GUT UND BÖSE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

GUT UND BÖSE sind die obersten allgemeinen Begriffe der Moral, sie dienen zur Kennzeichnung dessen, was dem Inhalt der Moral entspricht oder widerspricht.

Die große Problematik einer Einteilung der menschlichen Handlungen in gut und böse ist, daß sich nach einer solchen Einteilung im allgemeinen fast niemand selbst betroffen fühlt.

Wir teilen da immer nur so nach der Methode der Dünnbrettbohrer ein, daß wir selbst auf alle Fälle auf der Seite des Guten stehen, eine Schuld und daher die Bosheit gibt es immer nur bei den anderen. Wohl niemand hält seine eigenen Handlungen für radikal böse, jeder findet irgendwo in seinem Inneren immer noch Ausreden und Begründungen (Rationalisierungen), sich selbst als gut zu sehen. Selbst die größten Massenmörder dieses Jahrhunderts, Stalin und Hitler, sahen sich selbst keinesfalls in der Rolle des Bösen, beide glaubten an ihre menschheitserlösende Aufgabe, nämlich die Menschheit von allen möglichen ausbeuterischen und verderbenbringenden Menschen und Mächten zu befreien (siehe Nationalsozialismus und Kommunismus). Auch die Kinder in Nordirland, die haßerfüllt Molotowcocktails auf Menschen anderer Konfession werfen, sind der Überzeugung, daß sie selbst gut, die anderen jedoch böse seien und also die Bomben verdient hätten. Und sogar ausgesprochene Triebverbrecher werden sich selbst bei einer Zuordnung zum Bösen ungerecht behandelt sehen: Hat nicht jeder Böse auch etwas von einem Michael Kohlhaas an sich, das heißt, daß er von sich selbst meint, nur infolge menschlicher Tragik böse geworden zu sein? Und ist an solcher Schuldabwälzung nicht etwas dran? So müssen wir auch der "Bestie von Rostow" (siehe Triebverbrechen) wenigstens etwas von solcher menschlichen Tragik zugestehen: Wer verkraftet schon alles das, was ihm seit seiner Kindheit widerfahren ist, kann man unter solchen Umständen wirklich seelisch gesund und gut bleiben? Eine Erziehung wie in unserem heutigen Christentum zu einer wenig konkreten Einstellung zum Guten und gegen das Böse - etwa mit allgemeinen religiösen Riten und Sprüchen, dem Bösen oder dem Satan (Teufel) zu widersagen - trifft daher niemanden, um ihn wirklich vom Bösen abzuhalten. Sie führt in der Praxis keineswegs zu moralisch guten Menschen und ist daher sinnlos. Ja, es sieht so aus, daß eine solche wenig konkrete Einstellung zu Gut und Böse Kennzeichen einer heuchlerischen und im Grunde verdorbenen Gesellschaft ist, die sich selbst etwas vormacht.

Aus der Fairnessforschung wissen wir nun, daß Menschen weder per so gut oder schlecht sind, es hängt von den jeweiligen Normen ab und wie die anderen sich verhalten - siehe unter Fairness und Gruppeneffekt.

 

Daher ist es zwingend notwendig, allgemeinverbindlich festzulegen, was gut und was böse ist!

Daher ist nicht umsonst in unserem christlichen Glauben an den einen Gott das Böse ganz konkret in den Zehn Geboten definiert, um zu verhindern, daß wir uns in unserem eigenen Leben die bewußten Lücken für unser eigenes Handeln aussuchen und uns damit etwas vormachen: Unabhängig von unseren noch so lauteren Motiven im Einzelfall ist jeder Verstoß gegen die Einheit von Leib und Seele immer böse, dazu gehört irgendwo jedes Töten von Menschen, jeder Verstoß gegen die Heiligkeit der Ehe, also jeder Geschlechtsverkehr mit einem anderen als dem Gefährten fürs ganze Leben, jede Verdrehung der Wahrheit - zumindest wenn es um das geht, was mit dem Paradies der Menschen zusammenhängt, also auch die mangelnden oder fehlerhaften um Informationen zum Aufbau des Realitätsbewußtseins gerade junger Menschen. Denn an einem fehlerhaften Realitätsbewußtsein hier krankten ganz gewiß sowohl Stalin wie Hitler als auch die aktuellere Bestie von Rostow. Und natürlich gilt auch als böse, wenn nicht alles getan wird, solche bösen Handlungen zu verhindern und sogar noch Zustände des Hasses zuzulassen, die solche bösen Handlungen auch noch fördern (siehe Dummheit oder Böswilligkeit und nützliche Idioten).

Eine Weltanschauung, die von einer Unterscheidung und schließlich auch Einteilung der Gegebenheiten unserer Existenz und dieser Welt nach Gut und Böse ausgeht, wird Dualismus genannt. In der Gnosis wurde daraus schließlich eine Erlösungslehre, die zu allem Unglück auch noch mit den Ideen des Christentums vermengt wurde und es schließlich verfälschte. Günstiger als eine Zuordnung unserer Taten nach gut und böse ist sicher eine Zuordnung unter den Gesichtspunkten der Ambivalenz nach Gebrauch und Mißbrauch.

 (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter English