SPANNER (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Mit SPANNER (offiziell VOYEUR) werden umgangssprachlich Menschen bezeichnet, die vor allem bei Vorgängen, die etwas mit der Sexualität zu tun haben, lieber zuschauen als selbst dabei mitmachen.

Die Beurteilung, wie Spannerei zu werten ist, ist nicht einfach. Wenn es beispielsweise völlig in Ordnung ist, wenn sich jemand an der Natur nicht sattsehen kann oder auch nicht an einem gelungenen Bauwerk (siehe Kulturprduktion), warum soll es dann anrüchig sein, wenn er vom Schönsten, das es für uns Menschen auf dieser Welt wohl gibt, nämlich von der Ästhetik eines als schön empfundenen (andersgeschlechtlichen) nackten Menschen so begeistert ist, daß er sich auch da nicht sattsehen kann?

Krankhaft und fragwürdig könnte nur dabei sein, wenn Menschen zu ihrer von jeglicher Vorstellung für Gefährtesein und Partnerschaft und wirklicher Verantwortlichkeit losgelösten Befriedigung oder zu ihrer Belustigung andere in ihrer Nacktheit oder bei irgendwelchen eher intimen Verrichtungen beobachten, die selbst Ängste vor der eigenen Nacktheit haben, obwohl diese gefahrlos und risikolos möglich wäre (siehe Sexualängste). Und nur solches Verhalten wird als Spannerei bezeichnet, das dann auch ein sicheres Zeichen von mangelndem Selbstwertgefühl und von nicht gelungener innerer Emanzipation ist.

Sind denn immer nur Männer die Spanner?

"Man" wird ja einmal die Frage stellen dürfen! Warum haben gerade Frauen und Mädchen denn immer eine solche Angst vor Spannern, warum weigern sie sich so sehr, an einen allgemeinen Nacktstrand zu gehen oder in eine gemischte Sauna? Dabei passiert ihnen doch gar nichts und schon wegen ihrer Körperbehaarung sieht "man" auch rein gar nichts (die Natur wird sich schon etwas bei der "Körperbehaarung" gedacht haben!), es sei denn, "sie" wollen durch entsprechende Kokettiererei oder durch ihre Schamrasur geradezu gesehen werden. Kann es also vielleicht sein, dass Mädchen und Frauen hier von sich auf andere schließen und aber nichts aufgearbeitet haben? Ich erinnere mich, als ich mich einmal von einer Familie an einem (halbwilden) Nacktstrand verabschiedete. Mit den Eltern hatte ich dabei Blickkontakt, doch als ich den mit der Tochter (17) suchte, die vor ihnen stand, waren deren Augen "woanders", was ich natürlich (hinterher) sehr lustig fand und dem Mädchen keinesfalls übel nahm (wieso auch, ich habe doch davon keinerlei Schaden), nicht zuletzt hatte ich mich vorher mit ihm nett unterhalten.

Oder ein anderes Erlebnis: In einer Gruppe turnten wir alle "so wie Gott uns schuf" am Atlantik in den Wellen herum, nur die 12jährige, die dabei war, brauchte ihre Badesachen. Ich sprach sie darauf an, und bat sie, sich entweder auch auszuziehen oder (zu ihren Eltern) zu verschwinden, denn ich hätte etwas gegen Spanner, auch gegen 12jährige... Ich hatte den Eindruck, dass das saß, sie war ausgesprochen sauer, ging aber nicht (was einfach gewesen wäre) und fügte sich und machte mit. Also hatte ich sie wohl ertappt. Demgegenüber verhielt sich das kleine Mädchen in Antwerpen (siehe unter Kind und Sexualität) - aus seiner Sicht - ausgesprochen fair: Es wollte "sehen" und bot auch indirekt an, "gesehen" zu werden! Offenbar war hier ein natürliches Gerechtigkeitsgefühl noch nicht verdorben.

Aus diesen "Erlebnissen" könnte man im Übrigen auch den Schluss ziehen: Wenn gerade Mädchen etwas gegen eine "gemischte Nacktheit" haben, dann könnte der Grund dafür ja auch sein, nicht weil sie Angst haben, dass man "etwas" von ihnen sieht, sondern dass sie so fasziniert sind, etwas "Männliches" zu sehen, dass sie sich genieren, sich dabei ertappt zu sehen und nicht mehr unbefangen sein zu können... Ich weise allerdings unbedingt darauf hin, dass dieses "Fasziniert-sein-etwas-zu-sehen" noch lange nichts damit zu tun hat, auch "etwas zu tun", und dass man daher das "Sehen" schon gönnen könnte! Nicht zuletzt könnte das ein Schritt in die richtige Richtung gegen die verhängnisvolle Leibfeindlichkeit sein!

Und es sieht sogar so aus, als ob sich das Interesse von Frauen an der Spannerei beweisen ließe! Hier aus einer Meldung der WELT vom 16. April 2007 (Wissenschaftsseite): Forscher des Kinsey-Instituts an der Indiana-University haben Männern und Frauen Sex-Fotos gezeigt und deren Augenbewegungen beobachtet. Verblüffendes Fazit: Die Mehrzahl der Männer schauten zuerst auf das Gesicht der weiblichen Darstellerin, Frauen sahen sich das gesamte Foto an. "Männer beobachteten das Gesicht viel intensiver als Frauen, beide blickten die Geschlechtsorgane etwa gleich lang an", sagt Studienleiterin Heather Rupp.

Und was schließen wir (auch noch) daraus? Wenn das Gesicht der Spiegel der Seele ist, dann sind die Männer doch noch mehr an der Seele der Frauen interessiert als die Frauen an der Seele der Männer?

Siehe hierzu auch den Beitrag in der Zeitung "Die Welt" vom 4. 12. 2012, in dem von einer anderen Untersuchung berichtet wird, die in etwa zu denselben Ergebnissen kommt:

Männer nehmen die Welt anders wahr als Frauen

Männer sehen beim ersten Blickkontakt mit Gesichtern von Menschen oder Tieren zuerst und fast ausschließlich auf die Augen. Frauen schauen eher auf Nase oder Mund. Forscher hatten 52 Männern und Frauen Bilder mit verschiedensten Motiven gezeigt und dabei ihre Blickrichtung aufgezeichnet, heißt es in "Plos one". Waren Menschen abgebildet, schauten beide Geschlechter am längsten auf Frauen. Während der Blick der Männer aber an deren Gesichtern hängen blieb, musterten die Frauen den gesamten Körper ihrer abgebildeten Geschlechtsgenossin. "Das bedeutet, dass Männer und Frauen die Welt ganz unterschiedlich betrachten", schreiben Felix Mercer Moss von der University of Bristol und sein Team. Selbst wenn sich beide Geschlechter in derselben Umgebung aufhielten, sei das, was sie wahrnehmen, nicht gleich.


http://www.welt.de/print/die_welt/wissen/article111791074/Wissen-Kompakt.html


Anmerkung des Verfassers der Website zu dem Beitrag: Es sieht also auch hier so aus, als ob die Frauen diejenigen sind, die besonderes Interesse an dem "anderen Körper" haben und, wenn sie Männern "Glotzerei" unterstellen, von sich auf andere schließen.


Doch der Begriff Spannerei bezieht sich auch auf andere als intime Vorgänge, die etwas mit dem menschlichen Körper zu tun haben. Das sind dann vor allem Situationen, die mit dem Leid anderer Menschen zu tun haben, wie etwa Verkehrsunfälle oder Naturkatastrophen. Spannerei ist wohl immer ein Kennzeichen, dass die Fähigkeit fehlt, im eigenen Leben erfüllendere Spannungen zu gestalten und zu erleben (siehe Hormone, Streß, Drogen).

In meinem Unterricht ereiferte sich einmal eine 23jährige Schülerin über meine Ansichten zur Nacktheit und fand allein die Vorstellung, sich von geilen Spannern angaffen zu lassen, abscheulich. Sie (in Scheidung lebend, mit fünfjährigem Sohn) hatte von sich aus bereitwillig ihre negative Einstellung zu ihrem Mann, zu ihrem Schwiegervater und zu Männern ganz allgemein dargelegt wegen so mancher schlechter Erfahrungen in ihrem eigenen Leben. Ich fragte sie dann, ob es ihr in der Praxis ihres Lebens denn wirklich geschadet hätte, wenn sie bei einem Nacktsein schlimmstenfalls tatsächlich einmal von Spannern angeglotzt worden wäre und ob ihre Angst vor Spannern in den Entscheidungen ihres Lebens denn für sie irgendwie von Nutzen gewesen wäre. Sie wäre doch vermutlich so sehr auf im Grunde belanglose Phantome fixiert gewesen, daß sie auf die für sie wirklich wichtigen Dinge in ihrem Leben gar nicht geachtet hätte, dass sie da offensichtlich kein oder zumindest kein richtiges Lebenskonzept und daher auch keine Strategien entwickelt und so die großen Fehler ihres Lebens erst recht gemacht hätte. Immerhin war die junge Dame so ehrlich, mir zuzugestehen, dass ich ihre Situation zutreffend beurteilte, genauso sei es wohl gewesen.

Letztlich dürfte es sich also bei der Spannerei wie auch beim Exhibitionismus um Phantome handeln, die im Interesse eines jeden Patriarchats und Establishments sinnlose Ängste erzeugen und auch erzeugen sollen, obwohl es ja letztlich um ziemlich Belangloses geht, das weder irgendwie nachteilig ist noch irgendwelches wirklich Nachteiliges im Leben wirklich verhindert. Und auch diese Ängste sind wie alle Ängste ja die Ketten unserer Sklavenmoral.

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)

Hier das entsprechende Internet-Stichwort aus medizinischer Sicht. Dabei ist zu bedenken, daß dahinter nicht unbedingt dieselbe ethische Einstellung steht wie hinter Basisreligion, zu der diese Seite gehört: 

A Med-World
Aktiengesellschaft zur
Darstellung von Medizin
und Gesundheit im
Internet.

http://www.m-ww.de/sexualitaet_fortpflanzung/lexikon/voyeurismus.html