NEUANFANG. Vielleicht lohnt es sich manchmal doch, noch etwas zu tun, damit eine alte Beziehung, die etwa durch einen Seitensprung zerbrochen ist, dauerhaft gekittet wird, vielleicht wächst sie ja auch wieder zusammen? Schließlich war man ja auch nicht ganz unschuldig, daß es überhaupt zu einem Seitensprung des anderen gekommen war - und wenn es das war, daß man nicht genau hingeschaut hatte, als man den anderen zum Partner genommen hatte. Was kann man nun etwa einem Menschen empfehlen, dessen Partner fremdgegangen und mit allerlei Bekehrungserlebnissen zurückgekehrt ist, und der sich dennoch nicht gewiß ist, ob das alles so ernst gemeint ist? Es gibt eigentlich immer gute Gründe für einen Neuanfang. Dazu folgendes: Erfahrungsmäßig machen sich gerade ernsthafte Menschen einen Seitensprung nicht leicht, doch schließlich sehen sie keinen Ausweg und es passiert eben, weil sie meinen, daß sie jetzt den wirklichen Partner für einen "Neuanfang" gefunden haben, mit dem sich das Leben wieder lohnt. Umso größer ist die Enttäuschung, daß wieder nichts war, weil sie der andere doch nur zu einem Abenteuer benutzt hat - und aus dieser Enttäuschung kehren sie dann doch lieber wieder zu dem alten Partner zurück, denn die Einsamkeit wäre ja noch schlimmer zu ertragen und ein mehr oder weniger unverbindliches Herummachen ist ja auch nicht jedermanns (oder jederfrau) Sache. Kennzeichen eines solchen Hintergrundes des "Zurückkehrens" ist, daß der "Rückkehrende" nicht reden will und auch nicht kann, vermutlich sind ihm selbst bisweilen gar nicht die Zusammenhänge klar. Und weil die Zusammenhänge nicht klar sind, kann die nächste Affäre bei Gelegenheit eben wieder geschehen. Und allein die Vorstellung, daß dies passieren könnte, führt zu Argwohn und vergiftet die Atmosphäre nach den Gesetzen einer selffulfilling prophecy. Neue Erlebnisse auf eher kameradschaftlicher Ebene können am ehesten eine neue Basis schaffen. Meine Empfehlung hier: Den Partner in diesem Punkt genauso oder zumindest ungefähr so "erziehen", wie Eltern ihre Kinder erziehen könnten! Also mit ihm Erlebnisse haben, die beiden gefallen können, die einander verbinden und die man so schnell nicht wieder mit einem oder einer anderen findet. Und im Zusammenhang mit dem Sexuellen den anderen für die Toreromethode im Hinblick auf die Menschenkenntnis fit machen, gerade bei ernsthaften Partnern, und um die geht es ja hier, könnte das auch recht gut funktionieren! Das heißt, sehen Sie der Tatsache ins Auge, daß Ihr Partner wieder mal den Drang hat, fremd zu gehen, egal wie sehr er beteuert, daß das nie wieder geschehen wird und wie sehr Sie seinen Beteuerungen auch glauben möchten (daher können Sie am besten auf die Beteuerungen von vornherein verzichten!). Holen Sie mit ihm - sowie als möglich - die Phase der Ästhetik nach, bringen Sie ihm etwa bei, wie schön eine unbefangene Nacktheit irgendwo in der Natur ist, bei der gar nichts passiert, oder auch die Gandhi-Methode. Und bringen Sie ihm "so nebenbei" weiter bei, daß er im Falle einer erneuten Situation des Fremdgehens mit dem anderen erst einmal diese Unbefangenheit und Normalität erleben sollte, sozusagen als Bedingung, ohne die nichts geht. Und wenn der Betreffende, bei dem unser Partner "seitenspringen" will, das nicht will, daß er dann eigentlich merken müßte, was wirklich los ist und auf was das dann wieder hinausläuft. Vor allem ist es auch sinnvoll, sich über alles Mögliche zu unterhalten, was zwar eine Beziehung zu "der Thematik" hat und auch eine innere Stellungnahme erfordert, jedoch keine Schuldanerkenntnis oder ausgesprochene Selbstoffenbarung. Reden Sie doch mal über Kindererziehung à la basisreligion. Vielleicht sieht der Partner hier auch eine Problemstellung und Handlungsbedarf? Das ist doch schon etwas, mit dem man auf sein Inneres schließen kann! Wenn er etwa laut überlegt, wie man Kinder vernünftiger erziehen könnte, dann kann doch sein, daß er durchaus darüber redet, was bei ihm selbst falsch gelaufen war und wie er selbst gerne erzogen worden wäre. Ob Sie damit nicht genug Stoff für einen Neuanfang mit dem alten Partner haben (und gleichzeitig die geeigneten "Spielregeln" für einen Neuanfang mit einem neuen, wenn es gar nicht mehr mit dem alten gehen sollte - siehe auch unter Liebesgebot)? Neuanfang zwischen Völkern, Kulturen und Religionen. Denken wir an den Konflikt zwischen Juden und Palästinensern und bisweilen auch zwischen Moslems und der westlichen Welt. Wenn wir näher hinsehen, sind das doch alles Macho-Kulturen mit ihrer Betrügerei und Heuchelei gerade auch wenn es um das kleine aber dennoch so wichtige Glück des einzelnen Menschen geht. Denken wir an die Verlogenheit, wenn es um die Moral geht, die es in beiden Kulturen gibt, und daß niemand, der wirklich vernünftig leben will, davon etwas hat! Ob nicht gerade junge Menschen besser daran täten, endlich einmal aufzuwachen und gegen die Lüge und Manipulation anzugehen, die hier und jetzt das Paradies so unmöglich machen (siehe etwa das Gespräch 2 zwischen Felix und Alexander, wie man Jungfrauen knackt, oder das Stichwort, wie das Jungfernhäutchen repariert wird), statt sich vor den Karren Haß und Terrorismus spannen und mit irgendwelchen Hoffnungen etwa auf ein fragwürdiges Paradies in einem Leben nach dem Tod vertrösten zu lassen? Sitzen wir nicht alle in einem Boot? (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |