NÜTZLICHE IDIOTEN (Basislexikon - kritisch-kompetent-konstruktiv)

 

NÜTZLICHE IDIOTEN sind zunächst einmal umgangssprachlich Menschen, die man so lange braucht, wie man ohne sie nicht auskommen kann, sie aber dann fallen läßt, wenn sie nicht mehr gebraucht werden und sogar lästig werden. Es handelt sich hierbei um ein typisches Problem von Gebrauch und Mißbrauch, wie wir es auch aus dem Märchen vom Froschkönig kennen.

"Das Einzige, was den Triumph des Bösen fördert, sind gute Menschen, die nicht handeln" (Elizabeth II, britische Königin).

Vor allem jedoch sind nützliche Idioten dann diejenigen Menschen, die nur zu oft mit bestem Willen und mit lauterster Gesinnung (wirklich - ob nicht doch ein gewisses Maß an eigener Hartherzigkeit mitschwingt, die wir nur deshalb nicht wahr nehmen, weil wir alles, was damit verbunden ist, so schön verdrängen?) bei typischen Teufelskreisen (so auch bei dem im Fenster unten oder eben bei denen im Stichwort Grundschema) mitmischen - und eben nicht als Sand im Getriebe - und damit letztlich doch nur Handlanger und Wegbereiter fremddienlicher Interessen und schließlich sogar des Bösen sind. Der Ausdruck Nützliche Idioten wurde geprägt vom russischen Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin (1870 - 1924), der damit diejenigen Menschen meinte, die - obwohl äußerlich gegen seine Revolution eingestellt - durch ihre Naivität, ihre Unwissenheit und durch ihre kleinliche Ausgerichtetheit auf irgendwelche Vorteile bis hin zu ausgesprochener Korruption genau die Dinge zu tun pflegen, die schließlich doch für den Erfolg seiner Revolution nützlich sein würden. Bekannt ist Lenins Ausspruch, daß der Kapitalist so geldgierig ist, daß er seinem Gegner noch den Strick verkauft, mit dem dieser ihn aufhängt.

Kennzeichen Nützlicher Idioten ist, daß sie nie die tieferen Zusammenhänge begreifen, auf die es gerade jeweils ankommt (siehe Durchblick), und die Folgen von dem, für was sie sich einsetzen, nie so recht abschätzen können (oder wollen). Sie laufen vielmehr stets den Meinungen und Auffassungen hinterher, an denen man ihrer Meinung nach rechtschaffene, verantwortungsbewusste und aufgeschlossene Menschen erkennt. Ihnen fehlt in ihrem Leben eine sichere eigene moralische Basis. Daß ihre Meinung daher nur die jeweilige zeitbedingte Atmosphäre widerspiegelt, merken sie natürlich nicht.

Zu den Nützlichen Idioten zählen einerseits gewiß die Heuchler und Moralapostel, also diejenigen Menschen, die tatsächlich eigene Leichen im Keller zu verbergen haben oder anderes, was in ihrem Leben doch nicht so gelungen und oft auch keinesfalls moralisch war, und die damit den Täter-Opfer-Kreislauf fortsetzen. Ihre unauffällige und gleichzeitig sehr wirksame Masche ist die Ausführung ihrer Arbeit nach dem Motto Dienst nach Vorschrift

Anderseits - und das ist von großer Tragik - können durchaus auch völlig integre (sittlich über jeden Zweifel erhabene) und gutwillige Menschen solche Idioten sein, also sogar diejenigen, die etwa in idealistischer und vorbildlicher Weise ihr Leben stets nach besten christlichen Grundsätzen wie den Zehn Geboten ausgerichtet haben und sich dabei nie etwas zu schulden kommen ließen, einfach, weil da ganz bestimmte Mauern in den Köpfen existieren, die sie dann auch weitergeben. Das ist besonders dann der Fall, wenn etwa Menschen in ihrer Erziehung junger Menschen angeblich moralische Verhaltensweisen ungeprüft übernehmen und weitergeben, obwohl diese allen natürlichen Mechanismen widersprechen, einfach weil sie es nicht besser wissen und weil sie diese aus lauter Ängsten, Zwängen und Tabus auch nicht anzuzweifeln oder gar zu übertreten wagen. Eine ganz infame Methode, wie arglose Menschen von unmenschlichen Systemen auch zum Bösen manipuliert werden können, siehe unter Milgram-Versuche.

Hinter dem Problem des Sittenverfalls stecken immer Nützliche Idioten!

Ein typisches Beispiel für kritikloses Übernehmen bestehender Vorstellungen ist das Problem der (Sexual-)Scham und der Nacktheit: Gerade Menschen mit hoher Moral und hervorragender Einsicht in die Bedeutung gelungener Einheit von Leib und Seele pflegen durch gleichzeitige Sexualängste derart verunsichert zu sein, daß sie überhaupt nie über Ursache und Wirkung in Fragen der Moral und über die Fragwürdigkeit der Scham für wirkliche Moral nachdenken und da schon gar nichts ändern. Und so kommen sie auch gar nicht auf die Idee, den moralischen Wert der Sexualscham einfach am eigenen Leib zu überprüfen, indem sie vielleicht auch selbst einmal in eine seriöse gemischte Sauna gehen oder an einen entsprechenden Strandabschnitt alle Textilien fortlassen. Und so werden sie immer stärker mit dieser Scham ihre eigenen Sexualängste auch gegenüber anderen Menschen verfechten, je mehr sie die fehlende Harmonie von Leib und Seele in ihrer Mitwelt feststellen und unter ihr leiden. Damit machen sie am Ende sich selbst und vor allem die Idee hoher Moral nicht nur lächerlich und unglaubwürdig, sondern sie verschlimmern auch noch alles und erreichen genau das Gegenteil von wirklicher Moral. Und so richten sie mit ihrem zweifelhaften Einsatz für das Gute und gegen das Böse wahrscheinlich auf Dauer mehr Schaden an als die wirklich Bösen, denn einerseits kann das Böse auch abschreckend wirken und sich damit schon von ganz allein neutralisieren, andererseits können sich die Bösen ihrer Bosheit irgendwann einmal bewußt werden und sich ändern oder wenigstens erfolgversprechende Änderungen dulden oder sogar unterstützen. Die nützlichen Idioten dagegen bilden sich noch ein, auf der Seite des Guten zu stehen und kommen daher gar nicht auf die Idee, über ihre Rolle beim Spiel des Bösen auch nur nachzudenken, geschweige etwas anders zu machen oder Änderungen zu dulden und zu befürworten.

Und ein anderes wichtiges Beispiel ist das bei basisreligion unter Glaube und Moral beschriebene. Wie viele wirklich gutwillige Menschen, die unter der Unmoral leiden und wirklich etwas ändern wollen, gehen wie die Pharisäer vom Primat des Glaubens aus und machen damit alles falsch...

Wir alle sind ständig in der Gefahr, mit allem, wofür wir uns nur zu oft in bester Absicht einsetzen, in irgendeiner Weise nützliche Idioten für das Böse zu sein. Es ist allerdings durchaus eine Frage der Gnade und damit des Gebets, daß wir dies überhaupt erst einmal erkennen, um dem schließlich auch entgegenwirken zu können. Das geeignete Gebet, die Wirklichkeit selbst zu überprüfen (und also kein nützlicher Idiot zu sein), ist das Vaterunser. Und wenn wir es wie von basisreligion empfohlen etwas verändern "Und führe uns in der Versuchung!", dann sollte dies uns auch Mut geben, einmal über unseren Schatten zu springen und zu überprüfen, ob etwa die Überwindung der (Sexual-)Scham wirklich eine so böse Sache ist. Denn wenn wir diesen Test hinter uns haben, verstehen wir vielleicht manches besser und bekommen wenigstens eine Ahnung von einer bei uns letztlich doch vorhandenen Hartherzigkeit und können uns schließlich selbst befreien.

Vielleicht verstehen wir dann auch die Zivilcourage anderer und können eine eigene entwickeln?

Über das unglückselige Zusammenwirken der wirklich Bösen und der "Nützlichen Idioten" siehe auch unter Mafia.

Ein nicht ganz so brutaler Ausdruck wie Nützliche Idioten ist das heute eher gebrauchte Wort Gutmenschen. Siehe auch Besserwisser.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English