ÄNGSTE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

ÄNGSTE / ANGST sind Gefühlszustände, die als seelische Beengung, Erregung oder Verzweiflung erlebt werden und häufig die Willenskraft des Menschen bei schwierigen oder gefährlichen Handlungen hemmen. Ängste haben von Natur aus eine Warnfunktion.

Allerdings funktioniert das mit der Warnfunktion nicht immer in wirklich sinnvoller Weise, weil sie nur zu oft durch unsere Kulturen in eine falsche Richtung gelenkt wurden und werden und wir daher etwas als gefährlich ansehen, was es gar nicht ist, und etwas für ungefährlich, was in Wirklichkeit bisweilen sogar höchst gefährlich ist.

Um diese Problematik in den Griff zu bekommen, unterscheiden wir:

1.      Verstandesmäßig begründbare Ängste, die hier mit Furcht bezeichnet werden. Eine typische Furcht ist im allgemeinen das Schwindelgefühl, das uns davor warnt, zu nahe an einen vielleicht lebensgefährlichen Abgrund zu treten.

2.      Verstandesmäßig nicht begründbare, krankhafte oder irrationale Ängste, die auch mit dem Wort "Paranoia" bezeichnet werden. Solche Ängste haben als Grund irgendwelche unwirklichen Phantome und bedeuten immer ein Gefühl der Unsicherheit für uns. Da jedoch letzten Endes unser Blick von den wirklichen Gefahren abgelenkt wird, in die wir bei passender Gelegenheit auch mit teuflischer Sicherheit hineinstolpern, helfen sie in der Wirklichkeit des Lebens praktisch nichts und wiegen uns allenfalls in falscher Sicherheit.

Und da wir schließlich doch alles falsch machen, kommt es auch noch zu Schuldgefühlen und zu einem nutzlosen schlechten Gewissen und zu weiterer Unsicherheit und damit zu neuen Ängsten. Das Gelingen unseres Lebens wird auf diese Weise gleich doppelt durch typische Ängste beeinträchtigt.

Natürlich werden die meisten Menschen entrüstet leugnen, von Ängsten abhängig zu sein, denn wer sieht sich schon wirklich selbstkritisch und gibt gern einen eigenen Makel zu. Wir müssen daher schon konkret werden: Solche im Grunde nutzlose und nachteilige Ängste sind zum Beispiel der Glaube an die Abhängigkeit von übersinnlichen (siehe Übersinnliches) Mächten oder an eine Belohnung oder an eine Bestrafung in einem Leben nach dem Tod oder in einem Leben in einer Wiedergeburt (siehe Aberglaube). Und wer meint, heutzutage aufgeklärt und frei von irrationalen Ängsten zu sein, sollte einmal überlegen, wie weit er bei seinen Lebensplanungen die eher verstandesmäßigen Gesetze der Wahrscheinlichkeitsrechnung bedenkt und sich in seinem Handeln danach richtet oder welche Rolle die Sexualängste, also etwa die (Sexual-)Scham und die damit zusammenhängenden fruchtlosen Ängste vor Exhibitionisten und Spannern und auch vor so etwas wie den K.-o.-Tropfen, in seinem Leben spielen und wozu ihm diese bisher geholfen haben - und inwieweit ein Nachdenken über solche irrationalen Ängste Einfluss hat auf sein Erziehungskonzept für die nächste Generation. Und das sind auch Ängste oder auch Traumata, die unser Leben beeinflussen, wenn nicht sogar bestimmen!

Es ist ähnlich wie bei einem unfairen Geschäft, bei dem der Nachteil auf der einen Seite einem Voreil auf einer anderen Seite entspricht: Ängste bei den einen Menschen bedeuten immer Herrschaft und Macht bei anderen! Das Problem ist allerdings, daß auch die "Herrschenden" eigentlich immer in denselben Ängsten stecken.

Es ist Kennzeichen wohl aller Kulturen, daß es ein Interesse daran gibt, daß Menschen überflüssige und letztlich für ihre Lebensqualität nachteilige Ängste haben und nicht davon sinnvoll befreit werden.

Wir sind hier haargenau bei dem wichtigsten Instrument jedes Establishments, jedes negativen Patriarchats und jeder Klassengesellschaft (und damit auch jeder Religion) zur Erhaltung der einmal festgefahrenen Strukturen von Macht und Unterwerfung! Wir werden auf alle unsere Ängste von unserer gesamten Erziehung her fixiert, die allerdings daher in Wirklichkeit eher eine Manipulation ist! Es scheint vordringliche Aufgabe in jeder Kultur zu sein, die nachfolgenden Generationen auf jede nur erdenkliche Weise, und sei sie noch so unfair, an sich zu binden, und Ängste jeglicher Form spielen dabei die wichtigste Rolle schlechthin. Mauern und Stacheldraht werden immer irgendwann einmal hinterfragt und niedergerissen, eiserne Fesseln werden zerbrochen, doch Ängste zementieren die härtesten Mauern in den Köpfen und gehen mit Menschen eine fast nicht zu lösende Verbindung ein, werden sozusagen sogar zum Sinn des Lebens und werden daher von den Unterdrückten selbst schließlich nur zu oft noch fanatisch verteidigt. Denn Ängste haben die Eigenschaft, daß kaum jemand wagt, sie zu hinterfragen, weil sie einerseits mit den tiefsten Sehnsüchten nach menschlicher Einheit von Leib und Seele und andererseits immer mit massivsten Tabus gekoppelt sind. Wer also etwa die Sinnhaftigkeit gerade der unsinnigsten Ängste angreift und sich vielleicht auch noch über sie lustig macht, dem wird damit unterstellt, daß er sozusagen am Sinn des Lebens überhaupt rüttelt. Was habe ich in manchen Klassen schon für Proteste erlebt, wenn ich es beispielsweise gewagt habe, den moralischen Sinn der Sexualscham zu hinterfragen. Es schien mir, daß ich den jungen Leuten ihren kostbarsten Besitz wegnehmen wollte. (Allerdings hielten bisweilen auch einige bei dem Gezeter den Mund und kamen sogar nach dem Unterricht zu mir und machten mir Mut...)

Menschen mit Ängsten sind im übrigen bei allen Mächtigen beliebt, denn gerade sie passen sich letztlich - sozusagen aus einer inneren Unsicherheit heraus - wie selbstverständlich irgendwo an oder verhalten sich wenigstens widerspruchslos, Menschen mit Ängsten fragen nicht viel, vor allem nicht nach den Hintergründen von Macht und Unterwerfung, Menschen mit Ängsten verdrängen ihre Träume von einer besseren Welt hier und jetzt und ihnen fehlt daher auch jede Vorstellung, daß man überhaupt etwas ändern könnte. Und vor allem vermeiden Menschen mit Ängsten ja doch nicht die entscheidenden Fehler in ihrem Leben und haben dann automatisch Probleme und Schuldgefühle und damit neue Ängste, mit denen sie genug ausgelastet sind, Menschen mit Ängsten sind für die Mächtigen ungefährlich.

Auch haben Ängste vor einem strafenden Gott noch nie etwas Böses verhindert und wirklich Gutes nachhaltig erreicht.

Die Argumentation, daß die Ängste vor einem strafenden Gott und vor einer ewigen Verdammnis nach dem Tod immerhin viel Böses unter uns Menschen verhindern (die Hoffnung auf eine ewige Glückseligkeit nach dem Tod bei gutem und bravem Verhalten hat im Grunde denselben Effekt), daß wir Menschen also ohne diese Ängste noch schlechter wären, als wir es so schon sind, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als wenig stichhaltig. In der Praxis haben solche Ängste nämlich wohl noch nie die Menschen gebessert, denn sie pflegen stets sehr schnell neutralisiert zu werden, sobald es um gut und böse geht. Ist es nicht gerade das "Geschäft" von typischen Religionen, daß sie dazu Sühneriten entwickeln, die niemandem wehtun und mit denen dann alle nur erdenklichen Bosheiten angeblich wieder gutgemacht werden können (siehe Vergebung)? Und falls jemals in der Geschichte aus Ängsten heraus Fehler und Bosheiten wirklich einmal vermieden worden sein sollten, so wurden gerade darum nur woanders umso schlimmere begangen. Die richtigen Schlechtigkeiten pflegen im allgemeinen sogar erst recht im Namen eines Gottes oder sogar aus Angst vor einer anderen höheren Macht getan zu werden! (Hitler etwa fühlte sich ganz gewiß als Vollstrecker seines Herrgotts oder der von ihm oft zitierten Vorsehung und als Erlöser im Dienste einer besseren Menschheit, die Inquisitoren und die Hexenrichter dachten da auch nicht anders!) Ursache für solche Verirrungen ist, daß alles das, was wir lediglich aus Angst  tun, ohnehin nicht wirklich sittlich und auch sicher nicht gottwohlgefällig ist im Sinn von wirklichem christlichen Glauben und daher auch keine wirkliche Moral ist. Um die Sinnhaftigkeit einer Angst zu erkennen, hinterfragen wir am besten, ob und welche konkrete Furcht dahintersteckt. Gegen eine konkrete Furcht gibt es auch meist eine konkrete Maßnahme. Und wenn sich nach reiflichem Überlegen nichts anderes ergibt, als daß es sich bei einem Unsicherheitsgefühl nur um eine irrationale Angst handeln kann, dann nehmen wir uns doch ein Herz und provozieren einen Verstoß! Nur so kommen wir auf Dauer von unseren Ängsten los und werden zu selbstbewußten und emanzipierten Menschen. Orientieren wir uns dabei allerdings immer an den Zehn Geboten!

Sorgen wir auch dafür, daß wir vor Überrumpelungen sicher sind, vielleicht trauen wir uns einmal, daher das Problem der Sexualscham bei uns selbst anzupacken solange sie im Zustand "gefühlsmäßiger Nüchternheit" sind, also auf alle Fälle keine gefühlsmäßige Sehnsucht zu einem bestimmten Partner da ist? Mädchen und Frauen werden erstaunt sein, wie sie auf diese Weise zu völlig anderen Partnervorstellungen kommen und damit - zumindest auf Dauer - eine positive und rationale Female Choice auslösen.

Es ist Kennzeichen für einen emanzipierten Menschen, daß er seine irrationalen Ängste infrage stellt und abbaut - und sich Gedanken macht über die wirklich gefährlichen Fragen des Lebens und hier eine sinnvolle Furcht aufbaut.

Auffällige Beispiele, wie irrationale Ängste in sinnvolle Furcht umgewandelt werden können, habe ich anhand des Anhalterfahrens afrikanischer Mädchen unter dem Stichwort Täter und Opfer aufgezeigt.(neu)

Die Angst junger Menschen, besonders von Mädchen, vor dem ersten Geschlechtsverkehr und vor dem Schmerz bei der Entjungferung ist ein typisches Kennzeichen eines nicht intakten Mann-Frau-Verhältnisses in einer Gesellschaft, das sich beim einzelnen Menschen eben auf diese Weise bemerkbar macht. Doch läßt sich gerade eine solche Angst leicht in eine konkrete Furcht umwandeln: durch Zwischenschalten der Phase der Ästhetik (statt wie bisher allgemein üblich der Phase des Geliebte(r)-Seins) und dabei durch striktes Einhalten einer Reihenfolge bei der Begegnung der Geschlechter und der Vermeidung vollendeter Tatsachen. Wer es mit der Enthaltsamkeit richtig anfängt, für den kann sie auch eine Art Rausch bedeuten.

Schwieriger zu lösen dürfte das Problem vieler Frauen und Mädchen sein, die Angst vor einer Vergewaltigung haben. Sicher kann eine entkrampfte und nüchterne Einstellung einzelner schon einmal die Chancen einer erfolgreichen Abwehr erhöhen. Wir mögen die Ideen mancher Frauen lächeln, in der Frauenkampf-Szene mitzumachen, doch ist das immerhin ein Weg, Ängste in Furcht umzuwandeln und auch noch Spaß dabei zu haben. Doch wird dieses Problem wohl endgültig erst dann gelöst werden, wenn einmal in einem grundsätzlich erneuerten Weiblichkeits-Bild aller Menschen die Mädchen und Frauen als Kameradinnen und Gefährtinnen gesehen werden und nicht mehr in den Kategorien von Madonna oder Dirne oder von Dienstmagd und Dirne. Das wäre dann auch eines der Kennzeichen der Verwirklichung des Ziels unseres Glaubens, nämlich des Paradieses in dieser Welt.

Im übrigen spricht vieles dafür, daß ein Geschlechtsverkehr, der nicht in Übereinstimmung mit der Einheit von Leib und Seele geschieht - gleichgültig ob außerhalb oder innerhalb einer Ehe, vorhandene Ängste sozusagen zementiert und dazu noch neue Ängste erzeugt. Dabei ist oftmals überhaupt kein direkter Zusammenhang erkennbar, allein die Tatsache des Verkehrs genügt schon. Und nur ganz schwer oder sogar nie lassen sich solche Ängste schließlich beseitigen (siehe Mißtrauen).

Hinweis: Wenn Sie einen Überblick haben wollen, was es so alles für Ängste gibt und wie sie uns auch oft genug beherrschen, schauen Sie doch einmal in die Website von Astrid Krüger unter http://www.astrid-krueger-panik.de/lexikon.htm#phobien!

Siehe auch Atomenergie und CO2-Lüge, auch hier ein typisches Spiel mit der Angst, gleichzeitig ein Milliardengeschäft!

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English !