AUFARBEITUNG (Basislexikon - kompetent-kritsch-konstruktiv)

AUFARBEITUNG meint, nach einer erlittenen Demütigung oder Verletzung aktiv zu werden und etwas zu machen, damit die Demütigung oder die Verletzung in einen positiven Sinn für den Geschäigten verwandelt wird.

Negative Aufarbeitung: Mord und Totschlag oder Rache und Haß bis notfalls zur Selbstzerstörung.

Wir kennen das Michael-Kohlhaas-Phänomen: Man meint immer, dass man doch noch gewinnt und geht durch alle Instanzen - und im Endeffekt kommt gar nichts dabei heraus! Und alles ist dazu oft noch sehr peinlich und kostspielig. Das eigentlich Sinnvolle, eine grundsätzliche Lösung, so dass die verfeindeten Parteien wieder miteinander leben können, wird jedoch auf keinen Fall erreicht.

Positive Aufarbeitung: Wir suchen eine elegante Methode, bei der eine offensichtliche Wertschöpfung stattfindet und wo schließlich auch noch der Gegner (am besten auch noch gern) mitmacht.

Leichter gesagt als getan?

Hierzu ein Fall aus meinem Internet-Mail-Wechsel. Eine Frau beklagte sich, dass sie nach allen Regeln der Kunst "angemacht" worden war und hinterher so richtig - als seine Frau davon erfuhr - schäbig sozusagen als Flittchen hingestellt wurde, das es nur darauf angelegt hatte. Klar, die alte Masche...

Meine Idee ist erst einmal, dass die Schweigespirale durchbrochen wird. Es ergab sich also folgende Korrespondenz:

DARIA: Banal hat das ganze begonnen, ich habe nicht einmal gemerkt, als ich im letzten Dezember in München bei einer Sitzung war, dass da ein Mann mit dabei sitzt, der mich attraktiv und vielleicht auch mehr findet. Jedenfalls begann er nach der Sitzung mir eine Mail zu schreiben, in der er mir Komplimente um die Ohren säuselte. Das tat gut, das gebe ich zu. Mein Mann war zuvor nie dieser Mensch gewesen, der mir mit Komplimenten auf die gesunde, selbstbewusste Ebene verhalf und mein Inneres war zu schwach, um mir es selber zu geben. Ich ließ mich also auf den Schriftverkehr ein, und der entwickelte sich nach und nach auf eine erotische, sexuelle Ebene und blieb auch dort, selbst dann, wenn ich mal zwischendurch den Typ mächtig angegangen bin, da ich nicht akzeptieren wollte, dass seine Frau mit unserem schriftlichen Verkehr nichts zu tun haben sollte/könnte. Mit meinem Mann habe ich über alles gesprochen, nur nicht darüber, dass ich den Mann dann getroffen habe. Er kam nach Ingolstadt und wir hatten einen romantischen Nachmittag. Tja und wir taten auch das, was man denn dann auch Betrug nennt. Für mich war das innerlich kein Betrug, da ich mich verliebt???, da ich ein Gefühl entwickelt hatte. Mein inneres Gefühl sagt mir, dass es ihm nicht anders ging - habe ich mich getäuscht?

Ich konnte noch nie rein aus sexuellen und pornographischen Gedanken heraus in ein körperliches Techtelmechtel einsteigen. Das ist nicht mein Ding.

Mein Mann bekam das raus, dass wir uns getroffen hatten. Schlussendlich reagierte er so, wie ich ihn gar nicht kannte, was ich ihm auch gar nicht zugetraut hätte. Er schickte einen anonymen Brief an seine Frau, welcher Mails enthielt, die der Mann/Typ an mich geschrieben hatte. Weiterhin rief mein Mann seine Frau auch noch an, um sie zu fragen, ob sie noch mehr wissen wolle. Der Typ hat sich ganz schnell bei mir per Handy verabschiedet. Eine Reaktion, die ich nicht leiden kann. Lieber Rückzug statt Auseinandersetzung, anstelle zu dem zu stehen, was man selber getan hat bzw. tut. Akzeptieren wollte ich das so nicht und ehrlich gesagt, verstanden habe ich es auch nicht. – Seinen Partner täuschen ??? -

Wir fingen wieder mit unserem Mailkontakt an. Er schrieb mir immer, dass ich die Mails gleich löschen solle. Er hatte Angst, dass mein Mann wieder etwas finden würde – oder seine Frau? - und er hatte seiner Frau versprochen, keinen Kontakt mehr zu mir aufzubauen.

Er schrieb mir dann auch u. a., was er seiner Frau über unser Zusammentreffen erzählt hatte.

Das hatte er über unser Zusammentreffen erzählt:

Wir hätten uns in Ingolstadt getroffen und hätten voreinander onaniert. Ich hätte meine Tage gehabt. Als ich das las, war ich schockiert. Ich fühlte mich wie ein Flittchen, kurz von der Straße geholt, kurz die Beine breit gemacht, damit der Typ sich beim Anblick meines Geschlechts einen runter holen kann. Das pornographische Bild im PC oder per Video welches sich als passives „Weib“ zur Verfügung stellt.

Erst bin ich auf diese Aussage, die er mir per Mail geschickt hatte, nicht eingegangen. Wir mailten weiter und ich begann an ihm rum zu doktern, sozusagen, weil da drei Gefühle in meiner Seele pochten:

1.   ich mag dich und weiß, dass du mich auch magst

2.   du Arschloch, warum kannst du vor deiner Frau nicht zu dem stehen, was du tust und wir zwei hätten die Möglichkeit herauszufinden, was uns zueinander, besser gesagt, warum wir zueinander geführt worden sind.

3.   du Dreckskerl, "du willst nur das Eine - zwischen meine Beine".
 

Punkt 3 setzte sich mit der Zeit verstärkt durch, da seine Mails immer mehr in diese Richtung gingen. Immer flacher und immer perverser.

Er fühlte sich stark. Ich merkte, dass es bei ihm angekommen war, dass ich ihn mochte / ihn mag. Je mehr das bei ihm ankam, desto mehr zog er sich auf diese rein körperlich, sexuelle Ebene zurück.

Zu guter Letzt kam dann noch so ein Ding. Er hätte wieder so Unterleibsschmerzen wie damals, als er seinen Hodenkrebs gehabt hätte, wäre beim Arzt gewesen und sein Immunsystem sei nicht so sehr fit. Er habe nach einem Gespräch mit dem Arzt und dem Therapeuten entschieden, dass er nun viel seltener mit mir mailen täte, da ihm das doch nicht so gut tat??? Ich hatte das Gefühl, dass er seinen Hodenkrebs nun auch noch anfing, auf mich zu schieben. Ich reagierte entsprechende radikal - schriftlich.

Ich versuchte weiterhin, ihn mit liebevollen Gedanken auf sich selbst zu werfen, Selbstreflexion anzuregen, was mir leider nicht gelang.

Ich schenkte ihm auch ein Buch, indem gerade die Themen „Angst“ und „Lebenslügen“ so behandelt werden, dass auch er die Möglichkeit bekam, sich mit seiner eigenen Lebenssituation auseinander zu setzen. Mein Ziel war, ihn darauf hin zu weisen, dass ich auch ein Mensch bin und auch in einer Lebenssituation lebe und dass ich auch Angst habe. Aber, und das war mir wichtig, dass man eben mit "Angst" unterschiedlich umgehen kann und dass sie einen krank macht, wenn man zu einer Aufarbeitung nicht bereit ist.

Als mein Ziel offensichtlich nicht erreicht wurde, entschied ich mich für folgendes:

Ich hatte den Entschluss gefasst, Ihn auflaufen zu lassen. Ich hatte ihm geschrieben, dass ich folgendes von ihm erwarte:

a)   Dass er mich vor seiner Frau in ein faires Bild setzt und mich nicht als eine Art Flittchen stehen lasse und

b)   Dass er sich bei mir persönlich entschuldigt für diese Art von Persönlichkeitsbeschreibung und -beleidigung.

Seine erste Antwortmail war aggressiv und beschuldigend. Er schrieb u.a., dass ich daran Schuld sei, dass alles so gelaufen sei und dass ich mich nicht an die "Spielregeln" gehalten hätte.

Meine Gedanken hierzu: Gibt nicht auch hier gewisse "Spielregeln"? Ich wollte doch meinem Mann gegenüber ehrlich sein, ihm sozusagen die Karten auf den Tisch legen? Müsste das nicht funktionieren, dass man jedem seiner Mitmenschen – egal, wie beschissen eine Situation ist – die Möglichkeit geben kann, selber ein Bild, Gedanken und eine Entscheidung zu entwickeln? Dem anderen die Möglichkeit geben, er selbst zu sein, selbst zu entscheiden, ob er/sie so z.B. mit mir leben kann/leben möchte? Verantwortung dem anderen gegenüber heißt für mich nicht, ihm etwas vorzuspielen, sondern ihn sein zu lassen, wie er ist und seine Entscheidungen zu akzeptieren. Sicherlich bedeutet Verantwortung noch mehr, aber in diesem Zusammenhang bedeutet es eben, den Partner zu respektieren, selbst dann, wenn man dabei die Angst davor bekommt, nicht mehr von diesem Partner geliebt zu werden. Michael, von wem würdest du lieber geliebt werden, von dem, der dich liebt, weil er Angst davor hat, dich zu verlieren, oder von dem, der dich liebt und weiß, dass Liebe nicht rechnet.

Daraufhin schrieb ich ihm eine kurze Antwort, dass ich bei meinen Erwartungen bliebe und diese erfüllt sehen wolle.
Hierauf schrieb er etwas freundlicher und gelassener aber wieder einlullend. Er würde meine Erwartungen erfüllen, wenn er Zeit dazu hätte. Darauf habe ich mit folgender Antwort reagiert:

"Du irrst dich" - eine seiner sehr beliebten Aussagen…

Was würde ich gerne machen?

Ich möchte seiner Frau einen Brief schreiben, in dem ich ihr mitteile, dass ich eben nicht nach Ingolstadt kam und auch nicht vor seinen Augen onaniert habe. Jedenfalls möchte ich mein Bild, welches er mir aufs Auge gedrückt hat. in das richtige, ehrliche Bild rücken. So sieht es aus.

Sicherlich schwingt in mir eine Wut, aber komischerweise werde ich das Gefühl nicht los, dass er und ich uns doch mehr mochten, als er sich das vielleicht eingestehen möchte. Den Gedanken lasse ich aber fallen, da ich mich nicht selbst täuschen möchte.
Sicherlich ist es auch so, daß ich in eine Situation geraten bin, die mir von früher - vor meiner Ehe - nicht fremd ist und ich fühle in mir eine Wut, die endlich raus möchte, eine Erkenntnis, die nicht mehr als Glaubenssatz - „die Klügere gibt nach“ - stehen bleiben will. Ich fühle, daß ich endlich mal zeigen möchte, daß ich eben nicht diese Frau bin und auch keinesfalls dem Frauenbild standhalte, welches in so vielen Männerköpfen wohl aktiv ist. Raus aus der Unterdrückung der Frau, raus aus dem Bild des Sexualobjekts, raus aus der passiven Hilfeleistung für die sexuellen Träume und Gedanken und Machenschaften von Männern, raus aus diese Zwangsjacke - du bist eine Frau und du wirst dich Verhalten wie eine "erzogene" Frau - nach dem Motto, „reden ist Silber, schweigen ist Gold“. Genau das alles werde ich nicht tun. Diesmal nicht. Ich kann nicht.

So, jetzt darfst du .....

MICHAEL: Ich habe noch nicht alles gelesen, doch ich meine, auf der "anderen Seite" ist ein Typ a la Don Juan, der nach dem Motto vorgeht zu angeln und auf der Masche reitet, den Fisch zappeln zu lassen, bis der von alleine in den Kochtopf springt. Mit solchen Leuten hilft auch keine Diskussion mehr auf welcher Ebene auch immer, sondern nur noch „Sofort-Schluß-Machen“ und (selbstveränderndes) Gebet und Ablenkung auf ein Engagement für etwas Vernünftiges.

DARIA: Über deine Don-Juan-Äußerung mußte ich ja lachen, trotzdem tut das ganze irgendwie weh. Warum konnte sich „der Typ“ nicht zumindest mal bei mir entschuldigen. Warum nicht?

MICHAEL: Ich habe die Erfahrung, hier kommt nie eine Entschuldigung und wenn, dann nur eine so la la. Ich glaube, ich muß hier mal ganz knallhart sein, denn nur wenn man ganz klar sagt, was los ist, dann ist das zwar ein Ende mit Schrecken doch damit wird ein Schrecken ohne Ende vermieden. Und Du darfst Deinen Mann auch in dieser Richtung sehen. Ihm liegt an der Ehe mit Dir und er hat richtig rein gehauen, wenn er an „seine“ Frau schrieb und mir ihr telefonierte, damit Schluß ist und Du wieder aufwachst. Deine Vorstellung, man könne mit der Sexualität umgehen wie mit dem Essen oder Trinken von irgendwas, ist einfach eine Illusion, das klappt nie, ich habe das im Stichwort freie Liebe  beschrieben, die Sexualität ist eben kein Spielzeug. Ihr müßt mal in die Oper Tosca gehen, ein anderer solcher "Schlager" von Puccini wie Turandot. Ich war mal mit Schüler(inne)n drin und sie waren begeistert, obwohl alles italienisch war. Doch ich hatte ihnen erklärt, wie der Scarpia über die Frauen herzieht, anmachen, benutzen und wegwerfen - sie sind einfach keine Menschen. Und das kam besonders bei der einen Arie so deutlich heraus, daß man auch so alles verstand – den Text findest Du in dieser Website unter Don Juan... Auch Dein Typ wird  sich nie entschuldigen, er sieht gar keinen Grund, bei "Sachen" entschuldigt man sich einfach nicht.... Ich kann nur sagen, seine arme Frau.

DARIA: Ich würde gerne an seine Frau einen Brief schreiben, um meine Seele zu erleichtern.

Was meinst du dazu?

MICHAEL: Meinst Du, die kennt ihren Mann nicht? Die hat doch selbst Probleme, und wenn sie die nicht hat, dann kannst Du der auch nicht helfen, dann lacht die höchstens auch noch über Dich… Was soll also so ein Brief? 

Ich habe erst mal etwas ganz anderes gemacht heute, das Stichwort Propheten zum Beispiel. Für mich waren das diejenigen in der Bibel, die mal wieder den Mund aufmachten, wenn Menschen nicht mehr vernünftig leben konnten, so wie Du jetzt…

Irgendwie habe ich auch noch nicht die passende Antwort auf Deine Mail gefunden. Vermutlich muß jeder Mensch erst einmal eine "gesunde Ebene" von der eigenen Familie und Mädchen vor allem auch vom Vater her kriegen, vielleicht sogar von der Religion, damit sie anderen Menschen gegenüber ganz anders da stehen können und nicht so leicht anfällig werden für irgendwelche Schmeicheleien und Lügen? Ich mag zwar meiner Tochter gegenüber in vielem etwas spröde sein, ich bin das eben nicht anders gewöhnt, doch versuche ich, ihr einige Punkte zu vermitteln, von denen sie dann allein weiterkommt. Mit dem Nacktsein am Strand mögen viele das als Macke (oder sonst was) empfinden. Doch dahinter steckt so ein ganz wesentliches Anliegen: "Sieh mal, wie hast du dir vorher in deine Unterhose gesch… (und wie!) und nachher war das überhaupt nichts, nur ein harmloser Spaß..." Und automatisch wird sie offener für die echten Fußangeln (s.o.) und kann die selbständig angehen und ein wenig auch als Sport....  Und das gibt ein wirkliches Selbstbewusstsein, was nicht mehr auf irgendeinen Schleimer angewiesen ist. Solche Typen wie Du ihn da jetzt hautnah erlebst, haben also weniger Chancen und können eher abprallen. „Frau“ durchschaut sie schneller und kann von Anfang an cool bleiben…

Na ja, aus welchen Gründen auch immer man "so etwas" anfängt, es sind die typischen Rationalisierungen, wie schon bei Gretchen im Faust "Ach, was ich tat, das war so lieb und war so gut..." Wir kannten eben nie die Unterscheidung von Liebe und Verliebtheit. Die Wahrheit ist, man hatte eben eine eingeschränkte Sicht, und die war nun einmal nicht die richtige, das Problem war schon vorher da (s.o.).

DARIA: Jeder Mensch hat das Bild seiner Welt. Meinst du das damit?

MICHAEL: Oder auch seine Scheuklappen, die einem natürlich anerzogen wurden. Gerade Ihr Frauen sollt doch gar kein richtiges Realitätsbewusstsein haben, Ihr sollt in einer Traumwelt leben, denn wenn Ihr ein wirkliches Realitätsbewusstsein hättet, könntet Ihr wirklich reif werden und dann würdet Ihr bei alledem ja gar nicht mehr mitmachen…

Und auch das ist typisch: Wenn man den andern als raffiniert und schlecht darstellt, quasi wie eine schlechte und unvermeidliche Naturgewalt, dann steht man selbst besser da, na ja, so ne Sünde passiert halt mal, das ist menschlich, wer kann schon was gegen sein Menschsein machen, wo Menschen sind, menschelt´s eben...

DARIA: Meintest du nicht, wo Männer = Menschen sind wird eben nach deren Gesetz gelebt. Und wieder einmal bleibt die Frau eine Sache?

MICHAEL: Ja genau – und das Vertrackte ist, daß die Frauen da auch noch mitmachen, weil sie immer mehr meinen, das sei nun einmal alles so.

DARIA: Was sollen sie auch anders machen?

MICHAEL: Das Schlimme ist, daß solche Leute, wie „dieser Typ“, ja uns nicht nur so mal begegnen, sondern daß sie von sich auf andere schließen, daß sie einem also immer unterstellen, was sie selbst sind, und daß sie schließlich unsere Pädagogik machen, unsere Kultur, unsere Politik, unsere Religion... Du wunderst dich, warum die Schulbücher so oberflächlich sind? Hier ist der Grund! Kein Interesse an mehr! (Ob das nicht doch einmal anders sein kann Für mich kommt die große Zeit des Christentums erst noch – wenn endlich einmal das Anliegen Jesu von der Liebe und Partnerschaft in die Tat umgesetzt wird! Und ein wenig möchte ich davon erleben!)

DARIA: Und was schlägst Du mir jetzt vor?

MICHAEL: Ganz etwas anderes, Grundsätzlicheres. Du bist doch Akademikerin und noch dazu eine intelligente und mutige. Warum also hier nicht eine Aufgabe sehen, wo man (oder "frau") mal etwas ganz Grundsätzliches anpacken muß?

Ich habe deutlich darauf hingewiesen, dass die Politik und vor allem die Religion hier mit drin steckt, und vor allem auch unsere durch den Dualismus verzerrte. Du bist doch noch in der Kirche… Was wäre, wenn Du aus der austrittst? Doch nicht so einfach und ohne, dass sich irgendeiner „von denen“ Gedanken macht.…

Du könntest ja mal, wie ich das beim Stichwort Kirchenaustritt geschrieben habe, „die da oben“ in Verzug setzen? Sie sollen doch mal durch die Tat beweisen, dass sie tatsächlich in der Nachfolge Jesu stehen und eben nicht nur immer eine christlich verbrämte Gnosis lehren. Vor allem ist es günstig, dass Du Dich jetzt auf einen Theologen berufen kannst und nicht selbst nach Gründen suchen mußt – gerade wenn es um Enttäuschungen geht, wirst Du als Frau erfahrungsgemäß sowieso nicht für voll genommen…

DARIA: Und mit meinem Typ soll ich gar nichts mehr machen?

MICHAEL: Besser nein, das ist nervenaufreibend und unproduktiv und nicht elegant. Konzentriere Dich auf Deinen Sohn Florian, daß der in einer anderen Welt aufwächst, daß er einen anderen Erstkommunionunterricht erfährt als wie Du ihn mal erfahren hast. Aus den Fehlern lernen, das ist angesagt und das hat eine Chance!

Und dabei arbeitest Du etwas ohne sinnlose und zerstörerische Rachegefühle und vielleicht sogar mit Humor und echten Erfolgserlebnissen etwas positiv auf, das ist wichtig - und ich mache da gerne mit, ich würde sogar eine Kurs für die nächsten Kommunionkinder in Eurer Gemeinde machen, schließlich haben wir ja keine Probleme, dass ich bei Euch wohne, ich beteilige mich auch an den Essenskosten! Und außerdem, meine Website lesen inzwischen viele Leute, also lernen viele Frauen, solche Typen zu durchschauen - und damit  wirst Du auch mit Deinem Zorn klar kommen! "Mein ist die Rache, spricht der Herr"!

Und denke dran, wenn wir in der Kirche etwas anders machen, dann muß auch die Schule ihre Lehrpläne ändern!

Und wenn „der Typ“ davon erfährt, dann erkennt er vielleicht, wie schwachsinnig er ist und wird sich entschuldigen – ein langer Weg, doch welcher sonst?

Anmerkung: Eine solche Idee für eine Aufarbeitung soll anregen für Aufarbeitungen in anderen Bereichen! Phantasie ist angesagt! Siehe auch Resilienzforschung, es geht dabei um unsere Fähigkeit, Verwahrlosung und Gewalt zu meistern!

 

Eine etwas andere Situation: Aufarbeitung einer lange zurückliegenden Verletzung.

Im Allgemeinen stecken hinter einer geradezu fanatischen Gläubigkeit an die Unglaubwürdigkeiten in unserem Glauben und dabei gerade auch an die Dogmen mit einer völlig irrationalen Wörtlichnahme die typischen Bekehrungserlebnisse nach menschlichen Fehlentscheidungen, siehe etwa unter Enttäuschung. Ja, so erfahre ich von einem "Bekehrten", es sei ja alles schön und gut, was ich schreibe, doch ich würde den Glauben letztlich doch verkürzen, und in seinem Religionsunterricht würde er zwar meine Erfahrungen ansprechen, doch würde er den jungen Leuten mein Buch "Das Durchblickkonzept" nicht zumuten, wie gesagt, er sähe den ganzen Glauben und ich würde viele "Schätze des Glaubens" auslassen, Jesus auf einen Ethiklehrer beschränken, die Nacktheit unnötig zwingend machen, die Sündenfallgeschichte zu sehr auf das Sexuelle beschränken, ich könne doch nicht sagen, dass die Kirchen keine Ethik lehrten usw. 

Ich habe darauf Folgendes geantwortet:

Ich verstehe Deine Anhänglichkeit an die Schätze des Glaubens einerseits, doch andererseits bist Du doch ein intellektueller Mensch und als solchem müsste Dir doch klar sein, dass genau diese Schätze des Glaubens Dich eben "damals" nicht gehindert hatten, "so etwas" anzufangen, von dem Du mir gleich am Anfang der Mail geschrieben hast? Die Ursachen waren doch die Leibfeindlichkeit in Kombination mit einer Geistfeindlichkeit eines über-ich-gesteuerten Gewissens - also das Glaubenskonzept oder auch die geistigen Strukturen der Kirchen! Oder etwas anders: Es hätte nicht ausgereicht, in der Familie keine Probleme mit der Nacktheit zu haben, die Ursache für diese Offenheit hätte eine echte Moral sein müssen, doch die war mit Sicherheit nicht da! Und im Endeffekt versuchst Du dieses Konzept weiterzugeben an die jungen Leute - und das muss oder kann nur im Endeffekt natürlich dasselbe bewirken, was es bei Dir bewirkt hat, nämlich den Teufelskreis! Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, dann müssen wir mit den Strukturen des Bösen aufräumen, wir müssen sie sogar zerbrechen, so wunderbar und fromm sie auch klingen mögen! Am Ende doch also nur die absolut reine Lehre, also die des historischen Jesus, ohne alle Zutaten???
 
Wie gesagt, eigentlich ist Dir das doch klar, warum also befreist Du Dich nicht wirklich von den alten Mensch in Dir oder eben von den alten Strukturen? Na ja, für Dich mögen die ja in gewisser Weise gut sein, doch als Lehrer für andere???
 
In Deinem Brief fiel mir so manches auf: Wieso redet Dein Seelsorger (nennen wir ihn hier einmal so) von "immer wieder fallen"? Passiert ihm das selbst auch so? Und wenn die Adam-und-Eva-Erzählung eine Geschichte gegen die Fruchtbarkeitskulte ist oder eben gegen die Behandlung der Frau als Sache, dann kann ich sie nicht auf alles Mögliche und Unmögliche übertragen, denn das bedeutet nur eine Verwässerung, dann muss ich sie auch für das einsetzen, für das es gemeint war. Ich las letztens über Clausewitz und seine Kriegskunst, sich zu konzentrieren mit seinen Kräften. Danach war es ein gewaltiger Fehler, dass Hitler sich Stalingrad, Moskau und Leningrad vorgenommen hatte - er hätte sich auf ein Ziel konzentrieren müssen! Er war eben kein Fachmann!
 
Und Jesus reduzieren auf Ethiklehrer? Machen wir doch mal das richtig, dass es funktioniert? Abgesehen davon, dass eine Ethiklehre, die nicht funktioniert, keine ist, sehe ich Jesus nicht als Ethiklehrer UND Erlöser, sondern für mich ist beides identisch! Wenn wir wirklich seine Ethik leben, dann sind wir erlöst, dann wird sich auf einmal die Welt verändern!

Was zu einer wirklichen Aufarbeitung gehört, ist also vor allem eine präzise Recherche im eigenen Leben: Was hat denn nun wirklich zu meiner Tat geführt? War ich etwa wirklich nicht leibfeindlich? Welche Phantasien (im Sexuellen) hatte ich wirklich? Hatte ich wirklich Spaß an der Moral? Hatte ich wirklich ein ich-gesteuertes Gewissen oder waren da doch irgendwelche Ängste und Zwänge? War ich wirklich ein freier Mensch?

Und solange ich mir hier nicht klar bin und sogar diese Fragen verdränge, bin ich von einer wirklichen Aufarbeitung meilenweit entfernt - und mit meinem Engagement für das Gute werde ich letztlich doch nur wieder kontraproduktiv sein!

 (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)