DURCHBLICK ist umgangssprachlich die Bezeichnung, wenn jemand wirklich den „Knüller“ einer Sache, das Wesentliche, das Problem erkannt hat und auch die entscheidenden Wege zu einer Lösung weiß und auch in die Praxis umsetzen kann. Vom typischen Insiderwissen unterscheidet sich der Durchblick, weil man auf ihn eher allein gekommen ist. Und wer den richtigen Durchblick nicht hat, der liegt eben „neben der Rille“ oder "glaubt noch an den Klapperstorch"... Es gibt viele andere Begriffe für den „Tatbestand“ des „Durchblicks“, etwa Realitätsbewusstsein oder Aufklärung oder auch das Gegenteil davon im Vorurteil oder im Aberglauben, doch der „Durchblick“ ist das „Absolute“.
Nicht nur Kriminalisten sind auf den richtigen Durchblick angewiesen, eigentlich braucht ihn jeder Mensch, der wirklich emanzipiert sein möchte. Ob in diesem Wörterbuch „wenigstens irgendwo“ der Durchblick ist oder ob Lesern dazu verholfen wird, wird sich zeigen... Ich habe Mühe, nicht nur meinen Schülern das Problem des Durchblicks klarzumachen, dass dieser nämlich ganz anders aussieht, als man oft „auf den ersten Blick“ meint, sondern auch anderen Gesprächspartnern. Denn besonders auf die Botschaft der Bibel trifft es zu, dass die Erklärungen, die die gewohnten sind, eben nicht die des (richtigen) Durchblicks sind. Die „Tücke“ beim Anliegen der Bibel ist ja, dass es hier um eine Änderung „persönlichster“ Einstellungen und Verhaltensweisen geht – und die werden nun einmal lieber verdrängt, und weil wir bei der Bibel bei Glaubenssachen sind, besteht die Verdrängung darin, dass schlicht und einfach eine unverfängliche und niemanden kompromittierende Wörtlichnahme als besonders „bibeltreu“ hingestellt wird – selbst wenn sie noch so abstrus und unsinnig ist...
Meinen jungen Leuten stelle ich das Problem des Durchblicks schon mal an einem lustig-makabren Erlebnis dar: Und zwar war ich einmal auf Besuch bei einem Militärgeistlichen in Norddeutschland, einem wirklich angesehenen und hilfsbereiten Herrn. Eines Tages erzählte er mir, dass sich da einmal ein Soldat über die „nur Schlechtes denkenden Mädchen“ in der Gegend bei ihm beklagt hätte. Und zwar hätte dieser Soldat, der sich als „Vogelliebhaber“ eigens hätte in diese Gegend versetzen lassen, weil dort viele Zugvögel Station machten und sogar überwinterten, bei einem Spaziergang mit einem Mädchen von seinem Hobby erzählt und es gefragt, ob es selbst auch „gut zu Vögeln“ wäre. Darauf hätte ihm das Mädchen eine Ohrfeige gegeben... Und dabei habe er doch gar nichts Arges gemeint – nein wie falsch seien doch die Mädchen... Der Geistliche ließ sich nicht von mir überzeugen, dass diese Frage des Soldaten ein „alter Hut“ sei, dass die ganze Geschichte höchstwahrscheinlich erfunden sei und dass sich der Soldat das Gespräch mit ihm zusammen mit seinen Kameraden ganz gewiß nur ausgedacht hätte, um seinen „Durchblick“ zu testen, ob er aus der Sicht eines Soldaten den „Durchblick“ habe und überhaupt als Militärgeistlicher "geeignet" sei... (Meine „letzten“ Vermutungen habe ich nicht mehr ausgeführt...). Der Geistliche war von mir nicht zu überzeugen – er bestand auf seiner Weise der Wörtlichnahme der Erzählung des Soldaten. Die Frage für mich stellt sich natürlich: Gewiss hatte ich den „richtigeren“ Durchblick in dieser Situation. Doch sollte ich hier auf meiner Sicht unter allen Umständen beharren, sollte ich den Geistlichen blamieren – oder sollte ich nicht akzeptieren, dass man nicht auch mit einer Arglosigkeit und Gutgläubigkeit, die dieser Geistliche bewies, leben kann, ja, daß man den Beruf als Militärgeistlicher am Ende so viel besser ausüben könnte, als wenn man alles „durchschaut“. Hatte er also im Endeffekt den besseren Durchblick? Ist der „richtige“ Durchblick nicht sogar unwesentlich für seinen Beruf – oder sogar hinderlich? Zählt nicht im Wesentlichen etwas anderes? Wie man sich anders verhalten kann, habe ich erfahren, als ich meine Schwester fragte, wie sie denn in einem solchen Fall reagieren würde. „O“, meinte sie „ich hätte geantwortet `natürlich, ich bin auch sonst sehr tierlieb...´“. Damit hätte sie aus der Sicht des „Durchblicks“ den „Schwarzen Peter“ zurückgeben.
Ob ein bestimmtes einzelnes „Indiz“ ein ganzes bisheriges Konzept über etwas über den Haufen werfen kann? Ich glaube schon. Nehmen wir ein Beispiel: Da gilt ein Mensch als geizig und geldgierig, weil er in „alten Klamotten“ herumläuft, selbst bei Regen lieber zu Fuß geht, statt mit dem Auto zu fahren, billig Urlaub macht und auch sonst nicht sehr spendabel ist – und ein vermutlich großes Bankkonto hat. Und irgendwann einmal hat einer seiner „Freunde“, der sich in der Kritik an diesem „geizigen und geldgierigen Menschen“ am wenigsten zurückhält, seine Tasche mit Portemonnaie, Schlüsselbund usw. verloren. Ohne große Hoffnung geht er zum Fundbüro und findet dort alles vor – und erfährt, dass dieser sein „verkannter“ Freund alles abgegeben hat – und zwar ohne dass bei den verloren geglaubten Dingen der geringste Hinweis war, dass er selbst der Verlierer war, dass sich also der Finder bei ihm beliebt machen wollte. Führt nicht hier ein einziges Ereignis dazu, „alles“ bisher Geglaubte über den Haufen zu werfen und aus einem neuen, einem anderen Gesichtspunkt zu sehen? Bei dem „Freund“ liegt also nicht Geiz und Geldgier vor, sondern eine bestimmte rationale Art, mit Geld umzugehen, vielleicht, um irgendwelchen Konsumzwängen zu entfliehen oder um die Umwelt zu schonen? Ein solches „Über den Haufen werfen von Bisherigem“ ist besonders bei Kriminalisten wichtig. Sie müssen geradezu die Fähigkeit haben, ein einziges Indiz - und selbst wenn es für einen Nichtkriminalisten so unbedeutend erscheint - als entscheidend zu erkennen und unter Umständen alle bisherigen Erkenntnisse über ein Verbrechen, das sie gerade untersuchen, über den Haufen werfen. Ich erinnere mich an die Kriminalgeschichte von der „perfekten Brandstiftung“. Eine Scheune war aus unerklärlichen Gründen abgebrannt – Selbstentzündung war die allgemeine Theorie, und daher hatte die Versicherung zu zahlen. Doch der Kriminalist der Versicherung, ein Spezialist in seinem Fach, suchte in der Asche und fand da ein wenig geschmolzenes Glas und unübliches Metall, etwas, was in der ganzen Scheune in dieser Zusammensetzung nichts zu suchen hatte. Und daraus konstruierte er, dass der Brandstifter irgendwo unter einer Dachluke eine Lupe als Brennglas so montiert hatte, dass in der Mittagszeit der Brennpunkt auf leicht entzündliches Material fiel, so dass es ganz bewusst zu einer „Selbstentzündung“ kam – während der Bauer eindeutig ganz woanders war und es so aussah, als habe er nichts mit der Entstehung des Brandes zu tun. Für einen Fachmann kann also ein einziges Indiz alles Bisherige über den Haufen werfen... Ist es von daher so falsch, wenn hier in dieser Homepage die kurze Erzählung im Johannesevangelium über die Sünderin, die gesteinigt werden soll, in Verbindung mit der Susannageschichte auch alle anderen Theorien über den wirklichen Jesus über den Haufen wirft? Ging Jesus da vielleicht mehr als eine Idee über den Tatzusammenhang der mit dieser Geschichte „verwandten“ Erzählung von der Ehebrecherin auf? Hatte er möglicherweise von daher überhaupt die Idee von einer Änderung zum Besseren, die Zeichen von (wahrem) Durchblick ist?
Warum wir anderen Menschen den richtigen Durchblick sehr oft gar nicht gönnen. Schauen Sie sich einmal das Gespräch 40 an. Der Webmaster hatte einem Mädchen drei Passagen aus dieser Website zur Beurteilung gegeben, Gespräch 2, Gespräch 35 und den Bericht von der Abtreibung unter Kindererziehung, und um Beurteilung gebeten. Die Antwort des Mädchens war einfach nur: "Warum sagt man das uns Mädchen nicht?" Und die Antwort hätte auch lauten können: "Weil man Mädchen nicht den richtigen Durchblick gar nicht wünschst, weil sie dann nämlich zu anstrengend sind - man kriegt sie nicht so hin, wie man es braucht, beziehungsweise wie es die Machos und die Spießer wollen...! Anmerkung: Wenn es darum geht, daß jemand (insbesondere sexuell) zwar sehr aktiv ist, aber dennoch keinen rechten Durchblick hat, oder vielleicht gerade deswegen, dann sagt man: "Er hat von Tuten und Blasen keine Ahnung."
Eine Begründung für die Verhinderung des Durchblicks bei jungen Menschen ist auch unser untaugliches Menschenbild, danach brauchen sie manches Wissen einfach lieber nicht. Das moderne Menschenbild des Konzepts basisreligion finden Sie unter Kybernetik. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |