HEILIGER GEIST (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

HEILIGER GEIST bezeichnet im christlichen Glauben die dritte göttliche Person innerhalb der Dreifaltigkeit. Wir haben hier wie auch sonst in der Dogmatik die Verdrängung eines menschlichen Problems vor uns. Denn ursprünglich war mit heiligem Geist in unserem Glauben etwas völlig anderes als eine göttliche Person gemeint! Wenn im Alten Testament der Bibel, etwa in der Erzählung von "Susanna im Bade" (siehe Jesus und die Sünderin) vom "heiligen Geist" die Rede ist, so geht es etwa um "heilbringende Vernunft" im Sinn von wirklichkeitsnahem Durchblick in wichtigsten menschlichen Dingen. Und das ist auch genau die Vernunft, die die Menschen dazu führen soll, vom Götzendienst und den damit verbundenen magischen Vorstellungen abzulassen und zu einer menschlicheren und gottgefälligeren Welt zu gelangen.

Man muss "heiligem Geist" auch eine Chance geben, indem man die entsprechenden pädagogischen und psychologischen Bedingungen einfädelt - und wenn man das nicht tut, dann ist das ein Zeichen, daß "heiliger Geist" für einen etwas mit Magie zu tun hat - und das ist götzendienerisch!

Wenn man Fehler macht und dann auf ein Eingreifen übernatürlicher Mächte wartet und darum betet, daß von ihnen diese Fehler wieder ausgebügelt werden, so heißt das, daß man nun wirklich noch in magischen Vorstellungen steckt - mit Offenheit für das "Wirken des Heiligen Geistes" hat das jedoch nichts zu tun! Ja es ist geradezu eine Verhöhnung der höheren Mächte! Offenheit für das "Wirken des Heiligen Geistes" im christlichen Sinn bedeutet, um Kreativität, Offenheit und Zuversicht zu beten (siehe Gebet!), die Fehler zu erkennen und Mittel und Wege zu finden, sie wirkungsvoll zu bekämpfen. Und das gilt natürlich nicht nur für die normalen Dinge des Lebens, sondern ganz grundsätzlich, also auch für die "Überwissenschaften" der Dinge des Lebens wie Theologie und Philosophie!

Wir haben im Glauben an den "Heiligen Geist" also - möglicherweise unter Einfluß heidnischer Religionen - eine Verschiebung der Interpretation vor uns: von einem Wunsch oder einer Gnade der Lebensbewältigung hin zu einer anbetungswürdigen Gottheit, die dann auch noch durch eine Taube symbolisiert wird und für die es auch noch ein Fest gibt, nämlich das Pfingstfest. Die Folge dieser Verschiebung ist, daß es jetzt bei der Verkündigung des christlichen Glaubens auch nicht mehr so sehr auf eine Vermittlung von "heilbringender Vernunft" ankommt, also auf Klugheit und Menschenkenntnis, sondern auf einen Verehrungskult. Damit ist unser Glaube genau wieder zu einem der Kulte geworden, von denen wir uns mit "heiligem Geist" eigentlich unterscheiden sollten!

Ein modernes Menschenbild findet sich unter Kybernetik, vor dem Hintergrund dieses Menschenbilds kann heiliger Geist wieder wirksam sein!

Wir können den Begriff heiliger Geist wohl heute am besten als bessere Information oder besseres Lebenskonzept zur Erreichung unserer Einheit von Leib und Seele interpretieren - oder auch ganz einfach als Lebensklugheit.

Alles das hat natürlich auch etwas mit den Prinzipien der Zehn Gebote zu tun, die dann vielleicht als "Spielregeln" heiligen Geistes angesehen werden können. Eine Sünde wider den heiligen Geist wäre damit etwa eine bewußte Behinderung junger Menschen im Hinblick auf ihre Information über die Ambivalenz von alledem, was mit ihrer Einheit von Leib und Seele zusammenhängt. Dazu zählt neben einer Erziehung mit unsinnigen Tabus und Ängsten auch eine Verfälschung unseres Glaubens mit eher abergläubischem Wunder- und Jenseits-Glauben. Es versteht sich von selbst, daß "richtiger" heiliger Geist nicht mit Handauflegen oder mit Begießen mit Wasser (bei der Taufe) weitergegeben werden kann, sondern nur durch Information.

Allerdings können rituelle Gesten wie das "Begießen mit Wasser" als Absichtserklärungen akzeptiert werden, die Täuflinge nicht in Dummheit aufwachsen zu lassen sondern in Gemeinschaften (siehe Gemeinde und Kirche), in denen "heilbringende Vernunft" oberstes Prinzip ist. 

Ob es nicht doch einen wirklichen Heiligen Geist gibt?

Bisweilen scheint zumindest die Existenz einen höheren Vernunft vorhanden zu sein, so eine Art „Ideallinie“, hinter der ein „höherer Jemand“ steckt, der uns immer wieder dorthin drängen will – während wir genau das nicht wollen! Und so läßt dieser „höherer Jemand“ genau das, was er nicht will, misslingen und das, was er will, eben gelingen. Es ist als ob dieser „Jemand“ etwa sagen würde:

-     "Merkt ihr Menschen eigentlich nicht, dass ich eure ganze Besserwisserei nicht will? Ihr meint es besser zu wissen mit der Erziehung junger Leute mit dem berühmten über-ich-gesteuerten Gewissen, mit der ganzen Leibfeindlichkeit und Verklemmtheit,  mit der Tabuisiererei, mit dem ganzen pharisäischen Dogmatismus… Erziehung zu wirklicher Freiheit, zu wirklicher Emanzipation, zur Freude an meinen Geboten, das will ich - auch für die Mädchen und Frauen!"

-     "Und eure ganzen Religionen mit all ihrem Geschäft und ihren tollen Kirchen und Festen und Wallfahrten will ich auch nicht, dadurch kommt es doch nur schließlich zu Streit und Krieg usw. Kümmert euch um die Liebe junger Menschen, damit sie in eine neue, bessre Welt hineinwachsen… Und sie werden Streit und Krieg vergessen!"

-     "Damit will ich natürlich auch nicht, wenn ihr in „meine Religion“ (um es einmal so zusagen, also in die jüdisch-christliche) Elemente aus anderen Religionen übernehmt, um sie sozusagen zu verbessern, das was Jesus gewollt hat, braucht nicht verbessert zu werden (welche Arroganz, das überhaupt zu versuchen!) – hinweg mit dem ganzen verfälschenden Synkretismus und  Volksglauben!"

-     "Natürlich will ich noch mehr, doch habe ich etwas gegen die Methoden der Nazis und der Marxisten, gleich immer alles verändern zu wollen, wobei dann doch nun noch mehr Unglück geschieht, fangt also erst einmal dort an, wo es ohne viele Aufwand möglich ist – und in der Erziehung von den pädagogischen Lügen wegzukommen und etwas anderes den jungen Leuten zu erzählen als bisher, das werdet ihr doch wohl noch können! Oder fehlt der gute Wille?"

Na ja – und hier könnten wir doch wohl mitmachen?

Jedenfalls haben wir "heiligen Geist" im Sinn von "heilbringender Vernunft" heute nötiger denn je, und es ist die Überzeugung, die zu dieser Website geführt hat, daß "heiliger Geist" auch heute noch wirkt! Wir müssen uns allerdings nun wirklich endlich einmal von allen magischen Vorstellung verabschieden - "heiliger Geist" hat nur dann eine Chance, wenn wir dem Denken eine Chance geben! 

(Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)