MISSBRAUCH MIT DEM MISSBRAUCH ist inzwischen schon fast ein feststehender Begriff, bei dem die Problematik aufgegriffen wird, sittliches Fehlverhalten durch Bestrafung zu ändern. Nach aller Erfahrung ist dies nämlich zumindest auf Dauer ein unmögliches Unterfangen, denn seit jeher werden die Gesetze gegen den Missbrauch wie alle Gesetze, die für die Moral geschaffen werden, vorzugsweise irgendwann selbst missbraucht, um unliebsamen Gegnern etwas anzulasten und sie zu bestrafen! Und vor allem wird damit auch jegliche wirkliche Änderung zum Guten nachhaltig verhindert, weil die "Bösewichter" die Gesetze gleich auch immer auf ihre Kritiker anwenden und damit diese immer gleich mit ausschalten! Hier einige Beispiele: - Die älteste bekannte Erzählung mit diesem Hintergrund ist vielleicht die Susannageschichte im Anhang an das Buch Daniel der Bibel, siehe Gespräch 12. Die Gesetze gegen den Ehebruch werden schließlich (nur noch!) dazu missbraucht, um eine Frau zum Ehebruch zu zwingen. Vermutlich muss auch der Bericht "Jesus und die Sünderin" in diesem Zusammenhang gesehen werden. - Der Justizmord gegen Jesus. Einem unliebsamer Kritiker der moralischen Missstände werden Verstöße gegen religiöse Gesetze bis hin zum Vorwurf der Gotteslästerung angelastet, um ihn auszuschalten. - Überhaupt muss die Strafe Kreuzigung ganz allgemein als "Missbrauch mit dem Missbrauch" angesehen werden, denn hier werden Menschen, die etwa zu Sklaven missbraucht werden und die sich wehren (indem sie etwa "abhauen"), was eigentlich ihr gutes Recht ist, bestraft. - Mindestens teilweise gehören der Hexenwahn und die Inquisition in diese Rubrik. Nicht nur geistig aufmüpfige Frauen wurden "bestraft", sondern durchaus auch ganz normale Frauen, die sich - wie in der Susannageschichte - gegen sexuelle Ausbeutung weigerten. - Eher bekannt ist, dass der Jesuitenpater Friedrich v. Spee (1591 - 1635) sein Buch "Cautio Criminalis" gegen den schändlichen Hexenwahn nur anonym veröffentlichen konnte aus Furcht vor der Inquisition. Fast unbekannt ist, dass schon vor ihm der Niederländer Cornelius Loos (1546-1595) öffentlich gegen den Hexenwahn auftrat und deswegen ins Gefängnis geworfen wurde, wo er der sicheren Todesstrafe zuvorkam, indem er schon vorher starb. - Die Todesstrafe wird gerade in den U.S.A. sehr oft schon als Klassenjustiz angewandt: Wenn etwa in Texas ein Schwarzer einen Weißen ermordet, bekommt der sozusagen immer die Todesstrafe, wenn in New York ein Weißer einen Schwarzen ermordet, passiert das sozusagen nie. - Bekannt ist der massive Missbrauch der Todesstrafe in der Nazizeit gegen Andersdenkende. - Wir wissen, dass hinter der Todesstrafe gegen angebliche Ehebrecherinnen in vielen islamischen Ländern - so auch in Afghanistan unter den Taliban (siehe Gottesstaat) - fast nie ein wirklicher Ehebruch der Frauen steckt, sondern Männer rotten sich einfach zusammen, um einen Gerichtsprozess durchzupeitschen, um unliebsame Frauen zu bestrafen und loszuwerden und die anderen zu warnen. - Entwürfe für Gesetze gegen die Vergewaltigung in der Ehe bleiben vor allem deswegen in der Schublade, weil abzusehen ist, dass sie sowieso nur oder zumindest weitgehend von Frauen, die ihre Männer hassen und bestrafen wollen, missbraucht werden. - Der sexuelle Missbrauch von Kindern (siehe Mitschnacker) ist ein schlimmes Verbrechen. Weniger bekannt ist, dass Gesetze gegen diesen Missbrauch durchaus auch selbst missbraucht werden, um verhasste Personen oder Menschen aus einem verhassten Personenkreis zu bestrafen, die in Wirklichkeit absolut unschuldig sind. Nachweislich haben Männer viele Jahre im Gefängnis gesessen, die nichts getan hatten. Das Problem ist, dass die Psychologen und Sozialarbeiter, die sich um "problematische" Kinder kümmern, ihrerseits in ihrer eigenen Kindheit und Jugend verhältnismäßig oft missbraucht wurden und ihre eigene Problematik und ihren eigenen Hass jetzt in die ihnen anvertrauten Kinder hineinprojizieren (siehe Projektion und Unterstellungen). In dem "Weißbuch sexueller Missbrauch" von Bernd Marchewka (Hrsg.), Holos Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-86097-456-4, wird auf diese Problematik eingegangen. Ein hervorragender Beitrag findet sich auch in der ZEIT Nr. 26/2003 unter "Der Verdacht" http://www.zeit.de/2003/26/Nina und "Das Jugendamt hat immer Recht" http://www.zeit.de/2003/26/Giebels. "Der Verdacht" liest sich nicht nur wie ein Krimi, er ist auch ein Krimi! Achten Sie einmal bei der Lektüre darauf, wie sich die Belastungszeugin von dem Detektiv, den die Familie beauftragt hatte, bereitwilligst aufs Glatteis führen lässt! Das Opfer von gestern (vielleicht ist sie auch nur ein eingebildetes Opfer) ist auf ihre Weise der Täter von heute - siehe Täter und Opfer! - In dieser Website wird zur Genüge darauf hingewiesen, dass unsere üblichen moralischen "Erziehungsmaschen" (etwa die Erziehung zur Scham) im wesentlichen nur eine Scheinmoral bewirken, die letztlich gar keine wirkliche Moral mit sich bringt. Doch wer diese "Erziehungsmaschen" entlarvt und durchbricht, steckt in einem brisanten Dilemma und läuft höchste Gefahr, selbst Ärger zu bekommen. Eine Erziehung der Kinder zu Cleverness in sittlichen Fragen und gleichzeitig zu Unbefangenheit, wie sie im Reisebericht mit Frankfurter Kindern angesprochen wurde und wie sie eigentlich nötig wäre, ist sozusagen schier unmöglich und erfordert schon fast eine todesverachtende Einstellung der Erzieher. Die falsche Moral blockiert die wirkliche Moral! Es ist nun einmal so: Gesetze und Strafen mögen manchmal nötig sein auch im Bereich der Moral, doch lässt sich zumindest auf Dauer Moral nie und nimmer mit Gesetzen erreichen, sondern nur mit einer Veränderung der Menschen zum Guten überhaupt. In diesem Sinn ist diese Website geschrieben. Inzwischen ist gerade auf dem Gebiet des sexuellen Missbrauchs mit Kindern alles so undurchsichtig (siehe etwa Website http://www.pappa.com/emma/emmagut2.htm), dass ich mich außer Stande sehe, irgendein Urteil zu fällen, wir sind ganz offensichtlich in einer Sackgasse. Doch was wir machen können, ist ein Neuanfang: Beginnen wir mit einer vernünftigen Kindererziehung - und hier wären unsere christlichen Kirchen gefordert! Vergessen wir die ganze verkrustete Dogmatik und setzen wir bei der Nachfolge des wirklichen Jesus an! Eine eher ironische Meldung über die Missbrauchsproblematik finden wir in der WELT vom 7. März 2005 auf der letzten Seite: Udo Jürgens (70), Sänger, flüchtet manchmal vor Frauen. "Ich springe aus dem Fahrstuhl raus, wenn eine Frau zusteigt und kein weiterer Zeuge vor Ort ist", sagte er der "Bild am Sonntag". Er erklärte: "Weil ich mir denke: Was mach´ ich, wenn die jetzt ihre Bluse aufreißt und behauptet, ich hätte sie angefasst, und danach in die TV-Sendung `Exklusiv´ rennt und das da erzählt? Wie sollte ich beweisen, dass ich sie nicht angefasst habe?" Deswegen sei er sehr ängstlich geworden, sagte Jürgens. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |