FRUCHTBARKEITSKULTE / FRUCHTBARKEITSRELIGION (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Mit FRUCHTBARKEITSKULTEN oder auch FRUCHTBARKEITSRELIGION kann man die wohl frühesten Religionen der Menschheit bezeichnen, die allerdings immer mehr kultiviert bzw. zivilisiert wurden und schließlich die Basis aller so genannten Vielgöttereien (oder besser Götzendiensten) wurden bis in unsere heutige Zeit und schließlich von dem Monotheismus, worunter hier vor allem Judentum und Christentum verstanden werden, überwunden wurden bzw. überwunden sein sollten. Und falls diese Religionen etwas mit dem Matriarchat zu tun haben sollten, dann kann hier nur gesagt werden, dass dieses Matriarchat keinesfalls human und frauenfreundlich war.

Grundidee der Fruchtbarkeitsreligionen ist die Vorstellung, dass alles Leben von den Göttern kommt oder dass das Leben sogar göttlich ist, wozu auch unsere Nahrung gehört, und dass durch Opfer die Götter beeinflusst werden können, das Leben zu schützen und zu fördern, also auch mehr und bessere Nahrung zu schenken. Hierzu müssen wir, die wir heute in den Zeiten von Aldi und Tengelmann usw. leben, in denen die Nahrungsbeschaffung nun wirklich kein Problem ist und auch keine große Sorge bereitet, zumindest wenn man nicht anspruchsvoll ist und es ums Überleben geht, bedenken, dass Nahrung in früheren Zeiten für weite Bevölkerungskreise durchaus ein großes Problem war, nicht zuletzt gab es regelmäßige Hungersnöte und man unternahm große Wanderungen, um neue Nahrungsquellen zu erschließen.

Natürlich war man dabei schließlich auch bereit, nicht nur gerade zu irgendwelchen Göttern zu beten und ihnen auch nicht nur irgendwelche Früchte oder Tiere zu opfern, sondern bisweilen auch das Kostbarste, was man hatte, es gab also Menschenopfer. Und in noch engerem Zusammenhang mit dem Geschenk des Lebens war dann vor allem die Opferung von Frauen und Töchtern in der kultischen Prostitution. Und selbst wenn es schließlich Nahrung in Hülle und Fülle gab, ließ man natürlich nicht von derartigen Kulten ab, die immer mehr verfeinert wurden, wenigstens nicht ohne Weiteres. Waren derartige Gottesdienste doch schließlich zu Herrschaftsinstrumenten innerhalb der Gesellschaften geworden und - so bei der kultischen Prostitution oder auch Tempelprostitution - zu einem oberflächlichen Vergnügen etablierter Gesellschaftsschichten.

Wohl erster Ansatz zu einer Überwindung - aus der Situation der Schwäche heraus, schließlich hatten die ersten Menschen, die diese ganze Opferei als Unfug erkannt, ja keine Macht, aus der heraus sie eine Änderung sozusagen befehlen konnten - waren dann etwa die Erzählungen der Bibel, wie Abraham das Menschenopfer, hier also die Opferung seines Sohnes Isak, durch ein Tieropfer ablöst, und die Adam-und-Eva-Erzählung, die nur als Geschichte gegen die Fruchtbarkeitskulte gewertet werden kann, siehe religionshistorischer Ansatz.

Wenn diese Fruchtbarkeitskulte heute auch skurril anmuten, so besteht für uns doch nun wirklich kein Anlass zur Überheblichkeit. Denn damals hatte das die Promiskuität wenigstens noch einen vernünftigen Sinn, heute geht es doch weitgehend nur noch um oberflächlichen Lustgewinn...