MACHT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

MACHT ist eines der für uns Menschen faszinierendsten Ziele, das vor allem dann interessant zu werden scheint, wenn das eigentliche Ziel unseres Menschseins, nämlich die konkrete Erfüllung unserer Einheit von Leib und Seele aus dem Blickfeld entschwunden ist.

Macht ist nicht gleich Macht.

Unterschieden muß allerdings werden zwischen der Macht, die als Ordnungs- und Führungsfaktor in unserer menschlichen Gemeinschaft vermutlich nun einmal sein muß (Politik, Polizei, Unternehmer), und die sich daher verstandesmäßig begründet, und derjenigen Macht, die eher auf Unterdrückung mit dem entsprechenden Instrumentarium von äußerer und innerer Gewalt bis Manipulation, von Tabuisierungen bis zu völlig falscher Information und auf Irrationalem gründet und die etwas Überflüssiges und Sinnloses an sich hat. Besonders zwischen den Geschlechtern ist das Wechselspiel von dieser irrationalen Macht auf der einen Seite und entsprechender Unterdrückung auf der anderen Seite auch heute noch keinesfalls beendet, ja viele Mann-Frau-Beziehungen sind im Grunde reine Macht-Unterdrückung-Beziehungen - wenn auch oft auf Gegenseitigkeit, die allen Beteiligten das Leben versauern (siehe Geschlechterkampf).

In der Mythologie der Bibel wird in der Adam-und-Eva-Erzählung ausdrücklich ein Zusammenhang zwischen dem Geschlechtsverkehr, der nicht der Einheit von Leib und Seele dient, und dem Macht-und-Unterdrückungs-Verhalten zwischen Mann und Frau gesehen.

Der Verfasser der Adam-und-Eva-Erzählung läßt Gott nach dem Sündenfall zur Frau sagen: "Nach dem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen!" In einer harmonischen Mann-Frau-Beziehung mag das durchaus völlig anders sein.

Auch von unser nichtbiblisch geprägten Symbolik (siehe Symbole) her kennen wir die Verbindung von Sexualität und Macht: Die Szepter der Könige und die Marschallstäbe bewaffneter Macht haben ihren Ursprung im eregierten Penis des Mannes (siehe Erektion) - und selbst so manche Kirchtürme. Der Zusammenhang von Geschlechtsverkehr und Macht ist auch erkennbar, wenn ein Mann umgangssprachlich damit protzt, daß er eine Frau unter sich bekommen oder aufs Kreuz gelegt hat.

Wahrscheinlich dürfte es am ehesten gelingen, den Teufelskreislauf von Macht und Unterdrückung zu durchbrechen und damit auch den Geschlechterkampf zu beenden, wenn Frauen diesen Zusammenhang endlich einmal als Opfer-Täter-Kreislauf und als Chance ihrer Female Choice wahrnehmen und ihn bei ihren Lebensentscheidungen von Anfang an berücksichtigen. Das heißt, daß sie keinesfalls etwa Imponiergehabe bei Männern auch noch durch die Gewährung von Geschlechtsverkehr belohnen (siehe Liebesbeweis), sondern sich für diesen zwischenmenschlichen Vorgang, der eben mit dem naturgegebenen typischen irrationalen Machtinstrument, also mit dem Penis, geschieht, nur tatsächliche Gefährten aussuchen, mit denen sie auch wirkliche Einheit von Leib und Seele erfahren. Und bis sich das nicht einwandfrei bei einem Menschen herausgestellt hat, ist ja durchaus das Erlebnis der Phase der Ästhetik mit dem Zusammensein in bewußter und dennoch aktiver Enthaltsamkeit möglich, wie es auch in der Adam-und-Eva-Erzählung empfohlen ist. Dabei gibt es das Problem von Macht und Unterdrückung nämlich nicht!

Zum Thema Macht und Sucht siehe den Artikel in der WELT vom 14. 6. 2005: Gut für das Ego - Macht ist eine Droge. Sie erzeugt künstliche Paradiese, doch ihr Dauergenuß ruiniert Körper und Geist. Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2005/06/14/731668.html.

Eine Gesellschaft, in der keine Macht ausgeübt wird, bezeichnet man als Anarchie. Siehe auch Gewalt. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)