EHRE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

EHRE ist das Empfinden vom Wert der eigenen Person, verbunden mit dem Willen, ihn zu erhalten und zu mehren. Sie steht in enger Beziehung zur Scham, während man Scham jedoch eher im nachhinein empfindet, wenn man einen Fehler begangen hat, ist es nicht nur eine Frage der Klugheit, sondern auch der Ehre, daß man einen Fehler erst gar nicht begeht.

Leider wird dieses wunderbare Wertgefühl nur zu oft für Zwecke manipuliert, die nicht unbedingt im Sinn des einzelnen liegen, wie politische und religiöse.

Und so sollten wir wie bei der Moral zwischen einer veräußerlichten Form, deren Bedingungen uns im Grunde nur eingeredet werden, und einer wirklichen innerlichen Form, die allein für uns wirklich bedeutsam ist, unterscheiden: Allein die innerliche Form ist so etwas wie Ehre.

Alles heute aus der Mode - und gerade wenn es um Dinge der Sexualität geht? Wir müssen nur einmal näher hinschauen, was das bedeutet, was heute so großzügig geredet wird! Welche Gesinnung steckt eigentlich hinter so manchen Einstellungen?

-     Mädchen: „Also, ich träume von einer wahnsinnigen Verliebtheit mit Haut und Haaren! Und natürlich gehört dann auch Sex vor der Ehe dazu! Wenn ich einmal das so richtig wahnsinnig erlebt habe, dann hat sich das ganze Leben schon gelohnt – was nachher draus wird, ist egal. Natürlich ist auch egal, ob ich den Betreffenden heirate, vielleicht ist das ja auch gar nicht sinnvoll. Ich übernehme für alles die Verantwortung!“ Und was heißt das auf Deutsch? „Also meine ganz besonders große Veranlagung zu den bedeutendsten positiven Grenzerfahrungen, die es überhaupt gibt, die verpulvere ich notfalls mit einem Hallodri – so wie man sich seine Erbschaft in 500-Euro-Scheinen auszahlen lassen kann und diese in einem tollen Feuer verbrennt – und für das lange Leben hinterher mit dem Alltag wird schon ein anderer gut genug sein, und der soll dann auch noch mir sein ganzes Gehalt abliefern, für mich da sein in guten und schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, mit mir zusammen Kinder aufziehen und alt werden…“ Ob diese Einstellung nicht eher etwas mit Verachtung der Männer und also Unverschämtheit zu tun hat als mit Ehre?

-     Junge: „Natürlich will ich eine wirkliche Partnerschaft mit einer Frau und es ist doch selbstverständlich, dass zur echten Liebe auch Sex vor der Ehe gehört.“ Auf gut Deutsch heißt das doch: „Ich mute meiner Frau oder dem Mädchen, das es einmal werden soll, die Phase einer Geliebten zu, also einer Art Mätresse, Prostituierte…“ Und das soll etwas mit „Liebe“ zu tun haben? Mit Ehre ganz bestimmt nicht…    

-     Pädagoge: „Nein, über das alles kann man doch nicht mit Kindern reden, da gibt es doch Kindgemäßeres, selbst wenn nicht alles davon stimmt…“ Und wieder auf Deutsch: „Es wäre ja noch schöner, wenn die Kinder sich besinnen und rechtzeitig Konzepte entwickeln können, in denen ihre Ehre einen Stellenwert hat. Solche Ehre ist doch völlig unwichtig und spießig…“

Natürlich, wer selbst keine Ehre hat, kann auch keine Ehre weiter geben!

Anmerkung: Wer auf diese Problematik nie aufmerksam gemacht wurde, trägt natürlich keine Schuld, wenn er gegen diese Ehrbegriffe verstößt, doch er muß unter den Folgen leiden... Sollte es nicht zur Ehre von Pädagogen gehören, Menschen so zu erziehen, daß sie ihre Ehre leben können? Doch wenn einer um die Problematik weiß und dennoch nichts tut, dann hat er nun wirklich keine Ehre!

Und der tiefere Sinn von Ehre kann wie auch derjenige der Moral nur immer im Schutz vor eigenem und fremden seelischem und körperlichen Leid liegen, also im seelischen Bereich vor allem in der Vermeidung von Enttäuschungen und im Gelingen der Harmonie unseres Lebens in der Einheit von Leib und Seele.

So gibt es etwa eine Ehre, nicht andere zu belügen und zu betrügen, aber auch nicht belogen und betrogen zu werden, nicht andere "reinzulegen", aber auch selbst nicht reinzufallen, nicht andere auszunutzen, aber auch selbst nicht ausgenutzt zu werden.

Und es dürfte auch durchaus eine Sache der Ehre sein, wenn jemand einen Menschen für eine innige Partnerschaft ablehnt, der in wesentlichen Dingen wie der Moral trotz plausibler Information und Gelegenheit in unnahbarer Eingebildetheit nicht von seinen Mauern in den Köpfen abließ, sich nicht durch ein sinnvolles Lebenskonzept gegen Überrumplungen immun machte, als es noch Zeit war, und daher auch irgendwann prompt auf das Imponiergehabe oder das Weibchengetue (siehe auch Prinzessin) eines anderen Menschen "reingefallen" war.

Doch solche Ehre ist für alle die, die herrschen wollen, höchst unbequem. Denn Menschen mit Ehre sind nicht mehr manipulierbar. Also manipuliert man sie frühzeitig mit einer Ersatzehre, die zwar leer ist, doch nach den Spielregeln des Horror Vacui auch begierig übernommen wird.

Um versponnene und hohle Vorstellungen von Ehre geht es, wenn der Hintergrund des Ehrbegriffs irrationale Ängste sind, die für den Betroffenen nicht nur keinen praktischen Sinn haben, sondern ihm schließlich sogar noch schaden. Beispiele hierfür sind in unseren heutigen Kulturen der Zwang zur Blutrache, der Einsatz des Lebens für den Kampf für sein Land (falls nicht ausgesprochene Notwehr gegeben ist), die Beschneidung vor allem der Mädchen und Frauen, das Tragen des Schleiers für Frauen (siehe Kopftuch) oder schließlich vor allem die Scham, den Körper mehr oder weniger zu verhüllen, wobei ein tieferer Sinn und praktischer Nutzen oft längst verloren gegangen ist, falls er überhaupt je vorhanden war.

Und wenn beispielsweise ein Mädchen aus solcher falscher Ehrvorstellung hartnäckig an einer Ersatzehre oder auch Ersatzmoral wie der Scham festhält, statt eine bewußte partnerschaftliche Moral zu gestalten und so mitzuarbeiten an wirklicher Moral in dieser Welt, und damit reinfällt, was soll das dann mit der Vergebung á la Liebesgebot? Wieso darf man sich dann nicht zu schade für so jemanden sein, wenn er schließlich mit seiner Arroganz (anders kann man eine solche Sturheit nicht nennen) gescheitert ist? (Allerdings sollte es auch unbedingt gegen die eigene Ehre sein, mit diesem Mädchen zu spielen und es schließlich auch noch selbst auszunutzen.)

Aktueller Bezug

Wie wenig Ehre auch heute nicht ein überholter Kitsch ist und inwieweit Ehre auch und gerade etwas mit Vernunft zu tun hat, können beispielsweise in den Tagen, da diese Website geschrieben wird, serbische Frauen an sich selbst erfahren. Wenn sie sich nicht mit Männern einlassen, die im Bürgerkrieg auf dem Balkan gegen ihre moslemischen Landsleute bei Vergewaltigungen mitgemacht haben, so sollte das für sie nicht nur eine Frage der Ehre, sondern auch eine Frage eines gesunden Egoismus sein: Wie werden sich diese Männer einmal ihnen selbst gegenüber "entpuppen", wenn sie doch offensichtlich nicht die geringste Achtung vor Frauen hatten, als es einmal darauf ankam? Haben diese Männer nicht mit den Vergewaltigungen gezeigt, daß sie überhaupt keine Vorstellung vom Wert der Frau und damit auch nicht von einer Harmonie von Mann und Frau haben? Und wenn serbische Frauen nun trotzdem Beziehungen mit solchen Vergewaltigern anfangen und wenn diese Beziehungen dann später einmal zerbrechen sollten, welche anderen Männer mit Ehre würden dann noch für solche Frauen Liebe entwickeln können? Ehrlosigkeit scheint wie eine ansteckende Krankheit zu sein: Sage mir, mit wem du dich ins Bett legst, und ich sage dir, wer du bist!

Um sinnlose Ehrbegriffe und Anstrengungen zu vermeiden, die letztlich doch nichts nützen und am Ende sogar noch kontraproduktiv sind, ist dringend geraten, vermeintliche Kennzeichen der Ehre immer wieder auf ihren wirklichen Wert auch im Hinblick auf die Zehn Gebote zu überprüfen.

Werden diese Gebote dadurch wirkungsvoller gehalten oder nicht? Wenn etwas gegen diese Gebote gerichtet ist, so sollte das auch als gegen unsere Ehre empfunden werden. Natürlich gibt es auch Ehrgefühl im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Gemeinschaften, in denen wir leben. Schließlich bieten uns ja auch unsere Familie, unser Volk und vielleicht auch unsere Gemeinde Geborgenheit, Sicherheit, Bildung, finanzielle Basis und vieles andere mehr zu unserer seelischen, geistigen, materiellen Manselbstsein. Und wenn wir uns hier nicht mehr zuhause fühlen, ob wir nicht etwas ändern können?

Denn wir müssen schon alles dran setzen, einen wirklichen "Ehrstandard" zu erreichen, und daher allem entgegenarbeiten, was nur eine falsche Ehre (oder eben eine Ersatzehre) ist und uns an wirklicher Ehre hindert oder den Weg dazu unnötig erschwert! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)