TAUFE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)


Die TAUFE wird leider oft genug lediglich als Ritus der Aufnahme in eine der christlichen Kirchen gesehen oder noch einfacher als Gelegenheit für ein Familienfest (siehe Feste und Gedenktage).

Das alles dürfte wohl kaum dem Konzept der ersten Christen entsprechen, als es noch nicht so eine Vereinsmeierei gab!

Es geht vielmehr bei der Spendung dieses Sakraments um den endgültigen Beginn der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft derjenigen Menschen, denen es um die Einheit von Leib und Seele für sich selbst und für andere geht.

Dabei steht vermutlich noch nicht einmal der Glaube an eine irrationale Macht im Vordergrund, etwa an Gott, sondern einfach ein bestimmtes ethisches Lebenskonzept, eben für die Freiheit und für die Emanzipation des Menschen und gegen den Mißbrauch des Menschen - oder eben "gegen den Satan und gegen die Sklaverei der Sünde". Und der Grund für die Sehnsucht nach einem solchen Lebenskonzept, das die Einheit von Leib und Seele schützt, ist nun einmal keinesfalls nur ein Glaube, sondern er kann auch ein gesunder höherer Egoismus sein.

 

An dieser Stelle stellt sich die Frage,  wie das Sakrament der Taufe und insbesondere der Kindertaufe  überhaupt in unseren christlichen Glauben gekommen ist. Wie weit etwa ist die Taufe Jesus im Jordan "historisch", also wirklich geschehen? 

Ich habe nun nicht ausdrücklich über die Taufe recherchiert, doch scheint es sich hier um ein Ereignis zu handeln, das in derselben Weise wie übrige Ereignisse im Leben Jesu entschlüsselt werden kann. 

In diesem Sinn zunächst einmal: Sie wird im Matthäus-, Markus- und Lukasevangelium zwar kurz geschildert, doch "riecht" sie wegen der "Stimme aus dem Himmel" mit den Worten "dieses ist mein geliebter Sohn" förmlich nach einem typischen "Bestätigungswunder", das in Wirklichkeit nie stattgefunden hat sondern einfach aus anderen Religionen übernommen wurde. Solche Bestätigungswunder gab es ja tatsächlich auch sonst, sie dienten schlicht und einfach dazu, jemanden mit den typischen Mitteln der Zeit bedeutend zu machen. Und schließlich ist im Johannesevangelium auch gar nicht von einer Taufe Jesu die Rede und so fehlt auch die Stimme aus dem Himmel. Etwas weniger wunderhaft äußert sich lediglich Johannes der Täufer entsprechend, daß er nämlich nicht würdig sei, dem "Nach-ihm-Kommenden" die Schuhriemen zu lösen und Jesus das Lamm Gottes sei, daß die Sünden der Welt hinweg nimmt.

Ivanov: Die
                  Taufe des Johannes

Alexander Ivanov: Jesus erscheint dem Volk

Rituelle Waschungen kennen wir in vielen Religionen. Warum aber im christlichen Glauben auch bei Kindern?

Und des Weiteren scheint die Taufe nicht nur ein typischer jüdischer Reinigungs-Ritus gewesen zu sein - sie scheint es auch zur Zeit der Abfassung der Schriften des NT woanders gegeben zu haben, was alles für die These spricht, daß sie "typisches Mittel der Zeit" war, um "Befreiung von Sünden" zu kennzeichnen. Beim Osiristempel  im ägyptischen Abydos am mittleren Nil gibt es etwa ein (inzwischen leeres) Bassin mit den typischen Treppenstufen für rituelle Waschungen, ganz wie wir das auch heute noch von indischen Tempeln oder Flussufern kennen. Und "rituelle Waschungen" meint ja immer "Sündenabwaschen". 

 

Und von welchen Sünden soll die christliche Taufe abwaschen? Und dazu noch von Kindern? 

Ja, besonders die Kindertaufe? Bereits zur Zeit der Kirchenväter (nach 300) war gerade der Ursprung dieses Brauchs offensichtlich nicht mehr bekannt, daher entstand dann die Theologie von der Erbsünde, also von einer "Ursünde", die auf allen Menschen seit dem Anfang der Menschheit lastet und von der wir befreit werden müßten bzw. die von uns abgewaschen werden müßte. Doch dieser Grund riecht doch sehr danach, daß er nur gefunden wurde, weil man etwas suchte und konstruierte, was eigentlich nicht bekannt war. Der katholische Theologe Herbert Vorgrimler meinte daher in einer seiner Vorlesungen, daß der wirkliche Grund der Kindertaufe wohl der war, daß alle anderen in den Familien eben längst getauft waren und nur noch die Nachwachsenden getauft werden mußten. Für die Idee einer von irgendeinem schlimmen Vorfahren ererbten Sünde, also einer Erbsünde, sprach ja immerhin das Wimmern und Weinen der Kinder (so schrieb ein Kirchenvater), wenn das nicht ein Indiz war, daß der Teufel noch in ihnen steckte und sie daher vom Teufel befreit werden müßten... 

Und immer wieder: Eine Erklärung gibt es nur aus der Sicht der damaligen Zeit und der damaligen Kultur.

Eine merkwürdige Begründung mit dem Wimmern und Weinen? Wir müssen uns zum Verständnis in die damalige Zeit und in die damalige Gesellschaft hineinversetzen mit ihrem völlig selbstverständlichen Glauben an Gott und Teufel oder auch an verschiedene Götter einerseits, und in diesem Zusammenhang die verheerenden Vorstellungen vor allem von der Frau als verführerische und begehrenswerte und "göttliches und ewiges Heil zerstörerische Sache" andererseits. Von der Frau als Partner stand zwar bei den Juden irgendwo irgend etwas in der Bibel (siehe jüdischer Glaube), doch war die Praxis weitgehend völlig anders und bei den umliegenden Völkern, also den "heidnischen Völkern" erst recht. Bei den Ägyptern gab es schließlich die Beschneidung der Frauen, tiefstes Kennzeichen dafür, daß man den Frauen nicht traute, daß man von wirklicher Liebe und Partnerschaft zwischen Mann und Frau keine Ahnung hatte, und daß Frauen also schon einmal ganz grundsätzlich keine Partner sein konnten.  

Diesem allgemeinen Volksglauben, der auch noch von den damaligen Religionen sozusagen kritiklos akzeptiert und sogar getragen wurde, stand nun die Lehre Jesu und wenigstens zunächst einmal die Lehre der frühen Christen mit ihrem missionarischen Eifer gegenüber: Sie hatten andere Vorstellungen von der grundsätzlichen Gottesebenbildlichkeit der Menschen, und auch der der Frau!

 

Es mußte also ein Gegenkonzept her und auch mit "Gegenriten", damit die damaligen Menschen das "chist"-liche Menschenbild auch nicht nur verstandesmäßig, sondern auch emotionell zu akzeptieren lernten. 

Stellen wir uns in diesem Zusammenhang die Schwierigkeit von frühchristlichen Missionaren vor, etwa ägyptischen Eltern beizubringen, daß die Beschneidung ihrer Töchter ein völlig überflüssiger und sogar schädlicher Brauch sei. Gerade fromme und moralische Eltern sahen sich ja dazu gezwungen, weil nach ihrem Verständnis und nach "unmöglich zu widersprechendem" allgemeinem Verständnis (da von uralter Tradition und Religion sozusagen abgesegnet, wer wagt da schon zu widersprechen, schauen Sie mal in den vorletzten Abschnitt des Stichworts Buddhismus, wie ein Deutscher weitgehend aufgegeben hat, in viel belangloseren Bereichen gegen den herrschenden Aberglauben anzugehen) die "lustbringenden Körperteile" der Frauen nur eine Erfindung des Teufels waren, durch die ihre Töchter schließlich nur zum Werkzeug des Teufels würden und alle gute Moral bei ihnen zerstört würde, ja sie gerieten geradezu in Panik, wenn ihnen jemand diese Grundvorstellung auszutreiben versuchte. 

Also mußten die Christen unbedingt den damaligen Menschen irgendwie plausibel machen, wie sie anders die jungen Leute von Sünden, und damit von den Nachstellungen des Satans, bewahren konnten. Und was lag da näher, als die Information oder den "Geist", zur Sprache zu bringen, um damit das Problem zu lösen! Schließlich können sich Menschen ja nur mit besserem Wissen ändern - und der Schritt ist nicht groß, dieses Wissen dann als heiligen Geist anzusehen! Damit das alles dann nicht im luftleeren Raum schwebte, brauchte es noch einen Ritus (die Leute wollen immer so etwas!) und was lag da näher, als ihn mit dem Wasser zu identifizierten, also mit dem üblichen Brauch der "Hinwegwaschung der Sünden mit Wasser", den es ja in den bekannten Religionen auch sonst gab? Vermutlich betraf die Taufe also von Anfang an nur die junge Leute, die Taufe war also eher immer eine Kindertaufe!

 

Sind die Taufen, die heute so gespendet werden, überhaupt gültig? Hier sollte auch einmal auf die Frage eingegangen werden, was die jungen Christen eigentlich an Kleidung trugen, wenn sie getauft wurden?

So eine Art Badebekleidung oder lange spezielle Gewänder, die dann nach dem Auftauchen sozusagen perfekt am Körper klatschten? Alles - wohl nein! Aus Beschreibungen des 3. und 4. Jahrhunderts wissen wir, dass Kinder und Erwachsene die Taufe nackt empfingen. Unglaublich, merkwürdig? 

Des Rätsels Lösung könnte sein, daß hier bewußt ein Gegenprogramm zu der damaligen verklemmten aber dennoch nicht moralischen Umwelt "anlief": Die Christen mußten ihre Moral nicht durch irgend eine Verhüllerei nach außen hin zeigen, nein, das war gar nicht nötig, denn sie waren wirklich moralisch, ja das war eben die wirkliche christliche Freiheit und die wirkliche Emanzipation! Ich halte es sogar für durchaus möglich, daß die Taufe vor allem deswegen eingeführt wurde, um einen plausiblen Anlass für die Nacktheit zu haben - im Sinn unschuldiger Nacktheit natürlich (wie bei basisreligion überhaupt!), und die war ja schon immer eine Provokation! Ja, was war eigentlich am Urchristentum so provozierend, daß man die Anhänger dieser Lehre so verfolgte? Das muß schon irgendeine besondere auffällige Lebensweise gewesen sein, auch ist die Nacktheit ein Indiz für ein anderes Moralmodell als das übliche, und das allein ist fast schon ein Skandal! Natürlich will man das auch in unseren heutigen etablierten und gleichzeitig dekadenten Gesellschaften so genau nicht wahrhaben!
Es kann also mit guten Gründen bezweifelt werden, ob die Taufen, die heute so gespendet werden, gleichgültig ob bei Katholiken, bei den Evangelischen oder auch bei den Zeugen Jehovas, überhaupt gültig sind. Hierbei dürfte Geschmacksache sein (wie auch die Reinigung in der Badewanne oder unter der Dusche Geschmacksache ist), ob die Taufe durch Übergießen mit Wasser oder durch Untertauchen stattfindet - wichtig ist, dass der Täufling nackt ist und dass diese Nacktheit auch freiwillig und bewusst ist und als Kennzeichen besserer Information, was Ethik und Moral wirklich sind, empfunden wird.

 

Doch leider wurde das mit der dabei unbedingt notwendigen "Information" recht bald nicht mehr gesehen, es ist ja auch schwer, wenn etwa Katecheten gegenüber ihren Schülern über persönlichste Dinge reden sollen, von denen sie entweder zu viel Ahnung oder gar keine Ahnung haben, und so sah man nur noch das Wasser einer Person des Heiligen Geistes...

Das dürfte dann der Ursprung aller möglichen Spekuliererei über Sinn und Zweck der Taufe sein - bis hin zu Vorstellungen über ihre mehr oder weniger magische Wirkung, die natürlich ohne die geeignete Information auch nicht mehr funktionierte. 

Bis heute läuft das nun so, bis heute sieht man nicht mehr, daß das eigentliche Problem der Bewahrung vor Sünden nicht die Übergießung mit Wasser, sondern die geeignete Information ist! Das mit der Nacktheit ist ohnehin weggefallen, weil bei magischer Interpretation sowieso nicht geschieht, was eigentlich die ursprüngliche Absicht war, und daher wieder das übliche "Scheinmoralgetue" erforderlich wurde.

 

Und somit ist der vermutlich ursprüngliche Sinn der Taufe, und damit auch unseres christlichen Glaubens überhaupt, weitgehend in Vergessenheit geraten und die Taufe hat wie andere Sakramente und Riten eine Entwicklung von einem konkreten Anliegen in eine alles- und nichtssagende Belanglosigkeit durchgemacht, die schließlich auch noch in einen neuen Zusammenhang mit einem irrationalen Leben nach dem Tod gebracht wurde, nach dem die Taufe angeblich den Weg zum Paradies nach dem Tod öffnet. 

Immerhin erinnert noch manches am uralten Ritual an die einstige Bedeutung: So wird dem Täufling das Wasser des heiligen Geistes übergegossen (das heißt, daß der unwissende und dumme Mensch, der ohne wirklich bessere Menschenkenntnis seine wirkliche Einheit von Leib und Seele anstrebt, weggewaschen werden soll), der Täufling erhält ein weißes Kleid (als Zeichen der Unschuld, also als Zeichen gelungener und unbeschadeter Einheit von Leib und Seele), der Täufling widersagt dem Teufel (der Täufling will bei der Wahl zwischen Gut und Böse das für die Erfüllung seines Lebenssinns Gute wählen und das Böse ablehnen) und in Bulgarien werden noch kleine Kinder nackt getauft (ich selbst konnte eine derartige Taufe bei einem wohl 2-jährigen Mädchen miterleben, das Kind nahm im Taufbecken stehend offensichtlich neugierig daran teil, was gerade mit ihm passierte). 

Wir können also durchaus sagen, dass gerade Taufe und auch Firmung Sakramente für die "sexuelle Selbstbestimmung" und gegen den "sexuellen Missbrauch" in der Weise sind, dass der Täufling oder auch Firmling sozusagen fit gemacht wird, hier das Richtige in seinem Eigeninteresse zu tun. 

Natürlich könnte man auch die einzelnen Bestandteile der Taufe anders deuten, doch ergibt sich aus dem Gesamtzusammenhang eigentlich nur das Anliegen von der gelungenen Einheit von Leib und Seele hier und jetzt. 

 

Damit hatten die alten Theologen also gar nicht einmal so unrecht, wenn sie die Taufe in Zusammenhang mit der Sünde Adam und Evas brachten, die ja auf die Tempelprostitution anspielt, die ja auch die Zerstörung der Einheit von Leib und Seele der Menschen durch eine sexuelle Tat bedeutet. Verzerrt wurde dieser vernünftige Zusammenhang allerdings, indem unter dem Einfluß des leibfeindlichen Dualismus und der leibfeindlichen Gnosis jegliche Sexualität verteufelt wurde und die Taufe damit zu einem Startpunkt für ein höheres geistiges Leben wurde, und das ist nun sowohl weltfremd wie unchristlich, in Wirklichkeit ging es doch nur um das Problem der Ambivalenz oder eben von Gebrauch und Mißbrauch!

Den alten Taufritus finden Sie unter http://www.introibo.net/download/rituale/kindertaufe_alles.pdf, leider wurde der Exorzismus nicht mit ins Deutsche übersetzt. Dabei muss sich dieser Exorzzismus keinesfalls auf eine Geisterbeschwörung beziehen, es kann sich auch um eine intensive Absage an das Böse handeln, damit es nicht das Leben des Getauften beherrscht. 

Wie also könnte eine Taufe heute aussehen - nach einer Theologie nach dem wirklichen Jesus?

Sie wäre zunächst einmal für alle Menschen beziehungsweise vor allem für alle jungen Menschen da, gleichgültig ob sie an Gott glauben oder nicht oder auch welcher Religion sie sind. Denn es geht nicht um einen Gottesglauben (was wissen wir überhaupt sicher von Gott?), sondern um eine schöne (Sexual-)Moral, zu der wir im Grunde von der Natur veranlagt sind, siehe den Text  "Die unterschiedliche Sexualität nicht konsumieren, sondern kuttivieren!" Und dann ist sie zweigeteilt, einmal durchaus als Baby (natürlich am besten wenn es schön warm ist und dann, dass der Täurling nackt ist und möglichst schon offensichtlichen Spaß an dem Geschehen hat) - und dann die zweite vor der Pubertät. Und sie darf auf keinen Fall ein magischer Ritus sein, sondern sie muss die äußere Form eines inneren Vorsatze seins, im Leben die Einheit von Leib und Seele mit einem andersgeschlechtlichen Partner anzustreben und sich so auf das zweite große Sakrament, nämlich das der Ehe, vorzubereiten. Und von daher muss sie auch nackt stattfinden, zum Zeichen dass die Scheinmoral überwunden und es zu einer Moral aus dem Geist heraus gekommen ist. Das mag nun sehr gewöhnungsbedürftig sein in unseren Kulturen, wo die Nackthein weitestgehend tabu ist und die Freude an ihr sogar als Sünde angesehen wird, doch geht es vermutlich nicht anders! Denn der Mensch hat nun einmal von Natur er den Bedarf nach einer hohen Moral - und wenn dieser Bedarf nun durch die Angst vor der Nacktheit gestillt ist, dann bleibt für die echte Moral nicht mehr viel übrig! Siehe hierzu auch den genannten Text von dem Umgang mit der "unterschiedlichen Sexualität". Und wenn dieser Zusammenhang verinnerlicht ist, dann darf der Ritus der Taufwiederholung den jungen Leuten sogar einen großen Spaß machen! Dabei können sie sich durchaus entscheiden, ob sie den konkreten Ritus unter sich ausmachen wollen, also keine Erwachsenen dabei sind, oder ob Erwachsene dabei sind. Auf alle Fälle kann das Fest hinterher für alle da sein - eventuell in einer von Bänken leergeräumten Kirche?

 (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)