AUFERSTEHUNG
(die feiern wir an Ostern) - leider Gottes
oder Gott sei Dank (nur) eine Art PR-Knüller der
frühen Kirche? Gemeint ist: Die Sache des wirklichen Jesus
geht trotz seines Todes weiter!
Es geht hier ganz gewiss nicht um eine Bagatelle, für deren Lösung ich mich engagiere. Denn die Geschichten von Jungfrauengeburt, Auferstehung und Himmelfahrt müssen endlich einmal überwunden werden, sie sind ja alle Gedankengut der heidnischen Antike. Erst Paulus, der Jesus gar nicht kannte, hat ja die Auferstehung erfunden und sie ins Zentrum seiner Theologie gestellt. Allerdings verstand er darunter sicher keine Auferstehung in leiblicher Form. Er meinte wohl ein überirdisches Geschehen, vielleicht in der Richtung, wie sie hier angesprochen ist. Doch da das alles missverständlich ist, sollten wir die Auferstehung zumindest zuerst einmal beiseite lassen. Im Übrigen ist es nicht unwesentlich, was wir glauben. Und wenn etwas noch so fromm klingt und es eben nicht stimmt, wie kann der Segen Gottes dabei sein? (Um was es wohl eher beim Anliegen Jesu und auch der Bibel - siehe etwa unter "Offener Brief eines alten Religionslehrers an junge Mädchen.") Den wirklichen Sinn der Auferstehung erfahren wir auf alle Fälle nur aus dem zeitgenössischen Zusammenhang: Über wen wurde denn sonst noch von einer Auferstehung berichet? Schwierig dürfte es sicher sein, einen inneren Zusammenhang zwischen der Auferstehung Jesu und dem uns bekannten Märchen "Schneewittchen" zu finden, die durch die Bosheit und Arglistigkeit seiner Stiefmutter umkam, in einem gläsernen Sarg transportiert wurde und schließlich wiedererweckt wurde. Gesicherter ist dagegen der Zusammenhang mit entsprechenden alten vorderasiatischen Fruchtbarkeitsmythologien, in denen eine Gottheit stirbt, begraben wird und selbst oder in einem Sohn wiederaufersteht so wie das in den Boden gebettete Korn, das später zu neuem Leben erwacht. Dabei wird gleichzeitig das Sterben und Wiederauferstehen als Folge eines Kampfes zwischen Gut und Böse gesehen. So muß die altsumerische Göttin Inanna (später Ishtar, aber auch Astarte, Aphrodite, Venus) den Weg in die dunkle Unterwelt antreten, um später wieder lebendig zu werden. Ähnliches wird von der griechischen Göttin Kore-Persephone berichtet, doch am nächsten kommt der Auferstehungsgeschichte Jesu das, was dem ägyptischen Gott Osiris schon lange vor Jesus zugeschrieben wird: Der mumienförmige Gott unterliegt nämlich bei seinem Kampf gegen das Böse hier auf Erden zunächst einmal seinem Bruder Seth, dem Gott der Wüste und des Sturmgewitters, der auch als kraftvoller Lüstling die Rolle des Bösen spielt. Sein Sohn Horus ringt mit dem Mörder um das Erbe, gewinnt es ihm ab und folgt seinem Vater auf dem Throne nach. Damit steht Osiris in seinem Sohn Horus wieder auf. Siehe auch unter ägyptische Mythologie. "Heidnisches" Osterfest im alten Ägypten Zu Ehren des sterbenden und schließlich wiederauferstehenden Gottes gelangten - ursprünglich in Abydos, einem Ort in Mittelägypten, dann im ganzen Lande - die Osirisfeste zu großer Bedeutung. Bei diesen Mysterienspielen ("Passionsspielen") drehte es sich um blutige Kämpfe zwischen Anhängern und Feinden des Osiris, bis dieser dann nach seinem Tod feierlich zu Grabe getragen wurde. Nach einem erneut ausbrechenden Kampf endeten die Spiele von Abydos stets mit einem Triumphzug des auferstandenen Gottes und seinem Einzug in den Tempel, wobei die Teilnehmer als jubelnde Mitspieler, und oftmals sogar entsprechend kostümiert, das Geschehen begleiteten. Wie bei allen
dogmatischen Aussagen, deren Wirklichkeitsnähe nicht
unmittelbar einsehbar ist, gibt es (nach dem religionsgeschichtlichen Ansatz)
auch bei der Auferstehung einen mythologischen
Hintergrund, der uns heute nicht mehr geläufig ist, vor
dem jedoch auch die Lehre von der Auferstehung unbedingt
gesehen werden muß. Denn wie bei der Jungfrauengeburt und
der Himmelfahrt und eben
auch dem Sterben Jesu am Karfreitag
finden wir Parallelgeschichten in den verschiedensten
alten Mythologien! Siehe
auch Mysterienreligion. Und wie kam das alles in unseren christlichen Glauben? Es gibt nun zwei
plausible Möglichkeiten, wie diese mythologischen
Vorlagen in die Bibel gekommen
sind. Die eine ist, daß die Jünger Jesu eine
Halluzination oder Vergleichbares erlebt hatten, die
andere ist, daß eine Auferstehung Jesu bewußt
als eine Art „Public-Relation-Wunder" oder auch
"Marketingwunder“ konstruiert
wurde, um ihn aufzuwerten. Damit würden sich
die Theorien von einer Halluzination erledigen. Das mit
dem "Marketingwunder" kann aber irgendwie bleiben. Ich
belasse jedoch ab hier den Text, wie ich ihn vor einigen
Jahren geschrieben habe, damit die Leser die Entwicklug
erkennen können und nicht meinen, dass ich mir nicht viele
Gedanken gemacht habe und nicht die üblichen Thesen zur
Auferstehung kenne. Zunächst zur Möglichkeit einer Halluzination: Der früheste Bericht von der Auferstehung Jesu ist keinesfalls einer der Berichte in den vier Evangelien, sondern der Bericht von der Bekehrung des heiligen Paulus in der Apostelgeschichte, als ihm nämlich auf dem Weg nach Damaskus angeblich der (auferstandene) Jesus erschienen war. Paulus kannte Jesus nicht persönlich, er hatte jedoch über Jesus gehört und verfolgte dessen Anhänger im Auftrag der Hohenpriester, nachdem mit dem Tod Jesu die Ausstrahlungskraft Jesu wider Erwarten nicht vorbei war, sondern ganz offensichtlich erst richtig anfing. Eine Art Weiterleben Jesus oder eben „Auferstehung“ war das ja auch. Da ist es dann nicht unwahrscheinlich, daß Paulus schließlich dem, was er über Jesus gehört hatte, irgendwann einmal voll zustimmte, paßte es doch zu seinem eigenen Glauben. Und das war dann der inzwischen im pharisäischen Judentum (aus dem Paulus ja stammte) wahrscheinlich durch den Einfluß aus den übrigen Religionen modern gewordene Glauben an eine Auferstehung aller Menschen von den Toten. (Daß der jüdische Glaube ursprünglich gerade auch gegen solchen Aberglauben konzipiert war, war wieder einmal in Vergessenheit geraten.) Paulus war also innerlich auf eine Bekehrung zur Botschaft Jesu - allerdings so, wie er sie verstand - vorbereitet gewesen, selbst wenn er sich zunächst dagegen innerlich noch so heftig sträubte. Und wie das keine Einzelerscheinung mit solchen Glaubenssachen ist, es passierte ihm auch genau das, was bisweilen Menschen erleben, wenn sie fest an etwas glauben: Er erlebte eine Begegnung mit dem Auferstandenen tatsächlich! Immerhin ließe sich so die Erscheinung des Paulus erklären und auch, warum er sich so schnell zur Botschaft Jesu - immer so, wie er sie verstanden hatte - bekehrte. Da war also Jesus dann von den Toten auferstanden und bereitete so die Möglichkeit unserer aller Auferstehung vor! Nachprüfen kann eine solche Erscheinung heute natürlich niemand mehr, auch die Weggefährten des Paulus sahen damals nichts, jedenfalls nicht das, was Paulus gesehen hatte. Doch wir können uns vorstellen, daß der Bericht von der konkreten Erscheinung begeistert aufgenommen wurde, war doch der Boden dafür sowohl durch die Erfahrung, daß die Botschaft Jesu weiterlebte, als auch durch die Vorstellung von der Auferstehung eines Erlösergottes in anderen Religionen vorbereitet. Sie war denküblich, sie paßte in das Denkschema der Menschen der damaligen Zeit, denn wenn sie nicht denküblich gewesen wäre, hätte sie nie und nimmer jemand geglaubt, selbst wenn sie wirklich geschehen wäre! (Ich habe da als Lehrer so meine Erfahrungen: Selbst wenn etwas noch so plausibel und vernünftig ist, wird es nicht geglaubt, wenn der Boden dafür nicht schon irgendwie woandersher vorbereitet ist. Wahr ist für die meisten Menschen nämlich leider nicht etwas, was logisch, plausibel und nachprüfbar ist, sondern vor allem, was sie von anderen, die sie bewundern, oder von denen sie vor allem seit früher Kindheit abhängig sind, übernehmen. Siehe auch Atmosphäre.) Wegen dieser Denküblichkeit bereitete es dann auch keine großen Schwierigkeiten mehr, Berichte von der Auferstehung Jesu in die Evangelien, die ja frühestens zwanzig Jahre nach der angeblichen Erscheinung Jesu bei Paulus entstanden sind, einzubauen. Im Gegensatz zu den antiken Vorlagen, bei denen es wie vor allem beim Osiriskult verschiedene Varianten gab (ob etwa der Gott selbst oder in seinem Sohn wiederaufersteht), die auf eine gewisse Unsicherheit schließen lassen, wurde nun von Jesus gleich von vornherein klar und deutlich gesagt, wie das mit der Auferstehung (angeblich) geschehen und zu verstehen ist. Und nur zu gern wurde die Lehre von der Auferstehung Jesu wenigstens bei einem Teil der Juden und vor allem bei anderen Völkern angenommen - möglicherweise auch über Mysterienspiele, diesmal aber über christliche (siehe unter Kerygma), entsprach sie doch längst den eigenen Wunschvorstellungen von einer verbesserten Religion. Im aufgeklärten antiken Griechenland, wo der Glaube an die Auferstehung eines Gottes nicht (mehr) so populär war, erntete Paulus zwar zunächst einmal eher mitleidiges Lächeln mit seiner Predigt von der Auferstehung, doch irgendwann verebbte auch dies. Und überhaupt: Die berühmte Argumentation des Paulus im ersten Brief an die Korinther (15, 17) für die Auferstehung ist schon merkwürdig: "Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid noch immer in euren Sünden." Das ist sozusagen eine Begründung aus dem Nachhinein: "Weil da eine Begründung für einen Glauben gesucht wird, muß es den Anlaß dafür auch geben!" Also, ich kann dieser Begründung nicht folgen - für mich ist jedenfalls der mehr oder weniger freiwillige Kreuzestod Jesu viel mehr Anlaß zum Glauben. Jemand, der so konsequent war, der wußte, was er tat! Der Hintergrund der damaligen Welt: In den üblichen Sklavereigesellschaften galten auch Frauen als reine Sachen (also als Gebärmaschinen, Befriedigungsobjekte und Arbeitstiere), und mit "Sachen" gibt es weder (wirkliche) Liebe noch Partnerschaft - es war also eine dunkle, kaputte, tote Welt! Und dann gibt es noch die Möglichkeit der bewußten Konstruktion! Auch hier müssen wir uns in die Situation der Menschen vor nunmehr 2000 Jahren hineinversetzen! Wir wissen heute, daß es nicht nur bei den Ägyptern mit ihrer Beschneidung der Mädchen und Frauen, sondern auch bei eigentlich allen anderen Völkern der damaligen Welt und durchaus auch bei den Juden, keine wirkliche Liebe und Partnerschaft und Gemeinschaft von Mann und Frau gab. Die Idee der Einheit von Leib und Seele, die ohne die Idee der Partnerschaft von wirklich freiem Mann und freier Frau auf die Dauer nicht möglich ist, war den Menschen der damaligen Zeit einfach unvorstellbar. Es muß im damaligen "Gottesstaat Israel" etwa wie zu Zeiten der Taliban im "Gottesstaat Afghanistan" gewesen sein. Und es war damals in Israel wie auch heuer in Afghanistan auch unvorstellbar, daß eine wenigstens einigermaßen vernünftige Gemeinschaft von Mann und Frau ohne alle die Zwangsmaßnahmen, die dann noch mit einer Erziehung zu Sitte und Anstand einherzugehen und schon in Kindheit und Jugend zu beginnen hatten, zustande kommen könnte. Wie sollten in dieser Situation nun etwa die ersten Verkünder der Botschaft Jesu den typischen wohlanständigen gutbürgerlichen Eltern von damals beibringen, daß gerade ihre Töchter durchaus auch mit geeigneten Informationen von wirklicher Moral so überzeugt werden könnten, daß sie schließlich einmal von ganz allein auch danach leben würden? Sollte hier nicht etwas eingeführt werden, was jeder angeblichen bisherigen Erfahrung und Vernünftigkeit völlig widersprach? Warum hatten dann die bisherigen Götter nicht auch etwas dazu gesagt oder deren Priester? Da war doch das alles seit Menschengedenken akzeptiert, waren nicht sogar die Töchter und Frauen der Söhne der Götter, also etwa der Pharaonen, beschnitten, ja, mussten sie nicht sogar beschnitten werden? Waren denn auch die Pharaonen und die gelehrten Priester und hohen Staatsbeamten alles Idioten, daß sie da bei etwas mitmachten, was angeblich zutiefst unmenschlich und überflüssig war, und es auch anders ging? Die Verkünder dieser neuen Botschaft verlangten also, daß man völlig verrückte Experimente mit Menschen machte, und dazu noch in Fragen, wo es um Gut und Böse und um Glück oder Unglück gerade junger Menschen und schließlich des ganzen Volkes ging - nein, ausgeschlossen. Mit Menschen macht man keine Experimente! Revolutionäre Ideen von einem Wanderarbeiter und Wanderprediger, der als Verbrecher hingerichtet wurde, über die Fähigkeit von Frauen, Partner zu sein - chancenlos! Da muß Marketing her - und das muss natürlich in die Zeit passen! Und dann hatten die das alles auch noch von einem herumziehenden predigenden Häuserbauer, den niemand kannte und der auch noch als Verbrecher hingerichtet und anschließend wie alle Übeltäter über den Rand der städtischen Müllkippe geworfen und von den Geiern gefressen worden war? Hatten nicht die Römer schließlich sogar noch seine Hinrichtung abgesegnet, und waren nicht die Römer diejenige Macht, bei denen schon Kinder statt Märchenbücher Gesetzesbücher zum Lesenlernen vorgesetzt bekamen, wo folglich auf Recht und Gesetz Verlass war und denen nun wirklich eigentlich kein Justizmord zuzutrauen war? Irgend etwas wird also schon dran gewesen sein, denn die Römer richten doch keinen Menschen umsonst hin! Einem solchen Menschen Gehör zu verschaffen, schien den frühen Christen einfach unmöglich, selbst wenn seine Ideen noch so gut waren. Es entspricht durchaus der Plausibilität, daß man daher erst einmal glaubte, Imagepflege oder besser Marketing treiben zu müssen, damit Jesus bei den Leuten überhaupt eine reelle Chance hatte anzukommen. Und so ist durchaus verständlich, daß er dazu einfach in dasselbe Kostüm gesteckt wurde wie diejenigen Götter, die es zu übertreffen galt, also beispielsweise in das eines wiederauferstandenen Gottessohns. Damit würde diese schändliche Hinrichtung wenigstens einen akzeptablen Sinn bekommen. Überlegen Sie einmal, wie es möglich wäre, heute eine solche Reform durchzusetzen! Ich kann als Verfasser dieser Website ein Lied von der Schwierigkeit singen! Eine Änderung bei etwas, was mit Sexualität zu tun hat, und gerade in Richtung wirklich besserer Moral? Eigentlich unmöglich - nur dank meines Optimismus und meines Glaubens an die Möglichkeit der Verwirklichung des Reiches Gottes gebe ich nicht auf! Man wird zumindest zunächst eigentlich immer bewußt oder unbewußt falsch verstanden (siehe Entzug der Lehrerlaubnis), ja es gibt sogar Leute, die einen am liebsten vor den Kadi zerren (glücklicherweise wissen heute Kinder schon zwischen wirklichem Mißbrauch und harmloser Offenheit zu unterscheiden und unsere Justiz in Deutschland ist kritisch gegen irgendwelche hysterischen Moralapostel). Immerhin stehen mir heute die Möglichkeiten des Internets offen - und auch sonst sind viele Menschen kritisch und aufgeklärt. Doch vor 2000 Jahren? Ich wüßte nicht, wie man eine Änderung damals sonst hätte anstellen sollen! Lügen also die Evangelien? Wie hätten Sie es denn (damals) - besser - gemacht? Wir würden den Verfassern der vier Evangelien nun Unrecht tun, wenn wir von unserem heutigen Gesichtspunkt das als Lüge verurteilten. Genauso wäre es dann nämlich Lüge, wenn ein Religionslehrer von heute nicht so, wie er etwa gerade von seiner Alternativurlaubsreise oder von seiner Gartenarbeit kommt und wie er sich am wohlsten fühlt, vor die Klasse tritt. Der Wahrheit würde das ja eigentlich entsprechen, doch würde er sich damit bei seinen Schülern unmöglich machen und niemand würde mehr auf ihn hören gleichgültig wie vernünftig das ist, was er zu sagen hat. Damit er akzeptiert wird, muß er sich ganz einfach weitgehend so verhalten, wie man sich eben einen Religionslehrer von heute vorstellt, in seinen Ansichten, in seinen Umgangsformen und durchaus auch in seiner Kleidung! Und genauso mag die für uns heute merkwürdig anmutende Lebensgeschichte Jesu, die schließlich auf seine Auferstehung und Himmelfahrt hinauslief, vor zweitausend Jahren nur dazu gedient haben, um ihm die nötige Autorität zu geben, damit sein Anliegen erst einmal populär gemacht wurde und die Menschen zum Nachdenken gebracht würden. Wenn dieses Ziel einmal erreicht sein würde und die Menschen damit erst ihre guten Erfahrungen gemacht haben würden (wenn sie also sahen, daß es beispielsweise auch ohne die Beschneidung bei Mädchen ging und zwar noch viel besser), dann konnte man ja immer noch zu der Wahrheit über den Wanderarbeiter und Wanderprediger Jesus kommen, der zwar gute Ideen hatte, jedoch damit zu seinen Lebzeiten weitgehend gescheitert war. Mir kommt dazu eine Begebenheit aus meiner Tätigkeit als Religionslehrer in Erinnerung. Da kritisierte mich eines Tages eine streng katholische Mutter, weil ich ihrer Meinung nach mehr Biologie- statt Religionsunterricht machte. Und der sei ihrer Meinung nach völlig ungeeignet für die jungen Menschen. In ihrer Familie würde man regelmäßig in die Kirche gehen und auch gemeinsam beten - und das sei wohl das Geeignete für die jungen Menschen. (Wohlgemerkt: Ich habe nichts gegen Kirchgang und gemeinsames Gebet in der Familie, aber das alles hat nur Zweck, wenn gleichzeitig den jungen Menschen voll und ganz bewußt wird, welche Chancen und Risiken es in dieser Welt gibt und wie man dabei den geeigneten Weg findet. Ansonsten spielen wir doch wieder nur unseren unseligen Part im Teufelskreislauf des Bösen - siehe die Grafik im Fenstertext unten oder im Stichwort Grundschema. Und je klarer wir die Chancen und Risiken nun einmal sehen, desto notwendiger wird auch den jungen Menschen selbst das Gebet um Gnade erscheinen!) Die Mutter war jedoch der Überzeugung, daß eine früh- und rechtzeitige Aufarbeitung menschlicher Problematik überflüssig und sogar schädlich sei, daß dagegen eine Verbesserung der Atmosphäre in Richtung Glauben an Übernatürliches (oder wohl besser Irrationales) beginnend in der Familie der geeignetere Weg der Hilfe für junge Menschen sei. So oder so ähnlich könnten - abgesehen von aller Verdrängung - schließlich denn auch die Menschen vor zweitausend Jahren gedacht haben und die Verkünder der christlichen Botschaft der frühen Kirche haben sich dem dann eben angepaßt, um anzukommen. Leider bekamen die PR-Knüller eine Eigendynamik oder: "Der Ursprung unserer Dogmatik?" Unglücklicherweise ging diese mögliche Rechnung der Verfasser der Evangelien nicht im geringsten auf: Das eigentlich überflüssige und sogar weitgehend abergläubische Drumherum um Jesus überlebte weit intensiver als sein wirkliches Anliegen von der diesseitigen Einheit von Leib und Seele aller Menschen, ja es wurde sogar eine der Ursachen für schließlich verheerenden Aberglauben und zum Sinn des Lebens der Menschen, die zu seiner Lehre gebracht wurden, überhaupt. Das war ja auch eher im Trend der Zeit, das entsprach ja auch eher dem Denkschema der Menschen damals - wie wohl auch heute. Dabei wäre die Verwirklichung des tatsächlichen Anliegens Jesu von der wirklichen Liebe ja auch eine Art Wiedergeburt der Menschheit gewesen, das wäre dann der große Durchbruch geworden - sozusagen eine diesseitige Auferstehung! Und da stehen wir nun heute. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Sachlage wieder richtig zu stellen. Eine Auferstehung Jesu von den Toten hat es nie gegeben und auch unsere eigene wird es nicht geben. Jesus ging es um das Werden des Reiches Gottes hier auf Erden für alle Menschen ausgehend von der Harmonie einer Einheit von Leib und Seele. Das war seine Vorstellung einer Erneuerung oder eben einer Auferstehung. Dafür kämpfte er und dafür starb er. Und er begründete eine Gemeinschaft (siehe Gemeinde), damit auch nach seinem Tod dieses Ziel weiter verfolgt und verkündet würde. Das ist wirklicher christlicher Glaube in der Nachfolge Jesu, mehr nicht, weniger aber auch nicht! Und im Grunde sehen das auch schon einige Theologen so, wenn sie die Auferstehung Jesu nicht mehr real sehen sondern als Glauben der Urgemeinde, eben als Kerygma. Siehe auch Glaubensbekenntnis und Feste und Gedenktage. Und leider fehlt den meisten Menschen heute auch die Phantasie, wie attraktiv ein System, in dem die Liebe verwirklicht ist, sein könnte! Anmerkung: Und dann habe ich auch noch eine Erfahrung mit dem Problem der Auferstehung, seitdem ich so intensiv die Ansicht vertrete, daß es Jesus um die wirkliche Harmonie von Mann und Frau ging und daß er von einem Komplott von Halbwelt und Establishment umgebracht wurde, weil überhaupt kein Interesse und vor allem auch keine Vorstellungsmöglichkeit bestand, daß sich da etwas zum Besseren änderte. Was eine wirkliche Harmonie von Mann und Frau alles bewirken könnte, was sich alles ändern würde, wenn diese Harmonie verwirklicht oder zumindest bewußt von allem Menschen angestrebt würde, ist vielen Menschen nämlich auch heute noch überhaupt nicht zugänglich! Das soll es gewesen sein, warum Jesus auf die Welt gekommen ist, warum er gepredigt hatte, warum er gestorben ist? So etwas Tolles ist das doch gar nicht? Da muß etwas völlig außergewöhnliches Besonderes her – na ja, natürlich eine Auferstehung und ein aus ihr folgendes Leben nach dem Tod für uns alle! Das wäre doch etwas! Für mich sind das natürlich alles Nachwehen der Gnosis, wir sind eben noch immer von dieser antiken dualistischen (siehe Dualismus) Pseudoreligion geprägt, doch das ist mir als christlicher Theologe nicht vorstellbar, daß das für immer alles sein soll... Wie man Auferstehung auch noch sehen kann - und ganz offiziell:
Diese Inschrift befindet sich nämlich in der St Michaels-Kapelle im Kloster Kremsmünster in Oberösterreich. Zum Stichwort
AUFERSTEHUNG siehe auch meinen Reisebericht
nach Ägypten, von dem Zusammenhang
Auferstehung-Osiriskult-Bekehrungsproblematik erfuhr ich
erst auf dieser Fahrt. Zur Entstehung des Neuen Testaments siehe dort! Zur Problematik der Übernahme von Glaubensgut aus anderen Religionen siehe auch unter Synkretismus! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) NACHTRAG IM SEPTEMBER
2019: Den "Offenen Brief eines alten Religonslehrers
an junge Mädchen über die weibliche Sexualität und die
Bibel" (Mai 2012) gibt es auch online auf Deutsch, auf Englisch und auf Niederländisch! Und hier die Mail einer Grundschullehrerin vom Mai 2005, wie sie die Informationen von basisreligion - auch und gerade im Zusammenhang mit der Auferstehung - in ihren Unterricht mit Schülern im 4. Schuljahr einbauen kann: Sie möchten wissen, wie ich auf Ihre Seite aufmerksam wurde und wie mir Ihre Texte weitergeholfen haben? Nun, ich bin Lehrerin an einer Grundschule in Hannover und unterrichte eine 4. Klasse in Religion, aber nicht in eigentlicher Glaubenslehre einer bestimmten Religion. Wir sind eine gemischte Klasse aus Christen, Moslems, Ungetauften und Kindern mit jüdischer Vorgeschichte und ich habe die Eltern gebeten, die Klasse für diese Stunden zusammen unterrichten zu dürfen. Ich bin keine Religionspädagogin, komme aber durch die Beschäftigung mit diesen Themen immer mehr zum Thema selbst und damit zu immer mehr Fragen, auf die ich für mich und die Kinder Antworten suche. Wir haben uns für dieses Halbjahr vorgenommen, die drei Hauptreligionen unserer Breitengrade näher zu beleuchten. In diesem Zusammenhang haben wir im frühen Judentum begonnen, oder besser gesagt mit dem Monotheismus der damaligen Gesellschaft, die ich den Kindern ähnlich illustrierte, wie Sie sie in Ihrem Text gezeichnet haben. Das Christentum haben wir zunächst übersprungen, da ich durch das Leben in demselben den größten Bekanntheitsgrad – wenn auch ohne jegliche Distanz – vermutet habe. Die Beschäftigung mit dem Islam war selbst für die muslimischen Kinder hochinteressant und sie haben den Unterricht begeistert mitgestaltet. Die wesentlichen Aussagen des Christentums haben wir nun bereits zusammengetragen – soweit ich das mit meinem katholischen Laienverstand als Wilmsschülerin selbst kann. Was mich schließlich auf Ihre Seite gebracht hat, ist das Mysterium der Auferstehung, welches die Kinder so brennend interessiert und um dessen Aufklärung sie mich immer wieder bitten. „Wie war das denn nun genau?“ ist die dahinter stehende Kernfrage, auf die ich nur unzulänglich antworten kann. Aber Ihre Beleuchtung der damaligen Gesellschaft mit all ihrer Vorgeschichte, ihren Ängsten und Sorgen hilft mir schon weiter. So haben wir den Reigen begonnen, und genau so werden wir ihn auch beenden. Mir ist wichtig, dass sich in den Kindern ein kulturgeschichtliches Interesse, eine Neugier, der Sache in ihrer Zeit auf den Grund zu gehen, entwickelt und etabliert, und ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Bleibt zu wünschen, dass die Sache „Mensch“ und dessen Werdung von Interesse ist und immer wieder wird, und dass die Suche nach einem Lebensplan, einer Religion, einer Hinwendung zu Gutem und Besseren, zur Freiheit für uns alle eine frohe Botschaft an sich ist, die weiterlebt, auch wenn das Leben eines Einzelnen endet. Letztlich wünsche ich den Kindern, dass sie sich befreien können (eines Tages) von der Egomanie unserer (und aller) Tage und unsere alte neue Welt verstehen und akzeptieren lernen, wie sie nun einmal ist, denn es ist meine Überzeugung, dass in der Akzeptanz eine große Kraft liegt, die Wachstum ermöglicht, und das wiederum ist Leben, Lieben und vielleicht auch Glück. Herzliche Grüße und weiterhin gute Gedanken Michaela A. Und aus der Antwort von basisreligion: Das ist es, die
typischen Religionskollegen haben ihre Dogmatik und wollen vor
allem ihr Programm abspulen - und das langweilt und
nervt die jungen Leute und sie werden schließlich nur
noch aufsässig. Da ist eben nichts wirklich Echtes...
Und genauso wie Deinen
Unterricht stelle ich mir das vor: Gemischt und
gegenseitig befruchtend, gerade bei Kindern läuft das
toll! Was glaubst Du, wie ich schon ein wenig neidisch
auf Dich bin, daß Du machen kannst, was mir immer
verwehrt wird (!)!
Ja genauso habe ich
meine Arbeit angelegt, viele Querverbindungen, denn
gerade die wollen die jungen Leute wissen, so denken
vor allem Kinder! Das Problem ist, daß genau von
diesen Querverbindungen die meisten Pädagogen keine
Ahnung haben, sie sind eben Fachidioten... Und
besonders wenn da noch die Moral
reinspielt, dann wird es ganz duster... Dabei: Was
gibt es hier für Chancen!
Hast Du mal das
Stichwort "Kindererziehung"
gelesen?
Jedenfalls wird das mit
meinem Verleger wohl was werden, Du kannst ja schon
mal in den Anfang des Entwurfs schauen: www.basisglaube.de -
ja, ich brauche wirklich gute Ideen/Gedanken! Danke
für die Wünsche!
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