WEIBLICHKEIT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die WEIBLICHKEIT eines Mädchens oder einer Frau besteht nicht nur in unterschiedlichen Körperteilen und in den besonderen Funktionen dieser Körperteile gegenüber denen des Mannes, sondern im ganzen Wesen. Der Mensch ist nicht nur mit seinen Körperteilen Mann oder Frau, sondern er ist es in seiner ganzen Existenz! Schließlich gehören zu den Körperteilen auch bestimmte Hormone, und die sind eben je nach Geschlecht unterschiedlich. Damit wird - abgesehen von den Vorgängen, die mit Zeugung und Geburt zusammenhängen - keinesfalls für irgendwelche festgelegte Geschlechterrollen plädiert, daß etwa der Mann eher als Kaufmann, als Gelehrter, als Politiker, als Soldat oder als Ingenieur von Natur her geeignet ist, daß die Frau aber an den Kochtopf oder ans Krankenbett gehört, sondern Mann und Frau sehen und bearbeiten dieselben Aufgaben ganz einfach in unterschiedlicher Weise und kommen daher bisweilen auch zu unterschiedlichen Lösungen. Während ein Mann aufgrund seiner größeren Körperkraft an die Lösung einer Aufgabe vielleicht eher mit Überraschungseffekt und Kraft herangeht, nutzt eine Frau zum Ausgleich ihrer geringeren Körperkraft wohl eher ihre Vernunft, um mit Geschick und Diplomatie zum Ziel zu kommen. Völlig eindeutig läßt sich da aber kaum etwas festlegen, denn es ist keineswegs klar, wie weit bestimmte männliche und weibliche Eigenschaften wirklich typisch sind oder wie weit sich diese Eigenschaften im nun seit Jahrtausenden währenden Geschlechterkampf gebildet haben und nur Kennzeichen einer jeweiligen Kultur sind. Daher kann auch nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, welches die typische und ursprüngliche weibliche Rolle ist. Doch sollte jeder frühzeitig in seinem Leben wissen, welche wesentlichen Rollen es für die Frau gibt, damit er sich darauf einrichten kann.

1. Frauenfeindliches Weiblichkeitsbild: Die Frau als Dienstmagd und Dirne oder als Madonna und Dirne.

Esther Vilar schreibt etwas überspitzt, daß die meisten Frauen spätestens mit zwölf Jahren beschließen, "die Laufbahn einer Prostituierten einzuschlagen, das heißt, später einen Mann für sich arbeiten zu lassen und ihm als Gegenleistung ihre Vagina in bestimmten Abständen zur Verfügung zu stellen". Zunächst klingt diese Behauptung absurd, doch spricht nicht einiges für sie, wenn wir uns die Gedanken vieler junger Mädchen vergegenwärtigen: Kommen sich viele Mädchen tatsächlich wie eine Prinzessin vor und träumen sie nicht von einem Prinzen, der sie verwöhnt, der ihnen ein tolles Auto schenkt, der ihnen am besten auch noch zu einem Haus mit Swimmingpool und natürlich mit genügend Dienstpersonal verhilft - und dem sie als Gegenleistung ihre Liebe schenken, und darunter verstehen sie eben leider weitgehend nur ihr Genital. Bestenfalls sind sie noch bereit, die Haushaltsführung zu beaufsichtigen und später die Kinder zu versorgen. Und um das zu erreichen, hoffen sie, sich je nach Schönheit und anderen vermeintlichen äußerlichen Qualitäten wie Charme und Intelligenz (die sie ja doch nur ihrer Erziehung verdanken) so teuer wie möglich verkaufen zu können, also soviel wie möglich für sich bei einer Eheschließung herauszuholen. Das Kokettieren mit geistigen und noch mehr mit körperlichen Eigenschaften, zu denen man im Grunde gar nichts kann, sei hier einmal als Prinzessinnengetue (oder auch Weiblichkeitsgetue) bezeichnet.

So wie sich solche Mädchen (oder Frauen) selbst nach ihrem Äußeren beurteilen, werden sie natürlich auch von den Männern nach ihrem Äußeren beurteilt. Und das läuft nun vor allem erst einmal darauf hinaus, daß ein Mädchen, falls es wirklich schön und charmant ist, gut sein wird als Siegestrophäe ("Seht her, was ich für eine toll aussehende oder sonstwie vorteilhafte Frau erobert habe!") und schließlich für den Geschlechtsverkehr. Denn viel mehr als so etwas kann man ja erst einmal miteinander gar nicht anfangen, wenn es schließlich einmal zu einer Verliebtheit kommt.

Wenn das Mädchen nicht schon da merkt, daß es reingefallen ist und die Beziehung von sich aus abbricht, wird das spätestens geschehen, wenn das erste Feuer vorbei ist und der Alltag kommt. Zu sexuellen Erlebnissen kommt eine Frau dann nur noch, wenn der Partner sie dazu braucht, und auf ihre Erfüllung dabei (siehe Orgasmus) wird überhaupt keine Rücksicht genommen. Schließlich wird sie dann als eine Art Dienstmagd für alle diejenigen Arbeiten gebraucht und nur zu oft auch verschlissen, für die der Mann keine Lust hat, weil sie ihm zu langweilig oder zu nervenaufreibend sind wie Kindererziehung und Hausarbeit. Da sich diese Erniedrigung der Frau natürlich auch in ihrem Wesen niederschlägt (sie erscheint dem Mann nicht mehr attraktiv), kommt es nicht selten vor, daß sich der Mann woanders eine neue (interessantere) Freundin sucht (siehe Seitensprung).

Seltener ist die andere Verzerrung des Weiblichkeitssbildes, daß nämlich der Mann in der Frau im Grunde nur die angebetete tolle Frau, also eine Art Madonna, sieht und ihr an Lebenstüchtigkeit gar nichts mehr zutraut.

In keiner der beiden Verzerrungen des Weiblichkeitsbildes kommt es zu wirklicher Erfüllung der Frau, damit ist die Gefahr gegeben, daß sie sogar schließlich einen Haß auf ihren Partner und sogar die ganze Männerwelt entwickelt. Und den wird dann auch ihr Mann zu spüren bekommen. Ein frauenfeindliches Weiblichkeitsbild ist folglich auch immer männerfeindlich!

2. Frauenfreundliches Weiblichkeitsbild: Die Frau als Gefährtin.

Ein Mädchen (oder eine Frau) mit Menschenkenntnis ist sich der Gefahr bewußt, daß es durch seine rein äußerliche Erscheinung, also durch Schönheit und Charme (irgendwie trifft das schon auf jedes Mädchen zu, schließlich sind ja auch die Geschmäcker verschieden), Männer an sich heranziehen und sogar faszinieren kann. Es weiß jedoch, daß es allein mit dem, was ihm da mehr oder weniger unverdientermaßen von der Natur mitgegeben wurde, nie zu einer wirklichen Gefährtin werden kann und es damit auch nicht zu einer wirklichen eigenen Erfüllung einer wunderbaren Partnerschaft in der Einheit von Leib und Seele gelangen wird. Doch Schönheit und Charme sollen ja kein Hindernis bei der Erfüllung des Menschseins sein!

Es gilt eben nur, von vornherein der Versuchung zu widerstehen, sich darauf zu verlassen und hier auch noch durch Kokettieren mitzumachen. Vor allem werden junge Menschen mit einer Vorstellung von wirklichem Gefährtesein mit den vollendeten Tatsachen solange warten und die Phase der unschuldigen Ästhetik erleben wollen, bis zweifelsfrei feststeht, daß sie auch wirkliche Gefährten sind. Die typische Verliebtheit ist der Köder schlechthin, daß wir immer wieder auf ein frauenfeindliches Weiblichkeitsbild hereinfallen, wirkliche Liebe dagegen steht im unmittelbaren Zusammenhang mit einem frauenfreundlichen Weiblichkeitsbild. Mädchen und Frauen, die von ihrem negativen Weiblichkeitsbild nicht loskommen, lassen sich von männlichem Imponiergehabe beeindrucken, ihnen fehlt die Menschenkenntnis, das zu durchschauen. Auch der intensive Wunsch nach Kindern bei der Suche nach einem Partner kann ein Hinweis auf ein negatives Weiblichkeitsbild (oder auch Männlichkeitsbild) sein, daß es nämlich weniger um Gefährtesein geht sondern um eine Mutter- oder Vaterrolle.

Klar, Enthaltsamkeit ist angesagt, bis es zu einem echten Gefährtesein kommt - doch es bleiben ja immer noch die Erfahfungen mit der weiblichen Sexualität. Siehe auch Kuscheln.

In jedem Fall steht hinter dem Einhalten einer sinnvollen Reihenfolge bei der Partnerwahl ein frauenfreundliches Weiblichkeitsbild und auch ein männerfreundliches Männlichkeitsbild, man zeigt damit, daß keiner den anderen übervorteilen will.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)