DIE ZEHN GEBOTE SIND DIE SPIELREGELN DES PARADIESES Nicht wer „Herr, Herr“ sagt ( = also einer, der gläubig ist), hat begriffen, um was es Jesus ging, sondern wer seinen Willen tut (= sich nach den Geboten richtet), siehe Matthäus 7,21f. Und das funktioniert auf Dauer nur, wenn die Gebote vernünftig sind und auch Spaß machen! Religionsgeschichtlich sind die Zehn Gebote die Spielregeln, wie freie Menschen miteinander umgehen. Die Geschichte der Zehn Gebote ist nach der Tradition im jüdischen Glauben, also aus der Sicht der Juden, dass Gott während der 40-jährigen Wanderung der Juden nach der Flucht oder Befreiung der Israeliten aus Ägypten, die dort in der Sklaverei lebten, ihrem Führer, also dem Mose auf dem Berg Sinai erschien und ihm zwei Tafeln mit eben diesen Geboten gab. Der religionsgeschichtliche Hintergrund (siehe religionsgeschichtlicher Ansatz) ist vermutlich folgender: Um etwa 1400 vor Christus kam in Ägypten der Monotheismus (Eingottglauben) auf, der immer auch eine soziale Revolution bedeutete. Ziel war daher durchaus auch die Abschaffung der Sklaverei und des Kastenwesens, die bzw. das es mehr oder weniger ausgeprägt in allen etablierten Gesellschaften gibt und die bzw. das durch die jeweilige Religion begründet und gerechtfertigt wird, und Gleichheit aller Menschen und damit auch der Frau, die in solchen hierarchisch gegliederten Gesellschaften immer nur als Arbeitstier, Lustobjekt und Gebärmaschine angesehen wird, und damit mögliche Partnerschaft zwischen Mann und Frau. Ein Hinweis auf die niedere Rolle der Frau auch schon im alten Ägypten mag die damals dort längst übliche Beschneidung der Frau sein, abscheuliches Kennzeichen von Besitzdenken gegenüber Frauen. Diese Revolution wurde nun bekanntlich in Ägypten niedergeschlagen und alle Spuren, die auf diesen einen (Sonnen-)Gott Aton hinwiesen, wurden gründlichst ausgetilgt. So erkennen wir in Amarna, der Hauptstadt dieses Sonnenreiches, nur noch an den unterschiedlichen Farben des Wüstenschotters, dass hier einmal Gebäude aus unterschiedlichen Steinen gestanden hatten. Doch bei den ausgebeuteten Sklaven (vielleicht vor allem ein bestimmter unterworfener Nomadenstamm) hielt sich die Erinnerung an den befreienden Eingottglauben und etwa um 1200 vor Christus gelang ihnen die Flucht oder Befreiung, wie sie im Buch Exodus in der Bibel beschrieben ist. Wir können also sagen, dass die Israeliten möglicherweise nicht irgendwelche Nomaden sind, die schon immer in der Wüste umherzogen, oder auch die Abkömmlinge der zwölf Söhne des Stammvaters Jakob, die mit ihren Familien wegen der Hungersnot nach Ägypten gezogen waren (das alles in Genesis 37 - 50 ist wohl biblische Legende), sondern schlicht und einfach Sklaven der Ägypter, die sich zusammen getan und befreit hatten. Und damit diese befreiten Sklaven nicht irgendwann wieder in den alten Trott etablierter Gesellschaften zurückfielen, bedurfte es geeigneter Gesetze oder besser Spielregeln. Die einfache Biophiliemaxime kann zwar als Gesetzesgrundlage dienen, doch wird sie niemals ausreichen, denn schließlich gibt es ja immer diese Dünnbrettbohrer, die sich alles so zurecht legen, wie sie es brauchen. Und diese sozusagen festen Spielregeln sind nun die Zehn Gebote! Wir können die Zehn Gebote also nur richtig beurteilen, wenn wir sie durchaus auch als eine Absage an die Sklaverei und an die Herabsetzung der Frauen sehen! Was haben wir nur falsch gemacht, dass die Zehn Gebote leider nur zu oft als eine miesepetrige Zwangsjacke in unserem Leben missverstanden werden? Jedenfalls diente die Berufung auf einen Gott dabei zunächst einmal weniger als Angst machende Drohung (siehe das "Über-Ich" in Gewissen), sondern eher zur bestmöglichen Absicherung dieser Gebote (also zu einer Stärkung des "Ich"). Man stellte sich nämlich vor, dass es sich ohnehin um ewig gültige, also um göttliche Regeln eines vernünftigen menschlichen Zusammenlebens handelte, die ein größtmögliches Maß an Verhaltenssicherheit und schließlich an Harmonie unter uns Menschen ermöglichen könnten, wenn sich erst einmal alle Menschen an sie hielten. Denn selbst wenn dieser Gott eine zwar raffinierte und dennoch leere Gedankenkonstruktion sein sollte, so sind die Gebote dennoch höchst sinnvoll und es bleibt zu überlegen, ob freie Menschen nicht eine Art Verein aufmachen könnten, der sozusagen als Vereinssatzung die Zehn Gebote hat, die von jedem Vereinsmitglied mit und auch ohne Gottesglauben oder mit weiß Gott welchem Glauben von sich aus unter allen Umständen gehalten werden müssen. So unpraktisch wäre das nämlich gar nicht, wäre die Konsequenz daraus doch eine phantastische Verhaltenssicherheit! Und wenn ein Gott tatsächlich existierte, hätte der gewiss nichts dagegen, wenn Menschen sich an die Zehn Gebote hielten, selbst wenn sie diese anders begründeten als aus ihm heraus (siehe kategorischer Imperativ). Wenn die Leute erst wüssten, wie toll das Paradies wäre, dann würden sie von ganz allein alles das nicht tun, was dieses Paradies zerstört! Machen wir dazu am besten einmal ein Gedankenexperiment! Stellen wir uns eine Insel vor, auf der die Zehn Gebote absolut durchgesetzt sind bei allen Einwohnern, und auf der Besucher willkommen sind, sofern sie sich ebenso absolut daran halten. Vielleicht denken wir zunächst, dass es auf einer solchen Insel höchst langweilig zugehen müsste, doch beweisen solche Gedanken nur, dass wir von der Vorstellung, dass göttliche Gebote mit Ängsten und Zwängen verbunden sein müssten, nicht losgekommen sind. In der Praxis würde sich nämlich ein treues Leben nach den Geboten für wirklich gutgesinnte Menschen völlig anders auswirken, und zwar höchst vorteilhaft! Niemand brauchte mehr Sorge gegen Diebstahl zu haben und jeder könnte auf teure Sicherheitsmaßnahmen verzichten, denn es gibt ja keine Verbrechen mehr und so brauchte es auch keine Kriminalpolizei und keine Gefängnisse zu geben, deren Kosten normalerweise ja doch auf die Allgemeinheit umgelegt werden müssen. Und denken wir an die persönlichsten Dinge: Kein weiblicher Besucher müsste sich mehr bei seiner Ankunft auf dem Flughafen der Insel noch nach einem Taxi und nach einem Hotel umsehen, sondern könnte gleich zu jedem beliebigen Autofahrer ins Auto steigen und sich auch von ihm einladen lassen - bis hin zum Übernachten bei ihm wo auch immer, denn es kann ja nichts passieren - außer vielleicht ein typisches Erlebnis der Phase Ästhetik oder ein Zusammensein á la Gandhi! Ja, wozu brauchte es denn noch Leibfeindlichkeit und Verklemmtheit, diese typischen Merkmale einer scheinmoralischen Gesellschaft! Alle üblichen Vorsichtsmaßnahmen und Bedenken, die sonst in der Welt unerlässlich sind, sind hier einfach überflüssig! Niemand braucht mit Anmache und Vergewaltigung bis hin zum Mord und auch nicht mit Diebstahl des Gepäcks zu rechnen, denn das alles widerspricht ja den Zehn Geboten. Und unsere Insulaner würden sogar argwöhnisch werden, wenn die Besucher selbst an so etwas auch nur denken und eventuelle Einladungen misstrauisch ausschlagen würden. Allerdings würde daher dann auch schon eine „Anmache" zu einem Abenteuer von Seiten des Gastes auf Befremden stoßen und nicht verstanden und so würde er auch von der Insel verwiesen werden. Denn das sechste Gebot der Heiligkeit der Ehe besagt ja, dass für den Geschlechtsverkehr und die Befriedigung es bloß die Ehe gibt, wohingegen eine aktive und sinnenfrohe Ästhetik mit Enthaltsamkeit durchaus akzeptiert und das alles sogar gern gesehen wird. Und daran halten sich unsere paradiesischen Insulaner eben. (Natürlich werden manche sagen, dass es doch nichts ausmacht, wenn man etwa beim Sex nicht so kleinlich wäre, doch lügen sich solche Leute doch in die eigene Tasche: Die Wirklichkeit ist doch, dass Frauen und auch Männer dann längst nicht mehr so frei für alle möglichen Freundschaften und Bekanntschaften sind, wenn da immer diese Anbaggerei noch dabei ist und schließlich die mehr oder weniger leidvollen Beziehungskisten. Zudem haben bei einer Großzügigkeit hier diejenigen, die am wenigsten eine Verantwortung kennen, denen also jede Ethik oder Moral schnurz ist, immer die größten Chancen, und das kann doch nicht richtig sein!) Niemand müsste bei den konkreten und allgemein anerkannten Spielregeln mehr rätseln, was der andere gerade will und wie er sich selbst im konkreten Umgang vor allem mit Menschen des anderen Geschlechts richtig verhalten soll, ob er etwa gegen übliche Vorstellungen von Männlichkeit oder Weiblichkeit verstößt, wenn er etwa außereheliche Geschlechtsbeziehungen ablehnt. Und niemand müsste auch mehr rätseln, ob er nun dem anderen glauben kann oder besser nicht, denn niemand sagt ja mehr die Unwahrheit - wäre solche Verhaltenssicherheit nicht der Beginn des Paradieses? Und wäre nicht schon damit gedient, wenn diese Verhaltenssicherheit gegenüber anderen nur in einem kleinen Bereich (nämlich dem der Sexualität) verwirklicht wäre? Welche Bewegungsfreiheit, welche Offenheit und welche Leichtigkeit des Miteinanderumgehens wären also möglich - und welche Chancen der Kontaktaufnahme mit anderen Menschen auch und gerade von weiblicher Seite aus (siehe Initiative) bis hin zur Einfädelung von wirklich funktionierenden Ehen! Und nicht erst davon hätten dann auch die männlichen Inselbewohner oder -besucher ihre Vorteile! Leider hat sich im allgemeinen diese für unser Leben so praktische Bedeutung der Zehn Gebote vollkommen verloren. Sie wurden zu lebensfeindlichen Gesetzen, auf deren Befolgen oder Nichtbefolgen Belohnung oder eben Bestrafung stand, entweder hier auf Erden oder in einem Leben nach dem Tod. Was sind wir doch für Spießer! Die Ursache dafür liegt schon einmal darin, weil wir ihre Formeln ständig im Sinn von Verboten falsch übersetzen. Die Sprache der Bibel hat nämlich dieselbe Eigenart wie die englische Sprache, dass mit denselben Worten die Soll- und die Zukunftsform ausgedrückt wird, so kann also "you shall not" bedeuten "du sollst nicht" oder "du wirst nicht". Und so müssten die Zehn Gebote im Deutschen immer übersetzt werden: "Wenn du erst einmal begriffen hast, wie toll das ist, wenn das Paradies da ist, dann wirst du schon von allein gar nicht mehr gegen diese Gebote oder besser gegen diese Spielregeln des Paradieses verstoßen wollen.“ Der Vorteil des Paradieses der Zehn Gebote besteht gegenüber anderen Utopien von einer besseren Welt darin, dass wir nicht etwas Besonderes zusätzlich tun müssen und schon gar nicht etwas, das irgendwelchen Menschen Leid bringt, sondern dass wir nur ganz einfach erst einmal etwas unterlassen müssen. Der Haken an der Sache ist allerdings auch, dass dieses Paradies nur dann eintritt, wenn sich auch wirklich alle Menschen an die Spielregeln halten, wenn die Sicherheit also hundertprozentig ist. Doch lassen wir uns deswegen nicht mutlos machen! Machen wir wenigstens die Zehn Gebote zur Grundlage unseres eigenen Verhaltens! Wie wäre es, wenn wir unser Haus oder unsere Wohnung zur "Zone des Paradieses" erklären und dafür auch selbst gerade stehen? Und im praktischen Umgang mit anderen können wir uns durchaus bewusst sein, dass die Zehn Gebote gar nicht einmal kleinlich sind, dass längst nicht alles darunter fällt, was uns nur zu oft als Verstoß gegen sie beigebracht wird. Wie bei jedem Gesetz gehört nämlich auch zu den Zehn Geboten die Auslegung, was nun im Einzelfall gemeint ist, wofür dieses und jenes Gesetz gilt. Hier der volle Wortlaut der Zehn Gebote. Wie bei allen Gesetzestexten auch heute noch gehört jeweils eine kurze Deutung dazu:
Nur ein Gott, also kein Götzendienst! Der „Gott der Zehn Gebote“ ist für den Menschen da – und nicht wie bei den Heiden, dass der Mensch für die Götter (oder für Gott) da ist! Dieses „Nicht-für-die-Götter-da-sein“ schließt auch die Auffassung ein, dass wir hier auf Erden vor allem deswegen etwas tun oder unterlassen müssen, weil wir dafür in einem späteren Leben nach dem Tod belohnt oder bestraft werden. Das jetzige Leben hat aus sich heraus seinen Sinn und die Zehn Gebote sind dafür da, dass da nichts falsch läuft! Kein Aberglaube, keine Ängste vor Irrationalem, Furcht allein vor den unmittelbaren Folgen schlechter Taten, das meint Furcht vor dem Gott der Zehn Gebote!
Das Problem ist ja zu allen Zeiten dasselbe: Wir reden zwar immer noch von dem Gott der Bibel, von dem Gott der Emanzipation und der Freiheit, der Liebe und der Partnerschaft, der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit, und benutzen auch seinen Namen, doch wir sind in der Praxis schon längst wieder in den Trott wie für die alten Götter zurückgefallen: Von Freiheit und Emanzipation keine Spur - und von den anderen Attributen oft nur so viel, damit wenigstens etwas von den Fehlern, deren Ursache der Mangel von Freiheit und Emanzipation ist, wieder ausgebügelt oder wenigstens vertuscht wird... Oder auch wenn wir beten: Unser Gebet ist schon längst ein götzendienerisches Gebet - und nicht mehr eines im Sinn des christlich-jüdischen Gottes! Das alles ist aber Missbrauch des Namen Gottes! Die Steigerung dieses Etikettenschwindel im Namen Gottes ist dann, dass wir uns auch noch Bildnisse von Gott machen! Also: Kein Bildnis von Gott machen, das man irgendwie fassen könnte! Damit sind im Grunde auch keine Gottesvorstellungen erlaubt und seien es Gottesbeweise oder ein noch so gut gemeintes Glaubensbekenntnis etwa an einen dreifaltigen Gott (siehe Dreifaltigkeit). Vermutlich geht es auch noch um Weiteres: Wie oft verstecken sich Macht und Geschäft, primitiver Egoismus, Manipulation und Ausnutzung hinter dem Vorwand, dem Guten, der Wahrheit oder gar Gott einen Dienst zu tun. Und das gilt nicht nur für "die da oben", sondern für jeden einzelnen unter uns. Lassen wir am besten Gott auf alle Fälle immer dann aus dem Spiel, wenn wir irgendeinen Vorteil dabei haben, der in etwas anderem besteht als in Sittlichem.
Der Tag des Gottes der Zehn Gebote ist für die wichtigsten und schönsten Dinge im Leben da, und die haben da Vorrang. Und zudem ist Arbeit und Geld und Besitz und alles, was damit zusammenhängt, Götzendienst, wenn es zum Selbstzweck wird, das alles ist nicht das Wichtigste! Von besonderer Wichtigkeit ist dieses Gebot in Sklavereigesellschaften, die Sklaven sollen wenigstens einen Tag in der Woche für sich selbst haben, nämlich den Tag der Woche, der der Tag des neuen Gottes ist, wenn schon die Abschaffung der Sklaverei wenigstens zunächst einmal illusorisch ist. Die bekannte Erzählung von der Erschaffung der Welt wurde dabei so hingebogen, dass eine Erschaffung der Welt in sechs Tagen herauskam und ein siebter Tag, an dem der Schöpfergott ruhte. Und das alles gilt jetzt auch für alle Menschen, also auch für die Sklaven. Siehe unter Schöpfung!
Auch dieses Gebot ist ein Gebot zur Sicherung des jüdischen Glaubens gegen den Götzendienst. Wir übersetzen es immer falsch mit: "Du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebest auf Erden." In Wirklichkeit muss es jedoch heißen: "Du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebest in dem Land, das ich, der Gott eurer Väter euch geben werde." Ziel ist also nicht die Ehrung der Eltern, sondern der Glaube an den menschlichen Gott eines Reiches Gottes.
Besonders bei diesem Gebot ist es wichtig, nach dem ursprünglichen Sinn der Zehn Gebote zu fragen. Jedes Gesetz gilt ja nicht einfach so, schließlich müssen Gesetze ja auch heute noch interpretiert werden. Dass in diesem Gebot lediglich das normale Morden oder Töten von Menschen gemeint ist, ist nicht vorstellbar, denn so ohne weiteres konnte man wohl nie andere Menschen morden oder töten. Dagegen gab es gewiss schon immer Gesetze – geschriebene und ungeschriebene – und auch harte und härteste Strafen. Und außerdem scheint es sogar eine Tötungshemmung unter uns Menschen zu geben: "Es gibt einen mächtigen, inneren Widerstand gegen das Töten der eigenen Spezies. Niemand weiß das besser als die Militärs, deren Sorge es ist, wie er überwunden werden kann", zitiert Peter Haffner in der WELT im Beitrag "Wie aus Kindern Killer werden" vom 4. Juli 2003 den Autor Dave Grossmann. "Was Rambo, James Bond oder Lucky Skywalker scheinbar so leicht von der Hand geht, will nicht nur gelernt, es will gedrillt sein." (Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2003/07/04/128055.html) Um was geht es also? Der Anlass dieses Gebots waren also vermutlich nicht irgendwelche lustvollen Tötungen anderer, sondern sozusagen zwanghafte oder erzwungene Tötungen aufgrund irrationaler Ängste, die man sowieso schon längst leid war. Und da kommen wohl am ehesten die Menschenopfer um irgendwelcher Götter willen infrage (siehe Gebot 1!), und das waren in der Gegend des Vorderen Orients die damals typischen Kinderopfer. Diese Opfer werden auch an anderer Stelle der Bibel verurteilt und schließlich überwunden: in der Erzählung, wie Abraham seinen Sohn Isaak opfern soll, und dann auch im Buch Levitikus 20, 1-5 („gegen die Kinderopfer“). In der Zeit seitdem könnten damit alle die Tötungen von Menschen gemeint sein, die geschehen, weil sich Menschen dadurch eine „Befreiung vom Bösen“ versprechen: das sind auf alle Fälle die Hexenverbrennungen, die Judenmorde der Nazis, aber auch heute die Todesstrafe in manchen Ländern. Bedenken wir, was selbst Kapitalverbrecher in ihrem Leben erlebt haben müssen, dass sie so geworden sind – und ändern wir die Bedingungen, damit so etwas nicht mehr vorkommen kann!
Am besten gelangen wir vielleicht zum Verständnis dieses oft falsch interpretierten Gebotes, wenn wir es im Zusammenhang mit der Abschaffung der Sklaverei sehen, einem der Hauptzwecke der Zehn Gebote. Bedenken wir einmal, dass in Sklavereigesellschaften Sklavinnen ganz gewiss nicht nur zum Gemüseputzen und zum Stubensaubermachen ver- und gekauft wurden. Solche oft genug teuren und bisweilen exotischen "Objekte" importiert man nicht aus fremden Ländern (im alten Rom u. a. aus Germanien bis hin nach Indien) bloß für so etwas! Sklavinnen hatten wenigstens zunächst einmal, wenn sie noch attraktiv und frisch waren, besonders und gerade für sexuelle Dienste da zu sein. Man ging zur Sklavin, wenn einem die (Ehe-)Partnerin nicht passte oder wenn man überhaupt keine hatte, das heißt, es war die Einheit von Partnerschaft und Sexualität mit einer (Ehe-)Partnerin gestört oder sogar zerstört, und mit der Sklavin gab es ja sowieso diese Einheit von vornherein nicht, wirkliche Partnerinnen waren Sklavinnen ja nun einmal nie. Eine ähnliche Funktion wie die Sklavinnen erfüllten auch die Frauen, die sich im Rahmen der üblichen „heidnischen“ Religionen aus religiösen Gründen mehr oder weniger beliebigen Männern hingeben mussten; auf welche Ideen Männer nicht alles kommen, um möglichst unverbindlich zum Geschlechtsverkehr mit anderen Frauen zu kommen – und vor allem natürlich mit jungen (siehe Tempelprostitution)! Auch hier war ja die Einheit von Partnerschaft und Sexualität gestört oder eben auch zerstört. Genauso wie gegen die Sklaverei geht es in den Zehn Geboten daher natürlich auch gegen die heidnischen Religionen (siehe Vielgötterei), die eben auch Ursache eines frauenverachtenden Verhaltens sind. Vermutlich ist beides ja dasselbe Problem: Eine etablierte Religion „deckt“ ja schon seit jeher immer ein menschenverachtendes Verhalten, wenn es erst einmal zur Gewohnheit geworden ist – das Christentum macht da leider keine Ausnahme, selbst wenn sie ursprünglich zur Veränderung angetreten ist. (Ich bin im Internet einmal auf eine Arbeit über Frauen in den ehemaligen deutschen Kolonien gestoßen, in der Sklaverei und Frauenverachtung durchaus als ein und dasselbe Problem gesehen werden, selbst wenn die weißen sich christlich fühlenden Farmerfrauen ihren Männern an Brutalität gegenüber durchaus auch den Sklavinnen in nichts nachstehen – leider finde ich diese Arbeit nicht mehr...) Wenn nun mit dem Gebot der „Heiligkeit der Ehe“ Geschlechtsverkehr und Partnerschaft zusammenfallen mussten, dann bedeutete das nicht von vornherein auch ein generelles Verbot, sich mit Sklavinnen einzulassen: Doch Sklavinnen mussten aufgewertet werden, sie mussten gleichzeitig gleichrangige Partnerinnen sein. Und entspricht es nicht eigentlich sowohl der Würde der Frau wie auch der des Mannes, Sex zu haben nur mit jemandem, der auch wirklich gleichrangiger Partner ist, wird dadurch nicht erst wirkliche Liebe möglich? Und hat an wirklicher Liebe nicht jeder höchstes Interesse, wenn er erst einmal davon weiß und damit auf den Geschmack gekommen ist? Damit beinhaltet das sechste Gebot einen ganz raffinierten psychologischen Schachzug zur Abschaffung der Sklaverei: Hatten die Menschen erst einmal die Liebe begriffen und wollten sie sie auch im Leben erreichen, war auch das Ende der Sklaverei eingeläutet! Damit sind gerade die Folgen einer Umsetzung dieses Gebotes in die Praxis besonders wirkungsvoll für eine Änderung des Einzelnen und der Gesellschaft: Beseitigung der Klassen- und Standesunterschiede zwischen den Menschen und Werden wirklicher Liebe! Und dafür braucht es dann auch keine Kriege mehr! Heute gibt es zwar wenigstens offiziell keine Sklaverei mehr (siehe allerdings auch Rassismus), doch das Problem, dass Partnerschaft und Sexualität „auseinander klaffen“, dass man also mit jemandem Sex hat, mit dem Partnerschaft nie und nimmer besteht und auch gar nicht beabsichtigt ist, gibt es ja auch bei uns heute noch! Auch das ist eine Art Sklaverei – und so betrifft uns dieses Gebot immer noch, genau solches Verhalten widerspricht dem Sinn des sechsten Gebotes! Wenn wir also meinen, dass das sechste Gebot nur den außerehelichen Geschlechtsverkehr von Verheirateten betrifft und dass ansonsten solcher Verkehr - und wenn es nur in besonderen Situationen ist - schon stattfinden dürfe, so öffnen wir mit dieser Meinung der Auflösung wirklicher Moral, wie sie mit den Zehn Geboten gemeint ist, schließlich Tür und Tor. Und auch die berühmten Ausnahmen bei angeblich wirklicher Liebe? Fängt nicht jedes Reinfallen und damit das Auseinanderklaffen von Partnerschaft und Sexualität mit solchen Ausnahmen an? Die Heiligkeit der Ehe im Sinne der Bibel und damit auch im Sinne Jesu meint daher also: Kein Geschlechtsverkehr mit einem anderen als dem Partner, der für das ganze Leben da ist! Diese Vorschrift soll die strenge Einehe (siehe Monogamie) gewährleisten, dass also jeder Mensch im Leben nur einen einzigen Geschlechtspartner hat und damit endgültig die Sklaverei abgeschafft ist! Und da im alten jüdischen Glauben das Gebot der Heiligkeit der Ehe unter anderem von der Hygiene her entwickelt wurde, gehört dazu auch die Unterlassung jeglichen Geschlechtsverkehrs mit einem Menschen, der bereits mit anderen Menschen Geschlechtsverkehr hatte. (Einzige Ausnahme sind verwitwete Menschen, die können sich natürlich einen neuen Partner suchen.) Das alles klingt gewiss sehr hart und wir werden hier mit der strengen Auslegung dieses Gebots heutzutage unsere Schwierigkeiten haben, weil die Menschen <noch> selten sind, die immer in ihrem Leben so dachten und handelten und weil auch unsere christliche Religion solches Verhalten durch ihre Halbherzigkeit und ihr Ausgerichtetsein auf eine Theologie der Vergebung noch förderte. Doch muss das denn immer so weitergehen? Sollte eine strenge Auslegung nicht wenigstens Erziehungsziel für künftige Generationen werden? Ob wir das Gebot der Heiligkeit der Ehe nicht schließlich im Hinblick auf eine paradiesischere Welt erweitern sollten: Du sollst weder dich selbst noch irgend jemanden sonst als Objekt zur Befriedigung deiner Lust missbrauchen? Was damit gemeint ist, siehe unter Enthaltsamkeit.) Oder ob alles nicht doch ganz anders ist? Ob die Schüchternheit, die wir ja zunächst einmal im Zusammenhang mit dem Erlebnis der Sexualität mit einem anderen Menschen haben, nicht vielleicht genauso eine "Sexueller-Missbrauch-Hemmung" ist (siehe Gebrauch und Missbrauch), wie die Tötungshemmung (siehe 5. Gebot), die erst einmal überwunden werden muss? Nicht umsonst reden Don Juans ja vom "Einreiten" oder vom "Knacken" einer Jungfrau, das weist ja darauf hin, dass unter Umständen durchaus List und Tücke angewandt werden muss. Das wäre ja auch ein Anhaltspunkt für die Pädagogen, falls es ihnen tatsächlich um Moral gehen sollte, diese Hemmungen nämlich sinnvoll zu gestalten und in ein sinnvolles Konzept einer Erziehung junger Menschen zur Liebe einzubauen. Anmerkung: Was alles noch zu den Verstößen gegen das sechste Gebot gehört, ob Selbstbefriedigung, ob Anschauen sexistischer Filme usw., muss unter dem Gesichtspunkt gesehen werden: Macht mich oder andere das fähiger, eine Sexualität in der Einheit mit einer Partnerschaft anzustreben oder nicht - siehe Gewissen?
Vermutlich richtete sie dieses Gebot ursprünglich gegen den Menschendiebstahl zum Zweck der Versklavung, und Versklavung bedeutet nun einmal die radikale Zerstörung der Einheit von Leib und Seele eines Menschen. Leider haben wir auch heute noch vielfältigste Versklavung von Menschen zumindest in der Form der Ausnutzung von Menschen (siehe Gebrauch und Missbrauch). Und die Ausnutzung reicht von der Ausbeutung der Arbeitskraft bis hin zur Prostitution und schließlich zu jeglicher Manipulation, was alles das wirkliche Manselbstsein von Menschen unmöglich macht. Bedenken wir in den wohlhabenden Ländern zudem, was wir nur zu oft sinnlos an Reichtum anhäufen und auch vergeuden, was anderen in der Welt zum Leben überhaupt fehlt!
Bei diesem Gebot ging es zunächst einmal um Falschaussagen vor Gericht, die oft für die Beschuldigten tödlich endeten (siehe Jesus und die Sünderin), also auch eine radikale Zerstörung der Einheit von Leib und Seele zur Folge hatten. Vergleichbar in den Folgen mit solchen Lügen ist durchaus, wenn im Namen der Erziehung und mit dem Vorwand unseres christlichen Glaubens die Wirklichkeit so entstellt wird, dass sie nicht mehr zu erkennen ist. Und zudem: Unser Gott hat es nicht nötig, dass wir ihn mit Lügen verteidigen! Es ist also keinesfalls alles, was wir von uns geben und das nicht der Wahrheit entspricht, auch ein Verstoß gegen die Zehn Gebote, siehe etwa unter Salazar-Methode. Allerdings sollten wir uns klar sein, dass es keinesfalls gut und auch nicht elegant ist, nicht die Wahrheit zu sagen und wir sollten alles dran setzen, dass wir möglichst schnell wieder wahr werden können!
Gerade dieses Gebot bestätigt in einzigartiger Weise die These, dass die Zehn Gebote die Spielregeln des diesseitigen Paradieses sind: Denn wer noch nach der Frau des Nächsten "Begierde" hat, der hat selbst wohl bei der eigenen Wahl Fehler gemacht, der hat eben nicht das Paradies! Und ähnlich ist es mit der Begierde nach dem Ferienhaus oder nach dem Mercedes des Nachbarn: ausgeglichene und erfüllte Menschen haben solche Begierden einfach nicht! Ob das Gebot auch gilt, wenn der andere "mitmacht", weil er sich früher einmal bei der eigenen Wahl vertan hatte? Bei Markus 10,11f gibt es die Aussage Jesu: "Wer seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegen sie und wenn sie ihren Mann entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch." Das heißt also, dass wir noch nicht einmal den Wunsch nach jemanden haben dürfen, der bereits eine feste Beziehung (also eine Ehe, oder auch schon eine Beziehung mit vollendeten Tatsachen) mit einem anderen hat oder auch nur hatte! Und wenn er damit nicht klar kommt, so ist das seine Sache. Wir sind nicht dazu da, die Fehler gegen die Einheit von Leib und Seele anderer auszubügeln! (Allerdings dürfen wir einerseits auch nicht von anderen etwas verlangen, an was wir uns selbst nicht halten, und müssen anderseits bedenken, ob der andere überhaupt den richtigen Überblick hatte, als einmal seine Wahl getroffen hatte. Das ist gewiss eine schwierige Sache - nicht zuletzt soll diese Website Menschen helfen, rechtzeitig den besseren Überblick zu haben!) Dieses Gebot zeigt übrigens auch den Unterschied zum Buddhismus! Dort sind alle Begierden grundsätzlich schlecht, im christlich-jüdischen Denken ist nur der Missbrauch der Begierden (siehe Gebrauch und Missbrauch) schlecht, also wenn sie der Frau oder dem Besitztum des "Nächsten" gelten. Ansonsten gehören sie durchaus zur Schöpfung Gottes und sind in Ordnung! (Anmerkungen: Die Zahl „10“ der Zehn Gebote ist lediglich eine Namensgebung und keine Dogma, es handelt sich um neun oder auch um mehr Gebote, je nachdem, wie man sie liest.) Es ging nach allem, was wir heute erkennen können, bei der Verkündigung der Zehn Gebote immer um die Überwindung bestimmter Missstände, die eingerissen und bisweilen sogar mit dem Glauben an irgendwelche Götter abgesegnet waren. Denken wir hier nur an die Opferung der erstgeborenen Söhne im Mittelmeerraum (siehe Menschenopfer), an die Ausbeutung der Armen, die durchaus als Diebstahl angesehen werden kann, an die sexuelle Ausbeutung der Sklavinnen und der Frauen der unteren Gesellschaftsschichten durch Männer der oberen Schichten, teilweise gar durch Priester – siehe Tempelprostitution (und nicht nur so!). So ist also im Sinn der Zehn Gebote nicht jede Unwahrheit auch gleich eine Lüge, nicht jede Unschamhaftigkeit ein Verstoß gegen die Moral! Neben jedem der Gebote müsste eigentlich stehen: "Du sollst den anderen an seiner Seele, an seinem Leib oder an seiner Einheit von seinem Leib und seiner Seele nicht `kaputtmachen'!" - und natürlich auch dich selbst nicht! - es ist also nur das eine Lüge oder eine Unmoral im Sinn der Zehn Gebote, wodurch wir etwas zerstören, was damit auch zusammenhängt. (Allerdings muss diese unsere Unterscheidung auch anderen klar sein!) Warum sollten sich nicht einmal alle Menschen an diese Gebote schon von sich aus halten, entsprechen sie nicht einem höheren Eigeninteresse (siehe Egoismus) eines jeden Menschen? Warum sollte eine solche Vereinssatzung nicht attraktiv sein? Können wir uns überhaupt vorstellen, dass es Menschen gibt, die kein Interesse an dem Paradies haben, das hinter diesen Geboten steht? Ob die Gebote heute noch realistisch sind? Die Zusammenhänge Sklaverei-Unmoral existieren die denn heute noch? Ist heute nicht alles ganz anders? Mitnichten! Und das Problem der Verachtung von Frauen, die wegen unterschiedlicher „Rasse“ oder Volkszugehörigkeit als minderwertig gelten und sklavenähnlich behandelt werden und nur zum unverbindlichen Sex und zur Arbeit da sind, gibt es ja heute nicht nur in Saudi-Arabien (siehe Jesu Tod realistisch?) oder in Brasilien. Sind nicht gerade auch bei uns viele der „Mädchen“ des betreffenden Gewerbes Ausländer aus eher armen Ländern? Gehen wir doch einmal mit offenen Augen durch die Amsterdamer Altstadt! Und vielfach fahren ja gerade Männer „deswegen“ in die ärmeren Länder, etwa nach Thailand... Die Forderung nach der Enthaltsamkeit im Sinne der Zehn Gebote würde vermutlich auch bei uns zu einem vergleichbaren Effekt führen: Zur Aussöhnung zwischen den Kulturen, zur Aussöhnung zwischen Arm und Reich, zur Harmonie zwischen Menschen und Völkern. Ob jedoch die
Vorstellungen von der Enthaltsamkeit im Hinblick auf
die Sexualität überhaupt bei uns heute praktikabel
sind? Warum nicht – allerdings müssen sie angemessen
und geschickt umgesetzt werden (mit dem Holzhammer
läuft schon gar nichts, und das ist auch gut so)... Siehe auch Naturrecht! Hier einige Seiten zur Sklaverei: wsws.org/de/1999/sep1999/skla-s23.shtml#top zur Sklaverei heute! www.seeseiten.de/user/linksrhein/archiv/c/c000201a.htm zur Verstümmelung der Frauen, Frauenverachtung und Sklaverei sind eben immer wieder ein und dasselbe Problem www.buddhanetz.net/aktuell/kinder.htm gegen Kindermissbrauch, von buddhistischer Seite www.adis.at/arlt/institut/trans/5Nr/ahorn.htm Die Scham der Sklaven, Sklaven in Südafrika members.aol.com/dissdui/bihe09.htm Deutsches Erbe – Sklaverei in deutschen Kolonien Anmerkung: Ein Besucher dieser Website sandte mir seine Version der Zehn Gebote zu, hier als "Elf Geschenke"! Der Besucher ist auf diese Version gekommen ohne den konkreten religionswissenschaftlichen Hintergrund - doch die Tendenz stimmt gewiss! Sie sind nun einmal Geschenke! Schauen Sie doch einmal hinein! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)
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