Und wenn Jesus mit einer
Kreuzigung beiseite geschafft wurde, dann war das in unserem heutigen Sinn gewiß ein
Justizmord,
entsprach jedoch damals durchaus dem Straftatbestand für eine Kreuzigung: Auch
Jesus war Systemveränderer, seine Vorstellung von der Würde und der
Emanzipation
der Frau (ob er sich auch so für die Sklaven eingesetzt
hatte, wissen wir nicht, immerhin wirkt sich eine Befreiung der Frau letztlich
auch auf eine Abschaffung der Sklaverei aus, siehe
Zehn Gebote) hätte ja auch alles
"durcheinander gebracht"! Stellen wir uns vor, welche Veränderungen
eine andere Auffassung von Frau in den heutigen Ländern mit patriarchalischen
Strukturen (siehe Patriarchat), vor allem in den
islamischen Ländern wie etwa in Afghanistan oder auch in Saudi-Arabien nach
sich zöge! Und auch bei uns gäbe es gewiß erhebliche Veränderungen bei wirklicher
Emanzipation! Einen
Hinweis, dass in der Antike durchaus das revolutionäre Potential
gesehen wurde, das in einem anderen Verhalten von Frauen stecken
könnte, finden wir im Buch "Ester" des Alten Testaments. Als die Frau
des persischen Königs Artaxerxes sich weigert, der Anweisung ihres
Mannes zu gehorchen und zu erscheinen, um sich von seinen Fürsten und
Beamten begaffen und bewundern zu lassen, wird der König sehr zornig.
Er bespricht sich mit seinen "Weisen" und die geben ihm den Rat (Ester
1, 16,ff):
"Nicht nur gegen den König, sondern auch gegen alle Fürsten und alle Völker, die in all den Provinzen des Königs Artaxerxes leben, hat sich Königin Waschti verfehlt. Denn das Verhalten der Königin wird allen Frauen bekannt werden, und sie werden die Achtung vor ihren Ehemännern verlieren und sagen: König Artaxerxes befahl der Königin Waschti, vor ihm zu erscheinen; aber sie kam nicht. Von heute an werden alle Fürstinnen Persiens und Mediens, die vom Verhalten der Königin hören, dies allen Fürsten des Königs vorhalten und es gibt viel Ärger und Verdruss. Wenn es dem König recht ist, möge ein unwiderruflicher königlicher Erlass ergehen, der in den Gesetzen der Perser und Meder aufgezeichnet wird: Waschti darf dem König Artaxerxes nicht mehr unter die Augen treten. Der König aber verleihe den Rang der Königin einer anderen, die würdiger ist als sie. Wenn die Anordnung, die der König erlässt, in seinem ganzen großen Reich bekannt wird, dann werden alle Frauen ihren Ehemännern, den vornehmsten wie den geringsten, die gebührende Achtung erweise." Von
daher kann es nicht als irgendein lächerliches Problemchen gesehen und
gewertet werden, wenn sich Jesus für die Frauen einsetzt. Jedenfalls
ist die Angst vor einem "Flächenbrand", den das Engagement Jesu
auslösen könnte, gewiss da. Im Zusammenhang mit Mel Gibsons "Passion"-Film finden Sie einen Beitrag "Wer war schuld am Tod Jesu?" in der WELT vom 1. März 2004. Vollständige Url des Artikels: http://www.welt.de/data/2004/03/01/244878.html. Der Verfasser, der Berliner Alt- und Kulturhistoriker Alexander Demandt, schreibt:
Das Verfahren gegen Jesus war kein ordentlicher
Strafprozess, für den ein Verteidiger erforderlich gewesen wäre, sondern eine
Polizeimaßnahme gegen einen geständigen Hochverräter. Jesu Todesurteil war kein
Justizmord. Wäre Pilatus damals nicht in Jerusalem gewesen, hätte man Jesus wohl
gesteinigt, wie später Stephanus und Jakobus, jeweils illegal ("wir dürfen
niemand töten") in der Abwesenheit des Statthalters. Nun aber kam diesem das
Urteil zu. Die Tafel über dem Kreuz verkündete das Delikt: Jesus Nazarenus Rex
Iudaeorum. Viele konnten es sehen, darum ist das Zeugnis der Evangelisten
hierüber verlässlicher als darüber, was "im Richthause" gesprochen
wurde. Umstritten ist die Rolle der Volksmassen, die am Palmsonntag "Hosianna!"
gerufen hatten und am Karfreitag "Kreuzige!" schrieen.
Zur Symbolik des Kreuzes als
christliches Zeichen und zur Kreuzesverehrung siehe unter
Kreuz. Der Tag, an dem die Kreuzigung Jesu begangen wird, ist der Karfreitag. Zum theologischen Grund der Kreuzigung siehe unter Sühnetodtheologie. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |