SYNKRETISMUS (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Mit SYNKRETISMUS bezeichnen wir eine Religion, die eher ein "Mischmasch" aus verschiedenen anderen Religionen ist. So besichtigten wir bei unserer Fahrt durch Vietnam das Hauptheiligtum der offensichtlich blühenden Cadoai-Sekte in Tay Ninh, die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als ein Gemisch der alten vietnamesischen Religionen mit dem Christentum und mit Einflüssen bis hin zu Shakespeare und Lenin und Victor Hugo entstanden ist. Und auch im Katholizismus der Indios in Südamerika sehen wir etwas arrogant eine Art Synkretismus, ist er nicht zu "nur" eine Verschmelzung der alten indianischen Religionen mit dem Christentum der Missionare zu einem eher heidnischen Mischmasch?

Dass auch unser eigenes Christentum im Grunde ein unwahrscheinlicher Synkretismus aus den zur Zeit Jesu und danach in der Umwelt der Bibel üblichen Religionen und Mysterienreligionen ist, dass hier sozusagen eine neue Mysterienreligion entstanden ist, in dem die Botschaft der Bibel fast gar keine Rolle mehr spielt, wollen wir dabei gar nicht wahrhaben - oder wir finden das auch noch gut!

Doch es ist wirklich so - wir sind tatsächlich ein rechter Mischmasch! Die Schöpfungsgeschichte ist schon ein typisches Beispiel: Sie stammt aus dem alten Babylon und bekam immerhin den für die Bibel typischen neuen Sinn von der Befreiung des Menschen im Namen eines neuen Gottes. Doch wurde leider gerade der menschenfreundliche neue Sinn wieder vom alten heidnischen Schöpfungsmythos-Sinn völlig verdrängt, wir denken heute üblicherweise nur noch an die Schöpfungsproblematik, wenn wir etwa "vom Bewahren der Schöpfung" reden - wer sieht in ihr schon die Befreiung von Sexual- und Menschenopferkulten, der wirklich typisch jüdisch-christlichen Sinnspitze dieser Geschichte? Und erst einmal die Botschaft des historischen Jesus! Von dessen vermutlichem Anliegen ist da sozusagen gar nichts mehr übrig geblieben, was wir kennen, ist alles nur Synkretismus: Daß er Sohn Gottes ist, ist ägyptisches, griechisches und überhaupt antikes Gedankengut, überhaupt wurde der ganze Jesus in der Spätantike von einem Religionsstifterbild überlagert, das eher dem Buddhismus zuzuordnen ist, daß Jesus Wunder vollbrachte, ist u.a. griechisches, daß er in Bethlehem geboren ist und aus dem Stamme Abrahams stammt, immerhin noch jüdisches, die Verehrung der Mutter Maria u.a. ägyptisches, die Vorstellung von der Dreifaltigkeit u.a. indisches, die Philosophie vor allem der katholischen Kirche griechisches, der frauen- und lebensfeindliche Dualismus mit der sich daraus ergebenden leibfeindlichen Gnosis iranisches, babylonisches und gewiß auch buddhistisches, der Kirchenaufbau römisches Traditionsgut usw.

Im Neuen Theologischen Wörterbuch (Herbert Vorgrimler, Herder Freiburg, 2000) wird dieser Zusammenhang unter dem Stichwort "Synkretismus" nicht nur zugegeben, sondern sogar als Wert angesehen: "Bei stärkeren Vorbehalten der ev. Theologie, das Christentum als synkretistische Religion zu verstehen, zeichnet sich gegenwärtig doch die Möglichkeit eines theol. Konsens ab, daß der faktisch unbestreitbare S. des Christentums seine innere Stärke u. Dynamik, seine Fähigkeit zur Universalisierung anzeige... Das II. Vaticanum (Anm.: 2. Vatikanisches Konzil) u. manche ev. Stimmen äußern sich insofern positiv zum S., als sie Gottes Offenbarung auch in anderen Religionen u. Kulturen anerkennen u. bei ihnen `Wahres und Heiliges´ wahrnehmen, das auch im eigenen Bereich fruchtbar werden kann. Die Warnungen vor Gefährdung der eigenen Identität u. die Tendenzen, sich stärkstens von anderen Religionen u. Weltanschauungen abzugrenzen u. diese abzuwerten, kommen aus dem Fundamentalismus."  

Bei der Vermengung mit anderen Weltanschauungen geht leider völlig unter, daß die Botschaft der Bibel und vor allem die des Jesus ein radikaler Gegenentwurf zu alldem ist, was wir sonst kennen!

Es geht beim Konzept basisreligion nun weniger um die "Gefährdung der eigenen Identität" oder "um sich von anderen Religionen abzugrenzen", sondern um die Verwirklichung des ethisch-rationalen Anliegens der Botschaft der Bibel und vor allem Jesu mit dem Ziel des Reiches Gottes hier und jetzt. Und aus diesem Blickwinkel kann die Vermengung mit anderen Religionen nicht nur als Verwässerung, sondern sie muß sogar als Verfälschung angesehen werden, die ein Indiz dafür ist, daß wir nichts verstanden haben (Verzeihung für die Arroganz!).

Siehe auch die Stichworte Offenbarung, Religion, Fundamentalismus

Die Idee dieser Website ist eine Rückkehr zum wirklichen Gedankengut der Bibel und damit auch zum wirklichen Jesus - und wenn wir das erreicht haben, dann werden wir sehen, welche noch viel stärkere Zugkraft der christliche Glaube auch heute noch hat als diejenige durch die Vermischung mit anderen Religionen! (Wörterbuch von basisreligion)