35. Zweites Interview mit einem Jungfrauenknacker

 

Alexander: Du hast doch auch eine Schwester?

Felix: Ja, ich habe eine „kleine“ Schwester. Und wir verstehen uns sehr gut.

Alexander: Darf sie auch mit anderen Jungen befreundet sein?

Felix: Warum nicht? Wir sind doch nicht verheiratet...

Alexander: Ließest du die auch mal mit mir ausgehen?

Felix: Obwohl ich dich kenne – hätte ich keine Bedenken. An die kämest du sowieso nicht heran mit deinen üblichen Scherzen.

Alexander: Ach, das sagen alle Brüder von ihren Schwestern, du mußt mich nur lassen.

Felix: Versuch´s doch mal, die schaffst du sowieso nicht...

Alexander: Ach, das meinst du. Ich sag´s dir, wenn man´s richtig anstellt, kann man alle Weiber flach legen. Und eigentlich wollen die das ja auch. Wetten das?

Felix: Du verlierst.

Alexander: Und woher nimmst du deine Sicherheit?

Felix: Ganz einfach: Die ist nicht verklemmt und leibfeindlich und hat konkrete Männervorstellungen, die weiß, was Männer noch alles können außer Sex, die hat mitbekommen, was sie von Männern noch alles erwarten kann. Und bedenke: Unter einen „level“, den einer schon einmal kennt und erfahren hat, geht er niemals zurück, auch nicht ein Mädchen. Wenn ich bedenke, was wir so alles miteinander schon unternommen und erlebt haben, da mußt du schon früh aufstehen...

Alexander: Ach, die hat doch nur mitgemacht, weil sie sonst noch nichts kannte.

Felix: Dann wäre sie nicht so mit Begeisterung dabei gewesen und hätte nicht oft sogar immer noch eine Spitze draufgesetzt. Wenn ich mich erinnere, wie wir miteinander Alpentouren gemacht haben, auf Berge gekraxelt sind, sogar auf dem berühmten Similaun waren wir, lange bevor die dort den Ötzi gefunden haben, wie wir Hüttenzauber erlebt haben, wie wir ein andermal durch Südeuropa in die Türkei und nach Syrien mit einem Schrottmercedes gefahren sind und den dort verkauft haben, wie wir mit einem alten Diesel durch Dänemark, Schweden und Finnland nach St. Petersburg gebraust sind.... Natürlich muß dabei schon immer so ein besonderer Kick sein, und etwas in dieser Richtung muß ihr jemand schon bieten, wenn er bei ihr ankommen will.

Alexander: Ach, du bist naiv. Wenn es erst einmal angelaufen ist, dann wird das alles ganz schnell und unproblematisch weggewischt...

Felix: Das ist natürlich noch nicht alles, so doof bin ich ja nun auch nicht, als ob ich das nicht wüßte. Ich habe ihr natürlich auch noch wirkliche Moral beigebracht, die man nicht mehr so einfach wegwischen kann.

Alexander: Die haben doch noch nie etwas gebracht.

Felix: Das ist mir auch klar, daß diese üblichen nutzlosen Moralpredigten ein ausgebuffter Typ wie du natürlich immer leicht unterlaufen kann, daher habe ich die mir sowieso geschenkt. Was noch nie funktioniert hat, damit braucht man schließlich gar nicht erst die Zeit zu verplempern und sich unglaubwürdig zu machen. Was hältst du eigentlich von mir...

Alexander: Ein bißchen viel Theoretiker...

Felix: Ein bißchen Theorie gehört zu einem vernünftigen Konzept immer dazu. So mit reinem guten Willen und viel Naivität bis hin zu einem frommen Gottesglauben funktioniert schon gar nichts. Als ob mir das nicht klar wäre. Und wenn ich mich schon für meine kleine Schwester verantwortlich fühle, dann muß ich mich eben auch kümmern, was an unserer ganzen Moral so falsch und kaputt ist und wofür sie dann irgendwann die Quittung bekommt, wenn sie da nicht davon loskommt. Die Umsetzung von der Theorie in die Praxis ist nun einmal, daß man eine Moral von der Scham her wirklich vergessen kann und daß nur eine vom Bewußtsein auch in der Wirklichkeit durchzuhalten ist. Natürlich gehört dann auch zur Praxis, daß man den inneren Zwang zu einer sowieso nicht zweckmäßigen Verhaltensweise gründlich ausmerzen muß. Das habe ich jedenfalls als meine Aufgabe als Bruder gesehen. Da muß einfach ein entsprechender Kick passieren, der das alte und falsche regelrecht zerstört. Bei einem Menschen, der noch nie die typischen Enttäuschungen hinter sich hat und auch bewußt leben will, da geht das auch! Ich erinnere mich da zum Beispiel, als wir das letzte Mal an der französischen Atlantikküste an dem wilden FKK waren. Es hat da alles hervorragend geklappt, eigentlich sogar noch besser, als ich mir das vorgestellt hatte. Die hatte dort schon nach ein paar Stunden ganz offensichtlich überhaupt keine Probleme mehr, obwohl wir das von Hause aus nun wirklich nicht gewöhnt sind, unsere Eltern sind nämlich ganz prüde. Aber für meine kleine Schwester war das alles recht schnell absolut selbstverständlich. Beispielsweise war da in vielleicht hundert Meter von uns entfernt eine Mutter und ihre Tochter, die etwas älter als meine Schwester war. Es war richtig putzig, wie meine Schwester da so einfach hingestackst ist, weil es ihr bei mir zu langweilig war, ist ja klar, wir sind ja eben Geschwister. Und obwohl sie mit dem Mädchen nur notdürftig radebrechen konnte, weil die nicht Deutsche war, sah ich die beiden recht bald am Wasser sitzen und sich mit Händen und Füßen unterhalten. Und drei Jungen waren da auch irgendwo – und sie wäre auch gern zu denen gegangen, ja, so wie Gott sie schuf, warum nicht, ich war ja in der Nähe für alle Fälle. Doch die hatten alle Badehosen an und zogen sich sogar hinter vorgehaltenen Handtüchern um – und das in dieser Umgebung. Nein, meinte sie, zu Spannern geht sie nicht, die sind doch alle nicht nur verklemmt, sondern auch heuchlerisch. Und diese Haltung ist inzwischen so in ihr „eingebrannt“, daß sie bei jedem Mann, den sie kennenlernt, erst einmal testen möchte – wie der da ist, ob der da mitmacht, ob er verklemmt ist, ob der ein Spanner ist oder ob der sonst welche Probleme hat... Und meinst du immer noch, daß du da gewinnst?

Alexander: Deine Schwester muß eine tolle Frau sein – ich möchte sie trotzdem kennenlernen, aber ohne unsere Wette.

Felix: Freut mich, daß du das einsiehst. Daß Moral nichts mit Verklemmtheit und mit Langeweile zu erreichen ist, sondern mit Bewußtsein und Offenheit, ist für mich schon fast ein Gottesbeweis. Mann kann es ja so sehen, daß Gott eben doch vernünftiger ist als die Mucker und Spießer, die da andere Auffassungen haben und predigen.

Alexander: Aber alle Mädchen machen bei so etwas gewiß nicht mit.

Felix: Das sind die Angepaßten, die kenne ich zur Genüge. Für die wäre so eine Offenheit und Natürlichkeit wie bei meiner Schwester reinster Streß. Am liebsten gehen die gar nicht erst ins Wasser, um sich nicht zu blamieren, daß sie doch verklemmt sind. Was ich da schon für Ausreden gehört habe, mal ist der Strand zu steinig, mal ist das Wasser zu kalt, mal zu trübe, mal zu naß, mal bleiben sie von vornherein lieber überhaupt im Auto, weil sie angeblich müde sind, und schlafen immer...

Alexander: Das sind dann die üblichen, die sich tatsächlich flach legen lassen.

Felix: Fast könnte man sagen, daß es sowieso nicht die Falschen trifft und schadenfroh sein, wenn´s nicht so schlimm wäre...

 

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