MENSCH (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Der MENSCH ist das am höchsten entwickelte Lebewesen - zumindest von unserer menschlichen Sicht her.

Von unseren tierischen Verwandten unterscheiden wir uns vermutlich weniger durch eine ausgefeilte Intelligenz oder durch eine besondere Moral (denn das alles ist in vergleichbarer Weise auch bei Tieren vorhanden, weil es einfach zum Leben notwendig ist), sondern wohl mehr noch durch unsere ganz besondere Veranlagung zum Erlebnis von Grenzerfahrungen.

Das Problem des Menschen ist vor allem, daß er von vornherein ein "Mängelwesen" ist, er hat kein Haarkleid, braucht also zumeist eine wärmende Hülle und weil die naß werden kann, braucht er auch noch eine Behausung, er kann nicht besonders schnell laufen, um die meisten der Tiere zu fangen, die ihm als Nahrung dienen können, braucht also Waffen und Phantasie und Kreativität, und weil sein Verdauungsapparat rohe Nahrung zumeist nur schlecht verarbeiten kann, muß sie durch Erhitzen zubereitet werden, ein komplizierter Vorgang, die Frau ist "gehandicapt" während der Schwangerschaft und der Aufzucht des Nachwuchses, den sie auch nicht während der Nahrungsbeschaffung allein lassen kann, braucht also zum Überleben Hilfe und Schutz anderer oder zumindest eines anderen. Und für einen solchen Helfer und Schützer kommt wohl am ehesten derjenige infrage, der auch der Vater des Nachwuchses ist, weil der eine besondere Beziehung hat (durchaus auch in Sorge um die erfolgreiche Weitergabe seiner Gene, also um "seinen" Nachwuchs). Eine besondere Rolle spielt auch die Fähigkeit und Sehnsucht der Frau zum Orgasmus, dessen Erlebnis eine besondere Innigkeit der Einheit von Leib und Seele mit dem Partner voraussetzt. Das alles ist im Grunde ein anspruchsvolles Beziehungsgeflecht, dessen Ordnung man eben "Moral" nennt oder vielleicht auch "Sinn des Lebens". Von daher muß vermutlich auch unsere gegenüber unseren tierischen Verwandten gesteigerte Intelligenz gesehen werden, die wir vor allem dafür haben, damit dies alles gelingt. Denn schließlich funktioniert solches Gelingen nicht automatisch, mit der Brisanz des Sexuellen ist nun einmal die Möglichkeit des Scheiterns gegeben, daß man eben von einem anderen nur belogen und benutzt wird und für das, was man selbst gibt, eben keine angemessene Gegenleistung erhält.

Man muß sich eben auskennen und Pläne machen können, und dafür ist der Mensch zum Lernen veranlagt.

Und die ursprünglichste Form des Lernens ist das des "Übens auf dem Trockenen", also die Situation eines ungefährlichen Spiels. Ein einfaches Beispiel hierfür sind die Überlegungen vor dem Springen über einen tiefen Graben. Man übt erst einmal an einem ungefährlichen Sandkasten - und wenn das funktioniert, dann wird vielleicht auch "das andere" klappen. Oder wir messen uns im Spiel miteinander - auch das ist eine Vorbereitung für den Kampf im Leben, dem Lebenskampf. Die Theorie, die den Menschen als Wesen sieht, das sich durch Spielen mit "harmlosen Dingen" auf die echten Lebenssituationen vorbereitet, ist die Spieltheorie.

Um das eigene Erlernen über das Üben an ungefährlichen Situationen usw. abzukürzen, wer kann immer schon alles selbst lernen, schauen die jungen Menschen zunächst einmal von anderen ab, was sie brauchen. Die Systematisierung dieses Abschauens ist - im Grunde für alle Dinge des Lebens - die Erziehung oder eben der Unterrichts. Und für einen sinnvollen Umgangs mit anderen ist daher auch ein Unterricht in Menschenkenntnis nötig - und dieser Unterricht kann natürlich auch wieder mißbraucht werden, wenn dem Menschen etwa nichts Sinnvolles oder gar Sinnwidriges beigebracht wird, etwa die Leibfeindlichkeit. Siehe auch Tabu und Manipulation.  

Doch der Mensch kann ohne einen Sinn nicht leben, und wenn er keinen ihm angemessenen hat, dann sucht er nach den Gesetzen des horror vacui eben einen neuen!

Wenn also unter Umständen die typisch menschliche Moral und auch die typisch menschlichen Grenzerfahrungen (oder auch der typisch menschliche Sinn des Lebens) aus dem Blickfeld einzelner Menschen oder gar von Gemeinschaften von Menschen entschwunden sind oder wenn wir von ihnen etwa aufgrund mangelnder innerer und äußerer Umstände (zu den inneren Umständen gehört Freiheit und Emanzipation und Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Information) keine Ahnung haben und sie auch nicht einmal als Lebensziel erkennen und anstreben können, werden zwangsläufig andere Merkmale und Ziele als diejenigen, für die er von Natur aus veranlagt ist, als typisch für den Menschen gesucht und schließlich auch empfunden.

So kommt es dann zu anderen Interpretationen, es kommt etwa bei einer kultur- und religionsbedingten Leibfeindlichkeit oder gar bei einer Sklaverei zu einer Ersatzmoral wie der Scham (die zwar nichts hilft, also nur eine Scheinmoral ist, doch der Mensch braucht eben etwas im Zusammenhang mit Moral zu seinem Selbstbewußtsein) und daß er vor allem auch auf Gott oder auf ein Leben nach dem Tod (also auf Transzendenz) ausgerichtet ist. Und wenn diese Interpretation dann auch noch fragwürdig wird, dann tauchen Theorien auf, daß der Mensch etwa ein Wesen sei, das sich von seiner Fähigkeit zu bewußter Gestaltung der Umwelt durch Arbeit her begründet.

Eng mit den möglichen Grenzerfahrungen sind Rauscherfahrungen verknüpft, ja die Fähigkeit zu Rauscherfahrungen dürfte sogar Vorbedingung für das höchste Erlebnis von Grenzerfahrungen sein.

Und diese Rauscherfahrungen bedürfen als Auslöser keinesfalls künstlicher Drogen, sondern hängen mit bestimmten Hormonen zusammen, die durch die typischen Erfordernisse des Überlebens sowohl des einzelnen Menschen wie der menschlichen Art ganz allgemein im menschlichen Organismus selbst erzeugt werden. Dazu gehören dann durchaus auch negative Streß-Erlebnisse jeglicher Art, Hauptsache ist dabei, daß es überhaupt "aufregende Erlebnisse" gibt und daß ein Mensch wenigstens irgendwie mit ihnen zurecht kommt. Im Fachjargon sagen wir, daß der Mensch eben seine Adrenalinausschüttungen braucht, umgangssprachlich reden wir vom Nervenkitzel. Und im Volksmund gibt für die Erfahrung, daß der Mensch eine (Sehn-)Sucht nach Streßsituationen hat, selbst wenn diese riskant sind und es ihm eigentlich so gut geht, daß er gar keine wirklichen Risiken braucht, sogar ein Sprichwort: "Wenn's dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen".

Der Mangel an Erlebnissen intensiver Grenzerfahrungen im Zusammenhang mit unserer Einheit von Leib und Seele oder die zerstörten Hoffnungen darauf werden dabei nicht ohne weiteres verkraftet, vielmehr fördern derartige Entbehrungen vermutlich sogar die Bereitschaft des Menschen zum Haß und damit zum Bösen. Schließlich ist ja auch das alles so eine Art Rausch!

Unabhängig davon profitieren schließlich auch alle Ideologien (siehe Philosophie und Religion) in höchstem Maße vom Verlust der Einheit von Leib und Seele der Menschen und von den sich daraus ergebenden Ersatzerwartungen, weil dieser Verlust eine Lebensangst bedeutet - und bekanntlich bedeuten Ängste auf der einen Seite immer Macht und Herrschaft auf der anderen Seite. Daher besteht auch von Seiten der jeweils Herrschenden (siehe Establishment) kein Interesse an einer wirklichen Hinführung des Menschen zu wirklicher Freiheit und Emanzipation und damit auch zu seiner leibseelischen Einheit.

Christliches Menschenbild.

Das Menschenbild dieser Website finden Sie unter dem Stichwort Kybernetik, es ist also ein materialistisches Menschenbild. Auf den ersten Blick mag das vielleicht völlig unchristlich klingen, doch eben nur auf den ersten Blick. Denn mit diesem Menschenbild können die christlichen menschlichen Ideale wieder Wirklichkeit werden! Und warum soll das nicht funktionieren? Wäre es nicht eine merkwürdige Laune der Natur, wenn sie eine Veranlagung für etwas vorbereiten würde, was im Grunde gar nicht möglich und auch nicht gut ist. Und nach (wirklichem) christlichem Glauben bezieht sich die Erlösung durch Jesus ja auch genau auf dieses menschliche Problem - und ist auch möglich. Der Rest ist eine Frage, ob wir uns bei der Nachfolge Jesu am wirklichen Jesus orientieren.

Siehe auch das Gespräch in der WELT am 17. Oktober 2005

"Wir brauchen neue Namen für die Hominiden-Vielfalt"

mit dem Anthropologen Ian Tattersall über die Evolution des Menschen und die Einordnung von Homo floresiensis von Sonja Kastilan. Es geht auch hier darum, was den Menschen zum Menschen macht. Hier ein Zitat:

Tattersall: Es ist die Kombination vieler verschiedener Eigenschaften wie etwa Sprache. Außerdem ist der Homo sapiens fähig, sich mit hypothetischen Fragen auseinanderzusetzen und Symbole zu erschaffen, die zum Beispiel nie ein Neandertaler hinterlassen hat, während es dagegen die Steinheim-Hominiden oder Vogelherd-Menschen taten. Und im Gegensatz etwa zu Kühen, die scheinbar glücklich auf der Wiese liegen, halten wir Untätigkeit nicht aus. Wir ertragen keine Langeweile, sondern füllen Freizeit aus, zum Beispiel mit Spielen oder Kunst. Wir erschaffen die Welt in unserem Geist und hinterfragen sie, geben unserer Umwelt Namen. Die meisten anderen Hominiden  werden wohl in der Welt gelebt haben, wie die Natur sie ihnen darbot - darauf reagierten sie intuitiv. Aber egal was unsere mysteriösen Fähigkeiten förderte: Alle Veränderungen werden, wie beim aufrechten Gang, immer erst durch das Verhalten wirklich relevant.

Den vollständigen Beitrag finden Sie unter der Url.: http://www.welt.de/data/2005/10/18/790390.html

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English !