TOREROMETHODE (Basislexikon: kompetent-kritisch-konstruktiv)

Die TOREROMETHODE als "fairer Trick" für die MENSCHENKENNTNIS

Wer hier nach den bekannten Warnungen und Ratschlägen Ausschau hält, der wartet vergebens! Denn solche Warnungen erzeugen allenfalls irrationale Ängste und helfen erfahrungsgemäß gerade dann nichts, wenn´s drauf ankommt, wir können uns die also voll schenken!

Wie wär´s denn mal mit dem Gegenteil: Leben! Spaß am Leben! Spaß haben, Weib zu sein, Spaß haben, Mann zu sein! Natürlich in einer vernünftigen Reihenfolge, also Schritt für Schritt, denn wir wollen doch herausbekommen, ob wir wirklich bis zum Ende gehen, also bis zu den vollendeten Tatsachen, oder ob wir die Reihenfolge nicht doch lieber abbrechen! Und wer da mit macht und mit dem man darüber vernünftig reden kann, der hat zumindest schon einmal einen Pluspunkt! Wir sollten uns bewusst sein: Wer wirkliches, vernünftiges Interesse an uns hat, der hat doch dieselben Probleme der Menschenkenntnis mit uns und sucht doch auch ein geniales und dennoch offenes "Kennenlernverfahren", aus dem man eben ohne jeglichen Schaden wieder aussteigen kann...

Konzept einer dialogischen Menschenkenntnis

Fangen wir also mit der Unbefangenheit und der Energie an, die das Bild von dem Ball spielenden Paar auf der Titelseite ausstrahlt! Funktioniert so etwas auch bei uns, macht der andere da mit - oder weicht er (oder auch sie) aus, findet er die altbekannten Ausreden oder auch neue (siehe Rationalisierung), hat er also etwas zu verbergen? Stellt er sich uns immer nur von seiner Schokoladenseite dar und will er nicht, dass wir dahinter schauen? Hat er also Probleme, siehe dazu die entsprechenden Begründungen unter den Stichworten Nacktheit und (Sexual-)Scham? Warum die Nacktheit so ein effektiver Filter der Menschenkenntnis sein kann, siehe unter Kybernetik!

Natürlich muss man auch selbst das alles erst einmal können! Sage einer, dass das nicht geht - irgendeine Sauna oder ein See usw., wo das im möglich ist, gibt es doch immer, und es findet sich gewiss ein Bruder, eine Schwester, eine gute Freundin usw., die da mitmachen! Und gerade die Öffentlichkeit hat doch den Vorteil, dass man eher geschützt ist als wenn man mit jemandem mutterseelenallein ist - und man ist auch vor sich selbst geschützt! Lesen Sie einmal unter Furcht, wie diesen Schutz sogar kleine Mädchen nutzen können!

Ach, Du willst oder kannst gar nicht? Ja, dann weiß ich auch nicht weiter! Doch dann sage nicht, dass eine vernünftige Menschenkenntnis nicht möglich ist! Sie ist vermutlich sehr wohl möglich - doch du bist einfach nur zu verklemmt dafür...

Natürlich ist das längst nicht alles: Junge Menschen, die so miteinander umgehen können, können jetzt auch mal etwas anderes miteinander unternehmen, und sie können so erfahren, ob der andere ein wirklicher Kamerad ist, ob so etwas wie eine Partnerschaft oder ein Team aufkommt, ob man oder ob man laufend Kompromisse machen muss. Und so können wir erst einmal richtige Freundschaft erleben, schauen wir doch einmal, wie das der berühmte indische Staatsmann und Reformer Gandhi gemacht hat! Und "das andere" hat dann immer noch Zeit! Auf alle Fälle ist das auch eine Möglichkeit, nicht zu der ernüchternden Praxis zu kommen, die (körperliche) Liebe einfach so zu konsumieren, vielleicht bekommen wir vielmehr eine Ahnung, was es heißt, die Liebe zu kultivieren! Und vielleicht merken wir auf diesem Weg ja auch, was es mit der Heiligkeit der Ehe auf sich hat, wie sie Idee unseres christlichen Glaubens ist...

Und warum nennen wir dieses Verfahren Toreromethode?

Ja, warum denn schwenkt der Torero (es ist hier nicht der Ort, über Wert und Unwert dieses merkwürdigen spanischen Brauchs zu streiten) seinen roten Umhang, also seine Capa, dem Stier vor der Nase herum? Früher erzählte man uns, weil die rote Farbe den Stier so richtig reizt und wild macht - damit es also zu einem spannenden Stierkampf kommt. Inzwischen weiß man, dass Stiere farbenblind sind, dass die rote Farbe der Capa also überhaupt keine Rolle spielt. Der Torero will einfach den Stier zu irgendeiner Reaktion provozieren, dadurch lernt er ihn einzuschätzen - und deswegen kann er für den eigentlichen Kampf die geeignete Taktik entwickeln, um ihn, der doch unvergleichlich stärker ist als er, sinnvoll zu bekämpfen und schließlich zu besiegen.

Wie gut sich diese Methode auf uns Menschen übertragen läßt (wir nennen sie der Einfachheit halber "Toreromethode"), machen uns die Casanovas und Don Juans seit jeher vor, auch sie starten bei ihren Abenteuern mit irgendeiner mehr oder weniger phantasievollen Provokation und gestalten von der Reaktion ihr weiteres Vorgehen. Und so ähnlich können wir es auch bei unserer Menschenkenntnis - hier allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen - machen!

Die Stufen der Menschenkenntnis können also etwa so aussehen:

  1. Provokation: Anders als ein Torero machen wir unsere Provokationen allerdings nicht mit roten Mänteln und vergleichbaren falschen und faulen Tricks. Denn wenn die durchschaut werden, werden wir nicht mehr für ernsthaft gehalten und wir haben uns selbst ausgetrickst. Daher bringen wir uns am besten mit einem Gespräch über unsere Einstellung ein, also etwa über unsere Ideale, und vielleicht auch, wie wir sie in die Wirklichkeit umzusetzen versuchen, wir müssen da schon etwas wagen. Und dabei werden wir dann auch auf diejenigen Themen kommen, die uns wirklich bewegen. Trauen wir uns da etwa nicht so recht, haben wir Ängste? Das sollte eine Warnung sein. Mit "Small-talk", also mit Gesprächen über Belanglosigkeiten, kommen wir auf die Dauer nicht weiter, selbst wenn auch diese eine gewisse Aussagekraft haben. Was verbirgt jemand, daß er nicht auf Wesentlicheres kommt? Je mehr wir bei unserem Gespräch da von uns geben, desto mehr haben wir auch die Chance, etwas von unserem Gegenüber herauszubekommen. Wenn wir Bedenken haben, uns da etwas zu vergeben, können wir ja auch von einem Film, von einem Theaterstück, von einem Buch, von einer Schulstunde, von einer Predigt, von einer Reise oder von einem Gespräch mit Freunden über ein Problem berichten, falls uns da etwas sehr bewegt oder auch nicht bewegt hat. Kinder (und viele andere!) testen Menschen auch, indem sie Witze erzählen und dann die Reaktion abwarten.

Es ist keinesfalls notwendig, dabei nur lobend auf etwas zu sprechen zu kommen, wir können natürlich auch uns entrüsten oder sogar schimpfen, wenn uns danach ist. Natürlich können wir auch dieses Buch hier weitergeben oder vielleicht einige Fotokopien daraus. Und wir können auch alles schriftlich machen. Eine ehrliche Frage ist in jedem Fall eine ehrliche Antwort wert.

  1. Beobachtung der Reaktion: Wie sind die Reaktionen des anderen, wenn wir erzählen. Interessiert ihn, wovon wir reden, versteht er es überhaupt? Werden unsere Ideale, unsere Vorstellungen etwa einfach weggewischt oder übergangen? Wird uns gar nach dem Mund geredet, was man daran erkennen kann, daß keine eigenständige Ideen oder vernünftigen Weiterentwicklungen folgen? Taut der andere auch auf? Und falls keine Reaktion kommt: Keine Reaktion ist auch eine Reaktion! Warum wohl kommt da nichts? Keine Reaktion kann Einverständnis oder Nichteinverständnis bedeuten, je nachdem.

Weicht der andere bestimmten Themen aus, die jedoch für uns wichtig sind, so heißt das im allgemeinen, daß er nicht reden will, weil er anders denkt oder andere Auffassungen hat. Möglicherweise liegen auch Verdrängungen vor. Wenn er dagegen aktiv wird und  beispielsweise weitere Zusammenhänge sieht oder sogar bei etwas mitmachen will, dann bedeutet das eher Einverständnis. (Siehe allerdings auch Theorie und Praxis).

  1. Zeit gewinnen und nachdenken: Eine goldene Regel ist: Nichts Wichtiges vor Ablauf mindestens einer Nacht entscheiden! In der Zeit, die wir so gewinnen, können wir uns die Reaktionen des anderen durch den Kopf gehen lassen: Warum hat er so reagiert und nicht anders? Hätten wir selbst bei wirklichem Interesse genauso reagiert? Was mögen seine Motive sein, daß er anders reagiert als wir es erwartet hätten? Weisen unterschiedliche Gedanken auf unterschiedliche Einstellungen hin? Paßt das alles zusammen?

  2. Rückfragen: Trauen wir uns zurückzufragen, ob wir etwas richtig beobachtet und richtig interpretiert haben? Wird der andere nervös wegen unser Fragerei? Traut sich der andere zurückzufragen?

Jemand mit gutem Gewissen wird sich stets bereitwillig öffnen und unsere Vorsicht verstehen. Ja, auch er wird immer an einer konkreten und fairen Reihenfolge interessiert sein und es nie mit irgendwelchen Überrumpelungen versuchen, die doch immer irgendwie unfair sind. Und er  wird von sich aus immer dafür sorgen, daß wir nicht selbst in eine unsichere Lage kommen, in der wir uns nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg wehren können.

  1. Beobachtung des Handelns: Handelt jemand wirklich so, wie er redet? Hat er für alles, was da nicht zueinander paßt, passende Ausreden (Rationalisierungen)? Ein guter Maßstab sind - und nicht nur für Christen - die Zehn Gebote, doch gerade hier gilt auch: Vorsicht bei Übertreibungen in Nebensächlichkeiten!

Das Problem bei der Beurteilung anderer Menschen ist vor allem: Wirklich wichtige Entscheidungen werden im allgemeinen immer mit unvollständiger Information und meist unter Zeitdruck getroffen, meint Professor Gerd Grigerenzer vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin – siehe DIE WELT vom 6.7.00 oder auch www.mpib-berlin.mpg.de/ABC/. Wir müssen also für dringende und wichtige Entscheidungen in geeigneter Weise vorbereitet sein, und die Kriterien, nach denen wir andere beurteilen,  müssen nicht nur sinnvoll sein, sondern uns auch so in Fleisch Blut übergegangen sein, daß wir sie auch wirklich anwenden, wenn es nötig ist! Grigenzer nennt als Beispiel die Situation, wenn in einer Klinik ein Patient mit einem Herzinfarkt in die Notaufnahme eingeliefert wird. Eigentlich müsste der Notarzt etwa 20 wichtige Faktoren berücksichtigen, bevor er entscheidet, ob der Patient die aufwendige Maximalversorgung benötigt. Aber sowohl der Zeitdruck als auch die Notwendigkeit, mit den vorhandenen Mitteln sparsam umzugehen, machen dies unmöglich. Fachleute haben daher einen stark vereinfachten „Entscheidungsbaum“ entwickelt, in dem nur noch die drei wichtigsten Faktoren wie der (systolische) Blutdruck, das Alter und ein weiterer Punkt abgefragt werden.

Und wenn wir uns etwa in einem anderen Menschen verliebt haben, dann stehen wir in einer durchaus vergleichbaren „Notsituation“! Irgendwie müssen wir da ganz schnell aus dem Bauch heraus entscheiden – irgendwelche großartigen wissenschaftlichen Überlegungen sind da zumeist völlig illusorisch! Aber wie? Für solche Fälle wird bei basisreligion erst einmal der Test über die Nacktheit befürwortet - denn da können wir uns am wenigsten verstellen oder verstecken, und schließlich kommt sie ja ohnehin auf uns zu. Also warum nicht die Reihenfolge umdrehen: Zuerst das Erlebnis der unbefangenen Nacktheit - und wenn das geklappt hat, dann können wir ja immer noch weitersehen!

Das gilt übrigens auch ganz allgemein! Etwa wenn wir überlegen, ob wir unsere Kinder jemandem etwa auf eine Fahrt mitschicken können. Machen wir doch erst einmal alle zusammen eine Probefahrt - und laden ihn zu einem Saunabesuch oder zu Vergleichbarem zusammen mit den Kindern ein - wir sehen schon, ob das für den normal ist oder eben ein Problem...

Was aber, wenn der "Gegner" auch nicht schläft?

Das ist ein typisches Argument von sogenannten Besserwissern! Natürlich wird ein Gegner nicht schlafen! Doch einerseits wird auch derjenige, der einmal die Toreromethode in sich drin hat, nicht stehen bleiben und sich weiterentwickeln. Und andererseits werden viele Menschen vom Typ "Gegner" es toll finden, wenn andere Menschen bewußt denken und handeln - und sie werden das durchaus akzeptieren! Für ein Kavaliersdelikt sind doch nur die Arroganten und die Dummen gut, weil die es nicht anders verdient haben  - mit den anderen macht man das sowieso nicht, die sind doch dafür selbst den an und für sich typischen Don Juans zu schade. Und so kann alles, was mit der Liebe zusammenhängt, endlich einmal wieder niveauvoller und spannender werden!

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