ABERGLAUBE ist der Glaube an das Vorhandensein und an das Wirken geheimnisvoller Kräfte, die einer Übersinnlichen, verstandesmäßig nicht erklärbaren Welt zugehören. Von rationaler Wissenschaft und auch von recht verstandenem christlichen Glauben unterscheidet sich der Aberglaube darin, daß hier das Prinzip von Ursache und Wirkung nicht mehr wie auch sonst in unserem Leben gilt, sondern daß geheimnisvolle Kräfte angeblich in unser Leben eingreifen und sogar Mensch und Natur beherrschen. Diese Kräfte versuchen abergläubische Menschen dann mit Astrologie und Magie zu erforschen und schließlich sogar mit allerlei möglichen nicht durchschaubaren Riten zu beeinflussen. Aberglaube ist untrennbarer Bestandteil jeder Vielgötterei. Schauen Sie einmal in den vorletzten Abschnitt im Stichwort Buddhismus hinein, dann bekommen Sie eine Ahnung, wie Aberglauben dort das Leben bestimmen kann! Auch und gerade im Bereich persönlicher Beziehungen und Bindungen bei uns spielt der Aberglaube eine beachtliche Rolle und wird nur zu oft als zuverlässigerer Ratgeber für Lebensentscheidungen angesehen als etwa eine vom Hintergrund der Zehn Gebote geprägte Vernunft. Aus den Sternen über Horoskope, aus Spielkarten und Handlinien, aus Tischchenrücken und Kaffeesatz und vielerlei mehr wollen viele Menschen Zukunft und Schicksal beispielsweise ihrer Liebe herausdeuten und schließlich auch durch Talismane beeinflussen. Wahr ist allerdings, daß nichts, auch nicht die Liebe, von Mächten gelenkt wird, die nur in der Phantasie existieren. Alle Erscheinungen, Ereignisse und Wirkungen haben ihre vernünftigen Ursachen, wenn diese uns manchmal auch schwer zugänglich sind. Gegen manche im Grunde harmlose Bräuche mit abergläubischen Charakter wäre eigentlich nichts einzuwenden, wenn dadurch nicht auch gleichzeitig eine abergläubische Grundstimmung (siehe zeitbedingte Atmosphäre) gefördert würde. Und aus dieser Grundstimmung erwachsen dann wieder irrationale Ängste und Zwänge, die dann leicht zur Ursache für tatsächlichen und schädlichen Aberglauben werden können und jede wirkliche Emanzipation und Freiheit von Menschen auf Dauer unmöglich machen. Wohl aus diesem Grund wird im Dritten Buch Mose, dem sogenannten Buch Levitikus, jede Form von Aberglauben (u.a. Totenbeschwörung und Wahrsagerei, also die frühe Form unseres heutigen Tischchenerückens!) sehr hart mit dem Tod bestraft! Wir sollten nicht zuletzt den Aberglauben wegen der damit verbundenen Ängste auch unter dem Gesichtspunkt von Macht und Unterwerfung sehen. Alle Ängste, und gerade diejenigen, die im Aberglauben wurzeln, bedeuten irgendwo auch immer Macht! Damit gehört der Aberglauben wenigstens auf Dauer zu jedem System, in dem Menschen mit irrationalen Methoden beherrscht werden (siehe auch Klassengesellschaft). Schlimme Auswüchse des Aberglaubens gab es immer wieder, als man etwa glaubte, im Hexenwahn das Böse mit der Ausrottung der Hexen wirkungsvoll zu bekämpfen. Auch für die Judenausrottung im Nationalsozialismus ist zutiefst abergläubisches Denken eine der Hauptursachen. Leider hat sich auch und gerade in unseren christlichen Glauben im Laufe der Jahrhunderte so viel Aberglauben eingeschlichen, daß wir selbst und vor allem Außenstehende das Christentum schließlich oft nur noch als eine typische abergläubische Religion empfinden. So erscheinen für viele Menschen der Glauben an Schöpfung, Wunder, Jungfrauengeburt, Auferstehung und an ein Leben nach dem Tod als wichtigste christliche Grundanliegen, die allerdings vermutlich nichts mit dem ursprünglichen Anliegen der Bibel und des wirklichen Jesus und damit mit dem wirklichen christlichen Glauben zu tun haben. Mit der Unterweisung in solchen Ereignissen gerade in der frühen religiösen Erziehung unserer jungen Menschen legen vermeintlich christliche Erzieher vermutlich die Grundlage für den Aberglauben ganz allgemein, weil junge Menschen lernen, etwas Irrationales für bedeutungsvoll und realistisch zu halten. Sie müssen sich daher den Vorwurf gefallen lassen, letztlich nur als nützliche Idioten gegen wirklichen christlichen Glauben zu arbeiten. Von einem Gelingen der Einheit von Leib und Seele der Menschen hier und jetzt als dem eigentlichen Anliegen des christlichen Glaubens scheinen sie dagegen noch nie etwas gehört zu haben, auch haben sie von der Bedeutung und den Konsequenzen eines Gelingens dieser Einheit keine rechte Vorstellung. Deswegen und wegen der relativen Unverbindlichkeit eines abergläubischen Christentums im Hinblick auf moralische Forderungen findet ihr Glaube schließlich auch (wenigstens bisher) noch nur zu oft bereitwillige Zustimmung. Der Unterschied zwischen der Haltung eines abergläubischen Menschen und eines wirklich christlichen Gläubigen wird beispielsweise sehr deutlich aus der Einstellung zur Methode, die Zukunft für sich günstig zu beeinflussen: Der abergläubische meint, das etwa mit einem geistlosen Talisman zu erreichen und handelt ansonsten "drauflos", der gläubige sucht Hilfe in selbstveränderndem Gebet und orientiert sich in seinem praktischen Handeln in jedem Fall an den Zehn Geboten. Am konkreten Beispiel einer Christophorus-Plakette, die manche Autofahrer an ihrem Armaturenbrett haben, wird der Unterschied zwischen einem abergläubischen und einem wirklichen Christen deutlich: Wenn ein Autofahrer darauf vertraut, daß ihm schon nichts passieren wird, obwohl er wie der Henker fährt, ganz einfach weil er die Plakette im Auto hat, so ist das Aberglauben. Wenn ihm aber beim Blick auf die Plakette einfällt, daß er ja eigentlich vernünftig fahren sollte und er dies auch tut, so ist das eine Selbstveränderung, die im Sinn einer Orientierung an den Zehn Geboten und dem ihnen entsprechenden christlichen Glauben ist. Wenigstens auf Dauer wird sich diese Art des Glaubens auch eher erfüllen! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter ! |