VERDRÄNGUNG (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

VERDRÄNGUNG ist ein aus der Tiefenpsychologie entlehnter Begriff, bei dem es um unangenehme Erlebnisse und Erfahrungen in der frühen Kindheit geht, die nicht mehr bewußt, jedoch immer noch wirksam sind und unser Leben sogar beherrschen.

Umgangssprachlich verwenden wir den Begriff Verdrängung, wenn man seine Sehnsüchte, Träume und Hoffnungen, seine Ideale und Illusionen (eher noch als Utopien) im Hinblick auf frühere Vorstellungen vom Sinn des Lebens, die vermutlich sogar unserer Veranlagung entsprechen, nicht mehr wahrhaben will, einfach weil die Realität anders ist. 

Daneben kommt es zu Verdrängungen auch bei peinlichen, unangenehmen Dingen und törichten Fehlern aus der eigenen Vergangenheit, den sogenannten  Leichen im Keller, die man nicht aufarbeiten will und vielleicht auch nicht aufarbeiten kann.

Einem Betroffenen helfen die Verdrängungen vor allem bei der Erhaltung seines Selbstwertgefühls, weil er sich dadurch nicht ständig an seine verlorenen Hoffnungen und Fehler erinnern muß und somit sein Leben auch mit diesen negativen Dingen erträglich weiterleben kann.

Ob eine Verdrängung oder die Bemühung um eine Aufarbeitung und eine Verantwortlichkeit vorliegt, können wir vor allem daran erkennen, inwieweit mit irrationalen Ängsten oder mit sinnvoller Furcht argumentiert wird. Die Folge unaufgearbeiteter Verdrängungen ist, daß dadurch Fehler verfestigt und wenigstens zunächst einmal auch für weitere Generationen zementiert werden (siehe unter Tabu und Täter und Opfer). Zudem ist bei allen solchen Verdrängungen höchste Gefahr gegeben, daß die betroffenen Menschen bei Gelegenheit für Manipulationen und schließlich für zerstörerische Ideologien anfällig werden.

Nicht nur einzelne Menschen neigen zu Verdrängungen, sondern sogar ganze Kulturen, ja die ganze Menschheit überhaupt, vor allem, wenn dieselben Probleme mit dem Sinn des Lebens und Fehler auch in anderen Kulturen und zu anderen Zeiten identisch sind.

Es ist für uns heute nicht vorstellbar, daß Jesus, der nach Aussagen der Bibel mit Prostituierten und Ehebrechern Kontakt hatte, von alledem keine Ahnung hatte, was diese Menschen da alles so verdrängten. Wahrscheinlicher ist eher, daß er sehr wohl Bescheid wußte und daß es ihm auch um Veränderungen ging (siehe Jesus und die Sünderin und "Lehre des Jesus"), doch daß sein Anliegen recht schnell wegen der üblichen Verdrängungen derer, die seine Botschaft weiter gaben, uminterpretiert und damit entschärft wurde.

Auch unsere großen Komponisten etwa (Mozart, Verdi, Puccini) haben sich in ihren Opern ausgiebig gerade hier auseinandergesetzt und gewiß auch an eine Änderung ihrer Mitmenschen gedacht, Mozart tat dies wahrscheinlich sogar ausdrücklich, um jungen Menschen die Risiken und Chancen des Lebens auf der Bühne vor Augen zu führen. Doch diese Appelle zur Besinnung gehen gerade heute weitgehend in einer einseitigen Betrachtung der künstlerischen Leistung unter (siehe auch Kulturproduktion).

Mit Verdrängungen werden Probleme nie gelöst - sie werde nur verschleppt.

Unser Sittenverfall heute ist allgegenwärtig und offensichtlich, wenn ich allein denke, was ich so tagtäglich für Pornoangebote im Internet erhalte... Es ist und bleibt ein Rätsel, wie Leute, die mit der Erziehung der Jugend zu tun haben, der Auffassung sein können, dies mit Verdrängung zu lösen, das heißt, indem man gerade Kindern gegenüber alles weg läßt, was mit Sexualität zu tun hat, und meint, daß eine Erziehung zum Glauben  es bringen würde...  (Was gerade Kinder brauchen, ist nicht eine Verdrängung, sondern eine Ordnung in das, was sie von woanders so mitbekommen und nicht für sie selbst sinnvoll einordnen können - doch vermutlich will man solche Ordnung gar nicht!) (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)