INTELLIGENZ.
Es ist schon auffällig: In Breslau gibt es in der alten
Universität unter der Aula Leopoldina eine kleine Ausstellung
über die Geschichte der Universität. Und da
hängen
(zur Zeit, also November 2009) die großformatigen Fotos von
etwa
zehn Nobelpreisträgern aus der Zeit von 1900 bis 1945, also
von
der Stiftung des Nobelpreises an bis zur Vertreibung
der
Deutschen 1945. Und aus den 64 Jahren danach bis heute, also aus der
Zeit, da die deutsche Bevölkerung durch eine polnische
Bevölkerung ersetzt wurde, gibt es keinen einzigen
Noblepreisträger mehr. Oder: Vor der Zeit des Nationalsozialismus war ein knappes Prozent der deutschen Bevölkerung jüdisch, die Hochschullehrer an den Universitäten waren jedoch zu 10 % jüdisch. Oder: In Düren im Rheinland gab es vor dem Krieg ziemlich genau hundert Millionäre, neunundneunzig von ihnen waren evangelisch, einer war katholisch - und das, wo die Bevölkerung zu 99 % katholiisch war. Oder: In Bayern, einem mehrheitlich katholischen Bundesland, ist das Kirchensteueraufkommen pro Kopf eines Gläubigen bei den Evangelischen deutlich höher als bei den Katholiken. Und da die Kirchensteuer abhängig ist vom Einkommen, heißt das, dass die Evangelischen durchschnittlich mehr verdienen als die Katholiken, also in "höherwertigen" Berufen sind. Oder: Von Frankfurt am Main sagte man, dass bei den Katholiken die Kirchen sind, bei den Evangelischen die Menschen und bei den Reformierten das Geld. Oder noch einmal zu den Nobelpreisen (gemeint sind hier die für die Naturwissenschaften, also Physik, Chemie, Biologie, Medizin..): So viel ich weiß, gibt es keine Moslems, die hier je einen Nobelpreis erhalten haben, und auch nur ganz wenige Frauen. Heißt das also, dass bestimmte Menschengruppen klüger und andere dümmer sind? Einen Hinweis dazu erhielt ich einmal in meinem Unterricht. Eine moslemische Schülerin zeigte gerade bei meiner rationalen Begründung einer hohen Sexualmoral höchstes Interesse und machte eifrigst mit. Jedenfalls war ich von dem Mädchen begeistert und da rutschte mir heraus, dass ich ein solches Mädchen wie sie schon gern als Tochter hätte und dass ihr Vater doch sehr stolz auf sie sein müsse. Doch sie antwortete mir traurig: "Was glauben Sie, wie das bei uns ist: Wenn ich nur damit anfange, flippt mein Vater schon aus. Ich habe zu glauben und jedes Hinterfragen wird gleich als Glaubenszweifel verstanden..." Ja, das wird es sein: Das Denken ist bei machen Menschengruppen einfach verboten - oder es wird zumindest unheimlich erschwert! Ich höre schon den Protest, dass heute doch nirgendwo mehr das Denken verboten ist! Na, dann darf ich - abgesehen von unserer religiösen Kindererziehung, wo immer noch mit "scrificia intellectus" gearbeitet wird, also mit Glaubenswahrheiten gegen die Vernunft, auf die Erziehung unserer Sexualmoral hinweisen, also auf einem Gebiet, dass sehr existentiell für den Menschen ist. Von Sachlichkeit und Vernunft kann etwa bei einer Erziehung zur Scham, die ja immer noch Fundament unserer Moralerziehung ist, ja wohl keine Rede sein. Irgendwie gibt es da immer noch eine Erziehung mit Tabus und Unwahrheiten, eine Erziehung zum Klapperstorch... Und das soll keine Auswirkung auf unser Denken haben? Ich zitiere einmal aus der Regensburger Rede des Papstes Benedikt XVI vom 12. 09. 2006: In der von Professor Khoury herausgegebenen siebten Gesprächsrunde (διάλεξις – Kontroverse) kommt der Kaiser auf das Thema des Djihād (heiliger Krieg) zu sprechen. Der Kaiser wußte sicher, daß in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen – es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von „Schriftbesitzern“ und „Ungläubigen“ einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten“. Der Kaiser begründet dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat kein Gefallen am Blut, und nicht vernunftgemäß (σὺν λόγω) zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann…“. Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury zitiert dazu eine Arbeit des bekannten französischen Islamologen R. Arnaldez, der darauf hinweist, daß Ibn Hazn so weit gehe zu erklären, daß Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und daß nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er es wollte, müsse der Mensch auch Idolatrie treiben. Es ist schon so: Die einen Menschen sind er Auffassung, dass der Glaube an Gott (oder auch die Moral) durch jede Hinterfragung nur Schaden leidet, die anderen sind der Auffassung, dass jedes Hinterfragen von Glauben und Moral das alles nur noch kräftiger erstrahlen lässt. Und diese Grundeinstellung - oder (in Anlehnung an die Idee des materialistischen Überbaus bei Karl Marx) ein entsprechender "geistiger Überbau" dürfte eine Auswirkung erst recht auf das wissenschaftliche Denken eines Menschen und überhaupt von Menschengruppen haben - auf alle Fälle dort, wo es sich um Grundlagenforschung handelt. Und um die geht es ja gerade bei den Nobelpreisen. In diesem Sinn fühle ich mich mit meinem Engagement natürlich zu der Menschengruppe gehörig, die sich dem Denken verpflichet fühlt - ganz grundsätzlich und ohne Wenn und Aber! |