHER GLAUBE, JÜDISCHER GLAUBEN, JUDENTUM) ist vor etwa 3500 Jahren im Vorderen Orient als vermutlich erste Weltanschauung mit dem Glauben an nur einen einzigen Gott (siehe Monotheismus) in der Auseinandersetzung mit den Religionen und sonstigen Praktiken der vorderorientalischen Völker entstanden. Äußerer Anlaß war vermutlich die Befreiung von Sklaven aus der Sklaverei der Ägypter, wie sie im alttestamentlichen Buch Exodus beschrieben ist. 

Die Befreiung von Sklaverei ist sozusagen das Grundmotiv: Der jüdische Glauben ist von der Idee seines Ursprungs her keine Religion im strengen Sinn. Er ist vielmehr eher eine Lebenseinstellung der Freiheit und der Emanzipation und zwar von Mann und Frau - und zwar geschlechtsspezifisch!

Denn es ging dabei wenigstens zunächst einmal keinesfalls um die Verehrung einer Gottheit und um die Vertröstung auf ein besseres Leben nach dem Tod, sondern um ein menschlicheres Hier und Jetzt. Ich zitiere dazu aus dem Text "Jesusideologie", über das ursprüngliche Anliegen und was zur Zeit Jesu daraus geworden war:

Jesus war offensichtlich auf einen eklatanten Verrat an den ur­sprüng­lichen Idea­len seiner jüdischen Religion gestoßen.

Ganz klar, ein solcher Missbrauch, ich verweise dazu auf den Kriminalfall Jesus (siehe kurz im Titeltext), auf den dieser Häuserbauer Jesus gesto­ßen war, durfte gerade bei der jüdischen Religion eigentlich überhaupt nicht sein! Denn gerade die jüdische Religion ist doch die einzige Religion, die hier Wertvorstellungen hat insbesondere auch zur Lager der Frau, die absolut positiv sind und die sonst keine andere Religion so zu bieten hat!

Allerdings han­delte es sich bei der jüdischen Religion ursprünglich auch gar nicht um eine Religion, son­dern um eine auch in unserem heutigen Sinn sehr aufgeklärte und humane Lebensein­stel­lung, die durch einen vernünftigen Gottesglauben eine feste Basis in einer anders denkenden und handelnden Umwelt bekommen sollte. Zu einer typi­schen Religion wurde alles erst, als das mit der Lebens­ein­stel­lung verges­sen oder auch verdrängt wurde, vermutlich weil di­e­jenigen, die recht bald das Sa­gen hatten, so mehr Vorteile hatten (wie das so in allen Reli­gionen irgend­wann läuft). Jeden­falls ist die ursprüngliche jü­di­sche Re­li­gion (s. Hinweis 152) (oder eben Lebensein­stel­lung) die einzige Religion (um den Be­griff „Re­ligion“ hier den­noch zu verwenden):

1. Bei der es um die echte Monogamie (s. Hinweis 120) geht. Gemeint ist die Mono­ga­mie, die nicht erzwungen wird, sondern die völlig freiwillig und mit Freu­de geschieht und angestrebt wird und die auch nicht erst nach der Ehe­schlie­ßung gelebt wird, sondern die Monogamie, die auch wirklich echt ist, dass es nur einen einzigen Geschlechts­partner im ganzen Leben gibt (au­ßer bei Ver­wit­wung). Das heißt also, dass es nicht nur um das Leben in die­ser Mo­no­gamie geht, sondern auch schon um die Vorbereitung durch Trieb­ver­zicht vor der Ehe. Also muss die Moral der Monogamie so attraktiv ge­staltet werden können, dass sie auch für junge Menschen erstrebenswert ist.

2. Und wenn diese Monogamie wirklich allgemein gelebt wird, dann ist auch die Vision einer Harmonie der Menschen ohne Ängste (s. Hinweis 159) und in un­ge­trüb­tem Mensch­sein verwirklicht, konkretisiert durch die paradiesische Uto­pie der Nackt­heit. Die Paradiesgeschichte der Bibel ist dabei nie und nimmer als geschichtli­ches Ereignis anzusehen (wie auch andere frü­hen Geschich­ten wie die Schöpfungsgeschichte 128 nicht). Mit Sicherheit wur­de sie auch von den Autoren, die sie vor vielleicht 3000 Jahren ver­fasst ha­ben, nie so „wörtlich“ gesehen, wie sie uns etwa früher in unse­rem Kin­der­religions­un­terricht beigebracht wurde und wie sie manche Sek­ten auch heute noch sehen und lehren. Sie ist viel­mehr eine Ge­schich­te ge­gen die Pro­stitution in den Fruchtbar­keits­kulten zu Ehren von ir­gend­wel­chen Gott­heiten, die zur Zeit der Entstehung der Ge­schichte üb­lich wa­ren (s. S. 50 im Text "Jesusideologie") – eine solche Fruchtbarkeits­gottheit steckt also hin­ter der Schlan­ge 31. Eine „Vereh­rung“ durch Geschlechtsverkehr be­deu­tet na­türlich auch ein Verstoß gegen die Utopie der echten Mo­nogamie, und die Folge davon ist die „Körperteileversteckenscham“ (kurz: KTVS). Das heißt also auch, dass Aussage der Adam-und-Eva-Erzählung ist, dass sich diese Scham erüb­rigt, sobald die Utopie der ech­ten Mono­gamie verwirklicht ist.

Der Gottesglaube ist dabei eher zweitrangig. Denn ein Gott wurde im Grunde nur konstruiert, um für die eigenen Leute eine Autorität zu ha­ben, die hinter der Idee der Monogamie steht, und um ein Argu­ment ge­gen die anderen Göt­ter zu haben, zu deren Verehrung diese wenig mensch­li­chen Kulte angeblich sein mussten. Zur Konstruktion Gottes s. Hinweis 137.

3. Die jüdische Religion ist vor allem die einzige Religion, in der auch die Frau das Recht auf das Erleb­nis des Orgasmus (s. Hinweis 124) hat. Denn da­mit die echte Monoga­mie auch wirklich funktioniert, ist na­türlich wich­tig, dass im Sexuellen auch die Frau zu ihrer Erfüllung kommt, das heißt, dass auch sie den Or­gas­mus erlebt. Damit ist nun nicht der Or­gasmus gemeint, wie ihn etwa der Psy­chologe Wilhelm Reich sieht, der mit aller­lei technischen Tricks er­reicht wer­den kann, sondern ein Or­gas­mus, der aus der Har­monie oder auch aus der See­lenverwandt­schaft von zwei Menschen schon fast spon­tan entsteht, also nur mit leichtes­ten Be­rüh­run­gen – im Prinzip so­gar in vol­ler Beklei­dung. (Anm.: Der soll­te auch heute ein Ziel sein, denn nach einer Informa­tion der Zeitung DIE WELT er­leben mindestens Zwei­drittel aller Frauen nie einen Orgasmus!).

Wenn das nicht eine tolle Religion ist, die damals gegen unmenschliche Re­ligionen ausgedacht wurde und die heute das Zeug hätte, alle anderen Reli­gio­nen, die letztlich oft genug nur Kultivierungen von erlittenen Traumata ge­paart mit Folk­lore und Aberglauben sind (wozu dann noch Geschäftsinteres­sen und Macht­strukturen und das Bedürfnis nach Abgrenzung von anderen kommen), über­winden würde! Ich habe allerdings den Eindruck, dass aller­dings normaler­weise selbst Juden davon keine Ahnung haben.

Das Problem zur Zeit Jesu war nun, dass diese jüdische „Ur-Religion“ schon zu seiner Zeit ganz offensichtlich „verschüttet“ oder auch zumindest weitestge­hend in Vergessenheit geraten war und sich also auch niemand von den Au­to­ritäten, die damals das Sagen hatten, mehr darum scherte. Die jüdische Re­li­gion war weitgehend im Kult erstarrt – und der sexuelle Missbrauch 107 war fast schon zum Normalfall geworden. Da muss also dieser Häuserbauer oder Bau­unternehmer Jesus (zu „Bauunternehmer“ s. nächster Punkt) darauf ge­sto­ßen sein und eine eklatante Diskrepanz zwi­schen An­spruch und Wirklichkeit der jüdischen Religion gesehen und versucht haben, die Ur-Reli­gi­on wieder zum Leben zu erwe­cken. Bei seinen norma­len Mit­men­schen muss er wohl damit sehr gut ange­kom­men sein, doch es muss viele an­dere gege­ben haben, die genau daran absolut kein Interesse hatten.

Jedenfalls habe ich versucht, mit meinem Wissen als Theologe und nach 30-jähriger Berufspraxis als Lehrer die Ideale der alten jüdischen Utopie in dieser Arbeit hier zu einem positiven Konzept zu kombinieren, damit sie für junge Leu­te zu­gäng­lich sind. Denn die jungen Menschen haben doch noch Ideale von solcher Utopie und wür­den diese auch gerne leben, wenn sie nur wüssten wie.

Und ich denke, ich bin hier gar nicht so schlecht, siehe dazu den zweiten Teil dieses Hefts! Allerdings war leider alles noch nicht ausgereift, als ich Lehrer war.

Fortsetzung des ursprünglichen Stichworts:

Der Mensch wird in der jüdischen Religion als Einheit von Leib und Seele gesehen, und wenn der Leib stirbt, stirbt auch die Seele. Das Ziel ist schlicht und einfach eine bessere Welt gegen die üblichen Ungerechtigkeiten und Ausbeutungsverhältnisse: Das Reich Gottes ist eine Herausforderung für unsere Welt hier und jetzt: Und so ist Anliegen im jüdischen Glauben die Abschaffung von allem, was ein erfülltes Leben hier beeinträchtigt oder gar verhindert, also vor allem die Zweitrangigkeit der Frau, die Sklaverei und auch die herrschende Vielgötterei mit ihren bisweilen unmenschlichen Götzenkulten (siehe Götzendienst). Denn im Namen von Götzen wurde aller Mißbrauch von Menschen gerechtfertigt, selbst wenn ihre Arbeitskraft ausgebeutet, sie gemordet (siehe Menschenopfer) und zur Prostitution gezwungen oder sonstwie verleitet wurden (siehe Tempelprostitution). Im Grunde ist der jüdische Glaube von seinem Ursprung her also eine Art genialer Religionskritik und sogar eine Art Atheismus, wo es nur deswegen einen Gott gibt, weil es einerseits sonst noch schlimmer wird und andererseits vernünftige Lebenskonzepte für uns Menschen ohne Gott auch gar nicht möglich sein dürften! Der wahre Gottesdienst für den jüdischen Gott, den man auch als einen konstruierten Gott bezeichnen kann, besteht im Grunde nur aus einer harmonischen Gemeinschaft unter dem Menschen (und damit man darunter nicht wieder alles Mögliche verstehen kann, aus einem Halten der Zehn Gebote, denn wenn wir das schon einmal tun, ergibt sich alles andere sozusagen von alleine)!

Im jüdischen Glauben (und damit in der Bibel) wird der Mensch, völlig anders etwa als in der von den alten Griechen entwickelten Philosophie, nicht uniform gesehen (bei den Griechen sind Frauen gar keine richtigen Menschen und auch ansonsten werden sie weitgehend eher als unvollkommene Männer gesehen, denen eben etwas fehlt), sondern als Mann und als Frau. Fritz Leist trifft das sehr gut, wenn er schreibt ("Utopie Ehe", Tübingen 1973, S. 180): "Wir müßten sagen, der Mensch hat nicht ein Geschlecht als eine Summe seiner sexuellen Merkmale, vielmehr der Mensch existiert sein Geschlecht. Die ungewöhnliche grammatikalische Konstruktion will das Einmalige ausdrücken: Der Mensch existiert sein Geschlecht, indem er sein Existieren als Mann und Frau vollzieht." Und damit dieses positiv gelingt, ist der jüdische Glaube vermutlich der erste Glaube der Menschheit (und wohl immer noch der einzige!), der die Sexualität im Rahmen von Gebrauch und Mißbrauch sieht und für den die wirkliche Liebe in der Einheit von Leib und Seele, die  Emanzipation und die Partnerschaft zwischen Frau und Mann Grundanliegen sind, nur in diesem Glauben hat die Frau auch das Recht auf den Orgasmus – allerdings im Rahmen der Zehn Gebote! Jedenfalls zieht sich - zumindest soviel ich das überblicke - nur in diesem Glauben das Auf und Ab der Geschlechterbeziehungen wie ein roter Faden durch die Geschichte - siehe die Einleitung basistheologie! (Wie die Frau ansonsten gesehen wird, siehe etwa unter Beschneidung!)

Da es sich um eine Lebenseinstellung handelt, ist im jüdischen Glauben eine Wissenschaft von Gott, also eine Theologie, verpönt, ja man darf sich noch nicht einmal ein Bild von Gott machen und seinen Namen vorsorglich auch gar nicht aussprechen, um nicht sozusagen durch die Hintertür wieder zu einem Gottesbild zu kommen und damit schließlich doch wieder in den alten Götzendienst zurückzufallen.

Die Dekadenz beginnt allerdings schon im Dritten Buch des Mose; vor Dekadenz sind natürlich auch die besten Religionen nicht gefeit.

Wie wenig es auf irgendeinen Kult für diesen jüdischen Gott ankommt, predigten die Propheten, die etwa wie der Prophet Amos jeden rituellen Gottesdienst, alle Wallfahrten, ja sogar die Gesänge für diesen Gott verabscheuten („hinweg mit dem Geplärr eurer <Tempel->lieder!“ Amos 5,23) und stattdessen sich für Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gegenüber anderen Menschen einsetzten. Denn auch der jüdische Glaube war leider nicht von Verfallserscheinungen frei geblieben und hat sich immer mehr in Richtung einer typischen Priesterreligion entwickelt. Wenn wir das ursprüngliche Anliegen des jüdischen Glaubens in den beiden ersten Büchern des Mose, also im Buch Genesis und im Buch Exodus, durchaus erkennen können, so dokumentiert sich der Verfall bereits im Dritten Buch Mose, also im Buch Levitikus (und natürlich auch in den folgenden Büchern "Numeri" und "Deuteronomium"): Hier geht es nur noch um irgendwelche kultischen Probleme wie koscher und nichtkoscher (doch auch noch vieles andere, was jedenfalls nichts mehr mit dem ursprünglichen Anliegen zu tun hat)... Das ganze Alte Testament, das heilige Buch der Juden schlechthin, bezeugt im Grunde ein ständiges Hin und Her zwischen Glaube und Unglaube (oder eben degeneriertem Glauben) der Juden.

Dabei verbirgt sich der typische Unglaube so mancher Juden sehr oft hinter einem äußeren Schein von ganz besonderer Gläubigkeit. Im Endeffekt glaubensfeindlich wirkt sich so das Verhalten der Priesterschicht (= Pharisäer und Schriftgelehrte) aus, die einerseits so manches Glaubensgut aus anderen Religionen (wie den Glauben an ein Leben nach dem Tod!) akzeptiert und andererseits bei der Übertragung des traditionellen Glaubens in ihre Zeit zahllose mehr oder weniger überflüssige und sinnlose Gebote konstruiert und diese dann auch noch kleinlich ausgelegt hatte. Vor allem von dem Konzept der Gleichwertigkeit der Frau war schließlich nichts mehr zu merken, es muß damals schließlich wohl so zugegangen sein wie bis Ende 2001 unter den Taliban in Afghanistan, siehe ...sondern die Lehre des Jesus! Und so kam es auch, daß zur Zeit Jesu sowohl der Glauben an ein Leben nach dem Tod als auch die Ablehnung dieses Glaubens für einen rechtgläubigen Juden durchaus möglich waren. Zu denen, die den Jenseitsglauben verneinten, gehörten die Sadduzäer, also die damalige eher konservative religiös-politische Gruppierung, die vor allem im Tempeldienst den Schwerpunkt ihres religiösen Lebens sah, zu denen, die für einen Jenseitsglauben waren, die (damals moderneren) Pharisäer.

Vom Anliegen Jesu her ist der christliche Glaube nur eine Erneuerung des ursprünglichen jüdischen Glaubens, was besonders bei seinem Umgang mit Frauen ins Auge springt, die unter dem offensichtlichen Sittenverfall zur damaligen Zeit besonders zu leiden hatten.

Erst durch die Auseinandersetzung mit nichtjüdischen Religionen und Philosophieen und schließlich auch durch die Übernahme von deren Gedankengut wurde aus der Botschaft Jesu eine eigenständige Religion. Und immer mehr wurde damit auch vom Anliegen des wirklichen Jesus (siehe auch Leben-Jesu-Forschung) und der ursprünglichen jüdischen Religion abgedriftet. Was aus dem Christentum wurde, wissen wir - und im jüdischen Glauben geht es schließlich nur noch um die Problematik der Identität, von einer Befruchtung der Menschheit mit den grandiosen Ideen des Ursprungs ist nichts mehr zu merken.

Anmerkung: Rabbi Shmuley Boteach, der orthodoxe «Love Prophet» aus Amerika, kennt kein Tabu. In seinem auch auf deutsch erschienenen Buch «Koscherer Sex» (siehe koscher) spricht der Rabbiner offen über die «Intimitätskrise» in der westlichen Gesellschaft und die Wichtigkeit von Sex in Ehen und Beziehungen. Sie finden eine Besprechung des Buchs unter http://freenet.meome.de/app/fn/artcont_portal_news_article.jsp/79851.html. Alles schön und gut, auch daß das Christentum  die Heimat des Judentums verlassen hat. Doch offen bleibt, wie das voreheliche Sexualleben gemeistert wird und wie die richtigen Partner gefunden werden. Hier ist basisreligion die Ergänzung, die auch auf dem Judentum beruht – denken wir an die Tipps aus der Adam-und-Eva-Erzählung! Christentum und Judentum gehören eben doch zusammen!

Jüdische Namen

Einen sehr informativen Artikel zum Thema "jüdische Namen" gab es in der WELT vom  25. Juli 2005 unter der Url.: http://www.welt.de/data/2005/07/25/750278.html

Sonstige Fragen zum Judentum:

Hallo basistext,
suche über die Juden die Erläuterung, warum die immer im Geld schwimmen? In jeder Stadt war ein Judengasse und ein Judentempel. Wie entstand der Judenhass, der zur Vergasung führte. Ich habe ein Zeitungsausschnitt mit der Aussage vom Papst "die Juden seien das Volk Gottes", und was ist der Rest der Welt?
MfG H. D., der Atheist

Antwort von basisreligion:

Zunächst einmal: Die meisten Juden, die die Nazis umgebracht hatten, waren ganz arme Schlucker, kleine Handwerker und kleine Kaufleute, gerade die aus dem Osten. Eine Volksdeutsche aus Polen wurde einmal gefragt, woran man merkte, daß es keine Juden mehr gab: "Es gab keine Handwerker mehr, die einen Wasserhahn reparierten" usw. Daß einige Juden doch zu Geld und auch zu sehr viel Geld kamen, hatte den Ursprung zunächst einmal darin, daß den Juden im Mittelalter bei uns die üblichen Berufe untersagt waren, sie konnten also nicht Bauern und Handwerker sein. Was blieb ihnen anders übrig, als sich mit Dingen zu beschäftigen, die mit Handel und Geld zu tun hatten? Und gerade der Umgang mit dem Geld wurde durch das Zinsnahmeverbot bei uns gefördert: Es war unchristlich, für verliehenes Geld Zinsen zu nehmen, ein im Grunde völlig unsinniges Gebot. Und für Juden galt dieses Gebot bzw. Verbot nun einmal nicht, also verliehen sie Geld, schließlich gehört Geldleihe und -verleihe ja zu jeder vernünftigen Volkswirschaft. Wir können also sagen, daß zumindest zunächst einmal die Juden förmlich in ihre Rolle gedrängt wurden. Und da sie sich irgendwann darin auskannten, blieben sie natürlich drin. Gefördert wurde diese Lage der Juden noch dadurch, daß die jüdischen Kinder eben nicht in den traditionellen Berufen lernen durften - also lernten sie in den Schulen und zwar länger und intensiver als die Kinder der Christen. Und wurden so gebildeter - was natürlich für ihre Begabung für Handel und Geld auch nciht nachteilig war. Angemerkt muß allerdings werden, daß Geld nun wirklich nicht das einzige Ziel für Juden war. Sie versuchten immer, auch in der Wissenschaft und in den Künsten eine Rolle zu spielen, sei es, daß sie ihre Kinder förderten, die sich talentiert zeigten, sei es durch Stiftungen.   

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)