1. Geschrieben im November 2024, also
nach der Neugestaltung der Titelseite
Die
Frage stellt sich, ob es zur Zeit Jesu, also zur Zeit
der Römer, in Israel oder auch sonst im römischen
Reich so etwas wie eine Mafia gab. Denn eigentlich
weist ja nichts in den überlieferten Texten darauf
hin. Allerdings sagt das, dass nichts Konkretes
überliefert ist, gar nichts. Denn das Typische an
einer Mafia ist ja, dass sie am besten nur
mündlich existiert und vor allem im Familienclan und
dass niemand, der nicht mit ihr unmittelbar zu tun
hat, davon weiß. Wissenschaftlich kann man dem Thema
also nicht oder zumindest nur sehr schwer beikommen.
Wir können allerdings von dem, was wir gesichert
wissen, Rücschlüsse ziehen und kombinieren. Und die
Susannageschichte im Buch Daniel weist eigentlich
darauf hin, dass es so etwas wie eine Mafia gab, die
Frauen zur Prostitution erpresste - und dann natürlich
für mehr oder weniger viel Geld weiter verkaufte. Denn
die Geschichte sieht nicht danach aus, dass zwei
Männer "zufällig" zur selben Zeit "geil" waren und es
nur darauf abgesehen hatten, mal mit der schönen
Susanna Sex zu haben, und sich "zufällig" an einer
Stelle trafen, wo sie die Frau "erobern" konnten. Es
kann sich also nur um ein von Anfang an abgekartetes
Spiel gehandelt haben. Das mit dem "zufällig
getroffen" wird eben nur so erzählt, weil niemand von
dem Hintergrund der Mafia, der aber da ist, auch nur
den leisesten Schimmer einer Ahnung hat. Oder
etwas anderes: Attraktive Prostituierte wurden wie
Spitzengladiatoren zu Preisen bis zu 100 000
Sesterzen gehandelt (zum Vergleich: Ein römischer
Soldat verdiente 1000 Sesterzen im Jahr) - und wer
soll denn sonst so viel Geld aufgebracht haben wenn
nicht eine Gemeinschaft von Zuhältern, also eine
Mafia, die natürlich auch ein Interesse an einem
entsprechenden Umsatz hatte? Wir müssen aber auch
bedenken, dass die allermeisten Prostituierten keine
Luxusprostituierten waren, sonden billige
Befriedigungshuren - gehen Sie das nächste Mal bei
Ihrem Spaziergang durch Pompeji doch ruhig mal in das
dort sehr gut instand gesetzte Bordell, nach Luxus
sieht da wirklich nichts aus - und von solchen
Bordellen waren in jeder Straße zwei ... Und frai und
selbstbestimmt waren diese Prostituierten ganz
bestimmt nicht, wer kauft schon für mehr oder weniger
viel Geld Prostituierte und überlässt sie dann ihrer
eigenen Selbstbestimmtheit? Und
ob das alles so viel anders war als bei uns heute?
Wenn ich darüber nachdenke, was ich über Prostitution
in anderen Ländern gesehen oder gelesen habe, ob in
der Türkei, in Indien, in Thailand, in Japan (ich habe
einmal einen sehr eindrucksvollen japanischen Film
über das Schicksal einer alten Prostituierten gesehen,
entsetzlich - und auch , wie sie unter anderem fast
einen Lebenspartner gefunden hätte, doch der wollte
sie dand doch nicht haben, als er sie sah, wie sie
kaputt war, nachdem sie einer Schiffsladung voller
Kadetten "zu Diensten" gewesen war ...) - dann wird
das vor 2000 Jahren im Mittelmeerraum auch nicht viel
anders gewesen sein. Und
die Sünderingeschichte nach Joh. 8 wird nun immer in
der Richtung gedeutet, dass Jesus sowieso barmherzig
war und sich auch der Frau gegenüber barmherzig
verhielt. Was aber, wenn das mit der Barmherzigkeit
nur so geschrieben wurde, weil die Autoren den wahren
Hintergrund der Geschichte verschleiern wollten und
ihn vielleicht auch gar nicht wussten? Und dass sich
Jesus etwas besser auskannte und wusste, dass der Frau
wohl eine Falle gestellt worden war und dass es sich
hier also um einen beabsichtigten Justitzmord handelte
- und er sich dagegen engagierte? Und für einen
Justizmord kam doch auch wieder nur eine Mafia
infrage? Auch
muss es sich gar nicht nur um eine Mafia im damaligen
Israel handeln, es kann auch durchaus sein, dass es
irgendwo im griechisch-römischen Kulturkreis auffiel,
wie Anhänger Jesu ein neues Verhältnis zu Frauen
initiierten und auch andere Menschen dazu zu
motivieren begannen und das Geschäft der Mafiosi mit
der Prostitution anfing zu bröckeln?. Manchmal ist für
etwas Neues einfach die Zeit reif und es braucht nur
einen Anstoß - und der schien jetzt zu kommen? Und
jetzt wurde es - aus ihrer Sicht - dringend
erforderlich, dem Einhalt zu gebieten - und das
ging am besten mit einem neuen Jesusbild, also dem
Bild von einem Jesus, der hier und jetzt alles laufen
ließ und nur für Barmherzigkeit und Vergebung
zuständig war und die Verwirklichung des Reichs Gottes
in einer fernen Zukunft nach unserem irdischen Tod
sah? Also wurde ein Neues Testament initiiert und dann
auch geschrieben - und entsprechend auf Ort und Zeit
Jesu in Israel datiert und auch sonstwie eingerichtet. Und
zum Beruf Jesu "tekton", der irgendetwas mit Häuserbau
zu tun hat, fällt Theologen und anderen Bibelforschern
allenfalls ein, dass er als professioneller
Bauhandwerker beim Ausbau damaliger Prunkbauten - etwa
in Sepphoris - angestellt sein mochte. Das würde aber
dem widersprechen, dass Jesus sich offensichtlich "im
ganzen Land" auskannte und sich vermutlich auch schon
vor seiner Tätigkeit als öffentlicher Redner viel mit
normalen Menschen unterhalten hatte und wusste, wo sie
so der Schuh drückte. Und dass er dabei auch von
Schutzgelderpressungen erfahren hatte, von denen
gerade auch die Steuereintreiber betroffen waren. Jedenfalls:
Dass es keine Belege von einer Mafia im Gebiet des
danaligen Israel und auch sonst vor 2000 Jahren gab
und die üblichen Quellen nicht davon berichten, sagt
überhaupt nichts! Immerhin lassen die Quellen,
auf die ich gestoßen bin, durchaus auf entsprechende
Mafiaverhältnisse zur Zeit Jesu schließen!
Immer dasselbe: Zunächst ist etwas sehr sinnvoll und irgendwann wird genau das dann zur Plage.
Als
es den Ausgebeuteten schließlich nach Gründung des
italienischen Staates 1860 besser ging, wäre die Mafia
eigentlich überflüssig
geworden und hätte sich auflösen müssen. Doch was
sollten ihre Mitglieder
sonst tun? Und schließlich gab es ja längst nützliche
Verbindungen, die einen
angenehmen Lebensstandard ermöglichten. Also blieb man
dabei - und beutete
fortan durchaus auch diejenigen aus, die man eigentlich
beschützen wollte.
Bekannt ist die Schutzgelderpressung von Geschäftleuten
jeder Art, Drogen- und
Waffenschmuggel, Korruption bei der Vergabe öffentlicher
Aufträge bis hin zu
Frauen- und Mädchenhandel
und
Zuhälterei vor allem bei den
amerikanischen Ablegern der Mafia. Nach außen hin sind
gerade die schlimmsten
Mafiosi
dabei oft sehr fromm, sie spenden großzügig für
religiöse und karitative
Zwecke, durchaus auch für die Blumen und für die Musik
aus Anlass der berühmten Prozessionen
in der Karwoche, und schicken ihre Töchter am liebsten
auf Nonnenschulen... Ich
zitiere aus dem unter dem Stichwort "Prozession"
erwähnten Buch von
Petra Reski weiter, wie es Priestern ergeht, die mit und
die nicht mit
der Mafia mitarbeiten: "Ich habe keine Angst, sagte Padre Pizzitola, als ich ihn nach der Frau von Provenzano fragte. Seine Stimme zitterte. Als schämte er sich seiner Schwäche, verbesserte er sich hastig und sagte: Ich meine natürlich: Ich habe keine Angst vor den Fragen der Journalisten. Wie immer lag Corleone da wie ein endloser Sonntagnachmittag. Nur die alten Männer hatte man auf die Straße geschickt. Verhalten gelangweilt spähten sie fremden Autokennzeichen nach. Über diese Pflastersteine haben die Bosse die Prozessionen begleitet, die Riinas, die Provenzanos, die Ligglos, sie haben die Träger bezahlt, jene armen Teufel, die sich ein paar centesimi damit verdienen, an Karfreitag das Kruzifix zu schleppen, die Statue der Santa Rosalla am ersten Junisonntag und den gläsernen Sarkophag des Märtyrers San Placido zu seinem Namensfest am ersten Sonntag im Oktober. Vor dem Haus des Bosses pflegt die Prozession stehen zu bleiben, um ihm Gelegenheit zu geben, die Heiligen mit einem unmerklichen Nicken des Kopfes zu begrüßen. Und so ist es noch bis heute. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass es die nächste Generation ist, die das Ritual weiter aufrechterhält: Die Kinder und die Frauen der Bosse treten auf den schmalen Balkon, bekreuzigen sich im Angesicht der Heiligen und lassen Rosenblätter auf sie regnen.
Als
ich heiratete, habe ich meiner Frau und der Mafia die
Treue
geschworen, sagte der abtrünnige Mafioso Leonardo
Messina den
Staatsanwälten. Der Priester? Was sollte er schon
sagen? Glauben
Sie, er wusste nicht, wer die Feste der Heiligen
bezahlte? Und dann
fügte der Mafioso hinzu, dass er in der Prozession
stets neben der
heiligen Annunziata gelaufen sei: Wer verstehen
wollte, verstand." Und weiter unter dem
Stichwort "Prozession",
dann wieder:
"Zu jenen Priestern, die sich weigerten, die Botschaften zu verstehen, kamen die Ehrenmänner in den Gottesdienst entgegen ihrer Gewohnheit, die Messe nur an hohen Feiertagen zu besuchen. Denn ein Boss stellt seinen Glauben nur ungern öffentlich zur Schau Beichten und Gottesdienste sind Frauensache. Doch wenn es unvermeidlich war, setzten sie sich in die erste Reihe und fixierten den Priester so lange, bis er begriff und sich in die Mission versetzen ließ. Wollte er nicht begreifen und hetzte gar die Jugend gegen die Cosa Nostra auf, so wurde er mit einem Genickschuss hingerichtet wie Padre Puglisi in Palermo.
Im
Jahr 1993 wurde der Mord an dem Antimafia-Priester
Gluseppe Puglisi
von den Brüdern Graviano angeordnet. Und sieben Jahre
später sagte
sein Mörder Salvatore Grigoli: `Padre Puglisis Lippen schlossen sich. Er lächelte. Sanft, heiter, aber auch resigniert. Er flüsterte nur einen einzigen Satz: Ich habe es erwartet. Ich werde sein Lächeln nie vergessen.´ Da hatte Grigoli bereits neunzig Morde gestanden und um ein Treffen mit dem Papst gebeten. Das Seligsprechungsverfahren von Don Puglisi läuft seit Jahren. Die Aussage seines Mörders gilt als wichtiges Beweisstück für dieses kirchliche Verfahren. Manch Geistlicher wunderte sich über den dringlichen Wunsch der Kirche, Padre Puglisi seligzusprechen. Denn noch kurz zuvor habe sich der Kardinal vehement gegen ein Antimafia Dokument gewehrt: Den Antimafia-Hirtenbrief wollte niemand. Aber den Antimafia Heiligen. Das ist doch reines Schauspiel. Dann gehen wir doch lieber ins Theater, hatte Padre Fasullo bitter festgestellt." Ähnliche Strukturen wie bei der Mafia - wir kennen nach der Wende auch das mildere Wort "Seilschaften", was dasselbe meint - gibt es auch sonst in Staat und Gesellschaft. Mit den geeigneten Beziehungen kann man eben nicht nur leichter überleben, sondern gehört sogar zu den "Herrschenden", die auf Kosten der Untergebenen ein faules und bequemes Leben führen können. Natürlich finden diese "Beziehungen" nicht immer bewußt und ausdrücklich statt, sondern es ist oft eher so, dass überhaupt nicht geredet wird, man sieht einfach über Handlungsweisen anderer hinweg, die man selbst so oder ähnlich praktiziert, so wie etwa bei Kavaliersdelikten. Doch wir müssen gar nicht so weit gehen: Lebt nicht jeder Staatsdiener von dem, was die Steuerzahler erwirtschaften und bezahlen? Natürlich tut er etwas dafür, daß die Steuerzahler auch sicher und erfolgreich arbeiten können - und sorgen sich ja schließlich nicht auch im allgemeinen die Mafiosi um ihre "Schützlinge"? Und ihre Schutzgelderpressungen können durchaus verglichen werden, wie der Staat mit säumigen Steuerzahlern oder gar Steuerbetrügern umgeht... Die Grenzen sind gewiss manchmal fließend... Wenn wir eine Aufwand-Nutzen-Analyse aufmachen, dann wird es wirklich unerfreulich auf alle Fälle bei den Religionen: Sie verweisen uns auf ihre Sorge um unseren Sinn des Lebens und die Hinführung zur Transzendenz und versprechen uns etwas, was sie gar nicht beweisen können, etwa die Vergebung durch eine Gottheit oder die Erlösung für ein Leben nach dem Tod und bauen in Wirklichkeit darauf, daß die uns Gläubigen seit früher Jugend von ihnen anerzogenen Ängste wirken, so daß wir uns nicht von ihnen frei machen können. Wenn dies alles ja nicht auf Kosten der wirklich möglichen Erfüllung in unserem Leben ginge, könnten wir ja noch vielleicht darüber schmunzeln... Schauen Sie doch einmal in die schematische Darstellung (2) im Stichwort Grundschema! Ein Vorgesetzter kritisierte einmal meine Website, weil ich dabei zu sehr das Sexuelle betone. Natürlich wehrte ich mich und erwiderte, daß Zuhälter und Mädchenhändler gewiß mit denselben Worten wie unsere etablierten Religionen jegliche Beschäftigung mit der Sexualität ablehnen und darauf hinweisen würden, daß anderes wichtiger sei. "Ja", meinte er, "aber die Motivation der Religionen ist doch eine andere". Da platzte mir der Kragen: "Die Motivation ist doch belanglos - entscheidend ist immer nur der Effekt! Und wer ein gutes Gewissen habe, würde das auch schnell merken - und sein Konzept ändern, um nicht mit den Bösewichtern auf einer Stufe zu stehen. Doch nichts ändert sich, und schließlich sind die Leute in der Kirche nicht doof, daß sie die Problematik nicht merkten. Die Schlußfolgerung kann also nur sein, daß man gar nichts ändern will! Dummheit oder Böswilligkeit?" Fahrlässigkeit - grobe Fahrlässigkeit - Böswilligkeit? Und genau hier setzt die Religionskritik von basisreligion ein! Denn meine Erfahrung ist, seit ich mich mit der Thematik der Website auseinandersetze: Abgesehen von ganz wenigen kirchlichen Amts- und Würdenträgern scheint gerade in der Kirche überhaupt kein Interesse zu bestehen, ob die übliche in ethischen Dingen gleichgültige religiöse Erziehung unsere jungen Menschen nicht am Ende auch noch Zuhältern und Mädchenhändlern in die Arme treibt! Und wie brav und kirchentreu war ich zunächst bei meinem Engagement, bei dem ich mich sogar auf den historischen Jesus berufen kann, doch abgesehen von ein paar unverbindlichen Anerkennungsworten dann und wann stieß ich, vor allem wenn´s konkret hätte werden können, wenn´s um Lösungen ging, immer auf Beton. Konzepte der Freiheit und der Emanzipation, daß die jungen Leute (und nicht nur die!) die Sexualität so positiv (und durchaus auch im Sinn unseres christlichen Glaubens!) bewältigen, daß überhaupt ihre Liebe gelingt, sind sowieso unwichtig. Siehe etwa das katholische Forum http://66.246.34.238/wbboard/thread.php?threadid=2946&boardid=14&page=1#14, die wissen gar nicht, um was es sich dreht oder tun wenigstens so (ganz offensichtlich ist zumindest einer von denen auch katholischer Priester)! Dabei müßten es gerade die katholischen Priester sehr gut wissen, zumindest früher waren sie durch die Beichte hautnah am "Puls des Volkes", und ich weiß, daß verzweifelt und erschüttert Enttäuschungen gebeichtet werden, doch zu Konsequenzen, daß Priester sich besinnen und etwa die eigene Theologie überdenken und gar ändern, hat das nie geführt, man war wie in typischen Priesterreligionen oder wie bei den Pharisäern zur Zeit Jesu in einer Tabuisierung wesentlicher Lebensfragen und in Vorstellungen von Vergebung und Vertröstung auf ein besseres Leben nach dem Tod erstarrt. Und wichtig waren natürlich wohl auch die Karrieren, die Bedeutung der eigenen Position, die Auflagenstärke der eigenen Bücher, also Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit - also im Grunde genau das, was Jesus zu seiner Zeit schon bei den Schriftgelehrten und Pharisäern kritisiert hatte. Es ist eine Tragik, daß sogar viele gutwillige Menschen da mit machen, ohne auch im Entferntesten "böse" zu sein, das ist das Problem der typischen Gutmenschen oder gar "nützlichen Idioten", siehe auch Milgram-Versuche! Das Problem ist bekannt: Alle Institutionen werden irgendwann zu Mafias, doch keiner fühlt sich betroffen. Der Theologe und Philosoph Rupert Lay beschreibt das Problem, wie alle Institutionen (er nimmt die Familie davon natürlich aus!) irgendwann unhuman, also unmenschlich, also Mafias werden, und die Religionen und Kirchen nimmt er davon nun nicht aus: "Institutionen sind neben Naturkatastrophen und Krankheitserregern die einzigen natürlichen Feinde, die dem Menschen geblieben sind. Es ist schon merkwürdig zu erleben, mit welchem Einsatz Menschen versuchen, die zuletzt genannten Feinde zu zähmen, nicht aber den ersten! vermutlich ist das Feindbewußtsein nicht zureichend entwickelt. Institutionen bedrohen uns Menschen jedoch sehr viel radikaler als alle Naturkatastrophen und Krankheitserreger" (S. 67). Und "Auch die Kirchen versuchen mit nahezu allen Mitteln, ihren Selbsterhalt zu sichern und ihren Einfluß auszudehnen, zumindest aber, ihn zu bewahren. Wie alle anderen Institutionen kennen sie dabei aber keine moralischen Normen - es sei denn jene, die zum Selbsterhalt nötigen. Andererseits fordern wie von Menschen die Beobachtung solcher Normen, die keinem anderen Zweck dienen als dem Erhalt der ekklesialen (Anm.: kirchlichen) Institutionen und - wenn möglich - der Ausweitung ihres Einflußbereichs..." (S. 68f, Rupert Lay, Ketzer, Dogmen, Denkverbote/Christ sein heute, Econ und List, 1996/98). Zu dem Prozeß, wie es in der Natur der Sache liegt (es scheint also sogar eine Art Naturgesetz zu sein!), daß Institutionen oder auch Systeme immer mehr zum Selbstzweck werden und daß man sich daher vor ihnen hüten muß, siehe auch unter Parkinsonsche Gesetze! Wie weit produzieren eigentlich die Religionen die Gescheiterten und Armen, um die sie sich hinterher dann wieder so aufopferungsvoll kümmern? Nichts dagegen, daß sich Kirchen um Gescheiterte, um Arme und um Ausgegrenzte kümmern, und sie machen das auch oft sehr sehr gut und mit großem idealistischen Einsatz - doch stellt sich immer wieder die Frage, wie viele dieser Gescheiterten, Armen und Ausgegrenzten mit ihrem Leben einfach nicht klar kamen, weil wesentliche menschliche Beziehungen nicht funktionierten, was alles bei einer sinnvollen Erziehung im Hinblick auf Lebenssituationen hätte anders laufen können. Und schließlich werden die meisten "Engagierten" für ihre Nächstenliebe auch ganz gut entschädigt! Die Problematik springt uns an einem passenden Beispiel eher ins Auge: Es ist unvorstellbar, daß ein Autohersteller die Unfälle und Pannen der Kunden mit den von ihm produzierten Autos nicht zum Anlaß nimmt, zu untersuchen, ob die Ursachen der Fehler nicht konstruktionsbedingt sind und er daher etwas ändern muß. Und wir würden es als verbrecherisch ansehen, wenn er das unterläßt und sich nur immer um die Reparaturen kümmert, weil die schließlich das große Geld bringen. Wir würden solches Verhalten gewiß als mafiös bezeichnen! Doch genauso ist es in unseren Religionen, wie sie mit den Menschen umgehen! Obwohl hier ganz offensichtlich etwas nicht in Ordnung ist (und etwas, was nicht in Ordnung ist, muß man schließlich ändern, das ist in einem vernünftigen Betrieb immer Chefsache!), wehren sie sich gegen eine Erziehung zu ethischem Verhalten mit Händen und Füßen und mit immer neuen Rationalisierungen, also Ausreden! Mal sind´s die Medien, mal ist es die anonyme Industriegesellschaft, warum wir nichts Effektives tun können! Oder alles menschliche Fehlverhalten (= Sünden!) wird von vornherein auf die menschliche Natur geschoben (als ob die Natur - oder auch Gott - Schlechtes konstruiert!). Wie leicht kann man sich damit alles wirklich ernsthafte Nachdenken und Forschen sparen, ob es nicht doch Möglichkeiten in der Erziehung gibt, für die sie zuständig sind! Eigene Erfahrungen mit der Religion... Ich selbst habe jedenfalls während meines Studiums und danach von allen möglichen wissenschaftlichen Untersuchungen erfahren, jedoch über Untersuchungen über die Motive der jungen Menschen für sexuelle Abenteuer, Untersuchungen über die Taktiken von Don Juans ("man kann jede Frau `umlegen´), über den den "moralischen Nährwert" der Sexualscham (obwohl es längst die FKK-Bewegung gab und also Erfahrungen auch mit unbefangener Nacktheit vorlagen), über die Ursachen des Sittenverfalls bei uns im Vergleich zu denen bei Naturvölkern (die ja wohl nicht umsonst die Beschneidung bei Mädchen praktizieren), gab es nicht. Natürlich gab es auch keine Untersuchungen über Ideen einer effektiven Moralerziehung bei jungen Leuten unter Berücksichtigung der genannten Aspekte, jedenfalls wurden sie nicht bekannt, wenn es sie doch gegeben hätte... Und als ich selbst - im Fach "Moral" - eine Arbeit über den "Anfang sittlicher Verfehlungen" (also über das "erste Reinfallen", das ist ja das Problem, alles andere entwickelt eine Eigendynamik und gehorcht ganz anderen Gesetzen) geschrieben und dabei dargelegt hatte, daß unsere heutige religiöse Erziehung für wirkliche Moral eher kontraproduktiv ist und daß es allerdings in der Kirche ursprünglich genau um eine funktionierende Erziehung hier ging, ja daß man diese sogar unschwer hinter Sakramenten wie der Firmung erkennen könnte, da spürte ich geradezu allergische und hysterische Ablehnung und bekam ein "mangelhaft" und durfte eine neue Diplomarbeit schreiben (was ich dann natürlich <erfolgreich> bei einem anderen Professor tat - mit demselben Thema, allerdings "andersherum", jetzt fragte ich, wozu ursprünglich die "Firmung" gut war..). ...und mit der Justiz. Wir hören über unsere Justiz bisweilen, daß es hier nicht um Gerechtigkeit sondern um Recht geht - und daß derjenige gewinnt, der am besten lügt. Ich habe es nicht so recht glauben können, bis ich selbst in einer solchen Sache drin war. O. k., ich habe auch nicht alles ganz richtig gemacht, doch wie einfach der Richter sich das machte, das machte mich sowohl sprachlos wie fassungslos. Ich will hier auf den Fall nicht näher eingehen, doch sah es so aus, als ob der Richter mit einer vorgefertigten Meinung in den Prozeß hineinging und diese nur noch bestätigt haben wollte, was ihm dann auch schnell gelang. Besonders parteiisch war die Zeugenvernahme, da wurde etwa nicht das klagende Pärchen getrennt verhört (sie gaben sich natürlich als Kläger und Zeuge aus) sondern die Zeugen der Beteiligten - als ob dabei etwas Vernünftiges herauskäme. Jedenfalls war dieser Daniel in der Susannageschichte schlauer - der ließ eben die Klagenden getrennt verhören... In meinem Fall waren hier eben gewiß erhebliche Fehler auch auf meiner Seite, die der Richter merkte und ihm die Entscheidung leicht machte, doch ich kann mir schon vorstellen, wie das vor 2000 Jahren war. Denn da kamen Justiz und Religion zusammen, und da hatte denn wirkliche Gerechtigkeit sozusagen keine Chance mehr - vor allem gelang es damals der Halbwelt auch noch, "diese beiden Eliten" vor ihren Karren zu spannen... Jesus war ohne Chance! Ich vermutete zwar schon während meiner Diplomarbeit den kriminologischen Ansatz, daß es das war, daß Jesus die mafiösen Strukturen seiner Zeit zwischen den wirklichen Bösewichtern und der sogenannten geistigen Elite durchschaut hatte und sozusagen im Alleingang mit einigen zwar verachteten, jedoch in den wirklich wichtigen Dingen rechtschaffenen, Handwerkern und Zolleintreibern das System ändern wollte, doch fehlten mir noch plausible Argumente. Nach der Niederschlagung des Talibanregimes in Afghanistan erfuhren wir, wie dort die geistige Elite rechtgläubiger moslemischer Geistlichen (die ja auch die Justiz waren) im Verein mit kriminellen Elementen die Bevölkerung terrorisiert hatte - doch eine Übertragung auf die Probleme zur Zeit Jesu findet normalerweise nicht statt, obwohl die meisten Details passen. Es haben sich also wohl in unseren christlichen Kirchen wieder dieselben Strukturen gebildet, wie sie für alle Religionen typisch sind, und die haben damit das Anliegen des Ursprungs unseres Glaubens, nämlich des "kleinen" jüdischen Wanderarbeiters Jesus, auf den Kopf gestellt und ins Gegenteil verkehrt! Es ist immer dasselbe mit den ehrenwerte Gesellschaften, die entweder selbst am Bösen beteiligt sind oder zumindest lieber wegschauen, was auf dasselbe hinauskommt. Und dann reden gerade diese Leute auch noch von der Nachfolge Jesu, um die es ihnen angeblich geht, dabei interessiert schon der wirkliche Jesus (siehe auch Leben-Jesu-Forschung) überhaupt nicht! (Oder ist alles ganz anders? Kreisen die Religionen einfach nur deswegen um alle möglichen Irrationalitäten, um ihre Existenz zu legitimieren? Doch was geschähe, wenn sie ihre Energie dort einsetzten, wo sie dringender gebraucht würde?)
Aus einem Schriftwechsel mit einer Schülerin (siehe Anhang des Stichworts Pferdeflüsterer)
Anna-Christina:
und noch was: für mich sind diese Informationen auf
deiner Seite einfach ein Geschenk gewesen, die mir
geholfen haben. basisreligion: Doch doch, "die" leben schon in der Realität! Jeder von denen hat natürlich seine besonderen tollen logischen und hochmoralischen und hochgeistvollen Begründungen, warum die jungen Menschen nicht erfahren dürfen, wie sie wirklich reinfallen und wie eben ganz sicher nicht und warum sie keine vernünftigen Strategien entwickeln und auch nicht an harmlosen Sachen ihren Spaß haben dürfen. Doch die alle treffen sich in dem einen Punkt: Junge Menschen und insbesondere Mädchen dürfen keinesfalls zur wirklichen Freiheit und zur wirklichen Moral (im Sinn einer wirklichen Monogamie) gelangen, denn dann würden alle egoistischen Interessen dieser Gegner zerbrechen, den einen geht es um blanken Sex, den anderen um das Geschäft mit der Schuld, den anderen um die Macht über sich Schuldigfühlende und wieder anderen um das Geschäft mit Ersatzerfüllungen und Vertröstungen oder auch nur um die Vermeidung von Blamage, dass die jungen Menschen mitkriegen, dass sie selbst so blöde und so versaut sind. Und dieses weitgehend stillschweigende Komplott (oder auch diese unheilige Allianz) aus Casanovas und Don Juans, aus Vergewaltigern, Pädagogen, Philosophen, Theologen (der meisten Religionen sowieso - und auch unseren christlichen Glauben haben sie verpfuscht beziehungsweise entfremdet), Psychologen, Soziologen, Zuhältern, Kondomherstellern, Medienproduzenten oder einfach nur Kaputten und vom Leben Frustrierten - also aus typischen und wirklichen Bösen und den so genannten Gutmenschen - nennt man dann auch Mafia. Und jetzt weißt Du, womit wir es
zu tun haben - und warum wir die Hilfe Gottes
brauchen - es gibt doch hoffentlich einen! Denn um
gegen diese Mafia anzukommen, die sozusagen unser
ganzes gesellschaftliches System bestimmt, braucht
man nun einmal viel Gnade.
Aber hat nicht Jesus gesagt "Wo zwei oder drei in
meinem Namen...". Also seien wir guten Muts! Schön,
dass wir uns gefunden haben! Ich freue mich
jedenfalls wahnsinnig! Und aus dem Brief an einen Internet-Freund (im Sommer 2019), der mir zwar immer wieder die Freundschaft aufkündigt,dann aber doch immer wieder weiter macht...:
Ist Dir eigentlich klar, dass zu einer Mafia, also auch zu einer Halbweltmafia, immer zweie gehören: Die einen sind die Täter, also die, die die Frauen austricksen, sie willfährig machen und auf die Straße schicken und abkassieren, das sind also die aktiven Mafiosi, und die anderen sind die passiven Mafiosi, also die Weggucker, die also die Mädchen ganz bewusst uninformiert lassen und ihnen eine nutzlose Scheinmoral (der Scham) einreden? Und dazu gehört natürlich dann auch, dass diese „Weggucker“ die Problematik mit Händen und Füßen nicht wahrhaben wollen und ablenken mit allen möglichen und unmöglichen Begründungen. Verzeih, wenn ich jetzt mal deutlich werde, doch Du willst ja die Deutlichkeit: Ist Dir eigentlich klar, dass auch Du hier Deinen Part beim Weggucken spielst, wenn Du immer wieder drauf bestehst, dass es nicht sein kann, dass sich Jesus um die Sexualmoral gekümmert hatte, dass ich unwissenschaftlich sei, dass ich weltfremd sei usw.? Und offensichtlich kommt Dir da gerade dieser Rezan Aslan zurecht, so wie Du ihn mir quasi mit Triumpfgeheul präsentierst – wohl in dem Sinn, dass Du jetzt auf etwas gestoßen bist, das mich perfekt widerlegt. Dabei entgeht Dir dann auch, dass ich das Buch schon längst verarbeitet habe. Denn der rote Faden, der sich durch das Engagement Jesu zieht „gegen die Sünde, gegen die Heuchler, für die Liebe“ wird bei Rezan Aslan jedenfalls mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt, für mich gilt also auch für dieses Werk das Wort des Propheten:“Gewogen und zu leicht befunden“. Und was mich auch stutzig macht: Schon einige Jahre davor hatte Maccoby doch ein Buch mit demselben Thema geschrieben (Du hast es sogar, wie Du mir geschrieben hast), auch in einem New Yorker Verlag, doch R.A. kennt dieses Buch angeblich nicht, jedenfalls kommt es nicht in seinem Literaturverzeichnis vor. Merkwürdig. Ich kann mir das nicht vorstellen, dass er es nicht kennt. Also wer´s glaubt, wird selig. Doch etwas Nettes von mir: Wenn ich Dich jetzt als Part der Halbweltmafia bezeichne, so spricht immerhin für Dich: Mit Dir kann man reden, Du bist offen, Du blockierst nicht jedes Gespräch von vornherein ab. Denn die wirklichen Mafiosi tun nämlich genau das – denn das gehört ja zum Weggucken. Und dass Du also nicht so bist, dafür danke ich Dir – denn dadurch ahne ich ja – und auch wohl sehr zutreffend, was diese bewussten Weggucker in den Köpfen haben …"
Den "Offenen Brief eines
alten Religonslehrers an junge Mädchen über die
weibliche Sexualität und die Bibel" (Mai 2012) gibt es
auch online auf Deutsch,
auf Englisch und auf Niederländisch!
(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |