| UNSCHULD meint ganz allgemein eine bestimmte Unbefangenheit und Ahnungslosigkeit in einer Sache, die nur derjenige haben kann, der wirklich unbefangen und ahnungslos ist. Das trifft dann nicht nur für sexuelle Erlebnisse zu, sondern auch für vieles andere, z.B. für Erfahrungen mit Drogen und mit Glücksspiel. In vielen Fällen bedeutet eine einmalige Handlung bereits den Verlust der Unschuld wie eben beim Geschlechtsverkehr. Hinter dem Konzept, Kinder unschuldig im Sinn von ahnungslos zu belassen, stecken oft Verdrängungen eigener Probleme. Umgangssprachlich ist Unschuld die Unberührtheit vor allem eines Mädchens, das heißt, wenn es noch nie in seinem Leben Geschlechtsverkehr hatte (siehe auch Keuschheit und Jungfräulichkeit). Bei unserer Vorstellung von Unschuld bei Kindern, über die wir uns freuen und für die wir uns einsetzen, scheint darüber hinaus noch eine ganz bestimmte "Wehmut" über eigenes Fehlverhalten im Sexuellen in der eigenen Vergangenheit mitzuschwingen: Wenn wir da mit Unschuld die Unwissenheit und Ahnungslosigkeit von allen geschlechtlichen Vorgängen überhaupt bezeichnen, also mit Naivität, verbirgt sich dahinter dann nicht das Eingeständnis, daß uns die ganze Sexualität doch nur Enttäuschung, Streß und Kummer gebracht hat, und dass wir von daher unschuldige junge Menschen vor dem Wissen darüber lieber überhaupt verschonen wollen, zumindest so lange es geht? Wir meinen, daß wir hier die Unschuld von Kindern erhalten, doch fördern wir so nur ihre Naivität, die etwas völlig anderes als Unschuld ist, und beweisen damit gleichzeitig, daß wir von wirklicher Unschuld keine Ahnung haben und sie bei erstbester Gelegenheit über Bord werfen. Ist die Auffassung, daß Kinder "davon" nichts wissen sollten, nicht immer nur Indiz für eigene Leichen im Keller und Verdrängungen? Jedenfalls hilft diese gefühlsduselige Vorstellung von Unschuld unseren Kindern im Hinblick auf ihre eigene wirkliche Unschuld natürlich überhaupt nichts und führt nur dazu, daß sie schließlich einmal mit der Sexualität genau dieselben Enttäuschungen erleben wie wir selbst und damit auch dieselben Schwierigkeiten haben werden. Wir kurbeln hier nur einen typischen Täter-Opfer-Kreislauf (oder auch Teufelskreislauf) wieder an, den wir durch eine Änderung des eigenen Verhaltens allerdings nachhaltig beeinflussen können! Doch dazu sind wir irgendwie unfähig - und diese Unfähigkeit nennt man eben Dekadenz! Interessant ist ja auch, wie heute, also zu Beginn des dritten Jahrtausends, Frauen versuchen, durch eine Schamhaarrasur sozusagen das Erlebnis ihrer Unschuld nachzuholen. Wirkliche Unschuld hat viele praktische Vorteile, weckt allerdings auch den Neid der Besitzlosen (die dann alles mies machen). Dabei ist der (oder die) Unschuldige im allgemeinen zunächst einmal in einer höchst praktischen und vorteilhaften Lage: Er (oder sie) hat keine Probleme mit irgendwelchen Verdrängungen, weil vergangene Fehler Kopfzerbrechen bereiten oder (Wiederholungs-)Zwänge bis hin zu suchtartigem Verlangen verspürt werden (siehe Sucht). Im Zusammenhang mit harmlosen Begegnungen mit Menschen des anderen Geschlechts hat Unschuld dann noch den Vorteil, daß man sich verschiedene mögliche Partner genau ansehen kann, ohne sich einer möglichen Erpressung auszusetzen und bei irgendeinem doch nicht so recht geliebten unnötigerweise zu verpflichten, und dabei noch äußerst wagemutig sein kann (siehe Enthaltsamkeit, Tantrismus).  In der Mythologie wird der
                    völlig überflüssige Verlust der Unschuld im
                    Sexuellen in der Adam-und-Eva-Erzählung
                    beschrieben, weil es dabei keinesfalls um die
                    wirkliche  Liebe in der
                    Einheit von Leib und
                      Seele geht, die mit dem Geschlechtsverkehr
                    verbunden sein könnte. Wohl nicht ohne bewußt oder
                    unbewußt böswillige Absicht wird allerdings diese
                    Erzählung zur Zeit nicht mit dem Verlust dieser
                    Unschuld in Verbindung gebracht. Denn die Folge
                    einer auf solchem Konzept aufbauenden Pädagogik wäre
                    vermutlich, daß junge Leute eher eine bewußte
                    Unschuld leben würden, vielleicht sogar in
                    Zusammenhang mit unbefangener  Nacktheit. Damit wäre
                    dann der Weg für eine Moral
                    beschritten, die sogar Vergnügen bereiten
                    könnte.Siehe hierzu die Radfahrerinnen! Und eine solche Moral wäre nun wahrscheinlich manchen nicht recht, die sich ihr Leben lang entweder mit einer von Ängsten bestimmten Scheinmoral herumgequält und/oder überhaupt jegliche Moral im Sexuellen außer acht gelassen haben. Besonders typische Emanzen pflegen hier so starke Neidgefühle zu entwickeln, daß sie schließlich sogar jegliches echte Bemühen von Männern um wirkliche Unschuld von Mädchen als deren ganz besondere Perversität auslegen. Dabei müßten sie doch einsehen, daß sich auf Dauer wohl niemand für etwas einsetzt, was nicht irgendeinen Vorteil bringt - und wenn es das Vergnügen alter Männer an der Unschuld junger Mädchen ist! Und was wäre daran so verwerflich, wenn dies wirklich gelänge? 
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