TEUFEL (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Der Glaube an den TEUFEL (auch Satan) ist vor allem eine Erscheinung des Volksglaubens (siehe auch Mythologie) wohl in allen Kulturbereichen und steht sozusagen als Gegen-Gott für die Personifizierung des Bösen.

 

Gibt es nun tatsächlich einen Teufel? Natürlich nicht! Der Glaube an den Teufel ist nutzloser und schließlich sogar verderblicher Aberglaube, der uns vorgaukelt, das Böse in den Griff zu bekommen, in Wirklichkeit uns aber bei der Suche nach den wirklichen Ursachen und nach wirksamen Strategien dagegen lähmt. Teufelsglauben hat also in recht verstandenem christlichen Glauben keinen Platz.

Ursache des Teufelsglaubens sind alte mythologische Vorstellungen von der Ursache des Bösen: Nicht nur seelisches Leid, sondern auch Katastrophen und Krankheiten hielt man für das Werk des Teufels, den man dann mit allerlei Magie zu bekämpfen versuchte. Und weil bis auf Besserungen, die sich auch ohne die Magie eingestellt hätten, nichts passierte, hatten Scharlatane immer genügend Gründe, weitere und drastischere Magie zu treiben (die sie sich natürlich bezahlen ließen), damit sich der Erfolg doch noch einstellte.

Daß schließlich auch Menschen in den Verdacht kamen, Diener des Teufels zu sein, und als solche sogar verurteilt und getötet wurden (siehe Hexenwahn), sollte uns weiter motivieren, endlich dem Teufelsglauben den Abschied zu geben - und zwar restlos.

Warum dann aber dieser hartnäckige Glauben an den Teufel? Warum befreit sich die Kirche nicht endgültig von solchem Glauben, sondern fördert ihn nur zu oft noch?

 

Wer hat eigentlich ein Interesse an einem solchen Teufelsglauben?

Wie auch sonst lassen sich diese Fragen am ehesten beantworten, wenn wir uns überlegen, wer ein Interesse an einem solchen Glauben hat und wem ein solcher Glauben nützt:

  1. Der Glaube an die Existenz eines Teufels ist eine plausible Ausrede in vielen Religionen für alles Schlechte in der Welt, ohne daß nach den wirklichen Ursachen des Bösem geforscht werden muß und die wirklichen Schuldigen gesucht werden müssen. Das Böse ist und bleibt nach solchen Ausreden im Leben jedes Menschen und auch der Menschheit eben eine tiefe Tragik, der Glaube an den Teufel verdrängt diese Tragik und verniedlicht sie.

  2. Der Kampf gegen den Teufel ist ein Scheinkampf und ein Sieg ist ein Scheinsieg! Wer sich auf diesen Kampf - etwa mit irgendwelchen rituellen Veranstaltungen - einläßt, gibt zwar vor und bildet es sich oft genug noch selbst ein, etwas gegen das Böse zu tun, aber in Wirklichkeit geschieht gar nichts. Damit werden alle Versuche, das Schlechte in der Konkretheit unseres Lebens wirkungsvoll zu bekämpfen, im Endeffekt auch als sinnlos abgetan: Denn der Teufel als Drahtzieher läßt sich einfach nie vollkommen beseitigen. Anstelle auf den Teufel wird heute bisweilen auf die zeitbedingte Atmosphäre verwiesen, die dem Guten feindlich gesinnt ist. Auch dies ist eine Macht, gegen die sich nichts ausrichten läßt.

  3. Die Aufforderung zum Kampf gegen den Teufel hat etwas von der Devise "Haltet den Dieb" an sich. Wir werden getäuscht über die wirklich Schuldigen am Bösen und lernen auch, jedes Weiterfragen nach ihnen zu tabuisieren.

  4. Der Glaube an die Existenz des Teufels erzeugt Ängste, und Ängste waren seit jeher stets ein brauchbares Instrument und sind es immer noch, Macht zu erreichen und zu erhalten. Damit dient der Glaube an den Teufel stets dem jeweiligen Establishment einer Gesellschaft.

  5. Teufelsglauben ist ein Indiz für den Verfall unseres Christentums durch den Einfluß anderer Religionen und Ideologien. In der Gnosis beispielsweise wird jedem guten Prinzip ein böses Prinzip gegenüber gestellt, selbst wenn dies leere Konstruktion ist.

Die Begleiterscheinungen des Teufelsglaubens sind Hexenglauben und Satanskulte.

Mehr oder weniger zwangsläufig wird der Glaube an den Teufel nämlich immer einmal so stark, daß er für viele Menschen zum Gegengott und schließlich sogar zum wichtigsten Gott wird, den sie dann auf entsprechende Weise verehren (wozu nicht nur das Sichbeschmieren mit Rattenblut gehört). Der Glaube an den Teufel ist also auch deswegen abzulehnen, weil er sozusagen irgendwann zwangsläufig Hexenglauben und Satanskulte nach sich zieht.

 

Einen sinnvollen und aufgeklärten Zusammenhang von Teufel mit dem Bösen finden wir am ehesten im Wort Teufelskreis.

Hier denkt niemand an eine personifizierte Gestalt, und doch gibt der Begriff etwas vom Wesen des Bösen wieder. Wenn Jesus überhaupt vom Teufel geredet haben sollte, dann vermutlich nur in diesem Sinn, jedenfalls weist nichts darauf hin, daß er ein systematisches Konzept über ihn hatte. 

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)