Unter einer
SUCHT verstehen wir im allgemeinen den
"gewohnheitsmäßigen Mißbrauch von Genuß- und Arzneimitteln zur
Erlangung von Wohlbehagen und Glücksgefühl". Die größte praktische
Bedeutung haben der Alkoholismus und der Morphinismus (Sucht nach Opium, siehe
auch Drogen).
Viele
Menschen dünken sich nur zu oft erhaben über diejenigen, die einer Sucht
anheimgefallen sind, ohne sich bewußt werden, daß vieles bei ihnen selbst
auch im Grunde von einem inneren Drang gesteuert ist, wodurch sie schon längst
nicht mehr wirklich frei und unbefangen sind.
So gibt es Menschen, die stets kaufsüchtig
sind, auch wenn sie schon längst kein Geld mehr haben, andere sind geradezu geizig,
selbst wenn sie genug Geld haben, wieder andere sind putzsüchtig, wasch-
und schminksüchtig, reisesüchtig oder auch süchtig nach genau
dem jeweiligen Gegenteil. Auch die Ausübung einer Religion ist für
viele zu einer Sucht geworden, sie entwickeln irrationale Ängste,
wenn sie etwa nicht zur Teilnahme an einem bestimmten
Gottesdienst kommen, aber auch die Abneigung, die Bekämpfung einer
Religion, kann eine Sucht sein, manche Menschen können und wollen es
prinzipiell nicht einsehen, daß eine Religion schließlich auch einmal
sinnvoll sein kann. Hingewiesen sei auch auf die Sucht nach Macht.
Die
Ursache von Süchten liegt vermutlich in der Veranlagung
des Menschen
zu Rauscherlebnissen.
Wenn es einem Menschen - aus welchen Gründen auch immer
- nicht gelingt, durch eigenerzeugte Hormone
zu akzeptierbaren derartigen Erlebnissen zu kommen, dann sucht er sich andere
Mittel und Wege, was ihm im einzelnen allerdings nicht bewußt zu werden
braucht. Und da die eindrucksvollsten eigenerzeugten Rauscherlebnisse nun
einmal mit einem gelungenen Manselbstsein
zusammenhängen, weist eine Sucht stets auf einen elementaren seelischen
Mangel dieses Selbstseins hin, der die augenblickliche Situation eines
Menschen ausdrückt oder auch eine vergangene. Es liegt in der Natur eines
Suchtmittels, daß sich der Trieb danach schließlich verselbständigt, selbst
wenn die Ursache sich eigentlich erledigt hat. So kommt es, daß ein Mensch an
den Folgen eines früheren mangelhaft ausgeprägten Selbstbewußtsein, durch
das er etwa zum Nikotin kam, auch dann noch zu leiden hat, selbst wenn er später
einmal vielleicht wirklich voll und ganz selbstbewußt geworden ist: Nun
braucht er die Zigaretten nicht mehr, um sein Minderwertigkeitsgefühl zu überspielen,
sondern nur noch wegen seines Nikotinspiegels im Blut!
Da
das Manselbstsein letztlich unmittelbar mit der Erfüllung der Einheit
von Leib und Seele zusammenhängt - oder zumindest mit einer unzerstörten Hoffnung
darauf - so wie es auch vom christlichen
Glauben her Lebenssinn des Menschen ist, dürfte die Lösung dieses
Problems der stärkste Antrieb für uns Menschen sein, die Süchte grundsätzlich
in den Griff zu bekommen. Denn dann bilden sich jene eigenerzeugten Drogen,
die jegliche eher problematischen künstlichen Drogen überflüssig machen.
(Wörterbuch von
basisreligion)
Zur aktuellen Situation in
Deutschland ein Betrag aus der WELT vom 19.12.2003:
9,3 Millionen Deutsche trinken zu viel
Alkohol
Berlin - Die Preise für Zigaretten und Alkohol müssten drastisch erhöht und
die Zusatzeinnahmen für die Suchtprävention verwendet werden. Das forderte
Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
(DHS), bei der Vorstellung des Jahrbuchs "Sucht 2004" am Donnerstag in Berlin.
Der Konsum legaler Suchtmittel lasse sich vor allem über den Preis steuern,
sagte Hüllinghorst. Er kritisierte daher, dass die Tabaksteuererhöhung zum 1.
März 2004 mit 1,2 Cent pro Zigarette um 0,3 Cent niedriger ausfalle als
ursprünglich geplant. Von den 16,7 Millionen Rauchern in Deutschland
konsumieren rund ein Drittel mehr als 20 Zigaretten am Tag. Insgesamt wurden
2002 in Deutschland 145,1 Milliarden Zigaretten geraucht, das sind 1,8 Prozent
mehr als im Vorjahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt damit bei 1761 Zigaretten.
Jedes Jahr sterben mindestens 110 000 Raucher an den Folgen des Tabakkonsums.
Andere Schätzungen gehen sogar von mehr als 140 000 tabakbedingten Todesfällen
aus.
Die neuen Warnhinweise auf Zigarettenschachteln ("Rauchen kann tödlich sein"
oder "Rauchen verursacht Lungenkrebs") hält Hüllinghorst für richtig und
sinnvoll. Die Aufdrucke in Form von Todesanzeigen regen zum Nachdenken an und
motivieren den "Ausstiegswillen". Mit Sorge beobachtet Hüllinghorst, dass
immer mehr Jugendliche immer früher mit dem Rauchen beginnen. Das gilt auch
für den Alkoholkonsum. 2,4 Prozent der elfjährigen Jungen trinken einmal pro
Woche Alkohol.
Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 10,4 Litern reinen Alkohols lag Deutschland
2002 im internationalen Vergleich an achter Stelle. Es wurden zwar weniger
Bier und Sekt, dafür aber mehr Wein und Spirituosen getrunken. Bei 9,3
Millionen Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren wird der Alkoholkonsum als
riskant eingestuft, davon leiden bereits 2,7 Millionen Menschen an
gesundheitlichen Schäden. Die Zahl der abhängigen Alkoholiker liegt bei 1,6
Millionen. Jedes Jahr sterben rund 40 000 Menschen an den Folgen des
Alkoholkonsums, in Kombination mit Zigaretten sind es sogar 74 000.
Hüllinghorst verwies insbesondere auf den Trend zu Bier- und
Spirituosenmixgetränken, so genannte Alkopops. Jugendliche würden diese
Getränke häufig konsumieren. Ein hoher Zuckergehalt verdecke den Alkoholgehalt
von rund 5,5 Prozent und verleite so schon früh zum Alkoholkonsum. Rückläufig
dagegen ist die Zahl der Rauschgifttoten. Sie sank 2002 im Vergleich zum
Vorjahr von 1835 auf 1513. Insgesamt wurden 520 Kilogramm Heroin
sichergestellt. Das sind 38 Prozent weniger als im Vorjahr. Beim Kokain
dagegen nahm die sichergestellte Menge um 66 Prozent auf 2136 Kilogramm zu.
Bei Ecstasy war erstmals eine deutlich rückläufige Tendenz festzustellen. Die
beschlagnahmte Menge ging im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 3,2
Millionen Ecstasy-Tabletten zurück.
Rund sechs Prozent aller in Deutschland verordneten Arzneimittel besitzen ein
Suchtpotenzial. Darunter sind vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel mit
Wirkstoffen aus der Familie der Benzodiazepine. Zwar sind die Verordnungen für
entsprechende Präparate zurückgegangen, dennoch liegt die Zahl der davon
Abhängigen bei rund 1,1 Millionen. Insgesamt sind 1,4 Millionen Menschen
medikamentenabhängig.
Von den stoffunabhängigen Süchten führt das Jahrbuch die Spielsucht auf. Die
Zahl der behandlungsbedürftigen Glücksspieler in Deutschland wird auf 90 000
bis 150 000 geschätzt, davon sind 90 Prozent Automaten- und zehn Prozent
Casinospieler. Die Zahl der Kauf- und Internet-Süchtigen dagegen sei nur sehr
schwer zu erfassen, sagte Hüllinghorst.
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http://www.welt.de/data/2003/12/19/212970.html