ERSTKOMMUNION (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)


ERSTKOMMUNION
(oder auch "erste heilige Kommunion") nennt man die erstmalige Teilnahme junger katholischer Christen an der Feier zur Erinnerung an das Abendmahl Jesu. Zur Geschichte unserer heutigen Vorstellung siehe Kommunion.

 

Eine komplizierte und unverständliche Dogmatik hat aus dem Fest einen Anlass für ein Familienfest oder auch ein Kinderfest mit vielen Geschenken und ein religiöses Geländespiel gemacht.

 

Immer mehr, und besonders seit dem Jahr 2021, sehe ich, der Verfasser dieser Website, den Unterschied Jesusideologie – Paulusideologie.  Und dieser Unterschied wirkt sich in der Glaubenspraxis vor allem auch auf das Problem "Kommunion" aus, also auf das Atarssakrament, bei dem uns Jesus an­geblich sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken gibt. Hier ist unter dem Aspekt "Jesusideologie" eine Neuinter­pre­ta­tion nun nicht möglich, denn die Grundlage, also das Abendmahl, bei dem "das alles" passiert war, hat es nun einmal gar nicht gegeben – sie ist eindeu­tig Paulus­ideologie. Und der wirkliche Jesus hat daher auch gar nicht gewollt, dass wir aus seinem Tod am Kreuz so einen Kult ma­chen.


Doch gerade für Kinder sollte in dem Alter, in dem ihnen bisher die Erstkommunion gereicht wurde, vielleicht doch ein Fest stattfinden - und eines, zu dem auch die weißen Klei­der der Mäd­chen passen! Wie wäre es also mit einer Auffri­schung der Tau­fe? Ich könnte mir diese Auffrischung so vorstellen, dass es – ausgehend vom Engagement Jesu – erst einmal einen Unterricht über eine echte und eine falsche Moral gibt, also über den Unterschied zwischen einer Moral der hohen Liebe und einer Scheinmoral der Leibfeindlichkeit. Dank der schulischen Sexualaufklärung wissen die Kinder heue ja sehr gut, um was es geht. Und ich denke, wenn dann der kirchliche Unterricht über die echte und über die falsche Liebe für die Kinder überzeugend "rüber kommt", dann wollen sie (und wie ich sie kenne, insbesondere die Mädchen, die echte Moral ohne Leibfeindlichkeit gewiss auch ausprobieren! Wie wäre es also, wenn die Mädchen und Jun­gen mit den Betreuern ihrer Wahl – und natürlich sind auch ein paar Eltern dabei – in einem Schwimmbad oder in einem sonstigen passenden Gewässer die Taufe nackt wiederholen, wo­bei diesmal nicht der Ritus des Über­gießens von Was­ser geschieht, sondern der Spaß und die Freude an der Leib­lich­keit und mit Was­ser im Vordergrund stehen? Das heißt, wenn sie so richtig ausgelas­sen ihr Mensch­sein, das ja immer auch entweder ein "Mannsein" beziehungsweise ein "Weibsein" ist, und eine bewusste Moral dabei feiern!


Und wenn dann diesen „Taufe­rei“ zu Ende ist, dann ziehen die Mädchen und die Jungen wieder ihre Klei­der an, die Jun­gen zusätzlich noch eine weiße Schär­pe, und die Eltern und Freun­de, die vor dem Schwimmbad mit den Autos war­ten (oder viel­leicht auch im Schwimm­bad dabei waren), fah­ren sie zur Kir­che. Und dort wer­den sie mit Glocken­ge­läut empfangen und ziehen „in chaoti­scher Ord­nung“ un­ter Orgel­braus durch die Kirche nach vorne. Hier passt dann viel­leicht eine klei­ne An­sprache des Ge­mein­de­leiters und das Segensgebet aus der früh­christ­lichen Firmung. Ja, das wäre hier genau das Richtige, zumal es offen­sichtlich auch noch viel eher per­fekte Jesusideologie ist, denn es geht hier nicht um die Bewahrung eines Glau­bens, son­dern um den Vorsatz eines in­tel­li­gen­ten ethi­schen Lebens. Das ge­mein­sa­me Festessen, das von den Eltern je nach ih­rer Herkunft und Kultur zur Selbst­bedienung vorbereitet wurde, be­ginnt der Lei­ter dann mit dem Brotbre­chen wie in der Em­maus­erzählung – das wäre wohl eher ein Ritus im Sinne des wirklichen Jesus als diese „Verwandlungsge­schich­te“, die ja auch an Kannibalismus erinnert! Vielleicht würde dabei sogar auch so etwas wie ein Familiengefühl ent­stehen. Und noch einmal: Natürlich geht das nur mit wirklich wissenden Kindern!


Folgerung:


Damit würde gerade auch die weltferne Deutung unseres Glaubens überwunden werden: Es geht nicht mehr um die in den Leib und in das  Jesu verwandelen Gaben von Brot und Wein und die jungen Menschen brauchen auch nicht mehr zu lernen, die daraus folgende Lehre etwa wie kleine Nonnen und kleine Mönche
in ihr Leben zu übertragen - im Sinn einer Priesterkirche oder Priesterreligion, sondern wie normale intelligente Menschen.

Wie sich echter Glaube und das menschliche Leben heute in einem Konzept für Kinder auf der Basis der Zehn Gebote verbinden lassen, wenn wir unsere Kinder zu ganzen Frauen und Männern erziehen wollen, bei denen (wirkliche) Emanzipation und (wirklicher) christlicher Glaube kein Widerspruch sind, siehe unter Kindererziehung

 

Dabei passt die Erstkommunion in ein äußerst sinnvolles Konzept für die jungen Leute, ethische, wirklich emanzipierte und selbstbewusste Menschen zu werden. Und das dürfte auch im Sinn eines wirklichen christlichen Glaubens sein!

  1. Machen wir uns doch nichts vor: Die Eltern schicken ihre Kinder, weil es so Tradition ist. Allenfalls steckt noch eine irrationale magische Vorstellung dahinter, nicht dran schuld zu sein, wenn die Kinder von Gott nichts mitbekommen. Für die Kinder sind eigentlich nur die Geschenke wichtig, und dabei vor allem das Geld, das sie bekommen. Und von daher ist der Schwund hinterher auch bis zu 100 %, die jungen Leute interessieren sich einfach nicht mehr für alles das, was ihnen da beigebracht wurde. Nach 28 Jahren Unterricht bei jungen Menschen ab 17 Jahren kann ich ein Lied davon singen. Wenn ich die jungen Menschen auf ihren Kinderunterricht anspreche und dabei auch auf ihre Sakramentenlehre (ich versuche ja schon, so neutral wie möglich zu sein), höre ich eigentlich nur abfällige Äußerungen. Wir wissen das, und machen dennoch weiter - sind wir eigentlich noch bei Trost?

  2. Und wenn wenigstens ein vernünftiger theologischer oder wenigstens pädagogischer Sinn dahinter stünde! Wenn wir junge Menschen zum Glauben zu erziehen versuchen (was das derzeitige Konzept ist), dann sollte uns doch klar sein, dass wir damit den Weg über ein über-ich-gesteuertes Gewissen einschlagen mit den bekannten Folgen (siehe Glaube und Moral): Das Ergebnis sind heutzutage im allgemeinen noch nicht einmal unkritische Jasager. Eher fördern wie die Heuchelei von Kind an. Wir könnten uns ja auch einmal fragen, ob das, was wir da machen, wirklich im Sinne Jesu wäre. Denn ganz offensichtlich hatte er sich genau deswegen mit den Pharisäern (siehe Pharisäer) auseinander gesetzt: Glauben kann man notfalls alles Mögliche sehr leicht, wenn einem das Vorteile bringt, doch an Ethik und Moral kann man dabei sehr gut vorbei sehen und vorbei gehen. Doch genau das allein ist Indiz für wirklichen christlichen Glauben! Oder steckt hinter unserer derzeitigen Praxis gar magisches Denken? Wenn wir etwas wenig logisches Sakrales tun in der Hoffnung, dass später doch einmal etwas Gutes dabei herauskommt, dann lässt sich zumindest der Verdacht, dass wir ein magisches Ritual vollziehen, nicht von der Hand weisen.

    (Das Weitermachen trotz pädagogischer und theologischer Bedenken lässt sich eigentlich nur durch das typische Phänomen erklären, dass etwas, was uns im Grunde menschlich nichts gebracht hat und wodurch wir vielleicht sogar viel vom wirklichen Leben verpasst haben, zu einem typischen (Ersatz-) Sinn des Lebens geworden ist, auf den wir nicht mehr verzichten und den wir sogar an andere weitergeben möchten. Was immer so lief, kann doch nicht falsch sein - siehe auch Tradition!)

  3. Dabei müsste das alles doch gar nicht so sein! Stattdessen könnte man doch auch etwas Sinnvolles machen, was auch durchaus vor christlicher Theologie vertretbar wäre! Am sinnvollsten wäre natürlich, wenn wir uns am historischen Jesus orientierten, so sollte es ja eigentlich auch sein! Und dieser historische Jesus lässt sich doch nun wahrlich sehr gut auch in unsere heutige Zeit übertragen, die Probleme von damals sind doch noch längst nicht gelöst: Siehe die Kurzung zu Jesus auf der Seite ...sondern die Lehre des Jesus!

  4. So wie wir das bisher machen, gehen wir immer einen Umweg über die Mythologie etwa von Erbsünde, die bei Adam und Eva angefangen hat, bis hin zur Erlösung. Wenn wir die Verschlüsselung durch die Sprache der Mythologie weglassen, geht es auch hier um dasselbe Anliegen: Sprechen wir also endlich einmal die Themen direkt an, die sich hinter dieser Mythologie verbergen (siehe Entmythologisierung)! Und so könnten wir einerseits die Reibungsverluste vermeiden, die sich aus dem Umweg über die Mythologie zwangsläufig ergeben, und damit den „Schwund“ weitgehend vermeiden, der sich ergibt, weil das mythologische Denken (wenigstens das der Bibel) selbst jungen Menschen von heute einfach nicht mehr zugänglich ist. Andererseits müssten die jungen Leute auch nichts mehr glauben, was für sie ein „Opfer des Verstandes“ bedeutet (siehe Sacrificium Intellectus), daraus ergeben sich Vorteile für ihr „wissenschaftliches Denken“ auch in anderen Lebensbereichen (siehe Pisa-Studie)! Und wir brauchen auch nicht mehr die Themen, die mit der Mythologie zusammenhängen, ganz weglassen, so wie das auch gemacht wird und die Botschaft Jesu mehr oder weniger auf ein allgemeines „Seid-nett-zueinander“ und „Jesus-liebt-uns-immer“ reduziert wird! Denn das geht schon gar nicht, damit geben wir doch den Kern unseres Glaubens nun wirklich auf!

  5. Das Anliegen Jesu hat ganz unbedingt etwas mit derjenigen Liebe zu tun, mit der es zu seiner Zeit nun katastrophal aussah, und das war die Liebe in der Partnerschaft von Mann und Frau, aber auch von Eltern und Kind. Wir wissen, dass Frauen und Kinder als Besitztum angesehen wurden, Kinder konnten verkauft werden, und zwischen Mann und Frau gab es eine Partnerschaft wohl kaum. Dabei wäre diese Liebe immerhin die „Sache“, die das Leben nun wirklich lebenswert macht und deren Gelingen auch alles andere überstrahlen könnte.

  6. Wenn hier nur die typische Nächstenliebe gemeint wäre, so wäre das in der Religionsgeschichte nichts Besonderes und schon gar nichts Neues. Auch in anderen Religionen geht es darum, Armen und Notleidenden zu helfen. Wir kennen im Islam die Armensteuer, im Hinduismus stehen gerade vor manchen Tempeln viele Bettler, weil es dort besonders üblich ist, den Armen etwas zu geben. Bisweilen scheint die Einstellung zu den Armen allerdings nach dem Motto zu sein: Gott erhalte uns die Armen, damit wir durch sie etwas zu unserem Heil (in einem Leben nach dem Tod) tun können. Zudem: Wenn Jesus wegen Mangel der Menschheit an dieser Liebe gestorben wäre, so wäre das wohl keine plausible Relation.

  7. Dagegen ist die Liebe zwischen den Partnern und die Vorstellung von wirklicher Emanzipation gleichberechtigter Partnerschaft (und dass beide Geschlechter das durchaus wollen und dass sie auch von einem ich-gesteuerten Gewissen her daran ein Interesse haben) wohl nur im Judentum (siehe jüdischer Glaube) und im Christentum vorstellbar und ein Anliegen. Die Einstellung zu Frauen und zu Mädchen im Buddhismus und im Islam ist in dieser Website mit entsprechenden Original-Beiträgen beschrieben. Mädchen haben im Hinblick auf Moral bei denen überhaupt kein „Gehirn“, und das einzige, was denen dort und in vielen anderen Kulturen zum Thema Erziehung zur Moral einfällt, sind Schleier, Beschneidung (der Frau), Einsperren und arrangierten Ehen. Wenn bei uns das mit der Moral nicht klappt, können wir immerhin anführen, weil wir aus dem Anliegen Jesu und unseres Glaubens einen Kult zum Erreichen einer Erlösung für ein Leben nach dem Tod gemacht haben und es damit nicht im Sinn Jesu umsetzen.

  8. Zum kirchlichen Konzept der Ehe, dass sie nämlich ein Sakrament ist, gehört auch die Idee der Heiligkeit der Ehe. Und die passiert ja nicht so ohne weiteres! Kann man Menschen überhaupt dazu verpflichten, wenn man sie gar nicht vernünftig und sachbezogen lehrt? Eine geeignete Vorbereitung muss doch von Kind an geschehen, sinnvollerweise auch mit anderen Sakramenten? Und nicht zuletzt ist ja eines der Hauptanliegen der Beichte, dem Menschen im Scheitern seiner Liebe Zuspruch zu geben. Es wäre schon merkwürdig, wenn es nicht auch ein Sakrament oder auch mehrere gäbe, damit der Mensch Kraft erhält, alles von Anfang an "richtig" zu machen!

  9. Und der Tod Jesu hat wohl ursächlich etwas mit seinem Anliegen im Hinblick auf die Liebe zu tun - also haben Abendmahl (was auch immer historisch davon ist) und Tod Jesu usw. natürlich auch mit dieser Liebe zu tun. Und die Liebe Jesu ist, dass er sich für diese Liebe einsetzte.

  10. Der (längst verstorbene) Jesuitenpater Schuh in der Kirche St. Pater in Köln erzählte immer, wie er den Kindern beibringt, dass die Kommunion "die materialisierte Liebe Jesu" ist und als solche kann sie ja auch tatsächlich angesehen werden. Er hatte ein wunderschönes Beispiel dafür: In der Notzeit unmittelbar nach dem Krieg brachte eine Mutter ihrem schwerkranken Kind immer Hühnersuppe ins Krankenhaus, weil ihr die der Arzt empfohlen hatte. Irgendwann meckerte das Kind darüber gegenüber einem Geschwister. "Immer nur Hühnersuppe, ich hasse die usw..“ Da antwortete das Geschwister: "Überleg´ mal, was unsre Mutter alles auf sich nimmt, damit sie diese Suppe zubereiten und sie dir bringen kann, denn der Arzt hat ihr gesagt, dass genau das dir hilft, damit du wieder gesund wirst. Unsre Mutter verkauft ihren Schmuck und ihr letztes Silberbesteck usw., geht zu Fuß auf´s Land, weil es keine Verkehrsmittel gibt, besorgt sich Hühner von guter Qualität, die es nur dort gibt, und noch andere Zutaten, die man jetzt sehr schwer bekommt, kocht alles nach altem Familienrezept und bringt schließlich die Suppe dir - sie denkt nur an dich, damit du wieder gesund wirst! Weißt du, das ist in Wirklichkeit keine normale Hühnersuppe, das ist sozusagen die Liebe deiner Mutter in Suppenform. Wenn du davon isst, solltest du immer genau daran denken!" So ungefähr ist das eben mit der Liebe Jesu.

  11. Und genau durch diese Zusage der Hilfe Jesu wird das Konzept, Kinder mit den Problemen der Liebe zu konfrontieren, kindgerecht: Sie können die Probleme meistern, weil sie nicht allein da stehen und sie sind auch in einer Gemeinschaft, nämlich der Gemeinde, die mitmacht (so sollte es wenigstens sein). Die jungen Menschen müssen allerdings wollen, und Vorbedingung dafür ist, dass sie die Probleme kennen, denn nur dann können sie echten Bedarf nach der Liebe Jesu haben und nur dann kann auch die materialisierte Liebe Jesu wirken - etwa wie beim selbstverändernden Gebet. Siehe auch Gnade. Wenn die Liebe Jesu auch ohne wirkliche Information und ohne Wollen der Menschen wirken sollte, dann wäre das magisches Denken oder eben Aberglaube.

  12. Die jungen Leute können gerade wegen ihrer Jugend sich alles auch eine Zeitlang ohne besonderen „emotionalen Druck“ (bis zur Pubertät) überlegen und ein Konzept für sich selbst aufbauen, das ganze ist schließlich ein Prozess. Bedenken wir auch, dass die jungen Menschen immer noch ein Gefühl für Gerechtigkeit und Korrektheit haben und sie wollen in ihrem Leben ihre Ideale auch durchhalten. Da passt dann ein paar Jahre später auch die Firmung, dass junge Menschen sich noch einmal ausdrücklich Gedanken machen, was sie eigentlich wollen. Und vor allem: Dass sie auch andere für dieses Konzept motivieren, denn das ganze wird erst richtig interessant, wenn möglichst viele mitmachen.

  13. Doch sind die Kinder für "solche Sachen" nicht zu jung? Vergegenwärtigen wir es uns: Bei anderen Völkern werden die kleinen Mädchen genau in diesem Alter beschnitten - aus Gründen der Moral und um den Teufel aus ihrem Leben zu verbannen. Ob da das Konzept über eine sinnvolle Information nicht sinnvoller und humaner ist, ob die wirklich wirksame Information nicht das ist, was mit heiliger Geist gemeint ist, mit dem wir Christen den Teufel bekämpfen und besiegen können?

  14. Manche meinen nun, dass ich das Christentum einenge und dass das ganze für Kinder uninteressant sei, weil es nicht zu ihrem Lebensbereich gehöre. Meine Erfahrung ist eine völlig andere: Wenn ich gerade das mit Kindern gemacht habe, dann schien das sozusagen das zu sein, worauf sie gewartet hatten (es kommt natürlich auf den geeigneten Einstieg an - siehe unter Kindererziehung). Und recht schnell kamen wir auch auf die wesentlichen ausgesprochen theologischen Probleme. Etwa merkte ich, wie manche bisweilen ganz schön arrogant waren. Nein, so dumm würden sie nicht sein, wie das da in "meiner Geschichte" vorkam, das sei doch ganz klar, und die anderen, die das mit dem "Reinfallen" nicht erkannten, die seien doch wirklich dumm. Welche weiteren Fragen ergeben sich von daher sozusagen von allein, von wegen, dass die Hochmütigen die ersten sind, die reinfallen, dass hier wirkliche Demut und andere christlichen Tugenden angebracht sind und Bitte um die Gnade Gottes usw. Und dann noch die Überlegungen zum Problem der Schuld, ob die anderen überhaupt schuld hatten, denn sie waren ja eigentlich unwissend, niemand hatte sich verantwortlich gefühlt, sie so zu lehren, so dass sie es auch wirklich verstanden hatten, doch auszubaden haben sie es auf alle Fälle selbst. Und die Kinder diskutierten darüber sogar miteinander, und wie! So etwas habe ich bei den Älteren nie wieder erlebt - vermutlich sind solche Diskussionen nur “in dem Alter” möglich und sogar von den jungen Leuten erwünscht - oder nie, wenigstens nicht, wenn sie nicht begonnen hatten! Allein das ist wenigstens für mich schon ein Beweis, auf dem richtigen Weg zu sein. Auch die Sinnlosigkeit von Ängsten an der falschen Stelle kamen zur Sprache, weil die schon gar nichts helfen, und damit Fragen zur Menschenkenntnis (woran erkennt man jemanden, woran erkennt man überhaupt leere Verliebtheit und wirkliche Liebe?). Und schließlich auch die Gottesfrage, ob es Gott überhaupt gibt? Zu meiner Lösung gehört in jedem Fall, Kinder nicht zu belügen (die Lügen aus Tradition sind sowieso die verheerendsten), also sage ich, dass wir es nicht wissen, dass auch alles ganz anders sein kann (in der Wissenschaft fragt man immer so), doch dass wir, wenn wir vernünftig lebten, ja nichts falsch machten, und wenn es Gott wirklich gibt (was wir doch sehr hoffen), er ganz gewiss nichts gegen uns hätte, wenn wir nach den Zehn Geboten lebten (selbst wenn sie nicht von Gott sind) usw. Dann auch die Fragen zum Leben nach dem Tod - ob solche Hoffnung nicht nur ein Ersatz ist, weil wir hier im Leben in den wichtigen Dingen der Liebe sozusagen kapitale Fehler gemacht hatten? Oder wenn ich denke, wie schwierig es ist, mit den jungen Leuten im Berufsschulalter vernünftig über die Todesstrafe zu reden (die haben gleich immer die Einstellung "Rübe ab"), dann liegt das auch daran, dass es solche Gespräche "an einem Objekt, das sie auch wirklich etwas angeht" früher nie gab! Und so ist für mich längst religiöse und menschliche Erziehung sowieso dasselbe! Natürlich: den klassischen Ja-Sager-Gläubigen bekommt man auf diese Weise nie, doch wollen wir den überhaupt?

  15. Und wenn es wirklich junge Leute geben sollte, denen das christliche Konzept der Liebe egal ist, so ist das ihre Sache. Doch sie sollen vorher wissen, was auf sie zukommt. So wie das bisher läuft, ist das nun wirklich nicht korrekt: Man hat als Kind Flausen im Kopf, niemand korrigiert einem diese Flausen, und so lässt man sich damit auf riskante "Handlungen" ein - und dann steckt man drin und kommt nicht mehr wirklich heraus. Oder meinen wir wirklich, dass die Beichte eine Lösung ist?

  16. Und vielleicht nicht ganz zufällig stimmt auch das Alter der Kinder, der Kairos: Sie sind so gerade noch nicht festgelegt auf eine außerliche Moral im Sinn von Sittsamkeit. Das macht – nach Norbert Elias (siehe Kind und Sexualität) – zwar den Erwachsenen Angst, doch die jungen Leute sind damit noch offen für eine Moral im Sinn von wirklicher Sittlichkeit.

  17. Nicht zuletzt passt auch die traditionelle Ansicht der Kirche, dass die Kommunion im Kampf gegen die Sünden (siehe Sünde) stärkt sogar im Bereich der Sexualität – allerdings nicht dualistisch (siehe Dualismus) gegen die Sexualität grundsätzlich, sondern im Zusammenhang mit Menschenkenntnis und im Sinn von Gebrauch und Missbrauch. Und für die Menschenkenntnis junger Menschen sind wir doch und gegen den Missbrauch (siehe etwa unter Don Juan) haben wir doch auch alle etwas?  Und damit hätte auch das weiße Kleid, das Mädchen bei uns traditionell bei der Erstkommunion tragen, wieder den konkreten Sinn als Symbol bewusster Unschuld und nicht wie bisher einer trotteligen Naivität.

  18. Wir wissen doch genau, was mit den jungen Menschen ein paar Jahre nach ihrer Erstkommunion üblicherweise passiert. Und dennoch tun wir nichts Sachdienliches. Benehmen wir uns zur Zeit nicht wie gelähmt wie ein Kaninchen vor der Schlange? Wenn das nicht Dekadenz ist?

  19. Wo sonst soll solche Erziehung hingehören, wenn nicht in die Kirche oder eben in die Gemeinde als unterste Instanz der Kirche? Aufgabe der Schule ist die doch gewiss nicht, deren Interesse ist doch, dass keine kostspieligen Krankheiten ausbrechen und dass der Staat nicht für die Ergebnisse von ungewollten Schwangerschaften bezahlen muss, für die sonst keiner aufkommt. Daher ist die heutige schulische Sexualkunde wohl wichtig. Doch Moral und Ethik sind da mehr oder weniger Nebensache – wann nehmen wir endlich diese Aufgabe wahr? Und man kann es auch nicht dem Zufall überlassen, dass sich jemand darum kümmert, so etwas muss regelrecht institutionalisiert sein.

  20. Erfahrungsmäßig sind die Eltern mit einer derartigen Erziehung überfordert, obwohl sie voller Sorge sind. Und das liegt nicht nur daran, dass ihnen der theologische Überblick fehlt, sondern vor allem auch an ihrer persönlichen "Hintergrundsituation". Da gibt es nämlich zwei Möglichkeiten: Die einen Eltern haben nämlich die schmerzvollen Erfahrungen oder auch die so genannten Beziehungskisten, vor denen sie am liebsten ihre eigenen Kinder bewahren wollen, und die anderen Eltern haben gar nichts von alledem, und wollen natürlich auch ihre Kinder schützen. Beide haben  nun absolute Schwierigkeiten, ihre Vorstellungen an ihre Kinder "rüberzubringen". doch wissen sie nicht wie. Es mag tröstlich für diese Eltern sein, dass die hier angesprochene Erziehung ohnehin allenfalls in einer Gemeinschaft funktionieren kann. Die Natur hat das wohl nicht umsonst so angelegt, weil wir sonst Außenseiter oder eben „einsame Jungfrauen“ erziehen würden (siehe natürliche Mechanismen und Gruppeneffekt). Allerdings bleibt die Sorge der Eltern – sehen wir doch endlich diese Sorge und nehmen sie als unser Anliegen! Gottes Anliegen ist sie jedenfalls gewiss und auch eines Sakramentes wert! (Ein Außenstehender kann die Kinder auch recht gut auf die möglichen Hintergrundsituationen ihrer Eltern und gleichzeitig auf deren Schwierigkeiten hinweisen und auch darauf, dass eigentlich wichtig für die Kinder nur ist, dass ihre Eltern in jedem Fall sie lieben und möchten, dass sie glücklich werden und genau die schmerzhaften Fehlentscheidungen und Irrwege vermeiden, die so möglich sind. Und deswegen werden die Kinder von ihren Eltern auch zu den Erstkommunionstunden geschickt. Und die Kinder sollten die Eltern am besten nicht weiter fragen, wie das nun mit ihnen war, zumindest wenn die Eltern nicht von sich aus drauf kommen, weil das nur vielleicht alte Wunden aufreißen würde - wichtig für die Kinder ist doch nur ein Neuanfang!)

  21. Ich höre zur Zeit nicht nur von jungen Menschen die Meinung, dass gerade in den privaten Angelegenheiten Glauben und Leben nichts miteinander zu tun hätten, das seien zwei völlig verschiedene Sachen, "der Glaube sei das eine, das Leben das andere". Daher stoßen die Vorstellungen unserer christlichen Religion im Hinblick auf Sexualmoral bei den Menschen von heute auch so wenig auf Resonanz. Statt zu jammern, sollten wir in uns gehen und uns kritisch fragen, woher das kommt. Unsere (also der Kirche) Verknüpfung gerade der persönlichsten Dingen mit einem Über-Ich-Glauben kann für die heutigen Menschen der Aufklärung doch nur so abschreckend sein, dass nicht nur sie irgendwann sogar jeden Zusammenhang bestreiten, sondern dass in der kirchlichen Verkündigung auch jeder Hinweis auf solchen Zusammenhang von vornherein verschwiegen wird. Ein Teufelskreis. Dabei hätte gegen einen dienende Verkündigung niemand etwas, die natürlich von Kind an geschehen muss, damit der Mensch sich auch darauf einrichten kann!

  22. Und was hat das alles mit "katholisch" zu tun? Offen gesagt, ich kann diese Frage nicht mehr hören! Sollte hinter unseren Sakramenten wirklich nicht mehr stecken als die Sorge gegen die Abwerbung vom katholischen Glauben, die hinter dieser Frage steckt? Warum eigentlich studieren unsere Theologen auf staatlichen Universitäten, wenn es schließlich um ein Sonderwissen geht, was nur durch Glauben und damit durch ein Opfer des Verstandes von den Gläubigen angenommen werden kann? Weist solches Sonderwissen nicht auf eine Sektenmentalität hin? Ob das im Sinne Jesu wäre? Haben wir nun den Menschen etwas zu sagen oder nicht? Haben wir eine Aufgabe oder nicht, die alle angeht? Müssen wir denn immer uns mit unserem Sonderwissen Knüppel zwischen die Beine werfen, so dass wir gar nicht mehr für denkende Menschen genießbar sind? Und bedenken wir: Unsere Kinder sind durchaus mit nichtkatholischen Freunden zusammen, mit denen sie leben müssen und mit denen sie durchaus auch irgendwann Partnerschaften eingehen. Sollten wir also nicht ethische Konzepte für alle haben? Das wäre doch wirklich katholisch, wenn wir das schaffen!

  23. Ja, dabei denke ich durchaus auch an die jungen Menschen aus Familien, die sich längst von unserem Glauben abgewandt haben, und sogar an meine moslemischen Schüler! In den wesentlichen Fragen des Lebens (und für die jungen Leute steht dabei die Liebe an wichtigster Stelle) sind die doch auch alle allein gelassen. Eine moslemische Schülerin fragte mich einmal (als ich von der Liebe in der Einheit von Leib und Seele, also in der von orgiastischer Ekstase und Partnerschaft sprach und welche Strategien es gibt, so etwas zu erreichen), ob meine Ideen auch im Islam gingen. Und auch sonst stieß ich bisweilen auf großes Interesse. Also, ich habe den Eindruck, dass da Chancen für ein Christentum in unserer heutigen Welt sehr wohl bestehen, doch wir müssen uns eben mal besinnen, u. a. ob unser Glauben nicht zu einer toten Ideologie verkommen ist und wie man das ändern könnte. Wie sagten die alten Griechen: "Panta rhei" oder: "Alles fließt" oder besser: "Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, doch eines wissen wir sicher, dass nichts so bleibt, wie es ist, weil sich einfach alles irgendwann ändert!"

Zur Praxis des Erstkommunionunterrichts siehe auch unter Hinweise 48!