TRANSZENDENZ (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

TRANSZENDENZ bedeutet das Überschreiten (von lat. transcendere – „überschreiten“) der Erfahrungsgrenzen oder auch überhaupt das jenseits der Erfahrung Liegende, das Übersinnliche, das Jenseitige. Die Transzendenz. ist auch heute noch weitgehend das Ziel von Philosophie und Religion - doch es gibt auch Philosophien und Religionen mit anderen Zielsetzungen, etwa das Konzept basisreligion, in dem es um phantastische diesseitige Grenzerfahrungen geht.

Es dürfte zumindest zwei völlig unterschiedliche Wege zur Transzendenz geben:

-         Wenn einem das Leben hohl und nichtig erscheint, weil einen alles anekelt

Im „drastisch-sozialkritischen“ Film „Kids“ sagt der „Jungfrauenknacker“ Telly am Schluß: „Ficken ist das, was ich liebe, wenn du mir das wegnimmst, habe ich gar nichts...“ Wenn ich den Film meinen Schülern zeige, stelle ich den jungen Leuten hinterher die Frage, was dieser Telly wohl machen wird, wenn er einmal alt ist und nicht mehr „kann“. Dann bleibt für ihn doch nur noch die Leere... Wenn er allerdings Glück hat und sich an religiöse Erfahrungen seiner Kindheit erinnert oder ansonsten mit religiösen Menschen in Kontakt kommt, die ihn in Richtung Religion motivieren, dann kann es sein, daß er zum religiösen Glauben findet. Doch was ist das für ein Glaube! Er kennt das Schönste auf der Welt, die Liebe, die Einheit von Leib und Seele mit einem andersgeschlechtlichen Menschen oder auch die Harmonie unter Menschen, lediglich vom Missbrauch her (siehe Gebrauch und Mißbrauch), und er hat auch anderen Menschen dieses Schönste entweder ganz verdorben oder nur in einer Zerrform vermittelt, er ist damit am wirklichen Leben vorbeigegangen und hat eine Spur der Verwüstung hinter sich gelassen, weil er dafür gesorgt hat, daß auch andere am Leben vorbeigehen. Und was ist nun seine Kehrtwendung zur Religion und zu Gott anderes als ein Ausdruck seiner Leere, als Ausdruck seines Ekels vor einem verpassten Leben, als krampfhafte Angst, „dass das doch nicht alles gewesen sein kann...“.

Leider ist dieser geistige Horizont vieler solcher „Tellys“ und deren Suche um Vergebung weithin auch zum geistigen Hintergrund unseres christlichen Glaubens ganz allgemein geworden, ja wir können uns unseren Glauben im allgemeinen nur so vorstellen. Wir machen uns zwar über solche „Wende-Menschen“ lustig, wenn wir über sie mit dem Spruch „und als er kam in Alter, sang er fromme Psalter“ witzeln in Anlehnung an den biblischen König David, dessen Lebenspraxis in seiner Jugend und in seiner Lebensblüte diesem Telly sehr ähnelte, doch wir haben uns weitgehend damit abgefunden.

Diese Art der Transzendenz ist jedoch in erster Linie ein geniales Ablenkungsmanöver und gewiss nicht Kennzeichen von wirklichem christlichen Glauben im Sinne des wirklichen Jesus, sondern eindeutig eines durch Gnosis und Dualismus verfälschten Glaubens: Wirklicher christlicher Glaube baut immer auf christlicher Lebensführung auf und damit auf den Spielregeln der Zehn Gebote und den Erfahrungen damit. Fragen wir also jemanden nach Transzendenz, der sich an die Spielregeln hält, und nicht einen, der sie mit den Füßen tritt oder zumindest getreten hat. Besonders widerlich wird es, wenn Menschen ihren gnostisch infizierten Glauben dann noch als den allein gültigen hinstellen und anderen Menschen in diesem Sinn bekehren wollen und die Sorge, Menschen ein Leben nach den Spielregeln der Zehn Gebote als Basis für wirklichen Glauben zugänglich zu machen, als banal abtun. Und wenn diese Menschen dann noch Priester oder Theologen sind, die es sich auch noch von den Kirchensteuern derer, denen sie ihre „kaputte“ Auffassung von Transzendenz vermitteln und denen sie damit das Leben verderben, wohl leben lassen, dann wird es eigentlich Zeit zu einem Aufstand der Anständigen!

Doch wie ist das: Hat nicht Jesus von der Möglichkeit der Umkehr geredet? Dazu kann ich hier nur sagen, daß es verschiedene Arten von Umkehr gibt: Da ist einmal die "von der Sorte Telly“ aus dem Leeregefühl des Missbrauchs und dann ist da noch eine „andere“ aus Einsicht und Reue, was man im eigenen Leben verpasst hat, weil man sich nicht an die ethischen Vorstellungen unseres Glaubens gehalten hat. Wir können leicht erkennen, wer zu welcher „Sorte“ gehört, die einen kümmern die ethischen Vorstellungen nach ihrer Bekehrung immer noch nicht und sie machen sich bisweilen sogar noch lustig darüber, vor allem über die der Liebe und sie lehnen alle Ideen ab, wie sie künftig realisiert werden können, und die anderen sehen eben genau hier eine Aufgabe. Und Jesus hat gewiß wohl eher an „die zweite Art der Umkehr“ gedacht. Diejenigen mit dem „Telly-Leeregefühl“ sollten sich lieber einer der klassischen nichtchristlichen Religionen anschließen, zum Beispiel dem Buddhismus, solche Religionen entsprechen eher dem, was sie suchen und vertreten.

-         oder wenn man es eigentlich wunderschön findet, doch keine Möglichkeiten sieht, dies wegen der allgemeinen Unvollkommenheit zu verwirklichen

Es gibt natürlich auch Menschen, die Zehn Gebote und Transzendenz miteinander verknüpfen wollen, und die allein aus Verzweiflung, daß die Spielregeln der Zehn Gebote für unser menschlichen Zusammenleben ihrer Meinung hier auf Erden im Endeffekt doch nicht verwirklicht werden können, ihr Heil oder auch ihre "Stärkung" in einer Transzendenz suchen. Doch sollten diese Menschen möglichst schnell einsehen, daß da im Hinblick auf die Umsetzung der Zehn Gebote doch einiges möglich ist, wenn man nur offen ist (siehe Offenbarung) und will und sich erst einmal von dem Pessimismus der falschen „Transzendenzler“ befreit hat. Ich hoffe doch, daß diese Website hier Mut macht und zum Handeln ermuntert! 

Die Gefahr ist leider bei Gutwilligen immer gegeben, daß die Suche nach Transzendenz aus der Einstellung "man kann ja hier doch nichts machen" schließlich sozusagen zum Sinn des Lebens wird und daß man diesen eigenen Sinn des Lebens kritiklos in die Botschaft Jesu hineininterpretiert. Und alle Vorstellungen einer Änderung dieser Welt zum Besseren (siehe Paradies) werden dann natürlich als unchristlich empfunden und abgewehrt. Wie sagt Jesus: "Wenn das Salz seine Kraft verliert, womit soll es dann selber gesalzen werden? (Matth. 5, 13 u.a.)"

(Wir kennen das Problem „christliche und nichtchristliche Transzendenz“ natürlich nicht nur im Bereich der Liebe. Besonders nachhaltig hat mich angerührt, als ich mir in der südamerikanischen Bergwerksstadt Potosi die herrlichen Kirchen angesehen habe. Sie wurden finanziert von den Gewinnen der Bergwerke unmittelbar oberhalb der Stadt, in denen sich im Laufe von 250 Jahren etwa achteinhalb Millionen schwarzer und indianischer Sklaven zu Tode schufteten. Vielleicht gab es unter den Betern in den Kirchen der Stadt doch manche, die ihren Glauben, der Unmenschlichkeit akzeptierte, als Farce empfanden und die sich um eine Änderung der Verhältnisse bemühten. Doch werden die meisten Beter mit ihrer unmenschlichen Vorstellung von Transzendenz vermutlich gut gelebt haben – im Sinne des „wirklichen Jesus“ <siehe auch Leben-Jesu-Forschung> war deren Glaube gewiß nicht!)

Persönliche Anmerkung des Verfassers der Website:

Eigentlich bin ich gar nicht einmal gegen das Streben nach Transzendenz! Nur sollte man diese nicht immer als einziges und wichtigstes Ziel des Menschen hinstellen, sondern erst einmal das machen, was hier und jetzt anliegt, damit diese Welt besser wird! Hier läßt sich doch einiges machen, wenn man nur will! Denn wenn man dieses "Diesseits" immer von vornherein als nebensächlich ansieht und überspringt, dann sieht das doch eher nach Heuchelei aus!  (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)