SEXUALÄNGSTE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

SEXUALÄNGSTE. Unter SEXUALÄNGSTEN, die schädlich und daher überflüssig sind, wird bisweilen vorschnell und unterschiedslos jegliches vorsichtige und zögerliche Verhalten gegenüber allem, was mit Sexualität zu tun hat, verstanden. Das ist ganz gewiss so nicht richtig, denn es gibt da tatsächlich genügend Problematisches, das man wirklich besser unterlassen sollte.

Menschen, die mit der Erziehung junger Leute und gerade auch von Kindern zu tun haben, sind hier oft so sehr verunsichert, dass sie etwa gar nicht mehr ihre Verantwortlichkeit erkennen für vernünftige Konzepte und damit Zerstörungen in den jungen Menschen zumindest indirekt mitverursachen und so mitschuldig werden an wirklichen lebenslangen Sexualängsten.

Daher ist zu unterscheiden:

  1. Bei der "Angst" vor der Selbstbefriedigung oder vor dem außerehelichen Geschlechtsverkehr handelt es sich durchaus um eine typische Furcht, die etwa vor einer sexuellen Konsumhaltung und vor dem Reinfallen und vor Enttäuschungen, vor dem Verlust der Ehre und des Paradieses oder auch nur vor Geschlechtskrankheiten schützen soll. Solche "Furcht", die sich vor allem an den Zehn Geboten oder an den Empfehlungen der Adam-und-Eva-Erzählung orientiert, ist wohl immer sinnvoll und vernünftig und Kennzeichen eines emanzipierten Menschen (siehe Emanzipation).

  2. Dagegen beziehen sich die typischen, überflüssigen und im Grunde höchst schädlichen Sexualängste vor allem auf die Unfähigkeit, über alles, was mit Sexualität zu tun hat, vernünftig nachzudenken und wirklichkeitsnahe Lebenskonzepte zu erarbeiten, wie mit der Sexualität richtig umzugehen ist. Wer etwas bewältigen will, muss auch darüber nachdenken können. Leider blockieren immer noch genügend unsinnige Phantome und Mauern in unseren Köpfen vielfach vernünftiges Denken und Planen. Damit wird dann erschwert oder gar vereitelt, dass wir auch Strategien entwickeln können, damit es in unserem Leben zu derjenigen erfüllenden Sinnlichkeit und schließlich auch zu derjenigen harmonischen Partnerschaft kommt, was alles gleichzeitig höchste Würze und tiefster Sinn des Lebens sein könnte.

Ursache für die typischen Sexualängste sind vermutlich immer die vielfältigsten Verdrängungen der Sexualität aufgrund von Traumata in der Umgebung der betroffenen Menschen. Dabei ist es nebensächlich, ob dieses Verdrängen im Verschweigen besteht oder in der Verknüpfung der Sexualität mit Ekel, Scham, Brutalität oder Lächerlichkeit.

Besonders schlimm ist es auch, wenn Menschen gar durch eigene negative Erlebnisse verschreckt sind (siehe Gebrauch und Missbrauch) und daher auf Abwehr schalten. Die Folge sind nun wirkliche Sexualängste.

Auf alle Fälle war ihnen nie richtig bewusst geworden, dass die Sexualität ein ganz wichtiger Faktor im Zusammenhang mit der Einheit von Leib und Seele ist, der nur einen positiven Einfluss haben kann, wenn er richtig durchdacht und eingesetzt wird.

Die Folge von Sexualängsten ist keinesfalls eine spätere moralische Haltung, sondern das Gegenteil: Derart unvorbereitete Menschen pflegen nämlich eines Tages sozusagen von ihren Hormonen überrumpelt zu werden (siehe Überrumplung) und, weil sie konzeptlos sind, sich dabei dann auf genau das einzulassen, was sie eigentlich immer vermeiden wollten. Damit werden sie ihre Sexualängste jedoch keinesfalls los, sondern sie verstärken und zementieren sie nur noch (siehe Scham - Schuldscham). Da solche wirklichen Sexualängste also nicht schützen, sondern nur eine nutzlose Scheinsicherheit vorgaukeln, handelt es sich bei ihnen um typische irrationale Ängste. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)