DREIFALTIGKEIT (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

DREIFALTIGKEIT ist der Inbegriff des christlichen Gottesbegriffs: Gott-Vater, Gott-Sohn und heiliger Geist, drei Personen in einem Wesen. Abgesehen davon, dass es sich bei der Vorstellung von einem dreifaltigen Gott um ein "Bildnis von Gott" handelt, das nach den Zehn Geboten strikt verboten ist, wurde diese Konstruktion mit Erlass des (ost-)römischen Kaisers Theodosius im Jahre 380 dem Christentum aufgezwungen: "Wir werden an die einzige Gottheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes glauben... Wer dieses Gesetz befolgt, der soll den Namen eines katholischen Christen führen; die anderen aber, die wir für kopflos und verkehrt erklären, sollen die Schmach ketzerischer Lehre tragen (Anm.: also gab es auch andere Stimmen, siehe etwa Arianer oder http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/Volker.Biallass/trinitaet.htm!).  Ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe, dann aber auch der, die wir nach dem Willen Gottes zu verhängen uns entschließen." Und eine solche Strafe wurde dann auch im Jahre 390 an Tausenden von Bürgern der Stadt Thessalonich vollzogen, indem sie in einem Theater umgebracht wurden.

Derartige Gotteskonstruktionen sind nicht neu.

Im Übrigen finden wir die Vorstellung von einer göttlichen Dreifaltigkeit schon längst vor dem Christentum in typischen Vielgöttereien. Im Hinduismus beispielsweise werden so die drei höchsten Gottheiten bisweilen als unterschiedliche Wesenheiten eines einzigen Gottes gesehen: Brahma, als Ursprung und Allumfasser, Vishnu als der, der selbst gegen das Böse gekämpft hat und der vor allem in der Gestalt seiner Wiedergeburt Krishna zu den Menschen auf die Erde kam, um sie vom Bösen zu erlösen, und Shiva, der als Konkretisierung des Geistes im Himalaja sitzt, Marihuana raucht und ab und zu einmal unter die Menschen geht und Frauen und Mädchen befruchtet. (Und da die lebensspendende Kraft nicht nur Shiva zugeschrieben wird, sondern vor allem auch den anderen Hauptgottheiten, gibt es auch Phallusdarstellungen mit allen drei Gesichtern: Brahma, Vishnu und Shiva.) Haben die "Architekten unseres Glaubens" also etwa auch hier (wie bei der Auferstehung und bei der Jungfrauengeburt) den neuen Wein der Botschaft Jesu in die alten Schläuche heidnischer Götterverehrung getan und ihn damit letztlich verdorben?

Die Dreifaltigkeit im Hinduismus (hier aus dem Nationalmuseum in Pnom Penh in Kambodscha): Links die Darstellung der hinduistischen Dreifaltigkeit. Unten ist der Lingam (Phallus) viereckig, Symbol des Urgrunds von allem, des Gottes Brahma, darüber achteckig, Symbol des Gottes Vishnu, der uns durch seine immer neuen Wiedergeburten erlöst hat, der also immer bei uns ist, und oben als Kuppe, Symbol des Gottes Shiva, des Gottes des Geistes, der uns immer wieder aufs Neue inspiriert. Rechts neben dem "Dreifaltigkeitslingam" ein Lingam in einer Yoni, also in einer symbolisierten weiblichen Vulva.

Und noch eine Dreifaltigkeit in demselben Museum: In der Mitte doppelköpfig und mehrgesichtig Brahma, links (alles ist dieselbe Skulptur) Vishnu, und rechts Shiva (nicht mehr vorhanden).

Ist die Vorstellung von der Dreifaltigkeit Gottes nicht ein Bild von Gott und heißt es nicht in den ersten der Zehn Gebote, daß wir uns kein Bildnis von Gott machen dürfen? Ist also am Ende die Gotteskonstruktion von der Dreifaltigkeit sogar eine (schwere) Sünde?

Die Frage stellt sich, wie wir heute mit diesem eigentlich "verbotenen Gottesbild" von der Dreifaltigkeit umgehen können, das auch den Menschen entgegenkommt, für die es unverzichtbarer Bestandteil unseres christlichen Glaubens ist. Der Jesuit Rupert Lay weist darauf hin, daß vor allem auch zur der Zeit, als die Vorstellung aufkam von einem "einzigen Gott in drei Personen" es ein anderes Verständnis von "Person" gab als heute und daß wir dieses Verständnis heute wohl nicht mehr nachvollziehen können. Im Grunde sind wir damit uns selbst überlassen. Vielleicht wäre ein Ansatz: Wir können davon ausgehen, daß alles gut und für wirkliche Liebe geschaffen ist (symbolisiert durch die erste göttliche Person: "Vater"), daß in verlorener Zeit, in der die Liebe so mit den Füßen getreten wurde, daß sogar jegliche Vorstellung davon "verloren" war,  Jesus sich in unendlicher Liebe für die "Aktivierung" dieser Grundkonzeption eingesetzt hat bis zu seiner Aufopferung (symbolisiert durch die zweite göttliche Person: Sohn Gottes), und daß es immer noch und vor allem immer wieder eine Kraft oder auch Gnade gibt, diese Liebe neu zu beleben, wenn wieder einmal "der Schlendrian eingerissen" ist (symbolisiert durch die dritte göttliche Person: heiliger Geist).  

Zur Problematik der Übernahme von Glaubensgut aus anderen Religionen siehe auch unter Synkretismus! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama)