Irrationales (Nichtverstandesmäßiges) meint etwas Unwirkliches, das vom nüchternen Verstand her gar nicht existiert, das im Grunde für uns bedeutungslos ist und das trotzdem nur zu oft unser Denken und Glauben, unser Hoffen und Sehnen und unser Streben und Handeln völlig in Anspruch nimmt. Wir laufen sozusagen Illusionen und Phantomen hinterher. Schließlich wird auch das Verhalten, aus dem heraus Irrationales angestrebt wird, als irrational bezeichnet. Damit kann als irrational nicht nur alles das eingestuft werden, was offensichtlicher Aberglaube ist und uns da auch von den typischen Religionen mit ihrem Glauben an Wunder, an Wiedergeburt, an eine Erlösung in einem Leben nach dem Tod angeboten zu werden pflegt, sondern auch alle diejenigen Lebensziele und Lebensinhalte, deren Verwirklichung völlig unwahrscheinlich, wenn nicht gar aussichtslos für uns sind. All das gehört zu den Opfern des Verstandes (siehe sacrificium intellectus), mit denen von den Religionen unser Sinn für die Unterscheidung von durchaus Möglichem im Gegensatz zu Unmöglichem vernebelt wird. Zu unterscheiden vom Irrationalem sind dagegen Lebenskonzepte, die eher etwas mit Utopie zu tun haben, denn hier schwingt durchaus Realistisches mit, selbst wenn dies etwa in einer bestimmten Zeit nicht so gesehen wird. Dazu gehört vor allem unser Streben nach einer Liebe in der Einheit von Leib und Seele mit den damit gegebenen Grenzerfahrungen, denn das alles ist ja durchaus möglich, wenn wir es nur wirklich wollen und uns in diesem Wollen mit genügend vielen Menschen einig sind. Vor allem die Bedeutungen Illusion und Utopie werden heute im allgemeinen unkritisch miteinander vermengt. Und so gilt nur zu oft sowohl derjenige, der einer Illusion hinterher jagt, als auch der, dem es um die Verwirklichung einer Utopie geht, als irrational. Es scheint allerdings dabei ein Zusammenhang zu bestehen: Irrationales gewinnt in dem Maße im Leben eines Menschen oder auch von Gemeinschaften und Weltanschauungen an Bedeutung, wie Utopisches und damit konkret Erreichbares aus dem Gesichtsfeld entschwindet. Eine ausgesprochen negative irrationale Rolle im Leben von Menschen spielen Ängste, da sie anders als etwa die irrationalen Lebensziele noch nicht einmal eine gewisse Beruhigungsfunktion haben, sondern nur sinnlos lebenserschwerend wirken. (Wörterbuch von basisreligion) |