SEXUELLER MISSBRAUCH Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)
SEXUELLER MISSBRAUCH.

Was ist "sexueller Missbrauch"?

Genau  genommen ist sexueller Missbrauch alles das, wenn Menschen zu sexuellen Handlungen gezwungen oder auch nur manipuliert werden, hinter denen sie nicht wirklich stehen aus welchen Gründen auch immer. Zum sexuellen Missbrauch zählen also nicht nur der Missbrauch von Kindern, sondern auch Vergewaltgungen und Verstümmelungen der Genitalien (siehe etwa Beschneidung) und genau genommen auch auch Handlungen der betreffenden Menschen, die sie nicht aus wirklich freien Stücken vollziehen.Und dazu gehören nun einmal auch Handlungen, bei denen der rechte Durch- und Überblick fehlt, weil Mesnchen keine Alternative kennen, weil sie etwa geradezu "heiß" gemacht wurden, etwa weil sie mit Tabus bewusst oder unbewusst zu einer Leibfeindlichkeit erzogen waren, aus der sie sich dann krampfhaft befreien wollten. Wir können also sagen, dass sexueller Missbrauch alles das ist, wo es keine wirkliche "sexuelle Selbstbestimmung" gibt.

Der sexuelle Missbrauch ist nur die Spitze eines Eisbergs 

Natürlich, dieser Missbrauch ist etwas Schlimmes und Verwerfliches. Doch sollten solche Fälle eigentlich nicht verwundern. Gerade bei dem, was die Religionen (und dazu gehört nun einmal auch die katholische Kirche, wie sie sich zur Zeit - also im Frühjahr 2010 - gibt) an "Moral" (und auch an Sexualmoral)  "verkündigen",  kommt es doch längst nicht mehr darauf an, dass sie funktioniert, sondern dass sie „im Namen der Kirche“ ist, dass sie also vor allem sehr fromm und keusch aussieht. Ob das, was da gelehrt wird, auch in der Praxis etwas an Moral bringt, interessiert dabei überhaupt nicht. Ich habe hierzu entsprechende Schriftstücke (vor allem Briefe von höchster Warte) vorliegen. Das heißt also, dass die typischen Kirchenleute Gott dafür verantwortlich machen, wenn die Sexualmoral, wie sie sie „im Namen der Kirche“ lehren, nicht funktioniert. Dabei ist es doch so oder sollte es wenigstens so sein: Kennzeichen einer Sexualmoral, an der Gott seinen Gefallen haben könnte, ist doch, dass sie in der Praxis funktioniert, dass Menschen wirklich glücklich und gut mit ihr werden. Und eine Sexualmoral, die nicht funktioniert, die Leid und Schmerz, also auch Enttäuschung und Einsamkeit bringt, ist nun einmal nicht von Gott - sondern vom Teufel, egal wie fromm und keusch und ehrwürdig sie aussieht. 


Und das ist oder sollte doch die Lehre der Kirche sein, dass Verstöße gegen diese Moral nicht so schnell und leichtfertig etwa mit genetischer Veranlagung oder mit kultureller Andersartigkeit begründet werden, sondern dass diese Moral unteilbar ist. „Ein bisschen Moral“ geht also nicht, Missbrauch ist schlicht und einfach alles, was nicht in Übereinstimmung mit dieser Moral getrieben wird. In den alten Beichtspiegeln stand gewiss mancher Unfug drin, ob man etwa unschamhaft war (Unschamhaftigkeit muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein, so kann etwa eine bewusst und intelligent eingesetzte Nacktheit - im Sinn einer Überwindung der Leibfeindlichkeit - nachweislich durchaus zu der echten Moral, wie sie die die Kirche lehrt oder wenigstens lehren sollte, wirksam motivieren), doch auch vieles Richtige, so sind das Herumschnackseln (das meint doch Geschlechtsverkehr mit unterschiedlichen Partnern vor der Ehe!), wie es eine superkatholische Fürstin Gloria von Thurn und Taxis bei sich selbst und bei ihren Töchtern als normal empfindet, und die pädophilen Praktiken von Priestern oder von wem auch sonst doch nur die unterschiedlichen Facetten des Missbrauchs der Sexualität.

Natürlich, den sexuellen Missbrauch gibt es auch woanders, doch die Kirche ist nicht mehr das Salz der Erde, die herausragt, gerade auch jungen Menschen den roten Faden mit auf den Lebensweg zu geben, mit dem sie den Missbrauch vermeiden können, wie sie sich also an die Gebote der Heiligkeit der Ehe auch tatsächlich halten können.

Zu den "Verfehlungen" von Priestern: Wie war das doch mit dem Bock und dem Gärtner?

Oder konkret zum sexuellen Missbrauch durch Pädagogen und auch durch Priester: Fakt ist, dass man sich an jungen Menschen, die keinen wirklichen roten Faden im Hinblick auf ihre sexuelle Selbstbestimmung haben, leichter vergehen kann. Und man ist dann auch weniger blamiert und schlecht angesehen. Klar, wenn man erst einmal etwas als Sünde und Missbrauch hingestellt hat, dann hat man hinterher Schwierigkeiten zu erklären, wenn man es trotzdem tut. Also tabuisiert man lieber das Thema von Anfang an und lässt gerade die jungen Menschen im Unklaren. Das ist nun etwas sehr negativ gesagt, man kann es aber auch positiv ausdrücken, dass junge Menschen mit einem echten ethischen Konzept der beste Schutz auch für Priester und (andere) Pädagogen sind.

Sollte die das alles nichts angehen, sollte unser Glaube wirklich nur ein Glauben an irgendwelche Dogmen und eine Vorbereitung auf ein Leben nach dem Tod sein? Nein, das kann doch nicht sein und das ist auch nicht so! Ursprünglich ist mit höchster Wahrscheinlichkeit die ganze jüdisch-christliche Relgion vor allem ein Konzept gegen den sexuellen Missbrauch in den unterschiedlichen Varianten, siehe unter basistheologie. Und der letzte bedeutende Ansatz war der des historischen Jesus, und er ist bei seinem Engagement "gegen die Sünde", "gegen die Heuchler" und "für die Liebe" schließlich auch per Justizmord umgebracht worden - siehe auch kriminologischer Ansatz.

Wie es aussieht, hat die Kirche von Jesus also den Auftrag, jungen Menschen funktionierende Konzepte der Liebe und der Partnerschaft beizubringen und dass dabei Ehe und Sexualität zusammen gehören. Doch dieses Engagement wollen natürlich die, die gerade auch in der christlichen Religion das Sagen haben, nicht so recht wahrhaben - und warum wohl? Klar, wer selbst drin steckt (und manchmal auch bis zum Hals), der wird sich doch hüten, das Anliegen und die Botschaft eines bedeutenden Menschen in dieser Richtung zu interpretieren. Lieber macht er daraus eine Ideologie einer irrationalen Sünde und die Idee eines irrationalen Paradieses nach dem Tod - zumal das alles auch noch ein hervorragendes Geschäftsmodell ist, das Geschäftsmodell aller typischen Religionen. Siehe unter Vergebung und Ablass. Haben Sie schon einmal überlegt, warum bei der derzeitigen Diskussion über den sexuellen Missbrauch auch katholischer Priester besonders an Jungen immer nur von finanzieller Entschädigung und von Entschuldigung bei den Opfern die Rede ist - und nie, dass es auch ein theologisches Konzept dagegen geben könnte, ja dass die christliche Religion das Konzept schlechthin sein könnte?

Der Vergleich mit dem Bock und dem Gärtner liegt also nahe: Eigentlich sollte doch die Kirche die Funktion des Gärtners erfüllen. Daran, dass sie diese Funktion nicht erfüllt, daran haben wir uns inzwischen gewöhnt. Doch es ist nicht nur das, sie erfüllt auch sehr oft den "Tatbestand des Bocks"... 

Paul Badde schreibt zwar in der Zeitung "Die Welt" vom 6. April 2010, dass die Wahrscheinlichkeit des Kindesmissbrauchs durch katholische Priester 36 Mal geringer sei als bei "normalen" Männern, dass es sich also bei den pädophilen Priestern um eine verschwindende Minderheit handele. Doch hat er wohl nicht bedacht, dass die meisten Priester irgendwie pädagogisch tätig sind - und dann sieht das Zahlenverhältnis schon ganz anders aus! Auch bedenkt Badde nicht die Grundstimmung des Vertrauensverlustes, wenn etwa Eltern immer in der Angst sind, dass ihr Kind in die Hände eines pädophilen Pädagogen fällt.


Das Anliegen des Konzepts basisreligion ist eine sinnvolle Ethik der jungen Menschen von frühester Jugend an!

Und wie es aussieht, geht es zumindest urspünglich gerade bei den Sakramenten, die üblicherweise den jungen Menschen gespendet werden,  also Taufe und Firmung genau um den Druchblick, der nötig ist, damit junge Menschen gegen den Missbrauch (oder im theologischen Jargon "Sünde") fit werden. In der Taufe etwa erhalten sie (oder sollten sie wenigstens erhalten) die Zusicherung, genau die wichtigen Lebenssituationen zu bewältigen, um die es hier geht, und in der Firmung wird das alles noch einmal bekräftigt. Natürlich sind das alles keine magischen Rituale, sondern dazu gehört die geeignete sinnvolle Information.

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