JESUS UND DIE SÜNDERIN

antikes Kriminaldrama

Da gibt es im Städtchen schon eine Schönheit, die den Junggesellen zu Diensten steht oder auch den Verheirateten, wenn´s bei Mutti nicht mehr schön ist, und nun soll diese Frau gesteinigt werden. Was wird hier gespielt?

Antikes Kriminalschauspiel in drei Akten über ein Komplott von Halbwelt und Establishment - schließlich auch gegen Jesus

1. Akt, 2. Akt, 3. Akt, Anmerkungen

Wer war dieser Jesus eigentlich wirklich? Nicht nur normale Menschen, auch Theologen machen sich längst darüber Gedanken, ob das alles so stimmt, was da seit jeher berichtet wird, siehe etwa das Stichwort Leben-Jesu-Forschung. Berichtet am Ende nicht auch die Bibel schon falsch, nicht zuletzt ist ja alles erst zwischen zwei und fünf Generationen nach Jesus aufgeschrieben worden, und was können sich da nicht alles für Fehler eingeschlichen haben? Nach mancher Auffassung stammen lediglich 5 % aller überlieferten Jesusworte auch wirklich von Jesus, zumindest war vieles von dem übrigen in einem anderen Zusammenhang gesagt und hatte daher einen anderen Sinn. Gerade das Wesentliche ist ja auch zu seltsam: Da gab es einerseits Jungfrauengeburt und Auferstehung und andere Wunder, was wir alles heute nicht mehr nachvollziehen können, denn wo gibt es das denn heute? Und auf der anderen Seite war Jesus doch ein netter Mensch, na ja, vielleicht ein wenig versponnen manchmal, doch das ist ja noch längst kein Grund, ihn so grausam am Kreuz hinzurichten, zumal das damals ja gewiß auch zumindest eine Art Rechtsstaat war, dazu noch unter römischer "Aufsicht", und wo Rom war, da war Recht!

Was war damals also wirklich los? Und was war wirklich passiert? Kann man überhaupt die Wahrheit von damals heute noch herausbekommen? Oder vielleicht besser: Will man die Wahrheit von damals überhaupt noch herausbekommen? Haben gerade die, die heute in unserer Religion das Sagen haben, am Ende gar kein Interesse an der Wahrheit, weil sich möglicherweise genau in den Punkten, um die es wirklich ging, seitdem so viel gar nicht geändert hat und man diesen Jesus, käme er heute, am liebsten auch beiseite schaffen würde?

Schauen wir uns einmal kurz an, was damals so los war vor allem in den ganz persönlichen menschlichen Beziehungen, über die ja üblicherweise nicht geredet wird. Das muß ja wohl so eine Art Gottesstaat gewesen sein, Kennzeichen dafür ist, daß auf Ehebruch bekanntlich die Todesstrafe stand, und die steht eben nur in Gottesstaaten auf Ehebruch! Doch interessanterweise wurden immer nur ehebrecherische Frauen hingerichtet, und was war denn mit den beteiligten Männern? Und wie die Frauen damals in dieser Männergesellschaft bevormundet waren und zur Heirat verschachert wurden, wissen wir auch. Also alles so ähnlich wie unter den Taliban in Afghanistan? Die Prostitution war natürlich auch verboten (auch das ist ja immer eine Art Ehebruch, zumal bei den alten Juden jeder Sex auch Ehevollzug war, also fingen Prostituierte immer wieder neue Ehen an, waren also Ehebrecherinnen, also traf sie eigentlich auch die Todesstrafe) - und trotzdem gab es Prostituierte. Ach ja, wo kamen die eigentlich her, wie kamen Frauen damals dazu, so etwas zu werden?

Was ist nun mit unserem Glauben? Alles sinnlos? Oder ist das, was uns so erzählt wird, sogar eine Art Ablenkungsmanöver, damit wir nicht wirklich nachfragen? Schließlich hatte Jesus ja gegen die Heuchler und gegen die Sünde und für die Liebe gepredigt - und mit ein wenig Phantasie kann man dahinter auch einige Missstände genau im Zusammenhang mit dem jetzt angeschnittenen Thema sehen. Was mögen damals die entsprechenden Männer für Dreck am Stecken gehabt haben - und ist dieses Gebiet, um das es geht, nicht auch auch heute noch das typische Heucheleigebiet, selbst wenn Ehebruch kein Straftatbestand mehr ist?   

Sehen wir uns also einmal eine Bibelstelle näher an, zu der uns üblicherweise kein rechter Zusammenhang erzählt wird (auch das ist eine Art Vertuschung!): Da gibt es doch diese Geschichte von der Sünderin, die wegen Ehebruchs gesteinigt werden soll, und die von Jesus sozusagen in letzter Minute regelrecht herausgehauen wird (nach „Johannes 8“). Wie denn, mit ein paar Worten an die Möchtegernsteiniger, die auf einmal selbst gar nicht mehr so unsündig waren und ihr Urteil auch noch so schnell (nämlich durch "Abstimmung per Weglaufen") revidiert haben? Da muß doch vor deren Urteil ein Prozeß vorausgegangen sein? War das also alles eine Farce, der dieser Jesus auf die Schliche gekommen ist? Und wir haben immer im Hinterkopf, daß es sich um Ehebruch einer verheirateten Frau handelte, doch das kann es nicht gewesen sein, denn verheiratete Frauen wurden nach der damaligen Rechtslage erdrosselt (also in einer Schlinge langsam aufgehängt), unverheiratete wurden gesteinigt, und das kann damals eigentlich nur ein Prostituierte gewesen sein? Doch wann wird schon eine Prostituierte beseitigt, schließlich ist die ja Kapital - ging es also um eine "Abrechnung aus dem Milieu"? War der wahre Grund für den Tod Jesu also, daß er zuviel wußte und den Mund nicht halten konnte? Haben wir also einen richtigen Krimi vor uns?

Hier wird also die Geschichte Jesu von einem kriminologischen Ansatz her gesehen und der "Fall der Sünderin" in einem Schauspiel neu aufgerollt! Dabei bleibt die entsprechende Stelle in der Bibel absolut unangetastet, hier geht es diesmal nur um die Vorgeschihte oder den Zusammenhang, was also hinter dem Urteil der Steinigung steckte - und davon wird in der Bibel ja kein Sterbenswort gesagt. Und so viele Möglichkeiten gibt es doch gar nicht, was damals wohl so los war.... 

Das Problem ist, dass an einem solchen - realistischen - Zusammenhang gerade diejenigen kein Interesse haben, die die „wundersamen Geschichten“ in immer mehr oder weniger neuen Varianten erzählen. Wie schön läßt sich aus Jesu Engagement "für die Liebe" (und die wirkliche Liebe hat natürlich etwas mit Moral zu tun, doch daran besteht bei denen, die das Sagen haben, kein Interesse, das alles fällt also unter den Tisch) eine Aufforderung zur Nächstenliebe machen, die natürlich vor allem den "Profis von der Religion" zugute kommt und für sie zu einem einträglichen Geschäft wird! Es sind eben immer noch dieselben Strukturen lebendig, gegen die schon Jesus gekämpft hatte und derentwegen er schließlich per Justizmord umgebracht wurde - geht der Krimi also am Ende bis heute weiter? Schon immer wird mit "Systemveränderern", die im Wege sind, wenn es sein muß "kurzer Prozeß" gemacht!

www.basisreligion.de

Die Botschaft Jesu - von der Basis für die Basis.

INHALT:

Erster Akt:

Die Zuhälter Samson, Jonathan und Benjamin schäumen vor Wut, weil der Häuserbauer Jesus, der mit "ihren" Prostituierten befreundet ist und der zur Zeit als Aussteiger umherzieht, alles das, was die Mädchen ihm über ihr Leben und ihre "beruflichen Erfahrungen" ausplaudern, in aller Öffentlichkeit so richtig "breittritt". Ganz offensichtlich beginnt sich das nämlich für sie äußerst geschäftsschädigend auszuwirken, denn viele Männer fangen an nachzudenken, ob das alles so richtig ist, was sie so treiben. So überlegen die drei Zuhälter, wie sie Jesus wenigstens schon einmal "mundtot" machen können, weil sie noch keine Möglichkeit sehen, ihn umzubringen. Samson entwickelt den Plan eines Justizmords an einer Prostituierten: Mehrere unverfängliche Zeugen sollen eine von ihnen auf frischer Tat "ertappen", damit an ihr ein Exempel statuiert wird und sie nach dem Gesetz des Mose, nach dem auf Prostitution die Todesstrafe steht, hingerichtet wird. Auf diese Weise soll Jesus merken, was er mit seinen "Enthüllungen" anrichtet, und die Prostituierten sollen einsehen, daß es für sie besser ist zu kuschen.

Zweiter Akt:

Jesus und der Steuerpächter Zachäus erfahren von den Prostituierten Mizi und Muzi von der Verhaftung ihrer Freundin (der „unbekannten Prostituierten“), die "auf frischer Tat" ertappt wurde. Zachäus bringt sie auf die Spur, daß diese Freundin ganz offensichtlich in eine Falle der Zuhälter gegangen ist, um Jesus und die Prostituierten "kleinzukriegen". Es kommt zu einem Gespräch, wie es bei den Mädchen mit ihrer Prostitution angefangen hat, indem sie im allgemeinen immer durch zwei Zeugen erpresst wurden: Entweder wegen Ehebruchs angezeigt und damit der Todesstrafe ausgeliefert zu werden oder mit den Zeugen Sex zu haben. Und was blieb ihnen anderes übrig, als sich darauf einzulassen, es hätte ihnen ja ohnehin ihre Unschuld niemand geglaubt. Jesus erfährt dann von den Mädchen über ihre gescheiterten Lebensideale von Liebe und Partnerschaft und über das damit verbundene menschliche Elend, über den weitgehend vordergründigen und lieblosen Umgang zwischen Mann und Frau ganz allgemein und entwickelt mit ihnen, wie eine bessere Welt wirklicher Liebe aussehen und erreicht werden könnte. Leider müssen sie eben auch feststellen, wie alle diese durchaus möglichen Ideale durch die Heuchelei gerade in den einflußreichen Gesellschaftsschichten immer wieder unmöglich gemacht werden.

Eher zufällig kommen da die Männer vorbei, die die verurteilte Freundin zur Hinrichtung schleppen. Einer der Männer kommt auf die Idee, Jesus zu fragen, wie er zu dieser Hinrichtung steht, und will ihn damit testen, ob er zum Gesetz der verhaßten römischen Besatzungsmacht (dort ist die Prostitution ja kein Straftatbestand) oder zum (allerdings gerade in „diesem Punkt“ zur Farce verkommenen) traditionellen "göttlichen" jüdischen Gesetz hält (hier stand darauf die Todesstrafe – und je nachdem, wie sich Jesus entscheiden würde, lag er immer falsch! Doch Jesus kannte seine „Pappenheimer!)

Und danach kommen noch der

Dritte Akt (wie die Geschichte ausgeht, kennen wir im Grunde schon aus der Bibel)

und die Anmerkungen.

(Achtung! Wer mit dem Namen "Jesus" eine Religion mit Gotteserkenntnis, Gottesverehrung, Versöhnung mit Gott, mit Dogmen, mit Wundern, überhaupt mit Übernatürlichem und schließlich auch mit einem Leben nach dem Tod verbindet, der wird solches hier vergeblich suchen. In dem hier vertretenen Konzept geht es nicht um eine typische Religion, sondern um Lebenspraxis vor allem für die Menschen, die mit ihrem Leben beginnen, also für junge Leute. Ich weiß, daß ich damit bei meinen jungen Leuten sehr oft etwas spät bin, doch habe ich aus meiner bisherigen Unterrichtspraxis den Eindruck, daß sie mir das verzeihen. Irgendwie muß man ja nun einmal anfangen.)

 

VORWORT

Die Profite im Frauenhandel werden weltweit auf über 120 Milliarden Mark jährlich geschätzt - höher als im Drogenhandel (WELT v. 15.3.1997). Und nach einem Beitrag in der Ausgabe dieser Zeitung vom 14.4.1997 über die Aussichtslosigkeit von Frauen, sich aus der Prostitution zu befreien, "kostet" eine Frau im Durchschnitt 1000 bis 4500 Mark. Da läßt sich leicht ausrechnen, daß jährlich mindestens eine zweistellige Millionenzahl an Frauen neu in diesem Gewerbe hinzukommt. (Anmerkung im Januar 2002: Zur Zeit sollen etwa 120 000 Frauen jährlich aus den osteuropäischen Ländern auf dem westeuropäischen Markt landen...)

Und wenn solche Geschäfte in allen heutigen Kulturen so blendend gedeihen, dann fragt sich doch, ob das nicht auch schon in früheren Kulturen so war - etwa vor zweitausend Jahren und in dem Gebiet, in dem die Bibel entstanden ist. Immerhin scheinen dort die Bedingungen für solche Geschäfte geradezu ideal gewesen zu sein: Einerseits gab es eine harmonische Gemeinschaft ("die Liebe") zwischen Mann und Frau gar nicht oder kaum (1), Frauen wurden weitgehend - wie etwa unter den Taliban im heutigen Afghanistan - gar nicht als Menschen angesehen, andererseits war die damalige Gesellschaft außerordentlich rigoros und repressiv in moralischen Dingen und auch anonym genug, daß nicht so recht feststellbar war, was "andere" so alles taten, es war da sozusagen alles voller Tabus. Dann gab es da auch noch eine ausländische Besatzung mit starker militärischer Präsenz, die einerseits über die (durchaus auch finanziellen) Mittel verfügt haben dürfte, "alles" von den relativ armen "Besetzten" zu kaufen, und sich andererseits dabei auch kaum um die landesüblichen rechtlichen und schon gar nicht über die allgemein menschlichen Fragen der Sexualmoral geschert haben dürfte.

Und es gibt sogar einen Beleg in der Bibel, daß da kriminelle Praktiken im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Frauen durchaus und nicht nur vereinzelt üblich waren: Die Susannaerzählung im Anhang des Buchs Daniel. Hier versuchen zwei "Älteste", eine Frau zum Geschlechtsverkehr auf Prostitutionsniveau zu erpressen ("entweder du schläfst mit uns oder wir zeigen dich an, daß wir dich beobachtet hätten, wie du es mit einem jungen Mann getrieben hast - und dann weißt du ja, was dir nach dem Gesetz des Mose blüht <nämlich die Todesstrafe>") und der Verfasser dieser Erzählung läßt den Daniel, der diese Frau schließlich "herausgehauen" hat, aus "heiligem Geist" heraus erkennen, was wirklich los ist, und sagen: "So seid ihr schon immer mit den Töchtern Israels umgegangen und sie waren intim mit euch vor lauter Angst."(2) Und wenn solches schon einer Frau aus dem bürgerlichen Establishment widerfährt - denn zu diesem gehörte die Susanna ja nach der Erzählung -  wie mag es dann erst den Frauen und Mädchen aus den unterprivilegierten Schichten ergangen sein? ("Establishment" ist eine Sammelbezeichnung für diejenigen Leute, die schon alles Äußerliche haben - Besitz, Bildung und führende Stellung - und die jedoch normalerweise ihre Ideale aufgegeben haben und dann auch noch jegliche Änderung in Richtung dieser Ideale hartnäckig verhindern.)

Zu den Gründen, daß dieses schmutzige Geschäft mit Menschen seit jeher so reibungslos funktioniert, gehört gewiß immer einerseits die Bosheit und kriminelle Begabung derer, die hinter diesem Geschäft stecken. Andererseits würde das Geschäft jedoch nicht laufen, wenn es nicht auch Menschen gäbe, die andere gerade nur so für Kopulationen "brauchten", ohne daß die Verantwortlichkeit und das Gefährtesein dabei eine Rolle spielen. Höchstwahrscheinlich ist solches "Käuferverhalten" sogar die eigentliche Triebfeder: Solange es eine "Nachfrage" gibt und der Preis stimmt, wird es immer (?) ein entsprechendes Angebot geben. Und hier beginnt dann die Grauzone von eigener Verstrickung und Verdrängung, von Gleichgültigkeit und mangelnder Liebe, von Heuchelei und Lüge und von fehlendem Gewissen und schließlich auch von ahnungsloser Naivität und Spießigkeit derer, die sich selbst für gut halten und meinen, nichts mit alledem zu tun zu haben. Vermutlich ist das, was da offensichtlich ist, so gerade die Spitze eines Eisbergs, der tiefer in uns selbst reicht als wir zugeben wollen. Tabus kommen dabei den Schlechten und den Heuchelnden gerade recht, den "noch Unschuldigen" helfen sie jedoch in keinem Fall. In unserer Gleichgültigkeit allen Opfern fehlgeleiteter Liebe gegenüber schrecken wir allenfalls einmal für kurze Zeit auf, wenn wieder einmal ein Mensch sich an Kindern vergriffen und vielleicht noch Schlimmeres getan hat, um dann aber bald wieder mit Allgemeinplätzen zur Tagesordnung überzugehen. Denn eine wirkliche Änderung müßte ja vielleicht doch nicht auf der "Verkäuferseite", sondern auf der "Käuferseite" beginnen und da bei unseren ganz grundlegenden persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen, doch so etwas wollen wir ja gar nicht. (Das Problem heute mögen vielleicht gar nicht einmal solche Schäbigkeiten sein, wie sie da in der Susannaerzählung angesprochen werden, sondern daß viele junge Menschen "das" schon von alleine wollen. Fahrlässig oder böswillig sind uns offensichtlich  jegliche Traditionen verloren gegangen, aus "heiligem" Geist heraus anders zu leben und andere - insbesondere Kinder - von einer anderen Lebensweise zu überzeugen. Deswegen also ist dieses Kriminalschauspiel direkt mit einem Konzept kombiniert, das schon Kinder weitgehend verstehen können.)

Wenn ich nun in der Bibel die Geschichten über Jesus lese und bedenke, daß er mit Prostituierten und auch mit anderen allein stehenden Frauen befreundet war (siehe auch Anmerkung 14 über Leben und Beruf Jesu), und wie er sich für die "Liebe" und gegen die "Sünde" und gegen die Heuchelei eingesetzt hatte und wie er schließlich mit einem Justizmord nicht nur mundtot, sondern sogar beiseite geschafft wurde, und mit welchen leeren und vor allem auch blutleeren Worten das heute alles von unseren offiziellen kirchlichen Institutionen heruntergeleiert wird ("er kam, die Sünder zu erlösen usw."), dann "riecht" das doch geradezu danach, daß die Verhältnisse damals ähnlich unseren heutigen waren und daß dieser Jesus sich genau da eingemischt hatte und schließlich gescheitert war. Und sein Einmischen waren vermutlich nicht entrüstete und fromm klingende und letztlich doch wirkungslose und unverbindliche und unkonkrete Moralpredigten, wie sie uns dazu so einfallen könnten, sondern allem Anschein nach hatte er sich mit den Problemen "vor Ort" beschäftigt, hatte den Prostituierten und auch anderen Frauen zugehört und erkannte so immer mehr größere Zusammenhänge: Er hatte wohl die Wurzeln des Übels gesehen, die in einer egoistischen oder gleichgültigen, in jedem Fall aber verlogenen Einstellung von Mann zu Frau ganz allgemein und umgekehrt liegen, eben in fehlender wirklicher Liebe und Verantwortlichkeit füreinander. Und wo kann diese Einstellung eher geändert werden als bei Kindern, also bemühte er sich um sie (wovon allerdings nur noch ein belangloser Ausspruch "lasset die Kinder zu mir kommen" und das gewiß unverbindliche und letztlich bedeutungsleere Handauflegen auf die Köpfe von Kindern übrig geblieben ist).

Diese Deutung des Anliegens Jesu wird durchaus auch von der heutigen theologischen Wissenschaft offen gelassen, denn es ist da längst bekannt, daß das Grundanliegen unseres christlichen Glaubens vermutlich gar keine typische Religion mit ihrem "Geschäft um Vergebung und Versöhnung mit einer irrationalen Gottheit" ist, sondern daß es wie im ursprünglichen Judentum um eine Lebenseinstellung geht. Eine "Theologie" hat erst der Apostel Paulus daraus gemacht, der Jesus persönlich genauso viel oder genauso wenig kannte wie jeder von uns heute. Und so war auch Jesus mit Sicherheit nicht so, wie von ihm in den Evangelien berichtet wird, etwa weil dieselben oder ähnliche Geschehnisse wie bei ihm längst vor ihm von irgendwelchen anderen Gottheiten bekannt sind. Bei den Wundergeschichten bis hin zu den Geschichten von Jungfrauengeburt und Auferstehung handelt es sich also vermutlich um "Marketing-Schachzüge", die Jesus im Stil der damaligen Zeit bedeutend machen sollten.

Den Evangelien geht es ja auch sehr oft gar nicht um geschichtliche Tatsachen, sondern sie wollen Glauben motivieren. Vielleicht setzten die Verfasser der Evangelien erst einmal auf die doch sehr durchsichtige Marketing-Karte, um den derzeit noch nicht "präsentationsfähigen" Jesus bekannt zu machen, und vertrauten darauf, daß, wenn dies erst einmal erfolgreich geschehen sein würde, spätere Leser ihrer Schriften zwischen den Zeilen läsen und alles wieder richtig stellten. Daher ist nun unser - ganz offizielles - Problem heute, daß niemand sagen kann, welches der "wirkliche Jesus" war. Immerhin können wir dennoch direkt oder eben zwischen den Zeilen der Evangelien einiges ausmachen, das durchaus auch auf eine geschichtliche Person paßte, die sich mutig "für die Liebe und gegen die Sünde" einsetzte und schließlich einem Justizmord zum Opfer fiel.

Und so wurde das vorliegende Theaterstück wie ein Puzzle oder eine alte Vase rekonstruiert. Bei der Auswahl der "Steinchen" wurde zunächst einmal so manches aussortiert, was schon von der "Form" und vom "Material" her einfach "nicht stimmt". Dazu gehört dann vor allem das, was etwa eben als "Marketing-Schachzug" eingestuft oder sonstwie anderen ("heidnischen") Religionen und Mythologien oder typischen antiken Philosophien zugeordnet werden kann oder was der ethischen Grundeinstellung der Bibel oder schlicht und einfach den nun einmal ewig gültigen Naturgesetzen widerspricht. Beispielsweise ist so die Geschichte von der jungfräulichen Zeugung Jesu gleich mehrfach betroffen, denn erstens würde sie den Mißbrauch eines Menschen ("natürlich" wieder einmal "nur" einer Frau!) bedeuten, zweitens ist sie vom Biologischen her unmöglich, und drittens paßt sie haargenau in die antike Mythologie, denn damals war es durchaus ein Kennzeichen der Göttlichkeit eines Menschen, daß er eben angeblich jungfräulich gezeugt war.

Der Rest wurde dann neu zusammengesetzt und ergänzt: der enge und fast schon freundschaftliche Umgang mit Prostituierten und Steuerpächtern, der Einsatz "gegen die Sünde" und "für die Liebe", die Provokation der religiösen Behörden und deren Einstufung als Heuchler, der Ansatz bei Kindern und Frauen ganz allgemein, der offensichtliche Zorn Jesu und die Wut der scheinheiligen Etablierten. Auch vermuten wir heute, daß viele Aussagen Jesu in einem anderen Zusammenhang erfolgten als in dem in den Evangelien überlieferten. Und so habe ich dann auch einige dieser Aussagen in ihrem Zusammenhang verändert, daß etwa Kinder zu ihm kommen sollten, daß wir zuerst das Paradies suchen sollten, daß er den Tempel abreißen wollte. 

Ja, über was mag Jesus sich eigentlich mit den Prostituierten und Zöllnern bei solchem freundschaftlichen Umgang unterhalten haben?

Hat er dabei etwas erfahren, was für viele angeblich fromme Leute gar nicht so schmeichelhaft war und was er dann in seinen öffentlichen Reden verwendet hat? Kam er etwa dabei darauf, daß die Priester seiner Zeit eher Heuchler waren, die an der seelischen Zerstörtheit ihrer Gläubigen noch kräftig mitwirkten, weil sie davon mehr Vorteile und daher an ihr auch mehr Interesse hatten als an deren Glück? Waren diese Reden, die uns als Predigten dargestellt werden, vielleicht sogar so drastische "Enthüllungen", daß hier der Grund zu suchen ist, daß Jesus damit in die Wüste zog? Und wollte er am Ende nicht nur predigen, sondern auch ändern? Liegt hier der Grund, daß man ihn schließlich per Justizmord umbrachte? Denn auch nach damaligen sowohl römischen wie jüdischen Rechtsvorschriften hätte das, was gegen Jesus vorlag, zu einer "verdienten" Todesstrafe ja nie und nimmer gereicht.

Zu Hilfe bei den Ergänzungen des Puzzles „Jesus“ kamen mir dabei meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen während meiner militärischen Dienstzeit und in anderen "Männergesellschaften", von Theater- und Opernaufführungen (siehe Kulturproduktion) und auch von Fernsehfilmen (ja, durchaus auch von "Derrick" und "Fall für zwei"), von Reisen in viele Länder Asiens, Afrikas und Amerikas, bei denen ich bisweilen Kulturen erlebt habe, die mir doch sehr ähnlich denjenigen zur Zeit Jesu scheinen. Und dann ist da natürlich noch der schulische und private Alltag und auch das, was ich so in meinem Dorf erfahre. Bei alledem bin ich sehr oft mit den vielfältigsten Vorstellungen und Verhaltensweisen im Bereich "Mann und Frau" konfrontiert worden. Weil das alles so grundsätzlich und typisch menschlich zu sein scheint, habe ich mir erlaubt, es mit der zweitausend Jahre älteren Jesusgeschichte zu verweben.

Eine der unmittelbaren Motivationen, das Stück zu verfassen, war für mich der Film „Die letzte Versuchung Christi“, nein da weiß aber ich „Besseres und auch Gesicherteres“... Und solange nicht das Bessere zu Papier gebracht wird, dürfen wir uns schon gar nicht beklagen, wenn Verzerrendes und Falsches über Jesus geschrieben und aufgeführt wird. Und das gilt dann auch für das Theaterstück „Corpus Christi“ des Pulitzer-Preisträgers Terrence McNally, in dem Jesus und seine Apostel als trinkfreudige Homosexuelle dargestellt werden.

Und so ist schließlich ein Stück entstanden, das um die Bibelstelle von der Sünderin, die gesteinigt werden soll, aus dem Johannesevangelium herumkonstruiert wurde, das heißt, diese Stelle wurde in einen Zusammenhang gestellt, in dem sie einen wirklich plausiblen Sinn ergibt (3). Dabei blieb die eigentliche Textstelle unangetastet. Wie entscheidend ein Zusammenhang für den Sinn eines Textes ist, obwohl nicht im geringsten darauf hingewiesen wird, können wir heute an jedem x-beliebigen Witz ermessen, ja Witze leben geradezu von dem, was beim Hörer oder Leser als unausgesprochenes Hintergrundwissen vorhanden ist. Ohne oder in einem falschen Zusammenhang kann ein Witz überhaupt nicht verstanden werden oder ergibt einen völlig anderen Sinn. Und wir sind uns heute da sehr sicher, daß selbst die wenigen tatsächlich überlieferten Worte Jesu von ihm selbst sehr oft nicht in dem Zusammenhang gesagt wurden, in dem wir sie heute hören und lesen.

Beispielsweise hat etwa die "Bergpredigt" ("Selig die Friedfertigen...", Matth. 5) mit Sicherheit nie stattgefunden, Jesus hatte einzelne Sätze vielleicht irgendwo und irgendwann einmal gesagt; die Komposition dieser Rede ist erst Redaktion des Evangelisten. Und es ist sogar wahrscheinlich, daß der Evangelist bei seiner Komposition auch noch Sätze hinzugefügt hat, die Jesus gesagt haben könnte (die er aber gar nicht gesagt hat) und die - immer nach der Meinung des Verfassers - die Meinung Jesu verdeutlichen. Unser Problem heute ist, daß mit dieser Komposition und mit diesem Hinzufügen das wirkliche Anliegen Jesu zumeist keinesfalls verdeutlicht, sondern vielmehr verschleiert und oft oder vermutlich sogar grundsätzlich ins Gegenteil verkehrt wurde. Eine "Entflechtung" und "Neukomposition" ist daher einerseits notwendig, wenn es um das geht, was Jesus wirklich wollte, andererseits ist das Gelingen aller Entflechtungs- und Neukompositionsversuche allerdings auch immer Glückssache oder - Gnade.

Und so muß auch diese Kombination einer biblischen Stelle und schließlich auch weiterer mit dem "neuen alten" Zusammenhang als Dichtung angesehen werden. Doch entspricht diese Dichtung vermutlich eher der Wirklichkeit als etwa die "Wahrheiten" unserer christlichen Dogmen, bei denen - Gott sei's geklagt - auf alle Fälle das Blut wahr ist, das an ihnen klebt. So mußten bei der Einführung des Dogmas (siehe Dogmatik) von der Dreifaltigkeit im Jahre 390 durch Kaiser Theodosius einige tausend Menschen in einem Theater der Stadt Thessalonich ihr Leben lassen, weil sie nicht an diese Gotteskonstruktion glauben wollten, die es auch heute noch anderswo gibt - etwa in der indischen Religion, dem Hinduismus (4). Und daher habe ich mir auch erlaubt, die Ethik und Moral, die in dem Kinder- und Jugendkonzept vertreten werden, auf dem aufzubauen, was ich in diesem Stück als Anliegen Jesu entworfen habe.

Wenn es daher in diesem Stück letztlich um Moral in sexuellen Dingen geht, dann nicht aus einem irrationalen Glauben oder gar Enthaltsamkeitswahn heraus, sondern schlicht und einfach, weil es vermutlich für ein Leben, das gelingen soll, im Sinn der Natur ist, manches manchmal nicht zu tun. Wer hier grundsätzlich keine Spielregeln anerkennt, der dürfte letztlich auch wieder genau den Machtstrukturen in die Hände arbeiten, gegen die dieses Stück geschrieben ist.

Ob Jesus in diesem Stück und in dem damit zusammenhängenden Konzept nun nicht zu einseitig gesehen wird? Ich meine, daß eine solche Frage nur Menschen stellen können, denen jegliches militärische Denken "abgeht". Denn ansonsten sähen sie eher, was Militärs schon immer klar ist: Sehr oft kommt es nämlich gar nicht darauf an, ein ganzes Gebiet zu erobern, oft ist dieses auch gar nicht möglich, sondern es reicht zumindest erst einmal etwa ein bestimmter Berg, ein bestimmter Hafen, ein bestimmter Fluß, eine bestimmte Stadt - eben eine Schlüsselposition. Alles andere erledigt sich dann schon fast von selbst, wenn es eben eine tatsächliche Schlüsselposition ist. In dieser Weise wird hier das Konzept Jesu gesehen.  

Nachträge:

1. Manche Leser des Stücks sagten mir nach der Lektüre etwas verwirrt, sie wüßten nicht, um was es ginge und was ich wollte. Ich muß sagen, ich habe darauf nicht mehr geantwortet. Denn es fehlt hier ganz offensichtlich ein gewisses Hintergrundwissen, wie das so mit dem "Bösen" in der Praxis läuft, das ich bei den betreffenden Lesern auch nicht aufarbeiten kann. Und es fehlt offensichtlich auch der Durchblick bei der Unterscheidung der Moral in eine von Sittsamkeit und in eine von Sittlichkeit. So werden vermutlich die Schimpfereien der Steiniger auf die namenlose Prostituierte am Ende des Zweiten Akts für bare Münze genommen. Dabei sollte man bereits an der Brutalität, Überheblichkeit und Verständnislosigkeit dieser Schimpfereien merken, daß die Steiniger hier nur tun, als seien sie moralisch, daß sie mit dem Bösen, was sie da angeblich bekämpfen, jedoch selbst massiv verstrickt sind.

2. In derselben Richtung läuft, was wir ein paar Jahre nach der Herausgabe des Dramas im Zusammenhang mit dem Terror der Taliban in Afghanistan noch von einer anderen Schweinerei gegen Frauen erfahren: Wenn dort ein Mann seine Frau loswerden will <oder auch eine Schwiegermutter ihre Schwiegertochter>, dann kommt es schon einmal vor, daß ein paar bestochene Zeugen vor Gericht aussagen, daß sie von der Frau, die da beseitigt werden soll, etwa "angemacht" oder auch tatsächlich zum Geschlechtsverkehr verführt wurden. In dem darauf folgenden Prozeß, der eher eine Farce ist, wird die Frau gar nicht mehr richtig verhört, sondern im Schnellverfahren schuldig gesprochen und wegen ihrer Unmoral kurzerhand erschossen. Eine "praktische Methode", die Gesetzeslage auszunutzen... Auch das kann der Hintergrund der Erzählung "Jesus und die Sünderin" sein, doch meine ich immer noch, daß die frühere Version mit den Zuhältern die treffendere ist. In jedem Fall geht es um Schweinereien gegen Frauen, die Jesus aufdeckt...

Und ob Jesus nach alledem noch Sohn Gottes und der Christus ist? Ich finde, wir sollten erst einmal alles das tun, was vermutlich sein Anliegen war und was auch zu verwirklichen ist (siehe Nachfolge Jesu) - und dann weiter sehen.

Das Stück spielt vor etwa 2000 Jahren in einer Vorstadt von Jerusalem. Die Kostüme können unserer heutigen Zeit angepaßt sein. Das Stück sollte zeitlos gespielt werden, damit sich bei den Zuschauern die Zeiten "verwischen". So sind auch Ähnlichkeiten mit heute lebenden Personen und heute existierenden Auffassungen durchaus beabsichtigt.

Persönliche Anmerkung: Als ich letztens (Juli 2004) einmal die Dreigroschenoper von Berthold Brecht hörte, glaubte ich mich zu erinnern, daß ich die schon einmal in den 50er oder 60er Jahren gehört hatte. Ob sie vielleicht als Vorbild für dieses Stück diente, nur eben jetzt mit Jesus? Es kann ja sein... Und warum denn nicht? Wenn Jesus mit Zöllnern und Prostituierten zu tun hatte, dann war das doch dasselbe Milieu, in dem diese Brechtsche "Bettleroper" spielte?

 

Die Personen: Der ehemalige Wanderarbeiter Jesus, der Steuerpächter Zachäus, die Prostituierten Mizi (eher angepaßt), Muzi (eher aufmüpfig) auf der einen Seite und

die Zuhälter Samson (Boßtyp), Jonathan (Juniortyp) und Benjamin (Underdogtyp), der Tempelschatzmeister Ezechiel und einige weitere Männer zum Ende des zweiten Akts auf der anderen Seite

und die „namenlose Prostituierte“ (eine fast stumme Rolle) dazwischen.

 

Sollte das Stück einmal aufgeführt werden, können die Rolle des Jesus und die des Samson durchaus von demselben Schauspieler gespielt werden, weil beide nie gleichzeitig auftreten. Dadurch könnte erreicht werden, daß Schauspieler nicht auf ihre jeweilige bestimmte Rolle auch außerhalb ihres schauspielerischen Engagements festgelegt werden und sie daher unbefangener spielen können.

Da ich der Auffassung bin, daß die in dem Kriminaldrama dargestellte Sicht der Wirklichkeit des "historischen Jesus" am ehesten entspricht, daß es also so oder so ungefähr "war", fallen bei einer Aufführung keine Tantiemen an: Ich finde es einfach unmoralisch, im Zusammenhang mit der Wahrheit über Jesus Geld zu kassieren... Allerdings bitte ich darum, sich mit mir in Verbindung zu setzen und vor allem eventuelle Änderungen abzusprechen, nicht daß hinterher etwas ganz anderes herauskommt! Und bitte denken Sie daran, eine schöne Videoaufnahme zu machen, von der Sie mir eine Kopie schicken!

Es gibt das Drama auch in Buchform - Sie können es gegen Rechnung für - € 6,00 spesenfrei über e-Mail bestellen. Meine e-Mail-Adresse siehe unter KONTAKT. Und hier das Impressum.

Sie finden eine ausführliche Inhaltsangabe auch auf ENGLISCH!

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Dieses Schauspiel ist Teil der Website www.basisreligion.de

Die Theologie mit dem KRIMINOLOGISCHEN ANSATZ.

Der Verfasser weist ausdrücklich darauf hin, daß zum richtigen Verständnis des Einzelstichworts bisweilen das Verständnis des Gesamtzusammenhangs nötig ist. Folgen Sie daher bitte den entsprechenden Verweisen („Links“)!