Das TABU (oder auch "Meidungsgebot") ist ein Verbot, bestimmte Dinge oder Vorgänge zu berühren, an ihnen teilzunehmen oder über sie zu sprechen. Auf Tabuverletzungen folgten bei Naturvölkern bisweilen schwere Strafen und bestimmte Zeremonien, mit denen der Betroffene seine Tabuverletzungen sühnen mußte (und die vermutlich auch immer etwas kosteten). Solche Tabus betrafen zum Beispiel den Geschlechtsverkehr unter nahen Verwandten (siehe Inzest). Was bei dem einen Naturvolk als Tabu galt, konnte allerdings bei einem anderen durchaus erwünscht sein. Merkwürdig erscheinen uns heute manche Tabus schon allein deswegen, wenn dasselbe einmal erlaubt, ein andermal jedoch unter vergleichbaren Umständen nicht erlaubt ist. Doch ganz fraglich wird es, wenn wir auch heute immer noch nicht über etwas für unser Leben Entscheidendes wie über die wesentlichen menschlichen Grenzerfahrungen und über deren Ambivalenz so wenig reden oder sogar noch nicht einmal nachdenken sollten, daß es in unserer Erziehung völlig oder zumindest weitgehend ausgeklammert wird. Die Tatsache, daß Tabuisierungen im allgemeinen keinen Regeln unterworfen sind, was in einem Kulturkreis tabuisiert ist, ist in dem anderen sehr oft ausdrücklich angesagt, weist darauf hin, daß hinter Tabuisierungen oft eben nicht sachdienliche Hilfestellungen zur Bewältigung des Lebens stecken, sondern daß sie zum Regelwerk von Herrschaftsstrukturen gehören. Das Problem der Tabus scheint folgendes gesellschaftliche Problem zu sein: In allen Gesellschaften geht es einerseits darum, daß einerseits die "nachwachsende Generation" so erzogen oder besser so manipuliert wird, daß sie sowohl genau das tut, was die "alte Generation" von ihr will, als auch andererseits die Frauen tun, was die Männer wollen. Irgendwie muß ja die Altersversorgung klappen, die Rangordnung muß erhalten bleiben, die Arbeit muß getan werden, zu der man selbst keine Lust hat, Kriege müssen geführt werden, in denen andere Menschen zu sterben bereit sind (natürlich nicht man selbst), junge Frauen müssen den Männern untergeordnet bleiben, erforderlichenfalls auch im Rahmen von Promiskuität (also auch für Abenteuer und Seitensprünge) oder gar von Prostitution - und dann auch noch möglichst die "niederen Arbeiten" verrichten. Andererseits ist den Menschen, und auch den jungen Menschen und dabei auch den Frauen (?) von der Natur (siehe Veranlagung) ein immenses Gehirn mitgegeben worden, das genau auf die persönliche Lebenserhaltung und auf eine gelingende optimale Fruchtbarkeit abgestimmt ist, das also den Interessen der Alten bisweilen völlig entgegengesetzt ist. Die Jungen würden vielleicht noch die Alten freiwillig versorgen, wenn eine Harmonie mit ihnen besteht und/oder wenn genügend Mittel dazu da sind, sie würden vielleicht manche Kriege mitführen, wenn sie wirklich unvermeidlich sind, weil sie auch den eigenen Untergang bedeuteten. Doch würden sich mit Sicherheit die "jungen Weibchen" schon von ihrer natürlichen Veranlagung her zu geordneter Fruchtbarkeit und damit zur Moral und nie zur Promiskuität oder auch zur Prostitution hergeben und zwar nicht nur für die zum unverbindlichen Vergnügen der Alten, sondern auch nicht für die zum unverbindlichen Vergnügen der Altersgenossen. Das Problem ist nun, wie die Alten die Jungen zur Unterordnung zwingen, wie sie eine Art Gehirnwäsche schaffen, wie sie deren Gehirn mit dem Lebens- und Fruchtbarkeitswillen umfunktionieren und zumindest auf ihre eigenen Bedürfnisse umprogrammieren. Und das muß ja so raffiniert geschehen, daß den jungen Menschen das nicht nur nicht auffällt, denn dann würden die revoltieren, sondern daß sie das am Schluß auch noch selbst wollen. Die Taktik hierfür sind Ängste und Zwänge! Es müssen Spielregeln aus Barrieren, Gefühle des Unwohlseins, Hemmungen usw. aufgebaut werden, die zwar keinen praktischen Nährwert haben und sogar für wirkliches Glück sowohl einzelner als auch der Gemeinschaft bisweilen völlig kontraproduktiv sind, doch die einen bewußten oder unbewußten Sinn des Lebens für jeden einzelnen und schließlich eine Identität in einer bestimmten Gemeinschaft stiften - und wobei Verstöße gegen diese Spieregeln zum Ausschluß aus dieser Gemeinschaft führen. Wer eben das und das tut (oder auch nicht tut, je nachdem), der wird gemieden, wird nicht mehr eingeladen usw. Manchmal sind die Methoden, Tabus aufrecht zu erhalten, sehr subtil (man räuspert sich oder schweigt überhaupt) oder auch ausgesprochen direkt, etwa "Darüber wollen wir jetzt nicht reden!" oder "Dieses Thema gibt es bei uns nicht!" Wichtig für Tabus ist immer eine Kombination: 1. Verweigerung von Information, die zumeist natürlich gar nicht mehr bewußt geschieht, in Form von Tabus. Da unser Gehirn nun einmal auf optimale gelingende Fruchtbarkeit abgestimmt ist und da genau davon das Denken abgelenkt werden muß, werden am liebsten überhaupt keine Informationen über die Dinge gegeben, die in irgendeiner Weise mit Sexualität zusammenhängen. Die jungen Menschen sollen sich ohne eigene Reflexion so verhalten, wie die Alten es wollen, etwa die einen Mädchen für die Arbeit und für die geordnete Nachzucht, die anderen für's Vergnügen. Da dies bei uns weitgehend nicht mehr funktioniert und da etwa Geschlechtskrankheiten und uneheliche Kinder das Interesse der Alten stören, sehen sie sich zumindest zur Aufklärung darüber genötigt. Denn die unehelichen Kinder müssen ja entweder von ihnen direkt oder über ihre Steuern versorgt werden, schmälern also auch ihr Einkommen, ohne daß dem ein direkter Nutzen entgegensteht, und die Geschlechtskrankheiten stören auch ihnen ihr Vergnügen. Doch zumindest werden immer noch diejenigen Informationen verweigert oder vergessen, nicht erforscht oder nicht richtig pädagogisch aufgearbeitet, bei denen es um Strategien fürs Leben der jungen Menschen geht, von denen hier zumindest einige genannt seien: - Keine (oder jeweils unvollständige, nicht rechtzeitige oder nicht "ankommende") Informationen über die Ambivalenz (= Doppelwertigkeit) vieler Dinge gerade im Bereich der Sexualität - insbesondere keine Tips über das typische Insiderwissen bei alledem! - Keine Information über die Zusammenhänge von Sexualität und Sinn des Lebens, Liebe, Gefährtesein, Partnerschaft, Verliebtheit. - Keine Information über die natürlichen Mechanismen und den eher sozialen Sinn so mancher menschlicher Besonderheiten wie etwa des Jungfernhäutchens. - Keine Information über Vorgänge wie Reinfallen, Verführung, Überrumplung. - Keine Information über die Sinnlosigkeit der Leibfeindlichkeit und der (Sexual-)Scham für wirkliche Moral und über entsprechende Sollbruchstellen, also über harmlose Alternativen wie das Erlebnis der Phase der Ästhetik mit bewußter Nacktheit, Enthaltsamkeit oder das Erlebnis des zentralnervös ausgelösten Orgasmus (auch und gerade ohne Verkehr). - Keine Information über sinnvolle Reihenfolgen, die Problematik der vollendeten Tatsachen, alternative Strategien. - Keine Information über die Brisanzthemen unseres christlichen Glaubens, wie über den geschichtlichen Jesus, über die Problematik eines Glaubens an Gott, über das Anliegen und die Lebensnähe der Adam-und-Eva-Erzählung, das Anliegen der Zehn Gebote als Spielregeln eines diesseitigen Paradieses, die vermutlich wirklicheren Anliegen mancher Sakramente. - Keine Information über die Brisanz unserer Kulturproduktion. - Keine Information über Verstehensprobleme wie Mauern in den Köpfen und Meinungsänderung. - Keine Information zur Erkenntnis anderer Menschen (siehe Menschenkenntnis, Lüge, Heuchelei, Leichen im Keller, Hartherzigkeit). - Und natürlich keine Information über geistige Techniken der Manipulation und Verdummung (siehe etwa Glaubwürdigkeit, Sexualängste, Ängste, Furcht). 2. "Erziehung" (oder natürlich eher "Manipulation"!) zu sinnlosen irrationalen Ängsten, die an zahlreiche Phantome wie vor allem die (Sexual-)Scham gekoppelt sind, und die selbst nicht hinterfragt werden und die gleichzeitig dafür sorgen, daß auch die verweigerte Information, also die Tabus, nicht aufgeklärt wird. Freilich, so bewußt und so hinterhältig wie hier beschrieben kommen Tabus im allgemeinen natürlich nicht zustande. Die Wirklichkeit ist vermutlich viel spießiger (siehe Spießer). Und da stehen sozusagen am Anfang immer ungelöste Dinge in der persönlichen Vergangenheit einzelner Menschen, die wir etwas salopp oft mit Leichen im Leller bezeichnen: Man selbst hat in seinem Leben genau das falsch gemacht, was man dann tabuisiert. Und wenn nun von derartigen "Leichen" sozusagen alle im Kollektiv betroffen sind oder wenigstens diejenigen, die gerade in einer Gesellschaft das Sagen haben (also das Establishment), dann führt das zu einem gesellschaftlichen Tabu. Jetzt werden die Leichen im Keller oder auch Verdrängungen ganz einfach kulturell begründet, ja sie werden schließlich sogar als Kennzeichen einer bestimmten angeblich höheren Zivilisation oder auch einer Kultur hingestellt. Den berühmtesten Fall einer solchen Tabuisierung kennen wir von der Adam-und-Eva-Erzählung und erfahren ihn immer wieder. Dieses Pärchen steht ja symbolisch für alle die Paare, bei denen die Einheit von Leib und Seele nicht verwirklicht ist und bei denen es trotzdem zum Geschlechtsverkehr kommt. Sie spüren hinterher, daß sie etwas falsch gemacht haben, und tabuisieren die ganze Sexualität überhaupt, indem sie sich Feigenblätter umbinden. Die Verfasser der Urgeschichte der Bibel sahen diesen Fehler als kollektive Erscheinung bei allen Menschen, die sich zu ihrer Zeit und zu allen Zeiten genauso unklug verhielten und auch weiter verhalten werden. Beabsichtigt ist mit der Adam-und-Eva-Erzählung allerdings nun eine Verhaltensänderung durch eine Enttabuisierung, indem andere Menschen in dieser Lehrgeschichte so genau über den Tathergang aufgeklärt würden, daß sie nicht wieder dieselben Fehler begingen. Doch die Tabuisierungen waren stärker: Da auch die späteren Menschen immer wieder nicht bereit waren, über ihre typischen Fehlentscheidungen nachzudenken und sie bei sich selbst abzustellen, haben sie eine lächerliche Geschichte vom Sündenfall eines ersten Menschenpärchens daraus gemacht, das verbotenerweise einen bestimmten Apfel gegessen hat. Angebliches Kennzeichen der Kultur der von diesem Menschenpärchen abstammenden Menschen wurde die Sexualscham. Christliche Dogmatik ist dann den Weg der Tabuisierung konsequent weitergegangen und hat daraus die Lehre von einer Erbsünde entwickelt, aus der nun wirklich niemand mehr etwas Konkretes für sein Leben entnehmen kann. Und der "verdrehte" neue Sinn ist uns schon so weit in Fleisch und Blut übergegangen, daß da gar keine Tabuisierung mehr empfunden und allenfalls noch derjenige beargwöhnt wird, der diese Geschichte zu enttabuisieren versucht! Daß man selbst für sich eine Sache tabuisiert und sich damit etwas vormacht, ist schon schlimm genug, noch schlimmer ist jedoch, daß durch Tabuisierungen bestimmte Fehlverhalten nach dem Wechselspiel von Täter und Opfer auch noch für die nachwachsenden Generationen sozusagen kultiviert und damit zementiert werden! Denn die Tabuisierungen haben ihre Funktion in einem geradezu teuflischen Kreislauf. Zunächst einmal helfen sie nicht nur nicht dem einzelnen Menschen, sondern wirken noch doppelt negativ: Einerseits reizt doch gerade das besonders zum Übertreten, was geheimnisvoll ist (ohne es vernünftig zu hinterfragen, siehe auch Verbot), und andererseits vernebeln Tabus die Wirklichkeit. Sie wirken wie Gehirnwäsche und Mauern in den Köpfen und versperren den Zugang zu hilfreichen Informationen und behindern folgerichtiges Nachdenken. Dadurch wird bei den Betroffenen die Bildung eines brauchbaren Realitätsbewußtseins zumindest erschwert und es ihnen nur zu oft unmöglich gemacht, aus wirklichem Egoismus heraus die nötigen Konsequenzen für ihr eigenes Leben zu ziehen. Auf alle Fälle wird eine sachgerechte Strategie im Hinblick auf eine eigene Moral nur sehr schwer oder kaum möglich. Also kommt es zu dem berühmten Teufelskreis und es werden - wenn's darauf ankommt - die Fehler der Elterngenerationen immer wieder aufs Neue begangen, damit wird irgendwann wieder tabuisiert und so weiter. Die "Feigenblätter", mit denen wir unsere Nacktheit verhüllen, werden laufend aufgefrischt und weitergegeben! Geschieht das alles nun aus Böswilligkeit oder aus Haß der frustrierten alten Generation gegenüber der jungen, möchten die alten Leute die jungen möglichst schnell in ihre Leidensgemeinschaft einreihen? Oder ist alles nur einfach Tragik? Oder steckt am Ende nicht doch die schäbige Berechnung dahinter, wie sich die Alten die Jungen und wie sich die Geschlechter gegenseitig untertan und gefügig zu machen versuchen und wie dies auch weitgehend gelingt? Siehe auch das Stichwort Judenseife, auch hier wurde einfach tabuisiert und verdrängt. Leider sind bei dieser Manipulation über Tabus auch alle Religionen mit ihren Geheimnistuereien beteiligt, die allein den Zweck haben, daß die Opfer dieser Religionen, also die Gläubigen, den Tätern, also den Verkündern, nicht in die Karten schauen. Und auch unser Christentum hat sich diesem Klischee der Religionen leider recht bald angepaßt. Dabei hat wirklicher christlicher Glaube das genaue gegenteilige und in jeder Hinsicht befreiende Anliegen der Emanzipation und der Freiheit aller Menschen. Heiliger Geist heißt da dann Zerstörung von Tabus des Denkens! Seien wir uns immer bewußt, daß ohne nützliche Idioten, die bei der Tabuisierung auch notwendiger Informationen ihre unrühmliche Rolle spielen, sich kein Böses auf Dauer halten könnte. An uns liegt es, alle diese fremddienlichen Manipulationen unseres Denkens und unserer Gefühlswelt zu erkennen und uns nicht von ihnen beherrschen zu lassen. Nur ohne Tabus des Denkens werden wir so lebenstüchtig, daß wir im Spiel des Lebens unsere Chancen und Risiken erkennen, damit wir Strategien entwickeln, um nicht genau wieder die Fehler der Elterngenerationen im Hinblick auf die Zerstörung der Einheit von Leib und Seele begehen. Dabei sollten wir mit unserer Kritik an den Tabus auch wieder vorsichtig sein und sie schon genau hinterfragen. Als günstige Orientierung für die Sinnhaftigkeit von Tabus bietet sie der Denkhorizont von Kindern an, machen wir uns deren Neugier zu Eigen, was sie nicht tabuisieren würden, da können auch wir ansetzen! Zusätzlich gelten dann natürlich noch die Zehn Gebote, und halten wir bei persönlichen Entscheidungen unter allen Umständen eine Reihenfolge vor dem Hintergrund dieser Gebote ein (siehe auch vollendete Tatsachen). Lassen wir uns auch nicht einreden, daß einer Enttabuisierung des Denkens auch bald eine Enttabuisierung des Handelns folgt, denn das stimmt nicht: Wer die Folgen eines Handelns klar durchschaut, der wird sich auch von diesem Durchblick leiten lassen! Eine Anleitung zu einer sinnvollen Befreiung von unsinnigen Tabus und die Begründung finden Sie Kybernetik! Etwas anderes sind die
typischen TABUZONEN des Körpers eines anderen, die
man aus einer gesunden Schüchternheit
beachtet! Gerade Unschuldige haben
wenigstens erst einmal immer gewaltige Hemmungen, mit
Menschen des anderen Geschlechts Sex zu haben, mit
denen sie nicht Partner sind, oder die entsprechenden
Tabuzonen gar nur zu berühren. Und da fühlen sich
typische Sexprotze
sozusagen berufen, diese Hemmungen, die doch
eigentlich wunderschön und zum Erlebnis der Phase der
Ästhetik einfach notwendig
sind, zu zerstören. Lassen wir uns dies nicht gefallen
- hier haben Tabus einen Sinn! Wie Pädagogen sinnlose
Tabuisierungen aufbrechen können Schauen Sie doch
einmal in das Stichwort "Einstieg"
(in eine moderne christliche Sexualpädagogik) Im allgemeinen gilt: Tabus sichern Identität, Tabubrüche bringen Fortschritt! |