GOTT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

GOTT - wohl kein Wort wird so leicht daher geplappert, obwohl wir doch gar nichts wirklich darüber wissen! Wir wissen nicht, ob es IHN überhaupt gibt, und wenn es IHN gibt, dann wissen wir nicht, wie ER ist, welche Eigenschaften ER also hat, ob er allmächtig, allgütig, allliebend oder sonst etwas ist. Etwa alle diese tausend Gottesnamen im Islam - reine Phantasie!

Wenn wir überhaupt etwas wissen, dann wissen wir, dass ein guter Gott auf alle Fälle nicht kleinkariert, nicht spießig, nicht nicht ungerecht, nicht verlogen ist. Und ein anderer Gott interessiert uns ohnehin nicht.

Also können wir doch einmal alles auf den Prüfstand stellen, was wir so von Gott glauben oder was wir zuliebe Gottes machen (müssen): Braucht ER wirklich Opfer? Braucht ER Gebete? Braucht ER Verehrungskulte? Braucht ER also großartige Kirchen und großartige Musik in diesen Kirchen? Braucht ER Glaubenssätze, die gar nicht stimmen? Wohl kaum.

Auch interessiert uns doch nur ein Gott, dessen Anliegen ist, dass wir vernünftig miteinandern umgehen und vernünftig oder auch lebensklug leben. Und wenn dieses Vernünftigleben und Vernünftigmiteinanderumgehen nur mit Textilien, also zumindest mit Badhose oder Bikini zu erreichen ist, hätte ER dies alles uns nicht bei unserer Geburt mitgegeben? Har er aber nicht! ER hat uns aber unseren Geist mitgegeben, der natürlich trainiert werden muss! Also machen wir das doch einmal!


Im Übrigen: Welche Vermessenheit liegt im Grunde allein darin, überhaupt über ihn zu reden! Können wir dies nicht immer tun, wenn wir uns ein Bild von ihm machen, und ist dies nicht sogar in einem der ersten der Zehn Gebote direkt verboten?

Die wohl kürzeste und treffendste Charakteristik Gottes stammt vom evangelischen Theologen Rudolf Bultmann: "Deus totaliter aliter!" - "Gott ist ganz anders!"

Er ist vor allem anders als alles, was wir uns vorstellen können, und mit nichts vergleichbar. Wenn wir irgend etwas von ihm sagen, was auch auf etwas anderes oder jemand anderes zutrifft, vor allem auf einen Götzen einer Vielgötterei, liegen wir schon falsch. Er läßt sich also auch auf gar keinen Fall in ein Glaubensbekenntnis sperren - es ist sinnlos, über irgendwelche Gottesvorstellungen zu sprechen. Es kommt nicht nur nichts, sondern sogar immer etwas Falsches dabei heraus. So kann auch niemand einen Beweis für die Existenz Gottes liefern. Nur Heiden sagen, sie könnten das, wer aber bei uns sagt, er könne das, der lügt. Wie kommt es dann aber zu dem Glauben an Gott und damit zu diesem Gott?

Die Konstrukteure unserer Gottesvorstellung vor etwa 3500 Jahren im Vorderen Orient haben diese Unbeweisbarkeit Gottes auch mit Sicherheit erkannt (siehe Monotheismus). Ihnen ging es auch gar nicht darum, den zahlreichen Göttern, die man damals verehrte, einen weiteren Gott hinzuzufügen, sondern unsere Welt menschlicher zu machen.

Und da die üblichen Unmenschlichkeiten wie Menschenopfer, Tempelprostitution, Ausbeutung und Unterdrückung, durchaus auch im Namen von Göttern geschahen oder zumindest mit ihnen abgesichert waren, die also ohne weiteres nicht abgeschafft werden konnten, mußte ein neues, ein besseres, ein humaneres Gottesbild (das war jedenfalls der ursprüngliche Sinn des neuen Gottes!) her, das über diesen alten Göttern stand. Damit wurden auch die Cliquen von Priestern und anderen Denkakrobaten (siehe Priesterreligion) entmachtet, die ihre Tyrannei mit Unmündigkeit und Unselbständigkeit, mit Ängsten und Tabus geschickt aufrecht zu erhalten wußten. Im Denkschema der damaligen Zeit konnte solche Systemveränderung oder auch Revolution eben nur gelingen, wenn sie zusagen "auf Befehl" eines höheren Gottes geschah! Und diesem Gott sollte man sich unterwerfen, ganz einfach, um jetzt wirklich ein freier Mensch zu sein und das Paradies hier und jetzt in Angriff zu nehmen. Und dafür sollte man dankbar sein, mehr nicht.

Um zu verhindern, daß dieser Gott nun seinerseits wieder zu einem solchen angstmachenden Götzen wurde, in dessen Namen neue Priestercliquen ihre Mitmenschen ausbeuten konnten, verboten die Verfasser der Bibel gleichzeitig in den Zehn Geboten, sich ein konkretes Bildnis von diesem Gott und ihn also zu einem Phantom zu machen oder auch nur seinen Namen auszusprechen.

Es ist die Tragik im jüdischen Glauben und im aus ihm hervorgegangenen christlichen Glauben, daß von diesen Grundsätzen nur zu oft abgegangen wurde und es deswegen hier wieder zu einem im Grunde vergleichbaren götzendienerischen Verhalten kam.

Wenn es Gott tatsächlich gibt, wird er auf alle Fälle um die Unmöglichkeit wissen, daß wir Menschen ihn erkennen können, und er wird darüber stehen statt uns Vorwürfe zu machen und uns sogar wegen unserer Zweifel einen Strick zu drehen!

Er wird vor allem bedenken, wie oft Menschen sich um seinetwillen schrecklich vergaloppiert haben und wie viel Mißbrauch in der Geschichte der Menschheit im Namen des Glaubens an Gott getrieben wurde und immer noch getrieben wird, wie viele Religionskriege, wie viele Hexen- und Ketzerverbrennungen, wie viel Not und Leid es angeblich seinetwegen gab und immer noch gibt. Und so dürfen wir darauf vertrauen, daß er uns nie und nimmer danach beurteilt, wie wir an ihn glauben und ihn verehren, ihn verteidigen und wie unerbittlich wir gegen seine angeblichen Feinde kämpfen, sondern wie wir uns um das Ziel der Verwirklichung des Paradieses oder auch des Reiches Gottes auf dieser Welt hier und jetzt bemühen. Gott ist nun einmal kein Baby, das unserer Fürsorge bedarf, sondern wir müssen bedenken, daß er nun einmal keine Arme hat, um etwas in dieser Welt zu ändern – außer unseren. Und die dürfen wir grundsätzlich nur im Rahmen der Spielregeln des Paradieses, also der Zehn Gebote, gebrauchen - ja das Aktivwerden im Rahmen der Zehn Gebote ist gewiß der wahre und alleinige Gottesdienst für diesen Gott, und auch, die Gebote anderen so beizubringen, daß es Freude macht, sie auch zu halten. Dagegen dürfte ein Glauben, in dem die Bitte um Vergebung und die Hinführung anderer zu dieser Bitte das Grundanliegen schlechthin ist, eine Verhöhnung Gottes sein. Denn das hieße ja, daß Gott etwas von uns verlangt, was unmöglich ist, daß die Gesetze Gottes also nicht realistisch und unmenschlich sind. 

Gott kann auch nicht Sinn unseres Lebens sein - er kann uns nur dabei unterstützen, daß wir einen vernünftigen Sinn des Lebens finden!

Die Unmöglichkeit, Gott zu erkennen und genau zu wissen, was er nun wirklich will, erfordert nun eine ganz konkrete Person, die uns eine Interpretation von Gottes Willen gibt. Und wenn wir die nicht haben oder auch nichts Genaues wissen, dann hängt sozusagen alles in der Luft und im Endeffekt macht jeder, was er will - oder wir sind einem System ausgeliefert, das mit uns macht, was es will. Die "betreffende Person" ist für uns Christen nun Jesus. In dieser Website wurde versucht, ihn nun wirklich konkret werden zu lassen, so daß auch eine Nachfolge möglich ist.

Daß Gott nicht Ziel unseres Strebens sein kann, könnte auch der tiefere Sinn des Urteils Jesu über den Sabbat sein, ob man etwa am Sabbat einen kranken Menschen heilen dürfe und Jesus entscheidet sich energisch für das Heilen (etwa Lukas 6, 1ff: Als er an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, rissen seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten einige Pharisäer: Was tut ihr da? Das ist doch am Sabbat verboten! Jesus erwiderte ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote nahm, die nur die Priester essen dürfen, und wie er sie aß und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat....Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder zugrunde gehen zu lassen?...). Sabbat steht hier für einen sinnentleerten Dienst für Gott - wichtiger ist der Mensch und daß etwas, was "nicht richtig läuft", wieder in Ordnung gebracht wird!

Suchen wir also nach den Ursachen, warum göttliche Gebote nicht gehalten werden können, und stellen wir diese Ursachen ab! Schauen wir dabei sehr genau hin, vor allem, ob etwas, was wir da anstellen, wirklichen "moralischen Nährwert" hat oder nur so aussieht! Wie gerade im Namen Gottes wirklicher Moral kein guter Dienst geleistet wird, ist hier unter dem Stichwort Gewissen beschrieben. Seien wir skeptisch gegen  Traditionen, für die es keine sinnvollen Begründungen mehr gibt! Kümmern wir uns in diesem Zusammenhang besonders um angeblich pädagogisch sinnvolle Lügen - auch und gerade die sind völlig fehl am Platz! Gott hat so etwas nicht nötig, Gott und Lüge sind auf alle Fälle ein Widerspruch in sich!


Ob Gott heute noch zu uns spricht? Na klar - nur wir müssen mal richtig hinhören!

Es gibt dazu eine hübsche Geschichte, die ich einmal irgendwo gehört habe:

Da droht also ein kleines Städtchen durch Hochwasser überschwemmt zu werden, und so fährt die Polizei durch die Straßen und macht Lautsprecherdurchsagen, dass die Bewohner bitte ihre Häuser verlassen und sich in höher gelegenem Gebiet in Sicherheit bringen sollten. Zuletzt gehen sie auch von Haus zu Haus, um auch wirklich alle zu finden, die noch nicht fort sind. Und sie finden nur noch den Pfarrer, doch er weigert sich, die Stadt zu verlassen und sagt: „Ich vertraue auf Gott, Gott wird mich retten, ich bleibe hier“. Da kann also die Polizei nichts machen – und verlässt das Städtchen.

Und das Wasser steigt und steigt und der Pfarrer steigt auf das Kirchendach. Da kommt die Feuerwehr mit einem Schlauchboot und sucht noch nach letzten Unentwegten, die immer noch im Städtchen sind. Und sie entdeckt den Pfarrer und fordert ihn auf, bei ihnen einzusteigen und sich retten zu lassen. Doch der wieder nur: „Ich vertraue auf Gott, Gott wird mich retten, ich bleibe hier“. Auch sie können also nichts machen und ziehen ab.

Und das Wasser steigt und steigt – und er Pfarrer klettert auf den Kirchturm. Da kommen also noch mal welche, um ihn zu retten, diesmal die Heeresflieger per Hubschrauber und lassen zu ihm ein Seil runter und fordern ihn per Lautsprecher auf, sich anzubinden und hochziehen zu lassen. Doch der nur wieder: „Ich vertraue auf Gott, Gott wird mich retten, ich bleibe hier“.

Auch die Heeresflieger ziehen also unverrichteter Dinge ab. Und das Wasser steigt und steigt weiter. Und schließlich wird der Turm von den Wassermassen weggerissen und der Pfarrer mit ihm und er ertrinkt jämmerlich.

Wütend läuft der daraufhin im Himmel zu Gott und beschwert sich: „Habe ich nicht auf Dich vertraut, dass Du mich retten wirst? Und nichts ist geschehen, elendiglich hast Du mich umkommen lassen! Das ist also der Lohn für meinen Glauben und für mein Vertrauen in Dich...“

Doch Gott daraufhin: „Mal langsam. Ich verstehe nicht, warum du dich so aufregst. Du weißt ja gar nicht, wie sehr ich dich liebe. Ich war doch wirklich gut zu dir: Habe ich dir nicht die Polizei geschickt, die Feuerwehr, schließlich sogar die Heeresflieger? Was kann ich denn dazu, wenn du nicht auf mich hörst?“

Ja, und so denke ich, läuft das auch mit unserer „Sexualmoralerziehung“, um die es ja in dieser Website vor allem geht. Was soll Gott denn machen, wenn wir hier alles so machen, dass die in einer freien Gesellschaft gar nicht funktionieren kann?

Und wozu wir Gott dabei noch brauchen? Ja sicher brauchen wir ihn – und wie! Denn selbst wenn wir alles richtig machen, sind da immer noch Unwägbarkeiten, und zudem brauchen wir ja auch seine Gnade, die richtigen Wegweiser für die jungen Menschen zu sein und also die Konzepte zu finden, die schon einmal die Chance haben, es auch tun. Und dass wir auch nicht den rechten Zeitpunkt verpassen, dass wir den Mut haben, zum Pfarrer zu gehen und ihm zu sagen, wie er sich hier beteiligen sollte usw.

Hier dazu ein Konzept, das funktiniert!


Wie wir in Verbindung mit diesem Gott treten können, siehe unter Gebet!

Und wie er uns Botschaften zukommen läßt (ja auch das gibt es - und wie!) siehe unter Offenbarung!

Siehe auch die Stichworte Gottesbeweise und Gott und Leid!

Und hier eine Mail vom 15. Januar 2004:

Betreff: Wozu überhaupt noch einen Gott?

Sehr geehrter Herr P,

mit großem Interesse habe ich in den vergangenen Tagen viel in Ihrem Wörterbuch Basisreligion gelesen. Vieles von dem, was Sie schreiben, kann ich sehr gut nachvollziehen, insbesondere über den Wert der Nacktheit, das Ich-gesteuerte Gewissen und das Primat der Moral über den Glauben.

Da Sie Wunder, Übernatürliches und Unplausibles vehement ablehnen, war ich nun sehr gespannt, wie Sie sich wohl Gott vorstellen, denn dass es ein unsichtbares, mächtiges Wesen namens "Gott" geben soll, welches irgendwie im Verborgenen die Welt regiert, erscheint mir, ehrlich gesagt, ebenso wenig plausibel wie Jungfrauengeburt, Auferstehung und dergleichen.

So habe ich also in Ihrem Wörterbuch unter "Gott" nachgeschlagen und fand genau das, was ich erwartet hatte: dass ja der jüdisch-christliche Gott im krassen Gegensatz zu den Götzen der Heiden im Grunde eher ein "Nicht-Gott" ist, da man sich kein Bildnis und keine Vorstellung von ihm machen soll, und außerdem er hat nicht mal einen richtigen Namen (denn "Gott" ist ja nur eine Gattungsbezeichnung, und JHWH heißt lediglich: "Ich bin, der ich bin", ein äußerst nichts sagender Name).

Ich finde diesen Gedanken sehr faszinierend, dass im Zentrum des Allerheiligsten, als Mittelpunkt der Anbetung kein Götzenbild steht, sondern einfach nichts. (Dazu fällt mir ein, dass für Muslime die Kaaba in Mekka der Tempel Gottes ist, und auch sie ist innen völlig leer. Man könnte vielleicht sagen, der unsichtbare, undefinierbare, unbenennbare Gott ist im Grunde der "Gott, den es nicht gibt".)

Meine Frage: Wäre Ihr ganzes Konzept nicht noch plausibler, wenn Sie auf "Gott" ganz verzichten würden? Wenn man an die Evolution glaubt, braucht man ja Gott nicht mehr als Schöpfer. Wenn man das Ich-gesteuerte Gewissen propagiert, braucht man Gott auch nicht mehr als Richter im jüngsten Gericht. Wenn man Wunder und Übernatürliches ablehnt, braucht man keinen Gott, der übernatürlich eingreift. Wozu braucht man ihn denn überhaupt noch? Wenn Gott ewig undefinierbar und unbegreifbar ist, kann man doch sowieso überhaupt nichts mit ihm anfangen!

In Ihrem Konzept ist Gott ja auch bereits völlig an den Rand gedrängt; er ist für fast nichts mehr zuständig. Wäre es da nicht noch plausibler, ganz auf ihn zu verzichten? Also anstelle des "Primats der Moral über den Glauben" nur noch Moral und gar keinen Glauben?

Den einzigen vernünftigen Grund, dass Sie in Ihrem Konzept "Gott" überhaupt noch mit einbauen, sehe ich darin, dass er eben das Aushängeschild ist, ohne dem die Leute Ihnen wohl nicht abkaufen würden, dass es sich bei "Basisreligion" um etwas Christliches und überhaupt um Religion handelt.

Besteht, abgesehen von dem Aushängeschild "Gott", überhaupt irgend ein Unterschied zwischen Basisreligion und humanistisch geprägtem Atheismus?

Über Ihre Antwort würde ich mich freuen.

Ich bin übrigens kein Atheist, sondern ein Christ, der sich enttäuscht vom Fundamentalismus abgewandt hat und nun nach einer plausibleren Form christlichen Glaubens sucht.

Mit freundlichen Grüßen
S. W.

Dazu die Antwort von basisreligion:

Lieber Herr W.!

Besten Dank für die liebe Mail!

Zum Gottesproblem fällt mir ein Schriftwechsel mit dem ADAC ein, es ging darum, wie man ein Auto bei überraschendem Glatteis zum Halten bringt, und da machten die - wie ich meine - einen ziemlich dämlichen Vorschlag, nämlich Vollbremsung, das sei immer noch das Beste. Verärgert über diesen Unsinn schrieb ich denen, wenn ich das einmal in einer entsprechenden Notsituation gemacht hätte, wäre ich schon tot und auch einige andere, doch ich hatte längst vorher einmal einen Bekannten beobachtet, wie der mein Auto einen vereisten Berg hinunterfuhr, nämlich mit ganz rabiater Stotterbremse. Und das hatte ich in dieser Notsituation gemacht - und das Auto gehorchte und fuhr - zwar mit kaum verminderter Geschwindigkeit, warum auch, denn die rechte Seite der Straße war ja frei - in die Richtung, in die ich wollte und so war ich gerettet. Doch die vom ADAC antworteten mir, es sei ihnen ja ums Halten gegangen, und da sei Vollbremsung eben immer noch das Beste... (Näheres über diesen Vorfall unter Instinkt.)

Warum ich das erzähle? Wir haben hier zwei Probleme: Das Problem des Haltens und das Problem, keinen Unfall zu bauen. Und auf welches Problem kommt es eigentlich an? Doch nur darauf, keinen Unfall zu bauen - das Halten ist dabei doch völlig nebensächlich? Oder nicht?

Und so sehe ich das auch mit der Gottesfrage. Kommt es auf die wirklich an, sollen wir uns darüber streiten und dabei viel Energie und Zeit vergeuden und uns am Ende noch gegenseitig bekriegen? Kommt es nicht vielmehr darauf an, daß wir das Leben vernünftig gestalten, daß wir selbst und andere glücklich werden? Und daher möchte ich mich auf das Gespräch über Gott gar nicht einlassen, zumal wir alles so genau nun auch wieder nicht wissen. Ich will nicht in denselben Fehler verfallen (nur eben jetzt anders herum) wie die Glaubensprofis, die ja angeblich alles so genau wissen und sogar Beweise haben! Natürlich habe ich eine private Meinung, mit der ich hinkomme - und ich finde, das reicht. Wenn andere da andere Ideen haben, auch gut, Hauptsache, sie haben keinen Götzen... Und irgendwie hat das mit einem Glauben an Gott doch auch etwas für sich? Und wenn es das ist, daß man nicht die vielen lieben Menschen, die sich redlich bemühen, vor den Kopf schlägt?

Ich hoffe, Sie sind mit meiner Antwort zufrieden! Und ich nehme an, ich kann Ihren Brief und meine Antwort auch zum Stichwort GOTT stellen - natürlich nur mit den Initialen?

Tschüs
M. P.

Fortsetzung des Schriftwechsels:

Sehr geehrter Herr P.,

persönlich kenne ich Sie überhaupt nicht; ich bin einfach im Internet über eine Suchmaschine auf Ihr Wörterbuch gestoßen. Wenn Sie möchten, dürfen Sie meinen Brief mit Ihrer Antwort dort gern mit veröffentlichen; ich habe nichts dagegen.

Inzwischen habe ich in Ihrem Wörterbuch auch unter "Atheismus" nachgeschlagen und fand meine Vermutung bestätigt, dass zwischen Basisreligion und Atheismus tatsächlich keine nennenswerten Differenzen bestehen. Was Sie über Gott schreiben, kann man wohl am treffendsten als "Agnostizismus" (Link gesetzt von basisreligion) bezeichnen: "Über Gott weiß man nichts genaues, und es ist auch nicht wichtig." (Das Stichwort "Agnostiker" fehlt übrigens in Ihrem Wörterbuch, dabei sind inzwischen die meisten Deutschen in Wahrheit Agnostiker.)

Ich stimme Ihnen zu, dass man über Gott nicht streiten sollte, weil es wichtiger ist, dass wir einfach vernünftig miteinander umgehen. Aber der Mensch ist nun mal neugierig; er möchte umfassend bescheid wissen, auch über Dinge, die er eigentlich nicht unbedingt wissen muss. Und so wird auch die Frage nach Gott immer akut bleiben, auch wenn sie aus praktisch-moralischen Gesichtspunkten eigentlich unwichtig ist.

Gern möchte ich Sie noch auf einen Vortrag des britischen Autors Douglas Adams hinweisen, der mir besonders gut gefallen hat. Als bekennender Atheist legt er hier dar, dass es (seiner Meinung nach) zwar keinen real existierenden Gott gibt, dass es aber sehr wohl einen "künstlichen Gott" gibt, der nur in der Vorstellung der Menschen existiert. Und allein dadurch, dass die Menschen an ihn glauben, kommen gewaltige Prozesse in Gang, die ohne ihn niemals zu Stande kommen könnten. Den Vortrag findet man im Internet unter:

http://www.biota.org/people/douglasadams/ (leider nur in Englisch)

Mit freundlichen Grüßen,
S. W.

Und hier noch ein Mailwechsel mit F.G., allerdings nur das m.E. Wichtigste daraus:

Hallo M.!

Ich habe mich inzwischen umfassend durch deine Webseite durchgelesen und so gut dein Konzept überdie wirkliche Nachfolge Jesu ist, so halte ich deine rationale Sicht der Dinge für ziemlich realitätsfremd, ja sogar für schädlich. Ich werde das etwas erläutern:

Gott: Ich habe viel nachgedacht über deine Webseite. Deine Gedanken über eine wirkliche Nachfolge Jesu sind sehr wertvoll. Anderseits steht schon im Titel der Webseite "Basisreligion", dass du einen ganz entscheidenden Punkt schlicht und einfach nicht begriffen hast: Es geht beim christlichen Glauben nicht um noch eine Religion, sondern um eine Begegnung mit dem lebendigen Gott, d.h. mit dem Vater im Himmel, aber auch Jesus und dem Heiligen Geist. Hunderte von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt und aus allen Kulturen bezeugen, dass diese Begegnung ihr Leben nachhaltig positiv verändert hat - und zwar (richtigerweise) bereits "hier".

Du hast schon richtig erkannt: Erst wenn wir wissen, dass wir nichts wissen, haben wir wirklich etwas verstanden... (Allerdings: Auch ein "Nicht-Gott", auch ein leerer Bilderrahmen ist ein Bild...) Gott lässt sich nicht fassen mit unserem Verstand, denn Gott will in unseren Herzen wohnen. Es gibt zwischen Himmel und Erde vieles, was wir mit unserem Verstand nicht fassen können. Manches lässt sich später erklären, wenn wir neue Erkenntnisse gewonnen haben (siehe Ambrosius und die Geiergeschichte; Galilei und die Erdkugel; Franklin und der Blitzableiter). Anderes bleibt dem Verstand für immer verborgen. Sollte nur wahr sein, was wissenschaftlich bewiesen werden kann? Dann gib mal einen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass du an deinem Geburtstag zur Welt gekommen bist: Es wird nicht gehen... Wir können mit unserer tumben Wissenschaft und unserem beschränkten Verstand einfach nicht alles verstehen, was ist. Heute glauben Physiker und Ärzte eher an Gott als die Pfarrer - warum wohl?

Schauen wir doch mal etwas genauer auf die Evolutionstheorie: Bewiesen ist sie übrigens immer noch nicht, sondern sie ist ein Dogma, das geglaubt wird... Tatsächlich gibt es da bei näherem Hinsehen einige grössere Probleme: Wenn wir aus einer Mücke einen Elefanten machen wollen, haben wir ein Problem mit der Chromosomenzahl. Aber auch wenn wir dies weglassen: Warum sollte sich eine Tierart fortentwickeln in eine andere, und plötzlich entwickelt sie sich nicht mehr weiter, sondern tut alles, dass ihr gegenwärtiger Zustand erhalten bleibt? Wenn Evolution, dann nur eine zielgerichtete, eine von aussen gesteuerte. Wer an den Zufall glaubt, braucht einen grösseren Glauben. Wenn die Evolution aber von aussen gesteuert ist, dann ist eine höhere Macht (Gott) erforderlich, der mehr kann als wir, der aus unserer Sicht "allmächtig" ist - und dann spielt es eigentlich auch keine Rolle mehr, ob die Erde in sechs Tagen erschaffen wurde oder in 4 Mia Jahren... Dies wertet deine Deutung der Schöpfungsgeschichte nicht ab, sondern umgekehrt: Bei vielen deiner Stichworte klingt der Unterton mit "so war es, alle anderen Deutungen sind doch lächerlich". Das ist schade. Die biblischen Texte sind nun mal vielschichtig. Dein rationales Weltbild sagt eigentlich mehr aus über dich als über die Welt (siehe Projektion).

Und dann: Die in allen Menschen mehr oder weniger stark ausgeprägte Sehnsucht nach Transzendenz (ist dies am Ende ganz platt die Sehnsucht nach Geborgenheit bei einem "Über-Vater"?) ist ja ein deutlicher Hinweis, dass uns unser Schöpfer auf ihn hin geschaffen hat, damit wir mit ihm in eine persönliche Beziehung treten. Und dies entspricht durchaus auch den Vorstellungen der Bibel. Auch dies kommt mir beim Lesen der Bibel von der ersten bis zur letzten Seite entgegen.

Diese Begegnung mit dem lebendigen Gott ist vielleicht etwas schwieriger erlebbar in der katholischen Kirche, aber es gibt auch da Menschen, die diese persönliche Beziehung zu Gott erfahren. Beispielsweise in der charismatischen Erneuerung. Oder fahr mal selber nach Taizé und lass dich ein auf das, was da passiert. Ich selbst bin evangelisch "landeskirchlich-gläubig" aufgewachsen, habe mich dann in einer evangelikalen Jugendgruppe bekehrt und dabei die persönliche Beziehung zu Gott gefunden, die mein Leben seither nachhaltig geprägt hat. Ich bin ein Mensch, der selber und gerne denkt und ich meine, nicht alles, was ich seither erlebt habe, lässt sich mit Psychologie etc. wegerklären. (Inzwischen ist es meiner Frau und mir in der evangelikalen Welt zu eng geworden und wir haben uns wieder der evangelischen Landeskirche angeschlossen. Aber die Freude an der persönlichen Beziehung zu Gott ist geblieben.)

Gibt es einen persönlichen Gott? Das kann man erst wissen, wenn man ihn gefunden hat. Ich mache dir einen Vorschlag: Mache das folgende Gebet zu deinem Gutenachtgebet: "Gott, wenn es dich gibt, lass mich dich finden."

Eines versichere ich dir: Die Gefährtenschaft mit dem Vater im Himmel ist ein Stück Himmel auf Erden und hat durchaus auch etwas mit der Einheit von Leib und Seele zu tun. Wer es nicht erlebt hat, kann nicht recht nachvollziehen, um was es geht. Es verhält sich durchaus ähnlich wie mit der Gefährtenschaft zwischen Mann und Frau. Meine Frau und ich haben die Gnade erfahren, dass wir beides erleben dürfen. (Vergleiche dazu durchaus auch deine persönliche Anmerkung zu Transzendenz)

Und dann ist da noch etwas: Dein Konzept mit einer wirklichen Jesusnachfolge und mit einer vernünftigen Kindererziehung ermöglicht Mann und Frau einen guten Start in eine "himmlische" Beziehung. So wichtig und richtig ein guter Start ist: Es ist erst der Anfang! Es gibt in unserem Eheleben jedoch immer wieder Situationen, wo einem der andere auf den Keks geht, wo man sich nicht versteht, oder wo auch ungewollt plötzlich etwas zwischen uns steht (z.B. andere Menschen). Und da sprechen wir das dann voreinander aus und bringen es ans Licht und im Gebet vor Gott. Meine Frau und ich wüssten nicht, wie wir gute Ehepartner sein sollten ohne die Hilfe des lebendigen Gottes. Und eben genau deshalb ist es nicht getan, wenn wir die jungen Menschen nur über den "rationalen Teil" der Wirklichkeit aufklären. Oder wie siehst du das?

Teufel:  Die Spuren der Verwüstung, die das Böse in der Welt hinterlässt, hast du ja selber deutlich genug erkannt. Bist du nicht möglicherweise etwas vorschnell, wenn du den Teufel einfach als Druckmittel der Kirchenmafia hinwegerklärst? Natürlich wurde damit viel Schindluderei getrieben. Aber bedenken wir: Wenn es einen Teufel wirklich gäbe, dann hätte er ein grösstes Interesse daran, dass die Menschen glauben, es gäbe ihn nicht. Natürlich ist der Teufel kein bocksbeiniger Geselle, und der Gegenspieler Gottes schon gar nicht, und ein gefallener Engel auch nicht. Was aber ist der Teufel dann?

Von Gott sagt die Bibel an verschiedenen Stellen: Gott ist es, der Gutes UND Böses schafft... Der Teufel ist schlicht und einfach ein Geschöpf Gottes, als Teufel geschaffen von Anfang an. Der Teufel hat eine Funktion, und wenn es nur die ist, dass wir das Licht erst als Licht erkennen, wenn es auch Dunkelheit gibt. Wahrscheinlich geht es aber um mehr: Gott ist Person und möchte, dass wir ihn lieben von ganzem Herzen und von ganzer Seele und von ganzer Kraft. Und das mit der Liebe klappt nur, wenn wir eine wirkliche Wahl haben. Gott möchte nicht von kleinen fleischigen Robotern geliebt und angebetet werden, sondern von Menschen, die sich gegen das Böse und für ihn entschieden haben.

Angst brauchen wir vor dem Teufel ganz sicher nicht zu haben, denn "der in uns ist (der heilige Geist), ist stärker als der in der Welt ist". Eine gesunde Furcht oder Respekt ist wohl eher die geeignete Einstellung. Und was viele Kirchenmenschen auch nicht begriffen haben: Es nützt nichts, die Finsternis zu bekämpfen, damit es hell wird in der Welt. Wir sollen ganz schlicht und einfach unser Licht anzünden. Letzteres siehst du durchaus auch so (siehe z.B. Reich Gottes).

* * * * * * * *

Zum Schluss noch ein ganz kurzer Gedanke:
Jesus sagte: Du sollst Gott lieben über alles und deinen Nächsten wie dich selbst.
Die Humanisten haben daraus gemacht: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Unsere moderne Spassgesellschaft hat davon nur noch übriggelassen: Liebe dich selbst...
Wenn wir die Beziehung zu Gott weglassen, geht es offensichtlich schief...

Hochachtungsvoll, und mit Gottes Segen,
F. G.


Und hier die Antwort:

Hallo F.!
 
Deine lange Mail finde ich ganz lieb - doch meine Situation ist, daß ich auch ein alter Theologe bin und das alles kenne und mir hundertmal und viel mehr habe durch den Kopf gehen lassen - und ich bin doch zu den jetzigen Ergebnissen gekommen! Auch ich fühle mich als ein geliebtes Kind Gottes, doch ist das meine persönliche Sache und kein Mensch hat etwas davon, wenn ich dem das erzähle, es sei denn, er fragt mich. Und eine Gemeinschaft, die sich in einem solchen Gottesglauben, wie Du ihn (vielleicht) siehst, kann auch eine Leidensgemeinschaft sein: Wir sind anders als die böse Welt, die uns nicht mag, und wir halten zusammen und fühlen uns in unserem Glauben geborgen... Von solch einem Konzept will ich gaaaanz weit weg, daher versuche ich alles zu eliminieren, was irgendwie nach dieser Richtung aussieht.
 
Dagegen kann ich mit dem Gottesbild, was mir vorschwebt (ob es gelingt, ist natürlich immer eine Frage, doch ich habe schon gute Erfahrungen) aggressiv umgehen, das ist sozusagen eine wirklich zündende Munition - also mein Kinderunterricht lief jedenfalls phantastsich - selbst wenn nicht überall das kleine Jesulein herasussprang oder Glaube auf dem Tablett stand.
 
Ansonsten zu Deiner Mail: Sagen das vom lebendigen Gott und Jesus nicht die anderen Religionen auch von ihrem Gott? Jedenfalls möchte ich mich darüber nicht mit Moslems oder Buddhisten oder Hindus streiten.... Bei Evolution habe ich noch etwas hinzugefügt. Sie ist für mich kein Dogma, sie ist eben heute nun einmal weitgehend plausibel, so wie vor 3000 Jahren die Schöpfung plausibel war. Mein Vorschlag auch an Dich: Mach Du ein Konzept, das in sich schlüssig ist und mit dem Du die Leute begeisterst, und ich will alles entsprechend ändern.... (Wenn ich noch Schwierigkeiten habe, dann sind das einfach die, daß zu meinem Konzept nun einmal der entsprechende Kinderunterricht gehört - und da fehlt den meisten Leuten noch die Phantasie dazu, doch ich bin überzeugt, irgndwann kommt der Durchbruch, man muß nur lange genug zündeln....)
 
Und so sehe ich das auch mit dem Teufel. Eine alte Erklärung für das Böse, die uns heute nicht mehr weiter hift. Aber ich habe das ja alles geschrieben... 
 
Vielleicht baue ich das alles mal wo ein, ich weiß aber noch nicht wo...
 
Tschüs erst mal und frohe Pfingsten
M.

Fortsetzung des Mailwechsels:

Hallo M.!

Zuerst mal ein Witz: Jesus, der Papst und der Autor von "Basisreligion" fischen auf dem See Genezareth. Da merken sie, dass sie die Würmer vergessen haben. "Kein Problem", sagt Jesus, "gehen wir sie holen." Steigt aus dem Boot und geht auf dem Wasser ans Ufer. Darauf steigt der Papst aus dem Boot, geht ebenfalls auf dem Wasser und kommt ebenfalls wohlbehalten am Ufer an. Darauf steigt der Autor von "Basisreligion" aus dem Boot. Sogleich versinkt er jämmerlich im See und unter grösster Anstrengung watet er ans Ufer. Sagt der Papst zu Jesus: "Wir hätten ihm auch zeigen sollen, wo die Steine liegen." Schaut Jesus den Papst an und fragt: "Was für Steine???"

Sag mal, du müsstest doch bei deinen Reisen förmlich über das Übernatürliche gestolpert sein? Und wenn es das Übernatürliche gibt, weshalb negierst du es dann so heftig? Weshalb reisst du die natürliche und die übernatürliche Welt auseinander? Das passt doch gar nicht zu deinem Generalthema: Einheit von Leib und Seele - denn die Seele ist doch auch übernatürlich?

Ich werde jetzt ganz persönlich: Ich habe deine Webseite gerne durchforscht und alles leuchtete mir irgendwie ein - und plötzlich merkte ich, dass mir der liebe Gott abhanden zu kommen droht, weil sich die Bibel in einen Haufen aus mehr oder weniger nutzlosen Marketing-Tricks aufgelöst hat, welche dazuerfunden waren - und damit stellt sich mir die Frage, ob die Bibel inspiriert sei. Wenn fast alles von Menschen dazuerfunden wurde - was kann ich denn dann noch glauben? Das ist mein gegenwärtiges Problem! Ich wusste, dass die Evangelien "theologische Traktate" sind, dass also die Autoren die Geschichte durch ihre Brille erzählt haben und dass eigentlich erst die vier Geschichten zusammen ein Bild des historischen Jesus ergeben - falls überhaupt. Deswegen war die Bibel für mich trotzdem inspiriert, weil Gott die "Endredaktion" gemacht hat. Nun, beim Lesen deiner Webseite, war mir, als ob du alles zerfetzt; Paulus ist dann so etwas wie der erste Priester der neuen Priesterreligion, und so fort.

Dabei habe ich doch Gottes Liebe persönlich erfahren. Vermutlich geht es mir wie einem Ehemann, der eine Weile neben seiner Frau hergelebt hat, ohne bösen Willen, aber es war halt doch so, und nun sagt ihm plötzlich einer: "Deine Frau liebt dich doch gar nicht mehr, die ist innerlich schon längst abgehauen!" Und nun fragt und hintersinnt sich der Ehemann, ob es wahr sein kann, oder doch nicht, oder was denn nun... Wie kommt er da wieder raus? Er muss heim zu Frauchen und sie in den Arm nehmen und ihr in die Augen sehen und ihr sagen: "Schatz, ich liebe dich immer noch, es tut mir leid, dass ich es dir in letzter Zeit so wenig gezeigt habe", und da umarmt sie ihn, schaut ihm tief in die Augen und sagt: "Ich liebe dich auch und ich werde dich immer lieben." Nur diese neue persönliche Begegnung kann die Zweifel zerstreuen. Da stehe ich nun. Morgen ist Pfingsten, mal schauen, was im Gottesdienst passiert.

Nun denn: Ich behaupte jetzt mal, ich sei ein Durchschnittsmensch. Also werden auch andere ihre Probleme und Nöte mit deinem publizierten Nicht-Gott haben. Und dann besteht die Gefahr, dass sie zusammen mit den schrägen Ideen des P. auch das wirklich Wertvolle von der Kindererziehung und so über Bord werfen. Dann hast du überhaupt nichts gewonnen!

Damit meine ich nicht, du müsstest jetzt positiv von der Auferstehung schwafeln und solche Sachen. Ich weiss, dass gerade Theologen hier durchaus schräge Ansichten haben. Aber es wäre ja auch bereits ein Gewinn, wenn deine Webseite mit dem Seelengärtlein potentieller Besucher etwas feinfühliger umgehen würde. Will sagen: Du könntest darauf hinweisen, dass dies deine Sicht ist und dass andere Menschen eine andere Sicht haben dürfen und dass Erkenntnis Stückwerk ist und dass du dich statt mit dem übernatürlichen Jesus, lieber mit dem natürlichen beschäftigst, weil du der Meinung bist, damit hätten wir schon mehr als genug zu tun...

At 16:25 29.05.04 +0200, you wrote:

Auch ich fühle mich als ein geliebtes Kind Gottes, doch ist das meine persönliche Sache und kein Mensch hat etwas davon, wenn ich dem das erzähle, es sei denn, er fragt mich.

Da bin ich anderer Meinung, gerade in deinem Fall; siehe oben. Und zwischen "breitwalzen" und "verschweigen" gibt es ja noch ziemlich viel Spielraum.

Und eine Gemeinschaft, die sich in einem solchen Gottesglauben, wie Du ihn (vielleicht) siehst, kann auch eine Leidensgemeinschaft sein: Wir sind anders als die böse Welt, die uns nicht mag, und wir halten zusammen und fühlen uns in unserem Glauben geborgen... Von solch einem Konzept will ich gaaaanz weit weg, daher versuche ich alles zu eliminieren, was irgendwie nach dieser Richtung aussieht.

Absolut einverstanden! Es gibt solche Gemeinschaften, v.a. im freikirchlichen Umfeld. Davon halte ich nichts. "Die Welt ist des Herrn und was darinnen ist", und: "der in euch ist, ist stärker als der in der Welt ist" - es gibt also überhaupt keinen Grund, vor "der Welt" religiös verbrämte Angst zu haben. Die Weltmenschen haben auch etwas begriffen von Gott und wenn wir uns auf sie einlassen, lernen wir beide voneinander und haben mehr verstanden vom Ganzen. Diese Idee habe ich von W. J. Hollenweger. Der war Professor für interkulturelle Theologie an der Universität Birmingham. Sein Buch "Geist und Materie" (Chr. Kaiser, München 1988, ISBN 3-459-01734-1, vergriffen) habe ich mit grossem Gewinn gelesen und es beleuchtet manche Aspekte vom Übernatürlichen und vom Synkretismus aus einer anderen Perspektive als du. Ob das für dich eine Herausforderung ist?

Die unmögliche Tatsache

Palmström, etwas schon an Jahren,
wird an einer Strassenbeuge
und von einem Kraftfahrzeuge
überfahren.

"Wie war" (spricht er, sich erhebend
und entschlossen weiterlebend)
"möglich, wie dies Unglück, ja-:
dass es überhaupt geschah?

Ist die Staatskunst anzuklagen
in bezug auf Kraftfahrwagen?
Gab die Polizeivorschrift
hier dem Fahrer freie Trift?

Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, - kurz und schlicht:
DURFTE hier der Kutscher nicht -?"

Eingehüllt in feuchte Tücher,
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!

Und er kommt zu dem Ergebnis:
"Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil", so schliesst er messerscharf,
"nicht sein kann, was nicht sein darf."

(Christian Morgenstern)

Dagegen kann ich mit dem Gottesbild, was mir vorschwebt (ob es gelingt, ist natürlich immer eine Frage, doch ich habe schon gute Erfahrungen) aggressiv umgehen, das ist sozusagen eine wirklich zündende Munition - also mein Kinderunterricht lief jedenfalls phantastsich - selbst wenn nicht überall das kleine Jesulein herasussprang oder Glaube auf dem Tablett stand.

Die Zündkraft wird bestimmt nicht verwässert, wenn du anderen Menschen den Glauben an die Auferstehung lässt. Es geht um den Absolutheitsanspruch deines Argumentariums. Wenn es einen Gott wirklich gibt, musst du ihn nicht hinter einer Pesudowissenschaftlichkeit verbergen. Sondern dann dürfen wir ihn auch anbeten.

Oft bei deinem Gepolter gegen Fronleichnam und dergleichen kann ich dich sehr gut nachvollziehen, aber mal ganz im Ernst - du bist betriebslind. Vieles von dem, was du zu recht kritisierst, gibt es nur in der katholischen Kirche und da war schon Luther dagegen. Aber es gibt nicht nur die katholische Kirche. Zwar gibt es evangelische Kirchen, die in blutleerer Beliebigkeit aussterben, und es gibt Freikirchen, die ihre Schäfchen derart gängeln, dass sie zu Recht im Sektenratgeber zu finden sind. Aber es gibt auch die anderen: Gemeinden, bei denen wirklich ein Geist der Freiheit spürbar ist; wo Raum zum Atmen ist. Und: Es kommt hüben wie drüben immer auf die Ortsgemeinde an. "DIE" Kirche gibt es nicht.

Ansonsten zu Deiner Mail: Sagen das vom lebendigen Gott und Jesus nicht die anderen Religionen auch von ihrem Gott? Jedenfalls möchte ich mich darüber nicht mit Moslems oder Buddhisten oder Hindus streiten....

Wer redet von Streiten? Wohl eher voneinander lernen (siehe oben). Oder anders gesagt: Du schreibst: "Der Volksglaube unterscheidet sich massiv vom jeweiligen offiziellen Glauben in einer Religion und ist bei allen Völkern im großen und ganzen derselbe." Das ist doch hochinteressant! Da scheint die Volksseele etwas von der Wirklichkeit zu wissen, was auch die Priester nicht auslöschen können. Und du lehnst das ab, bloss weil es übernatürlich ist? Müssten wir nicht vielmehr das Essenzielle davon herausschälen?

"Nachprüfbare Beweise für die Wahrheit gibt natürlich nie": Wie ich bereits in einem vorigen Mail erwähnte, das bedeutet noch gar nichts. Es gibt unter dem Himmel vieles, was wir nicht beweisen können. Da gilt dann ausnahmslos das Prinzip des Bezeugens: Das Standesamt bezeugt dir deinen Geburtstag. Unsere Trauzeugen bezeugen, dass wir uns wirklich das Jawort gegeben haben. Die Zeugen vor Gericht bezeugen, dass sie den und den dort und dort gesehen haben. Ein schriftlicher Vertrag bezeugt dir, dass dein Vertragspartner sich mit den ausgemachten Bedingungen einverstanden erklärt hat. Und selbst bei der Medizin, die eigentlich eher eine grosse Bastelarbeit ist statt einer seriösen Wissenschaft: Der Arzt macht dich nicht heil und er kann noch nicht einmal beweisen, dass du krank warst und heil geworden bist. Er kann es nur bezeugen.

Evolution...

Dass die Evolution ein Nebengleis ist in unserer Diskussion, war mir auch klar. Es wundert mich einfach, mit welcher Naivität sie geglaubt wird.

Ich fasse zusammen:

Es ist mir schon klar, dass ich einen alten Theologen nicht umdrehen kann. Das ist auch gar nicht meine Absicht. Sondern: Es gibt andere Theologen, die mit guten Gründen beispielsweise an die Auferstehung glauben. Immerhin ist sie in den Evangelien durchaus glaubwürdig beschrieben (gerade die Story von den bestochenen Soldaten), wie auch die Geschehnisse um Pfingsten.  Der einzige Haken: sie ist halt übernatürlich.

Und wenn schon ich, der ich zumindest ein paar deutsche Sätze einigermassen zusammenbringe, durch die weniger hilfreichen Seiten deines Argumentariums erschüttert werde, dann werden auch andere ihre Probleme und Nöte haben mit dem Absolutheitsanspruch (Fanatismus?) deiner Ansichten. Und dann besteht die Gefahr, dass sie zusammen mit den schrägen Ideen des P. auch das wirklich Wertvolle von der Kindererziehung und so über Bord werfen. Dann hast du überhaupt nichts gewonnen! Das wäre jammerschade!!

Danke, dass du dich auf diese Diskussion einlässt.

Liebe Grüsse,
F. G.
 

Und hier wieder die Antwort:

Hallo lieber F.!
 
Soeben also aus Antwerpen zurück, wir waren gestern zur Krönungsmesse in der St. Pauluskirche sogar pünktlich, wenigstens noch lange vor dem Kyrie... Ich bin mir der Problematik eines solchen Kults bewußt, doch wir sind eine Gemeinschaft und es ist ein schöner Anlaß... Was wäre unser Leben ohne solche "Events"...? Und dass man nichts versteht oder nichts verstehen will, ist doch auch kein Schaden???
 
Also mit dem Übernatürlichen in der weiten Welt, das sah ich eigentlich immer mehr als Hokuspokus, um die schlimme und menschenverachtende Kehrseite zu verdecken usw.... Was man den Leuten nicht alles erzählt, und dank guter Psychologie (doof sind die ja woanders auch nicht!) glauben die Leute das auch noch... Schau Dir mal meine Stichworte über Islam, Hinduismus, Buddhismus, Shintoismus an... (Und Seele sehe ich aus jüdischer Sicht, und nur aus der können wir sie doch sehen, ob die wirklich so übernatürlich ist?)
 
Und nicht nur von daher sehe ich unseren Glauben nicht mehr "gottorientiert" oder "glaubensorientiert" sondern "problemorientiert". Wie werden die Probleme, um die die üblichen Religionen einen Bogen machen, gelöst? Wie wird das Problem, das es auch bei uns gibt, ich habe auf das Gespräch 40 hingewiesen, gelöst??? Und es könnte ja gelöst werden, "man" müßte nur wollen... Und es tut mir leid, wenn das in einer Religion ausgeklammert wird, dann fällt für mich die ganze Religion durch: Gewogen und zu leicht befunden - denn die haben mit der Liebe nichts im Sinn, denn der Missbrauch und damit as Kaputtgehen der Liebe, des Schönsten, was wir Menschen haben, ist denen egal.... Alles andere, das mit Gott usw. ist nur ein mehr oder weniger raffiniertes Ablenkungsmanöver, um diejenigen, die hier ihre Finger in die Wunde halten, zu diskriminieren... Irgendwo muß man doch die Meßlatte ansetzen! (Und es geht ja nicht nur um ein Ereignis so nebenbei - wenn junge Menschen hier bewußt ihr Leben gestalten lernen, dann gibt es eineseits weniger sinnlose Ängste und andererseits wird nicht nur etwas vermieden, sondern es kommen eher Beziehungen zustande, die eine ganz anderen Qualität haben, wo man sich also schon von sich aus bemüht, daß sie besser halten... Damit könnte vieles völlig anders aussehen...)
 
Und wenn etwas gottwohlgefällig ist, dann das, denn "was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt...." Und wenn wir hier gleichgültig sind, ist der ganze Glaube hohl - oder eben ein typisch heidnischer Glaube im christlichen Outfit... Und Gott dürfte es völlig egal sein, ob er hier nur als Marketingtrick verwendet wird (will er überhaupt Personenkult???) - Hauptsache, es ändert sich etwas in Richtung "Reich Gottes"!
 
Ja, was kann man noch glauben? Vermutlich gar nichts, denn jeder Glaube ist auch ein Bild von Gott - und ein Bild von Gott ist immer ein Verstoß gegen die 10 Gebote, also eine Sünde! Wenn wir Gottes Willen tun, also etwa gegen die Missstände in der Liebe vorgehen ("er hat keine Arme ausser unseren"), dann wird er sich uns schon offenbaren...und vermutlich ganz anders, als wir es uns vorstellen...
 
Und was Du von Deiner Frau schreibst, das paßt doch da auch hinein???
 
Gehört in der Kindererziehung denn nicht manches über Bord geworfen? Wie kann man Kindern etwas als real verkaufen, was man gar nicht genau weiß? Mit einer Lüge etwas Positives erreichen? Komische Logik und göttliche schon gar nicht! Also ich habe als Kind drunter gelitten gerade weil ich alles geglaubt habe - warum konnte man mir nicht alles plausibler erzählen? Und auch die anderen Probleme so, daß ich sie anpacken konnte???
 
Und die Besucher meiner Seite, denen etwas nicht paßt, können doch weiterklicken! Meine Erfahrung ist, daß Deutlichkeit gar nichts schadet, die befreit auch! Endlich erwachsen werden!
 
Zu Deinen Kritikpunkten ganz allgemein: Ein Konzept kann nur funktionieren, wenn es in sich widerspruchsfrei ist. Ich hatte am Anfang gewiß alles wie den Auferstehungsglauben drin. Doch ich meine, es hat nicht funktioniert und andererseits bin ich sozusagen mit der Nase drauf gestoßen (worden), wie es wohl wirklich war. Wie sollte denn Gott zu uns reden als daß er nicht gelingen läßt, was wir versuchen? Oder daß uns andere Informationen erreichen? Wenn ich merke, daß ein Auto so nicht läuft, dann fange ich von vorn an und überprüfe jede Schraube, jeden Kontakt, jedes Gelenk, bis ich den oder die Fehler gefunden habe - na ja - und dann wird eben ausgewechselt, wenn man feststellt, "kein Originalersatzteil" oder eines in entsprechender Qualität.... Und manchmal ist weniger mehr! Schließlich ist mein Ziel die Problemorientierung oder möchte wenigstens, daß sie es ist!
 
Tschüs erst mal!
 
M.

Und wieder lange aber ganz liebe Ausführungen

Lieber M.!

Ich war im Lobpreisgottesdienst am Pfingstabend. Es ist Pfingsten geworden! Die gute Nachricht: Es ist alles wahr! Die schlechte Nachricht: Du musst nochmal über die Bücher, aber diesmal bitte solche mit vernünftigen Informationen ... doch dazu später mehr --- und ein besseres Konzept habe ich auch erkannt; grob gesagt ist es die Vereinigung aus der Vereinugung zwischen Mann und Frau und der Vereinigung Gottes mit den Menschen (grandiose Analogie, nicht?), und die Nacktheit und die Kindererziehung zur Vermeidung von Missbrauch hat ihren festen Platz darin. Ich habe eineinhalb Seiten Stichworte; ich brauche noch ein paar Wochen Zeit, das auszubrüten, bin jetzt "schwanger"... Nein, nein, ich bin nicht grössenwahnsinnig und durchgeknallt auch nicht; ich bin zwar nicht Theologe, kann aber dennoch in einem gewissen Umfang Theologie treiben (vor allem wenn vernünftige INFORMATIONEN zur Verfügung sind), wie ich auch Mathematik treiben kann, ohne Mathematiker zu sein. Und - das ganze ist historisch belegt! Schau mal genau grad auch auf auf die katholischen Mystiker...

Oder mal dir mal aus, was es braucht, bis ein Charles de Foucauld (war der katholisch? - egal) folgendes aufschreibt - bei vollem Bewusstsein und in heiligem Ernst:

"Mein Vater
Ich überlasse mich dir - mach mit mir, was dir gefällt
was du auch mit mir tun magst, ich danke dir.
zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.
wenn nur dein Wille sich an mir erfüllt und an allen deinen Geschöpfen,
so ersehne ich nichts, mein Gott.
In deine Hände lege ich meine Seele;
Ich gebe sie dir, mein Gott, weil ich dich liebe
und weil diese Liebe mich treibt
mich dir hinzugeben, mich in deine Hände zu legen,
ohne Mass, mit einem grenzenlosen Vertrauen,
denn du bist mein Vater."

Das Gebet kriegten wir gestern im Lobpreisgottesdienst auf Papier. Zugegeben, mit der ersten Hälfte hatte ich etwas Mühe, das kann ich so ohne weiteres nicht von mir sagen. Aber bei der zweiten Hälfte ging es mir auf wie ein Blitz: Der redet von der Vereinigung mit Gott, das ist jetzt dann gleich der Orgasmus. Und dann wurde mir heiss und mir ist fast Hören und Sehen vergangen.

* * * * * * * *

Nun, zuerst mal zur Bibel:

Sitzen wir also im Lobpreisgottesdienst. Wir zählen auf, was Gott alles ist: "Du bist Herr." "Du bist unser Schöpfer." "Du bist unser Erlöser." "Du bist Gottes Sohn." und so weiter, ich weiss nicht mehr. Und jedesmal lief in mir folgendes Gespräch: "Ja, das sagen wir; das glauben wir. aber warum?" - "Weil wir es so erleben." Einmal auch: "Weil es geschrieben steht." und es erinnerte mich an einen Vertrag. Der ist auch geschrieben und daran wird nicht mehr gerüttelt. - und was unterscheidet nun einen Vertrag von einem wertlosen Stück Papier?  - Der Vertrag ist beglaubigt! Das heisst, die Unterschrift der Vertragspartner oder des Notars bezeugt, dass das stimmt, was da geschrieben steht. Und der "Vertrag Gottes mit den Menschen" ist als wahr und gültig bezeugt von vielen Menschen - und wenn wir annehmen, nur ein Promille der Christen macht diese Erfahrungen und bezeugt dies, dann sind es nicht 1001 Menschen, auch nicht 1001 mal 1001, sondern noch viel mehr! Um Faktoren mehr!

Und da war meine Freude sehr gross! :-D

Und wenn ein Vertrag beglaubigt ist, ist die ganze tumbe Wissenschaft unnütz. Es ist lächerlich, seine Echtheit wissenschaftlich widerlegen zu wollen. Und ich rede hier nicht von Theologie.

Damit meine ich nicht, man müsse die Bibel überall wörtlich nehmen. Sondern so, wie es mal ein Bibellehrer gesagt hat: "Die Summe deines Wortes ist Wahrheit", also die Gesamtaussage(n), die grossen Linien. Man muss deswegen seinen Verstand nicht abgeben. Das würde auch gar nicht zu Gott passen, wenn es ihn gibt...

* * * * * * *

Die folgenden beiden Begriffe aus deinem Lexikon möchte ich nun etwas näher differenzieren, weil sie Grundlage sind für deinen Kahlschlag bei allem, was "christlich" ist.

Mythen: Du sagst: "Mythen sind Sagen, die in bildhafter Weise die Entstehung und Entwicklung des Ursprungs der Welt und der Menschen schildern"

Ich mache dir einen anderen Vorschlag: "Ein Mythos ist eine erfundene, aber wahre Geschichte". Es gibt übrigens auch falsche Mythen. Das sind die, bei welchen man erst bei näherem Hinsehen merkt, dass sie gar nicht stimmen. Es gibt übrigens auch moderne Mythen. Ein Beispiel für einen falschen modernen Mythos: "Mit Computern wird alles einfacher und flexibler" ;-)

Irrationales: "Irrationales (Nichtverstandesmäßiges) meint etwas Unwirkliches, das vom nüchternen Verstand her gar nicht existiert, das im Grunde für uns bedeutungslos ist und das trotzdem nur zu oft unser Denken und Glauben, unser Hoffen und Sehnen und unser Streben und Handeln völlig in Anspruch nimmt. Wir laufen sozusagen Illusionen und Phantomen hinterher."

Auch hier halte ich dagegen und zwar die schlichte Definition aus dem Fremdwörterduden: "irrational: a) mit der Ratio, dem Verstand nicht fassbar, dem logischen Denken nicht zugänglich; b) vernunftwidrig"; auch die Definition der irrationalen Zahlen im Fremdwörterduden spricht Bände. Irrational ist nicht unwirklich, das lehrt also schon die Mathematik. Du sagst dann selber: "In jeder Wissenschaft ist so viel Wissenschaft, wie Mathematik in ihr ist."... Und die Seele ist in diesem Sinne irrational in Reinkultur und dennoch absolut wirklich, das muss ich dir nicht weiter erklären...

Entmythologisierung: Dies ist nun beinahe zwangsläufig das nächste Stichwort.

"Umgang mit Mythen" wurde ein Thema für mich, als ich eingeladen wurde, einen Beitrag zu dem von meinem Kollegen John Hick herausgegebenen Buch "The Myth of God Incarnate" zu schreiben. In den ersten Entwürfen, die mir meine Kollegen zusandten, wurde frisch-fröhlich drauflos entmythologisiert, als wären seit Rudolf Bultmanns aufsehenerregendem Aufsatz nicht vierzig Jahre ins Land gegangen, als hätte die wissenschaftliche Mythenforschung seit Bultmann uns nicht einen differenzierteren Umgang mit Mythen nahegelegt. Es wurde nachgewiesen, dass die meisten christologischen Aussagen des Neuen Testaments sich griechischer und jüdischer mythologischer Kategorien bedienten (was kaum ein informierter Bibelleser bestreitet). Daraus wurde die erstaunliche Folgerung gezogen, dass sie demzufolge unmöglich wahr sein können. Ich wundere mich über den Versuch, diesen unterdessen etwas staubig gewordenen Ladenhüter aufzupolieren und neu in den Verkehr zu bringen.

Dies schrieb Walter J. Hollenweger im Jahr 1982. *)

Den Rest der Einführung ins Buch *) scanne ich dir ein und lege ich dir als PDF bei.

Soeben also aus Antwerpen zurück, wir waren gestern zur Krönungsmesse in der St. Paulsuirche sogar pünktlich, wenigstens noch lange vor dem Kyrie... Ich bin mir der Problematik eines solchen Kults bewußt, doch wir sind eine Gemeinschaft und es ist ein schöner Anlaß... Was wäre unser LEben ohne solche "Events"...? Und das man nichts versteht oder nichts verstehen will, ist doch auch kein Schaden???

Ja, ja, du wirst auch erwähnt in der Einführung... ;-)

*) Prof. Walter J. Hollenweger, "Umgang mit Mythen", Interkulturelle Theologie II, Kaiser, München 1982, ISBN 3-459-01414-8; vergriffen,
ich werde mir ein eigenes Exemplar über das Antiquariat besorgen.

Also mit dem Übernatürlichen in der weiten Welt, das sah ich eigentlich immer als Hokuspokus, um die schlimme und menschenverachtende Kehrseite zu verdecken usw.... Schau Dir mal meine Stichworte über Islam, Hinduismus, Buddhismus, Shintoismus an...


Ich redete vom Übernatürlichen, nicht von den Religionen. Das eine hat mit dem anderen zunächst nichts zu tun!

Schau dir doch einfach die Wunderheiler in Deutschland an - aber nicht die Scharlatane (die gibt es auch), sondern die, von welchen die Schulmediziner bezeugen, dass die Patienten unerklärlicherweise keine Symptome mehr zeigten und als "geheilt" gelten müssen.

Oder schau dir die interkulturelle Theologie III "Geist und Materie" an; ISBN im letzten Mail.

Oder frag den Albert Einstein: E = m*c^2
Masse und Energie sind also zwei Ausdrucksformen derselben Wirklichkeit. Welche Wirklichkeit? Die Naturwissenschaftler sagen: Wir wissen es nicht. Als Theologe hast du es da in gewissem Sinne leichter...

wenn das in einer Religion ausgeklammert wird, dann fällt für mich die ganze Religion durch

Als Maschinenkonstrukteur wärest du mit dieser Arbeitsmethode jämmerlich erfolglos. Schau mal bei Paulus (1. Thess. 5,21) oder auch im Basislexikon: "Nicht alles, und nicht nichts"... --- Ja, aber was denn genau??? Das ist die Frage. Das ist doch gerade Gegenstand der Theologie!? Zumindest der interkulturellen Theologie; ich denke, da habt ihr damals auf der Uni wirklich etwas verpasst, aber das war zur Zeit deines Studiums wohl noch nicht entwickelt.

Mir scheint, Du hast wohl öfters mal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet... Oder mit einem anderen Bild: Wir sind ja heutzutage kranke Menschen. Gehn wir also zum Arzt. Dieser schneidet alles weg, was irgendwie krank ist - da bleibt zu wenig zum leben übrig... Operation gelungen, Patient gestorben...
 

Und wenn etwas gottwohlgefällig ist, dann das, denn "was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt...." Und wenn wir hier gleichgültig sind, ist der ganze Glaube hohl - oder eben ein typisch heidnischer Glaube im christlichen Outfit...

Da hast du mehr als 100% recht - und mir läuft es schon längere Zeit kalt den Rücken runter, wenn ich Matth. 25 lese!
 

Gehört in der Kindererziehung denn nicht manches über Bord geworfen? Wie kann ich Kindern etwas als real verkaufen, was ich gar nicht genau weiß? Also ich habe als Kind drunter gelitten - warum konnte man mir nicht alles plausibler erzählen? Und auch die anderen Probleme so, daß ich sie anpacken konnte???

Das hat damit zu tun, dass das, was die Theologen im Elfenbeinturm ausbrüteten, den Weg auf die Kanzel nicht gefunden hat. Es gibt heute aber hoffnungsvolle Zeichen; die Pfarrer der evangelischen Landeskirche des Kantons Zürich verkündigen vermehrt den auferstandenen Jesus - und das glaubhaft und mit Autorität!

Wie kann ich Kindern etwas als real verkaufen, was ich gar nicht genau weiß?

Das ist ja gerade die grosse Tragik: Du weisst es selber nicht - und du bist kein Einzelfall.

"Der Herr ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." (Jer. 31,3)
Dies ist das Segenswort, das ich dir heute mitgebe. Es ist dein Pfingstsegen. Und es ist kein mythisches Sprüchlein, sondern das sollst du nun wirklich buchstäblich wörtlich nehmen!!! Stell dir vor, wie denn so eine Person sein müsste, die so etwas mit dir macht.

Wenn du Gott persönlich kennen lernen willst, kannst du das hier
http://de.geocities.com/k_f_geering/misc/christ.htm oder hier
http://www.google.ch/search?q=gott+pers%F6nlich+kennen+lernen&ie=ISO-8859-1&hl=de&btnG=Google-Suche&meta=lr%3Dlang_de
(Ich weiss, es liest sich ein bisschen bescheuert, aber es ist wirklich wahr!!!!!)

* * * * * * * *

Es läuft natürlich darauf hinaus, dass das mit der "Entchristlichung" der Botschaft Jesu nicht klappt. Das stellt dich vor die alles entscheidende Frage: Willst du ein ungläubiger Jünger bleiben, oder willst du ein gläubiger Jünger werden?

Im ersten Fall kann ich mir mein Geschreibsel sparen, denn dann bist und bleibst du ein Humanist und solltest vielleicht besser "Lebenskunde" statt "Religion" unterrichten - es ist eben nur fast dasselbe. Wenn du nichts mehr dazulernen willst, bist du tot, und das bei lebendigem Leibe. :-(

Im zweiten Fall zeigst du damit, dass du nicht nur an Alter, sondern auch an Weisheit zunehmen möchtest und dann gehe ich gerne ein Stück Weg mit dir. Ich habe übrigens bereits sehr viel Wertvolles von dir gelernt. Beispielsweise habe ich 1. Mose 2,25 "Und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht" in einer ganz neuen Dimension erfahren. Dies und der Tipp mit dem sich-in-die-Augen-sehen beim Einswerden hat meiner Frau und mir die schönste Woche unseres Ehelebens beschert - und dies nach sieben glücklichen Ehejahren! :-D
Danke, M.; danke, Gott!

Noch ein Letztes: Dein Stichwort Sünde trifft übrigens immer noch ins Schwarze - zumindest fast 100%. Wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, wirkt sich unsere Sünde auch dort aus. Ansonsten möchte ich anfügen: Sünde ist das, was die Gemeinschaft zerstört - sowohl Gemeinschaft zwischen Mann und Frau als auch zwischen den Menschen im weiteren Kreis als auch zwischen Gott und den Menschen.


At 07:32 30.05.04 +0200, you wrote:
 

Hi,
gerade auf dem Sprung nach Antwerpen....
Deine Mail geht mir natürlich im Kopf herum, klar....
Vielleicht etwas noch: Das Verbot, sich ein Bildnis von Gott zu machen,
würde ich heute mit einem Verbot des Personenkults um Gott übersetzten. Er
will das nicht, denn er hat das nicht nötig. Wenn ich bedenke, was wir
geschehen lassen (siehe Gespräch 40), dann könnte ich mir vorstellen, wie
ihn unser Verhalten geradezu "ankotzt": Bringt erst einmal diesen Missstand
in Ordnung - und kommt dann wieder! So ungefähr...

Und ich habe den Eindruck, Gott ist hier auf meiner Seite und unterstützt
mich!

Wenn ich der Chef wäre, würde ich eher sagen: "Der P., der ist ein schräger Typ, genau so schräg wie alle anderen, nur ist die Schräglage auf die andere Seite als bei den Durchschnittsschrägen. Aber sein Projekt, das ist goldrichtig! Das unterstütze ich!"

Liebe Grüsse,
F. G.

(Anmerkung: Ich hatte meine vorige Mail noch einmal überarbeitet, doch die Antwort war schneller!)

Und wieder von basisreligion:

Hi,
ach da haben sich schon wieder unsre Mails gekreuzt.... Ausführlicher später.....
 
Du mußt immer bedenken, daß ich lange Berufsschulreligionslehrer war vor wohl einigen tausend Schülern. Gut, andere machen das, indem sie von ihrem Glauben erzählen (Halleluja!) - und ich mache das, indem ich die Lücken aufzeige, die es in unserem Leben gibt, wenn man wirklich bewußt mit Leib und Seele leben leben will, ich möchte so ungefähr zum spieltheoretischen Gottesbeweis lenken... So sehe ich ein Chance in unserer gottfernen Welt - Du mußt immer bedenken, daß die Schüler nicht dieselben jungen Leute wie in den Gemeinden sind, die sich noch kirchlich orientieren, sondern die sind zumeist eher skeptisch wenn nicht abständig...  Ich habe schließlich auch Moslems und Hindus vor mir - und ich finde es viel besser, wenn man die jungen Leute selbst die entsprechenden Lösungen in ihren Religionen suchen läßt, wenn erst einmal ein Problembewußtsein da ist... Die anderen Religionen fallen da nämlich sowieso alle durch, denen geht es nun wirklich nur um Gott, um Frau und Liebe und Partnerschaft schon gar nicht! Und ich meine, die Botschaft der Bibel unterwscheidet sich da völlig - nur wir müssen sie auch in dieser Richtung aufarbeiten!
 
Prima, daß Du an Deiner Website tüftelst! Ich werde wohl diesen Schriftwechsel unter "GOTT" bringen....
 
Tschüs
 
M
 
Ja, Charles de F. - auf dem Assekrem, wo er in der Sahara gelebt hatte, war ich auch schon, wahnsinnig, doch eben, ich bin zu etwas anderen Ergebnissen gekommen, inzwischen sehe ich Gott eher als Kamerad, der mir leichtere oder heftigere Tips gibt, wenn ich auf dem Holzweg oder auf dem richtigeren Weg bin.... Und weiter: Also ich sehe gar nichts beglaubigt, wieso, woher, wer sagt das? Papier ist geduldig...? Wieso wieder vor die Entmythologisierung zurück? Wir haben sie ja noch gar nicht richtig angewandt!

Und das verstehe ich nicht: Wenn etwas so Wichtiges wie die Zerstörung oder der Missbrauch von Liebe ausgeklammmert wir, dann kann man doch nicht einfach weitermachen??? Wieso würde ich mit solchen Prinzipien als Maschinenkonstrukteur scheitern? Seit wann kann man im Maschinenbau wichtige Fragen überspringen? Ärgern wir uns nicht zu recht über nicht ausgereifte Konstruktionen, die in der Praxis versagen???

 
Im übrigen habe ich das alles weniger für Theologen geschrieben als für ganz normale Menschen, die dazu bisher nie Zugang hatten, weil denen alles zu "ver-rückt" und zu abstrus ist, was sich da die Theologen seit jeher ausdenken. Die will ich erreichen, die 90 %, die an den Zäunen und Wegrändern, die mit der üblichen religiösen Phraseologie nichts anfangen können. Und ich habe den Eindruck, das erkennen auch viele Besucher an... Ich mache gern einen Link auf Deine Seite....

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)