Die Suche nach der PLAUSIBILITÄT ist bisweilen die letzte
Zuflucht, wenn wir unsicher sind, ob etwas wahr ist oder nur gut oder
schlecht erfunden ist. Dabei ist es ganz gleichgültig, ob es
sich um etwas handelt, was angeblich heutzutage geschieht oder was
schon zweitausend oder mehr Jahre zurückliegt. Das Problem kann
wenigstens zunächst einmal nur von Fall zu Fall angegangen werden und
ist gewiß nicht leicht zu lösen - weder für Wissenschaftler noch für
normale Menschen! Es geht dabei gar nicht einmal um die absolute Wahrheit, denn die wird in vielen Fällen
ohnehin nicht zu erforschen sein.
Die Schwierigkeit ist, daß vieles auf den ersten
Blick plausibel erscheint, einfach weil wir es so gewohnt sind, was es
jedoch bei näherem Hinsehen überhaupt nicht mehr ist und umgekehrt!
Denken wir einmal an einiges,
was irgendwann einmal als absolut plausibel galt oder heute immer noch
gilt und was sich in Wirklichkeit doch anders verhält:
- Wie lange war doch plausibel,
daß die Welt eine Scheibe ist? Doch spätestens nach der ersten
Weltumseglung Anfang des sechzehnten Jahrhunderts stand es mit der
Plausibilität anders!
- Gilt nicht für viele Menschen
heute noch als plausibel, daß es ohne
(Sexual-)Scham keine (Sexual-)Moral gibt,
daß also Treue und Liebe
einerseits und Anmache und Reinfallen andererseits damit
zusammenhängen? Doch überprüfen wir das einmal an uns selbst oder hören
wir uns in unserem Bekanntenkreis herum: Wer von alle denen, die Enttäuschungen und andere erfreuliche
oder unerfreuliche Erfahrungen mit der Sexualität hinter sich hatten, hatte schon
je an einem Nacktstrand mitgemacht?
- Angeblich sind Märchen wichtig, daß sich die Phantasie der Kinder günstig entwickelt. Wohl
alle Kinder hören und lesen also Märchen. Doch die meisten Menschen
verbringen später einen großen Teil ihrer Freizeit phantasielos vor dem
Fernseher und viele fahren selbst im Urlaub in Ferienanlagen mit
Animateuren, weil sie selbst zu langweilig sind. Wo ist also die
phantasieerzeugende Wirkung der Märchen geblieben?
- Und es gilt auch als absolute
Wahrheit, daß die frühe Kindheit von einzigartiger Wichtigkeit für das
spätere Glück eines Menschen ist (siehe Tiefenpsychologie). Doch sehen wir
uns einmal um: Einen sicheren Nachweis gibt es auch hier keineswegs!
Woher kommt das nun, daß uns
etwas also etwas beispielsweise plausibel erscheint, was es in
Wirklichkeit gar nicht ist? Die Hauptursache dafür ist wohl, daß wir
von Kind an etwas in einer bestimmten Richtung immer wieder gehört
haben, was wir dann übernommen haben, ohne es auch nur ansatzweise zu
hinterfragen. Vielleicht haben wir es auch einmal hinterfragt, weil es
unserer Logik widersprach, doch wir wurden
mit irgendeiner Rationalisierung
abgespeist oder bekamen gar die dumme Antwort, daß das und das eben so
sei und fertig (siehe auch Mauern in den Köpfen
und Gehirnwäsche). Der Einfachheit
halber haben wir uns dann damit abgefunden und es irgendwann
akzeptiert. Und das war nur zu oft nicht richtig.
Wir dürfen nun unseren Eltern oder anderen
Erziehern, die uns da so unsachlich behandelt hatten, keinen Vorwurf
machen. Ihnen war es ja in ihrer Kindheit nicht anders ergangen.
Wir können also sagen, daß wir
in vielen Dingen durch unsere Kultur oder
durch unsere zeitbedingte Atmosphäre ein
Denkschema mitbekommen haben, daß
wir also eine Brille mit einem ganz bestimmten Filter aufgesetzt
bekommen haben, die uns dann die richtige Sicht versperrt.
Und genau um diese richtige
Sicht geht es bei der Frage nach der Plausibilität.
Wie bekommen wir die Wirklichkeit für uns heute
heraus, wie für Dinge oder Begebenheiten, die schon lange her sind? Wie
knackt man eine merkwürdige Sache, wie checkt man sie auf ihre
Plausibilität?
Dazu zunächst einmal ein
konkretes Beispiel aus unserer heutigen Zeit. Und zwar geht es um die
etwas makabre Geschichte von der Schwiegermutter (es hätte auch
Großmutter heißen können, doch es ist eben eine Geschichte über eine
"Schwiegermutter"!), die auf einer Familienferienreise nach Italien mit
ihren Kindern und Enkelkindern per Auto völlig unerwartet starb. Um den
kostspieligen Rücktransport mit einem Leichenwagen zu sparen und die
Leiche ohne Schwierigkeiten an den Grenzen in die Heimat zu bringen,
rollten der Schwiegersohn und die Tochter die Leiche in eine Zeltbahn
ein, die sie zufällig dabei hatten, und verpackten sie so ganz
unauffällig auf dem Dachgepäckträger in der Hoffnung, daß sie damit
bei den großzügigen Grenzkontrollen heute nicht auffallen würden. Doch
während sie sich nach dem ganzen Schreck noch einmal vor der Abfahrt in
einem Restaurant stärkten, geschah nun das, was nie hätte passieren
dürfen: Das Auto wurde einschließlich Zeltbahn und toter
Schwiegermutter gestohlen und tauchte nie wieder auf. Als ich diese Story
zum ersten Mal hörte, war ich voller Mitgefühl und glaubte sie, warum
auch nicht? Doch als mir die Geschichte einige Zeit später wieder
einmal erzählt wurde, diesmal allerdings etwas modernisiert,
statt in einer Zeltbahn hatte man die Leiche in einem dieser modernen
Plastikskibehälter ("Schwiegermuttersarg") auf dem Autodach verstaut,
da wußte ich, daß sie ein alter "Schnack" war und in keinem
Fall stimmte, sie war in beiden Fällen erfunden. Die Zuhörer
sollten eben nur zum Gruseln gebracht oder vielleicht sogar von
Italienreisen oder überhaupt von Auslandsreisen abgeschreckt werden!
Doch betrachten wir die
Geschichte auf ihre Plausibilität hin genauer! Sie ist durchaus
möglich, denn alles das, was in ihr vorkommt, kann auch
tatsächlich passieren. Nur kommen hier zu viele Zufälle
zusammen, nämlich daß eine Familie mit Großmutter nach Italien fährt,
daß die alte Dame dann dort auch noch stirbt, daß es sich um eine
Familie handelt, die die Transportkosten mit dem Leichenwagen sparen
will, und daß sie offensichtlich keine Versicherung für so etwas hat,
daß sich die jungen Leute in einem Restaurant stärken, daß das Auto mit
Großmutter auch gleich gestohlen wird, daß weder das Auto noch die
Großmutter wiedergefunden werden (normale Autodiebe würden sich
doch nicht mit einer unnötigen Leiche belasten und daher diese
wenigstens irgendwo ablegen, so daß sie gefunden wird). Die Geschichte
klingt also schon einmal völlig unwahrscheinlich. Und wenn dieselbe
unwahrscheinliche Geschichte gar noch in einer modernisierten Form von
einer anderen Person erzählt wird, dann ist sie schon gar nicht mehr
überzeugend, also nicht plausibel. (Inzwischen gibt es auch eine
Untersuchung dieser Geschichte und ähnlicher von dem schwedischen
Forscher Bengt af Klintberg in dem Buch "Die Ratte in der Pizza", 1986,
Kiel, oder unter anderem Titel "Der Elefant auf dem VW", Piper
Bücherei, München: Es handelt sich um sogenannte Großstadtsagen und alle diese "Sagen"
sind wirklich frei erfunden!)
Doch wie ist das mit Berichten aus der Bibel, die sich auf Vorgänge beziehen, die
zweitausend und mehr Jahre her sind. Wie läßt sich da feststellen, was
ein Sacrificium Intellectus (also ein
"Opfer des Verstandes", das uns letztlich nur sinnlos verwirrt) ist und
was der Plausibilität entspricht, die uns zu dem weist, was wirklich
einmal beabsichtigt war?
Nehmen wir beispielsweise den
Bericht von der Umwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit zu Kanaa
durch Jesus. Nach unseren Vorstellungen heute
ist eine solche Umwandlung schon einmal chemisch gar nicht möglich. Das
allein macht die Geschichte für uns völlig unwahrscheinlich. Doch
nehmen wir an, es hat da wirklich eine übernatürliche Einwirkung
stattgefunden, die wir heute nicht kennen und die wir uns auch nicht
vorstellen können, dann könnte die Umwandlung doch wieder möglich
gewesen sein. Nur: wenn wir hören, daß man sich damals dieselbe
Geschichte auch vom Weingott Dionysos erzählte, dann wissen
wir, daß sie - ähnlich wie die Geschichte von der gestohlenen
Schwiegermutter heute - ein alter Hut war und daß sie wohl nur deswegen
von Jesus erzählt wurde, damit die Zuhörer damals ihn mindestens
genauso einstufen sollten wie den zu seiner Zeit beliebten Gott
Dionysos. So wie sich die Frage nach der Übernatürlichkeit daher also
bei dieser Geschichte erübrigt, wird sie sich also auch wohl stets dort
erübrigen, wo wir keine Parallelgeschichten finden. (Immerhin finden
wir ja sogar solche Parallelgeschichten noch bei den Berichten von den
übrigen Wundern in der Bibel, von der Jungfrauengeburt und von der Auferstehung, das alles und noch mehr
wurde auch von anderen Gottheiten oder Persönlichkeiten erzählt, das
alles entspricht also schon von daher nicht der Plausibilität.) Den
Bericht von der Schöpfung können wir nach
alledem auch nur noch auf den Zweck zur Zeit seiner Entstehung hin
untersuchen, plausibel an ihm ist allein, daß er damals gegen die
menschenzerstörenden Kulte geschrieben wurde, die im Namen der
vermeintlichen Naturgottheiten wie Sonne und Mond praktiziert wurden.
Wenn wir hier zunächst
einmal weitgehend auf Geschehnisse gekommen sind, von denen die Bibel
berichtet, die jedoch für heutige Bibelleser nicht plausibel sind, so
werden doch mit den Überlegungen zur Plausibilität andere Zusammenhänge
um so wahrscheinlicher. Denken wir an den Kriminalfall "Jesus und die Sünderin". Entspricht es
wirklich der Plausibilität, daß man Jesus deswegen verfolgte, weil er
auf einem Berg stand und in einer Bergpredigt
den Armen seiner Zeit ein himmlisches Leben
nach dem Tod verkündigt hatte? Das gibt einfach keinen Sinn, um mit
einem Kriminalisten zu reden, daß man wegen so etwas einen
Menschen verfolgt und auch noch hinrichtet. Wenn er (nur) das oder
Ähnliches getan hätte, wäre er von allen Establishments
zu allen Zeiten gewiß belobigt und belohnt worden, denn durch solche
Vertröstungen der armen Leute würde er ja gerade den jeweiligen
Ausbeutern dieser Leute den größten Gefallen tun. Dagegen kann es schon
sehr gut sein, daß ein Establishment einen Menschen aus dem Weg räumen
läßt, der ihnen wie im Fall Jesus und die Sündern auf ihre
Schliche und schmutzigen Tricks kam, und alles das, was sie bis dahin
sorgfältig hinter Tabus und frommen Sprüchen
verborgen hatten, nicht nur in mitreißenden Reden ans Licht des Tages
zerrte und breittrat, sondern auch noch ankündigte, daß sich recht bald
alles durch ihn ändern würde. Auch ist es plausibel anzunehmen, daß
Jesus sich schließlich in der Stärke und Findigkeit dieser
Rotlichtmilieu-Establishment-Mafia verrechnet hatte und daß er dann in einem kurzen
Prozeß mit einem Justizmord beseitigt wurde. So konnte dann doch
alles beim alten bleiben.
Wenn wir nun bei der Frage nach der
Plausibilität eines Berichtes der Bibel unser Gehirn einsetzen, so
entspricht das sicher der Forderung Jesu, wies er uns nicht
ausdrücklich darauf hin, daß wir unsere Talente einsetzen sollen? Auch
stellte er uns als Vorbild die Kinder dieser Welt hin, die ja
nur zu oft klüger sind "als die Kinder des Lichts".
Damit ist keinesfalls einer Beliebigkeit
bei der Interpretation von biblischen Texten das Wort geredet, genauso
wenig wie etwa andere Wissenschaften zum Auffinden von unbekannten
Zusammenhängen, wie Kriminologie, Archäologie und Strategie beliebig
herumexperimentieren und -phantasieren können. Wir sollen nur dieses
typische religiöse Abschalten des Gehirns durch Ängste und Tabus
unterlassen, wenn es um Seine Botschaft geht. So können wir uns im
einzelnen zur Plausibilität einer Begebenheit um Jesus oder eines
Wunderberichtes ohne Bedenken fragen: Gibt es so etwas noch heute?
Kenne ich zumindest einen einzigen konkreten Fall, wo das auch so
passiert ist, ist mir so etwas vielleicht sogar schon selbst passiert?
Würde ich auch so handeln, wenn ich in der betreffenden Situation wäre?
Kann so etwas wirklich passieren, oder klappt das nur, wenn
unwahrscheinlich viele und seltene Zufälle zusammenkommen? Paßt das
alles zu gut? Oder ist das alles zu undurchsichtig? Funktioniert so
etwas, was da geschildert wird, tatsächlich in der Wirklichkeit?
Entspricht es natürlichen Mechanismen?
Kann man das, was da als so wunderbar hingestellt wird, nicht auch
anders und einfacher erklären - und weniger wunderbar? Erzählt man sich
dieselben Vorkommnisse auch noch von anderen Menschen oder gar Göttern?
Kennen wir solche Geschichten schon?
Bedenken wir, daß typische Dünnbrettbohrer eher die belanglosen
Rahmenhandlungen einer heiligen Geschichte wörtlich nehmen
(siehe Wörtlichnahme) als den Sinn,
der doch das eigentliche Anliegen und damit das Wichtigere ist. Der
Sinn, der eine Verhaltensregel ist, kann weh tun, auch können andere
dabei Wirklichkeit und Schein unterscheiden, ein Glaube ist notfalls
immer leicht dahergeplappert. So ist es für Dünnbrettbohrer durchaus
kein Problem, wie das mit der Schöpfung war oder ob es Adam und Eva gab, das alles nehmen sie
wörtlich, doch mit einer Interpretation als Predigt an ein nacktes
Paar, wie mit den Früchten des Paradieses
umzugehen ist, wissen sie nichts anzufangen.
Solange uns also der Sinn
wichtig ist, wir also eine Empfehlung für unser Verhalten sehen und uns
auch danach richten, zumal auch noch eine Übereinstimmung mit den Zehn Geboten besteht, dürfen wir uns auch
noch immer Christen nennen, selbst wenn wir von dem angeblich damit
verbundenen Glauben vieles abgelegt haben, weil es uns nicht mehr
plausibel erscheint.
Und hier aus dem Mailwechsel
mit einem Besucher (Juni 2005):
Zu deiner Seite über Plausibilität:
Ich denke, du bist dir bewusst, dass Plausibilität ein äußerst
schwammiges Prinzip ist. Vielen Menschen ist die Evolutionstheorie sehr
plausibel, und anderen ist sie völlig unplausibel. Wenn man von
Wahrscheinlichkeitstheorie ausgeht, dann ist die Evolutionstheorie
sogar "objektiv" gesehen (von der Wahrscheinlichkeit her), eines der
unplausibelsten Konstrukte, die es überhaupt gibt (an anderen Stellen
würde man von einem "unmöglichen" Ereignis sprechen). Und trotzdem
halten viele sie für plausibel.
Plausibilität hilft also nur sehr bedingt bei Wahrheitsfindung, weil
die Frage, was ich plausibel finde, extrem von meiner Weltanschauung
abhängt.
Bei der Geschichte mit der Hochzeit zu Kanaa schreibst du, dass wir
"wissen", dass diese Geschichte ein alter Hut war, weil sie vom
Weingott Dionysos auch erzählt wurde. Dazu:
1. Es ging um Plausibilität. Was hat das jetzt mit "wissen" zu tun? Das
ist ein logischer Fehler. Es müsste "vermuten" heißen.
2. Nur weil Parallelgeschichten bei Sagen auftauchen, ist es deshalb
>>ausgeschlossen<<, dass es Ähnlichkeiten zwischen
wahren und erfunden Geschichten geben kann? Wie willst du das beweisen?
Selbst wenn es bei allen Parallelgeschichten gezeigt werden könnte, ist
es nicht gesagt, dass es irgendwo eine Geschichte gibt, die man
übersehen hat. Wie willst du das also ableiten?
Du solltest eine gründliche "Plausibilitätstheorie" ausarbeiten, weil
ein Großteil deines Ansatzes darauf beruht (dies sieht man auch daran,
dass du oft von "vermutlich" und "wahrscheinlich" sprichst, wenn es um
die Bibel geht). Und wenn diese nicht wasserdicht ist, dann fällt damit
dein gesamter Ansatz in sich zusammen.
Und die Antwort von basisreligion:
Noch mal zu
meiner anderen Mail: Ich will einfach von den fruchtlosen Diskussionen
um die Wahrheit weg! Dem Blinden und dem Notleidenden muß praktisch
geholfen werden! Und wer reinzufallen droht, dem auch, damit das nicht
passiert!
Und zu der Geschichte von der Hochzeit zu Kanaa: Wir kennen doch die
Dionysosgeschichte wirklich, also wissen wir sie - oder nicht? (Ich
habe sie zwar nicht selbst gelesen, doch wenn ich nur schreiben könnte,
was ich selbst gelesen oder gesehen habe - wozu sollte ich dann noch
bei meinem Studium in Vorlesungen gehen und mir die Sachen der
Professoren anhören?)
Und zu den Parallelgeschichten: Eine würde ich mir ja gefallen lassen,
es könnte ja vielleicht doch einmal vorkommen, daß da eine
Jungfrauengeburt passiert. Doch die Parallelgeschichten häufen sich -
und irgendwann ist das nicht mehr Zufall!
Zur Ausarbeitung der Plausibilitätstheorie: Wieso fällt mein ganzer
Ansatz dann zusammen? Muß man dem Zusammengeschlagenen dann nicht mehr
helfen? Siehe Stichwort Gottesbild.... Wie
gesagt, ich will von den für die Praxis fruchtlosen Diskussionen weg.
Und ich sehe nicht ein, warum man dem Blinden erst helfen kann, wenn
man die Frage nach der Wahrheit über Gott usw. ausdiskutiert hat. Diese
ganzen Diskussionen um die Wahrheit usw. in unserem Glauben sind doch
längst Selbstzweck einer Priesterkaste geworden, der es nicht mehr
darum geht, daß sich Menschen an die Gebote halten (was sich hier sogar
mit der Forderung der Bergpredigt deckt, nämlich Dürstende und
Hungernde angemessen zu versorgen - und was paßt da besser als jungen
Menschen etwas zu beizubringen, damit sie auch die Gebote halten
können)! Dabei wollte doch der historische Jesus genau das und nur
das....
Eine Bitte: Lies doch mal die ersten Gespräche im Buch "Spaß an der
Moral" auf der Website www.basisglaube.de
(oder auch die Gespräche 2 und 32 in dieser Website)! Mein Problem ist,
daß ich hier Lösungen will in Richtung einer Verhaltensänderung! Hier
passiert Menschenverachtung und Leid und das muß nicht sein! Ich habe
lange getüftelt, das vor dem Hintergrund der traditionellen Lehre zu
lösen. Aber das ging einfach nicht! Das eine ist eben eine
Priesterreligion, die auf eine Verhaltensänderung überhaupt nicht
zugeschnitten ist, und für die Menschen brauchte es eine
Menschenreligion, die genau dafür da ist!
Und zu meinen
Erfahrungen mit einer Verhaltensänderung:
Ich habe in
meinem Unterricht diese ganzen theoretischen Fragen ja zuerst einmal
alle weggelassen. Doch dann hatten mir die Schüler gesagt, daß
das mit der Bibel doch alles sowieso Quatsch sei, denn Jesus gebe es ja
doch nicht und auch nicht Adam und Eva. Also ist die Bibel und die
ganze Religion für sie sowieso belanglos und unverbindlich. Also muß
ich dort anfangen, daß das alles doch nicht belanglos ist und begründe
alles mit heutigen Argumenten.
Doch dann kommen die anderen an:
-
Die dogmatisch orientierten
Kritiker fragten mich dazu: Was hat das mit Jesus zu tun? Denn solange
für sie nicht klar ist, daß das mit Jesus zu tun hat, brauchen sie ja
nichts zu tun! Also habe ich so lange getüftelt, bis mir aufging, daß
hier sehr wohl ein Anliegen Jesu war, wenn nicht sein Anliegen
schlechthin.
-
Die Leute, die sich für
wissenschaftlich halten, erzählten mir, daß ich nicht wissenschaftlich
korrekt sei und begründeten das auch mit irgendwelchen
Totschlagargumenten. Denn solange das nicht wissenschaftlich korrekt
ist, brauchen sie ja nichts zu tun... Also habe ich dargelegt, daß das
alles sich sehr gut in eine sinnvolle Wissenschaft - und auch in eine
theologische - einordnet und auch belegbar ist.
Ich kann also
nur sagen: Man merkt die Absicht und ist verstimmt! Der gemeinsame
Nenner von allen Argumenten ist eben: Man will keine Verhaltensänderung
in Richtung Moral, denn die würde weh tun und das System einer
Priesterreligion durcheinander bringen! Dann schon lieber irgendeinen
Glauben oder eine Diskussion um den Glauben, denn bei alldem tut einem
gar nichts weh, man muß ja nur den Mund mit irgendwelchen Worten füllen
und alles kann in der Wirklichkeit so weiter laufen wie bisher...
Verstehen wir
jetzt vielleicht, warum Jesus die Pharisäer so kritisierte und warum
ich mich in einer vergleichbaren Auseinandersetzung sehe? Und genauso
wenig wie "er" damals lasse ich mich inzwischen beeindrucken. Denn alle
diese Glaubensverteidiger damals wie heute machen es genauso:
Lippenbekenntnisse und Lippenspiegelfechtereien, die nicht weh tun! Mit
einer Nachfolge Jesu hat das alles aber
nichts zu tun! Und wenn wir einmal vor Gottes Richterthron beurteilt
werden sollten, dann ganz gewiß nicht nach den Lippenbekenntnissen und
Lippenspiegelfechtereien!
Siehe auch das Stichwort
Streitkultur,
da habe ich schon einmal über ähnliche Probleme diskutiert!
Und wieder
der Besucher:
Das die Diskussion um Wahrheit keine
Praxisrelevanz mehr hat, ist wohl leider Realität. Es mag Gründe geben,
die dafür verantwortlich sind, und nicht in der Sache selbst liegen.
Ich will damit sagen, es ist keine Notwendigkeit, dass die Diskussion
um Wahrheit nichts mit der Praxis zu tun hat. Aber wie schon gesagt,
entspricht es meistens der Realität. Hier stimme ich mit dir überein
und kann auch den Weg nachvollziehen, den du deshalb eingeschlagen hast.
(Anm.: Zu der Weise, wie Du mit den Schülern umgehst:) Ich glaube, hier
kommen wir an einen entscheidenden Punkt.
Im folgenden versuche ich zwei Ebenen zu unterscheiden: Methodik und
Inhalt. Methodik als eine definierte Herangehensweise, und Inhalt als
Aussagen, die entweder durch eine Methodik hergeleitet werden oder
unabhängig von einer Methodik getroffen werden.
Du hast deine Kritiker in zwei Kategorien eingeteilt: dogmatisch und
wissenschaftlich orientiert. Beiden ist zu eigen, dass sie sich über
ihre Methodik definieren, und darin unterscheiden. Wenn immer du mit
ihnen eine inhaltliche Diskussion versuchst zu führen, werden sie deine
Methodik begutachten, und daran deinen Inhalt bewerten. Wenn sie dein
methodisches Vorgehen befürworten können, sind sie in der Regel mit
deinem Inhalt einverstanden, und umgekehrt.
Dir geht es jedoch weniger um Methodik, sondern um den Inhalt (nämlich
um die Frage seiner praktischen Auswirkungen). Deshalb wirst du es
Menschen, die Wert auf ihre Methodik legen, nie recht machen können, es
sei denn, du befolgst ihre Methodik strikt. Aber wo diese ungewünschte
Ergebnisse liefert, kannst du dies nicht, weil es dir um den Inhalt
geht.
Du bist also in einem unausweichlichen Dilemma, egal wie sehr du dich
in der Diskussion mit oben genannten Gruppen auch bemühst. Bleibt die
Frage, wie du mit diesem Dilemma umgehen kannst.
..................
Sich nicht beeindrucken zu lassen ist wohl in diesem Fall eine
Notwendigkeit. Allerdings sehe ich in Jesus noch einen anderen Punkt:
Er hat nicht versucht, sich mit den Pharisäern zu arrangieren. Er hat
nicht versucht, sein Ziel mit ihrem System irgendwie unter einen Hut zu
bringen.
Deshalb frage ich mich, ob es nicht besser wäre, dogmatische (und evtl.
auch wissenschaftliche Methodik) außen vor zu lassen, weil es dir um
die ja eigentlich nicht geht. Und die Frage ist, wozu du z.B. noch
überhaupt das Christentum brauchst, um deinen praktischen Ansatz den
Schülern zu vermitteln, wenn er sich eh auch auf die Wissenschaft
stützt?
Natürlich ist es in deinem Fall schwierig, weil dein Beruf damit
zusammenhängt, aber ich finde, du müsstest aus der katholischen Kirche
austreten, wenn du konsequent sein willst. Dann müsstest du es auch
niemandem in dieser Richtung mehr recht machen.
Soviel zum Allgemeinen. Ich möchte noch zu meiner Position im
Speziellen kommen. Ich habe bewusst versucht, weder aus einer
dogmatischen noch einer wissenschaftlichen Position heraus zu
argumentieren, weil beide Positionen nicht wirklich homogen sind (so
wird von wissenschaftlicher Seite sowohl für Polygamie als auch
Monogamie des Menschen argumentiert). Ich weiß nicht, wie ich meine
Position (oder Methodik) betiteln soll, vielleicht philosophisch
orientiert, halt unabhängig von wissenschaftlicher und dogmatischer
Methodik.
Ich versuche also deine Arbeit zu verstehen und hinterfrage das, was
mir als in sich nicht schlüssig erscheint. Mit "in sich nicht
schlüssig" meine ich zu schauen, ob du deiner eigenen Methodik gerecht
wirst. Eine andere Methodik als Maßstab anzulegen und zu zeigen, dass
deine Aussagen dieser nicht gerecht werden, ist nicht schwierig (das
ist übrigens bei jedem und allem so). Aber deiner eigenen Methodik
musst du treu bleiben. Ich meine aber, dass alle Methodiken die
Methodik des "in sich schlüssig Seins" beinhalten sollten (was bei der
Dogmatik vielleicht nicht immer der Fall ist), was sich wohl auch in
der Aufforderung von Kant wiederspiegelt: "Habe Mut dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen!"
Wenn ich nun, der Methodik des Schlüssigseins folgend, eine inhaltliche
Anmerkung zu einem deiner Themen mache, dann müsstest du meiner Meinung
nach, ebendieser Methodik folgend, auf meine Anmerkung reagieren
können. Wenn du aber als Antwort auf deine grundlegende Motivation
verweist, einen praktischen Ansatz als Ziel zu haben, dann weichst du
meines Erachtens aus, und damit ab von der Methodik des Schlüssigseins.
Als Beispiel sei meine Bemerkung zur Evolutionstheorie bezüglich der
Plausibilität genannt.
Ich finde, oberstes Gebot für einen Ansatz sollte sein, in sich
schlüssig zu sein. Das heißt, inhaltliche Aussagen werden
übereinstimmend mit der zugrundeliegenden Methodik getroffen. Ist ein
Ansatz nicht zwingend schlüssig, gilt es, die zugrundeliegende Methodik
zu überprüfen, zu revidieren und offenzulegen. Diese zugrundeliegende
Methodik ist übrigens u.a. in dem enthalten, was ich in meiner ersten
Mail mit "Grundvoraussetzungen" gemeint habe.
Meiner Meinung nach solltest du die Methodiken, die deinem Ansatz
zugrundeliegen, ausmisten, und dich von allem entledigen, was du
nicht unbedingt brauchst.
Tut mir leid, dass ich soweit ausgeholt und soviel geschrieben habe,
aber vielleicht kommt dadurch besser rüber, was mein Anliegen ist
(obwohl getretener Brei bekanntlich breit wird, nicht stark).
Falls du möchtest, könnten wir auch gerne mal telefonieren oder über
ICQ oder AIM chatten, das ist vielleicht unmittelbarer.
Nicht den Kopf hängen lassen!
Ganz lieben Gruß
Und die
Antwort von basisreligion:
trotzdem meine ich, daß ich der Quelle des Christentums näher
liege als diese ganzen Wahrheitssucher...
Nur etwas: In meiner Diplomarbeit habe ich "geforscht", was der
Gegenstand des Kampfs im Firmsakrament
(meinetwegen auch der Konfirmation) in der frühen Kirche war. Heute
gilt als Sinn ja, daß wir im Glauben stark bleiben, was auch immer
darunter verstanden wird. Ich habe aber bestimmen können, daß das
ursprüngliche Anliegen ein ethisches war, die jungen Menschen sollten
richtige und bewußte Menschen sein. U. a. habe ich die sieben
Geistesgaben (wie sind die aus Isaias eigentlich in dieses Sakrament
gekommen?) 50 Jahre früher datieren können, als wie es heute in allen
Dogmatikbüchern steht. Und in meinem Zusammenhang stehen sie in einem
ethischen Kontext - aber das paßt eben heute nicht!
Doch, doch, mir geht es auch um eine Theorie, denn nur wer eine gute
Theorie hat, kann auch vernünftig helfen! Aber mir geht es nicht um
eine Theorie um die Wahrheit von "Abbildern der Realität" sondern um
die Lehre von "besseren Zügen", damit die jungen Menschen "ihre Partie
gewinnen". Und so sehe ich auch das Anliegen der Bibel - Du weißt das,
daß ich die Bibel so sehe, aber es war für
Dich nur eine theoretische Spielerei und so hast Du diese Sicht bei mir
nicht verinnerlicht und wieder verdrängt... Daher Deine ganzen Zweifel!
Und in meiner Wissenschaft passen Methodik und Inhalt sehr wohl
zusammen! Sehr gut sogar! Und in sich schlüssig! Nur komme ich eben mit
den Leuten nicht klar, die hier immer etwas durcheinander mischen und
vor allem im Bereich "Abbild der Realität" herumkreisen, das mag in
irgendeinen Götzendienst passen, entspricht aber nicht der Idee der
Bibel und der Nachfolge Jesu!
Auch was ich mache, ist doch Wissenschaft,
aber eben keine klassische, wo es um Abbilder der Realität geht,
sondern eine strategische, wo es um die günstigsten Züge geht, um den
Gewinn vor Partien...(Etwa am Beispiel Faust-Gretchen:
Was müßte man das Mädel lehren, damit es diesen alten geilen Knacker
durchschaut und nicht auf ihn reinfällt und einen vernünftigen Mann
findet und mit ihm eine Beziehung aufbaut, die es glücklich macht - und
auch den...) Mein Gott, ist das eigentlich so schwer zu
begreifen? Vielleicht habe ich in meiner Reserveoffizierausbildung doch
einen Hintergrund mitbekommen, den andere einfach nicht verstehen....
Oder lies doch mal das Buch "Spieltheorie in philosophischer Sicht" von
Georg Klaus! ("Mein Verleger fand ein früheres Buch von mir sehr gut,
in dem ich auf das alles eingegangen bin - und will es jetzt
vermarkten, allerdings aufgesplittert in "Heftchen"... In dieser
Website habe ich insbesondere unter den Stichworten Strategie,
Kybernetik, Spieltheorie und Wissenschaft auf dieses Thema hingewiesen,
Du kannst also auch auf die Lektüre des Buchs verzichten.)
Im Grunde gehören meine Kritiker alle zu derselben Spezies: Ihnen geht
es um klassische Wissenschaft mit dem Abbild der Realität. Doch das
alles ist mir im Grunde piepe - ich nehme davon das, damit ich das
strategische Denken meiner Schüler nicht durch sinnlose "Opfer des Verstandes" kaputt mache. Und
daher kann ich diese Fragen auch nicht außen vor lassen. So wie ich die
Bibel sehe, paßt das doch alles sehr gut in "meine" "strategische"
Wissenschaft - siehe auch oben zum Firmsakrament!
Und natürlich bin ich katholisch - und wie! Die Kirche erhebt ja den
Anspruch der Nachfolge Jesu - und was mache ich denn anderes? Wenn die
Kirche davon abgegangen ist, dann muß sich doch jemand sonst
kümmern(!)! Wo kommen wir denn hin, wenn jeder, der etwas anders sieht,
gleich immer eine neue Kirche gründet? Wie heißt es so schön: Ecclesiam
semper reformandam*!
Ich meine, wir sollten das Gespräch erst mal ruhen lassen, damit ich
überhaupt zu meinem Projekt komme. Denk dran: Hier handelt es sich um
eine strategische Wissenschaft! Und es
ist gar nicht einfach, an die Menschen da heranzukommen! Wenn Du mir
helfen willst, dann sage mir, wo ich da falsch liege, wo meine
Strategien etwa in Deinem Leben an Deinen Bedürfnissen vorbei gegangen
sind oder so...
Tschüs
M.
_____
*) Die Kirche ist immer eine zu
reformierende....
Und noch einmal
der Besucher:
Ich denke, den Punkt, dass es dir um
strategische und nicht um klassische Wissenschaft geht, habe ich
inzwischen einigermaßen verstanden. Ich habe deine Seite über
Wissenschaft gründlich gelesen, wo du den Unterschied zwischen
klassischer und strategischer Wissenschaft deutlich herausgearbeitet
hast.
Wo würdest du in der die beiden Wissenschaftsarten vergleichenden
Tabelle die Methodik zuordnen? Weiter oben in deiner Mail hast du
geschrieben, dass Methodik und Inhalt bei dir durchaus zusammenpassen.
Hast du dabei die Methodik mit dem Ziel gleichgesetzt? Wenn ja, ist das
glaube ich der Hauptgrund, warum wir uns bisher nicht ganz verstanden
haben. Die Methodik muss das Ziel unterstützen, aber sie ist nicht das
Ziel. Meines Erachtens gehst du auf Methodik auf der Seite über
Wissenschaft nicht explizit ein, auch wenn sie am Rand erwähnt wird.
Sie sollte jedoch genau betrachtet werden, weil sie das Herzstück jeder
Wissenschaft ist, und deren Vertrauenswürdigkeit ausmacht.
Ich würde sagen, die Methodik einer Wissenschaft gibt vor, wie diese
Wissenschaft betrieben werden soll. Sie beantwortet also die Frage, wie
eine Systematisierung zustande kommt. Im Fall der klassischen
Wissenschaft gibt die Methodik vor, wie Theorien falsifiziert werden
und einander ablösen, wodurch man einem Abbild der Realität
idealerweise immer näher kommt. Im Fall der Spieltheorie werden
mathematische Methoden eingesetzt, wie du schreibst, um günstige
Strategien zu erarbeiten. Wenn mir also jemand eine neue Strategie
zeigt, sollte er mir, entsprechend der mathematischen Methodik,
herleiten können, dass seine Strategie besser als bisherige Strategien
ist (und damit eher das Ziel erreicht).
Damit ist die Methodik also ein Mittel, um zu einer besseren Lösung zu
gelangen, von der auch mit Hilfe der Methode gezeigt werden kann, dass
sie wirklich besser ist.
Welche Methodik bei der philosophischen Spieltheorie angewandt wird
(insbesondere bei dir), weiß ich nicht, sicherlich auch, weil ich das
Buch von Georg Klaus nicht gelesen habe (vielleicht werde ich das mal
tun, wenn ich die Zeit finde). Es kann sich wohl aber nicht um
mathematische Methodik handeln, weil die philosophische Spieltheorie
keine mathematischen Zusammenhänge betrachtet.
Solange die Methodik deiner Wissenschaft nicht deutlich ist, werde ich
immer ein Problem mit deiner erarbeiteten "Strategie" haben, ob sie mir
logisch erscheint oder nicht: Ich habe kein Kriterium (also keine
Methodik), um zu entscheiden, ob deine Strategie besser ist als
bisherige, oder nicht. Ich kann mich bestenfalls auf meine Intuition
verlassen, aber das ist dann sicherlich nicht wissenschaftlich (nach
welcher Wissenschaft auch immer) begründet.
Und basisreligion:
Doch, doch, die Spieltheorie ist eine mathematische Theorie!
Und nur sie!
Und ich habe den Eindruck, Du vermengst immer noch die Theorien,
irgendwie willst Du immer noch irgendwelche "wahren Aussagen" in der
Bibel retten.... Davon habe ich mich gelöst, denn damit kommen wir nie
zu effektiven Strategien für junge Menschen (vielleicht mal im
Einzelfall wie bei Dir (?), aber das ist kein Beweis...).
Und ich bekomme keinesfalls von allen Seiten Zunder, nur mit diesen
Leuten, die Zunder geben, diskutiert man eben... Anita und Clemetine
(s. die letzten Briefe bei www.basisglaube.de
) und noch viele andere sind sehr auf meiner Seite!
Zu den Methodiken: Bei einer klassischen Wissenschaft überlegt sich der
Lehrer, wie er den Schülern Wahrheiten vermittelt oder unterjubelt,
also zeigt er ihnen Bilder, bringt ihnen Wissen bei, läßt sie auswendig
lernen, wenn sie etwas nicht begreifen - oder bestraft sie etwa gar.
Bei einer strategischen Wissenschaft erzähle ich Fälle und spiele sie
mit den jungen Leuten durch, zeige Landkarten, mache Sandkastenspiele,
lese die Susannageschichte vor, gebe ihnen
die Vertraulichen Gespräche zu lesen,
spiele ihnen den Film Kids vor, oder den Film "Rechtsfall
Vergewaltigung" oder bespreche die "Geschichte vom Embryozustand" aus
dem Buddhismus oder auch die Geschichte,
wie Abraham seinen Sohn Isaak opfern soll...
Mein Unterricht war voll davon, wichtig war für mich, daß die jungen
Leute alles nachvollziehen können und überlegen, wie sie etwas gemacht
hätten usw... Wenn ich etwas erklärt habe, dann nur, damit sie etwas
einordnen können und Zusammenhänge sehen. Ziel war jedenfalls nicht,
daß die jungen Leute die Susannageschichte lernen, sondern sie
begreifen und wütend auf diese Strolche bzw. die Verhältnisse werden
und im eigenen Leben kritisch werden und sich selbst richtig im Sinne
der göttlichen Gebote entscheiden, weil sie sehen, wie sie ansonsten in
Schwierigkeiten kommen...
Hier ist doch die Methodik deutlich und paßt doch perfekt auf
das Ziel! Ich verstehe dagegen nicht, wieso etwa der Glaube an die Auferstehung mit besserem ethischen
Verhalten zusammen hängt - oder nur per Krampf (siehe das Problem
"über-ich-gesteuertes Gewissen"). Oder -
ich sehe Dein Problem nicht!
Der Besucher:
Welche Spieltheorie meinst du? Die
"klassische" oder die philosophische? Das solltest du unterscheiden.
Wie kann ich denn deine "Strategie" mit mathematischen Methoden
nachvollziehen? Denn laut deinen Aussagen auf der Seite über
Wissenschaft werden mit solchen mathematischen Methoden günstige
Strategien ausgearbeitet.
Zum Begriff Beweis: Selbst wenn du niemanden kennen würdest, der mit
einer anderen Auffassung der Bibel, als du sie hast, zu einer
effektiven Strategie für junge Menschen kommen würde, ist das kein
Beweis, dass das nicht möglich ist. Der Begriff Beweis ist eigentlich
nur in formalen Systemen wie der Mathematik möglich. Ganz streng
genommen "beweist" die Naturwissenschaft überhaupt nicht, sondern
stellt neue Theorien auf und widerlegt alte. Deshalb kann man auch
nicht "beweisen", dass es keine übernatürlichen Ereignisse gibt, weil
man es durch Empirik nicht
widerlegen kann.
Aber unabhängig davon: Ich kann nicht nachvollziehen, wieso du meinst,
dass ich irgendetwas in der Bibel retten möchte. Ich habe doch in den
letzten beiden Mails überhaupt nichts von der Bibel erwähnt, oder? Ich
habe zwar über die Bibel nicht die gleiche Meinung wie du, aber ich
sehe nicht, wo das in meine Argumentation eingeflossen ist. Und warum
hast du den Eindruck, dass ich Spieltheorie und klassische Theorie
vermenge? Ich habe doch einen weiteren Unterschied betont,
nämlich den der Methodik.
(Anm.: zur Methodik) Du hast in deiner Mail die Methodik beschrieben,
wie Theorien oder Strategien an Schüler vermittelt werden, mal
unabhängig ob von dir oder von anderen. Du redest von der Methodik,
gewonnene Erkenntnis weiterzugeben, während ich völlig und
ausschließlich die Methodik behandelt habe, wie man Erkenntnisse in
einer Wissenschaft gewinnt.
Ich kritisiere also nicht, wie du einen praktischen Ansatz vermittelst
(darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht mal nachgedacht). Sondern
ich versuche Kriterien zu finden, mit denen ich entscheiden kann, ob
dein Ansatz besser funktioniert als andere oder nicht. Dazu muss ich
aber verstehen, wie du deinen Ansatz abgeleitet hast, oder besser
gesagt, wie er entstanden ist. Und darin versteckt sich die Methodik,
um die es mir geht.
Du schreibst auf deiner Seite ja einiges, wie du zu deinen Gedanken
gekommen bist. Wie ich es momentan verstehe, war hauptsächlich deine
Intuition der Anstoß dazu, was ja überhaupt nicht falsch ist, denn
wahrscheinlich war das bei den meisten Entdeckungen der Menschheit so.
Damit aber dein Ansatz als wissenschaftlich gelten kann, musst du ihn
auch noch methodisch belegen oder ableiten, so dass auch der Leser, der
deine Intuition nicht teilt, zum gleichen Schluss kommen kann wie du.
Um aber etwas methodisch belegen zu kennen, muss die Methodik, mit der
belegt wird, offengelegt sein. Und hier sehe ich das Problem.
Selbst wenn du deinen Ansatz methodisch nicht belegst oder nicht
belegen kannst, ist er ja deshalb nicht falsch. Aber dann kann man ihn
nicht als wissenschaftlich bezeichnen. Entscheidend dafür, ob die Leser
dann mit dem Geschriebenen einverstanden sind oder nicht, wird ihre
Intuition sein, und nicht die Frage, ob dein Ansatz wirklich besser ist
oder nicht.
Kurz gesagt: Um deinen Ansatz einem breiteren Publikum zugänglich zu
machen, als nur denjenigen, die deine Intuition teilen, müsstest du ihn
methodisch herleiten.
Und basisreligion:
Offen gesagt, mir wird nicht klar, was Du eigentlich willst.
Ich erinnere mich an mein Studium, als ich (bereits zwei Jahre Bund
hinter mir und kfm. Lehre und drei Jahre Berufspraxis) mit meinen
jungen Kommilitonen diskutierte, die gerade ihr Abitur hinter sich
hatten, die diskutierten auch über "Sinnloses"... Man muß schon in die
Tiefe gehen, das ist richtig, aber die Gnade ist, an der richtigen
Stelle... Ansonsten ist das nicht nur Zeitverschwendung, sondern auch
Selbstzerfleischung und Verirrung in Belangloses und alles verpufft in
der Bedeutungslosigkeit. Also: Wo hat man denn von diesen über "nichts"
diskutierenden Studenten je wieder etwas gehört, falls sie noch "dabei"
sind, dann machen sie ihren üblichen Trott - ohne besondere
Ausstrahlung...
Doch zum Thema der Methodik: Sage das mal Anita oder Clementine, daß Du
die jungen Menschen weiter ohne Menschenkenntnis und mit Lügen über die
Moral und dem Glauben an Wunder und an den Klapperstorch in die Welt
entläßt, weil Dir die Methodik fehlt bzw. weil Du methodisch das nicht
herleiten kannst, daß strategisches Denken und rationale biblische
Interpretation (etwa nach dem religionshistorischen Ansatz) usw. besser
sind. Die fassen sich an den Kopf!
Und wo ist denn je in einer Wissenschaft eine Theorie besser begründet,
als die Theorie der Spiele? Deine Frage verstehe ich nicht, welche
Theorie ich meine. Ich habe doch eindeutig immer auf Georg Klaus
hingewiesen, von etwas anderem war doch nie die Rede und bei dem hat
das alles schon etwas mit Mathematik zu tun. Ansonsten: Ich bin nicht
der Typ, der andere mit Buchempfehlungen totschlägt nach dem Motto
"Lies erst mal das und das, dann können wir weiter diskutieren...",
denn für den Normalmenschen habe ich das doch alles ganz gut erklärt
(meine ich wenigstens), doch in unserem Fall meine ich schon, daß Du
mal "Kybernetik und Erkenntnistheorie" und "Spieltheorie in
philosophischer Sicht", beides von Klaus, durcharbeiten solltest. Du
scheinst mir der Typ zu sein, der das will und das auch braucht... Ich
finde beides hervorragend, meine Kritik zu Klaus habe ich dargelegt...
Ja, in welcher Wissenschaft gibt es denn eine Methodik, die Deinen
Ansprüchen gerecht wird? In der Medizin, in der Pharmazie? In der
Chemie? In der Physik? (Von Psychologie und Pädagogik wollen wir erst
gar nicht reden...) Die probieren doch alle, benutzen also - wenigstens
zum Teil - eine recht schwache Methodik! Ich lese hier gerade in der
WELT (vom 1.7.05) eine Notiz, daß indische Biochemiker herausgefunden
haben, daß Sesamöl gegen Bluthochdruck hilft. Nach Deiner Vorstellung
von Wissenschaft dürfte man den Kranken kein Sesamöl geben, weil die
schlüssige Methodik fehlt...
Natürlich hast Du nichts von Bibel erwähnt, aber was hast Du denn sonst
in Deinem Hinterkopf, daß Du so merkwürdige Einstellungen hast?
Ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen, als daß ich auch diese beiden
letzten Mails ins Internet gebe, damit diejenigen, die sich auf das
entsprechende Stichwort verirren und sich interessieren, sich ein Bild
machen und selbst entscheiden können...
Der Besucher:
Ich möchte deinen Ansatz so gut
verstehen, dass ich mit Überzeugung zu deinem Ansatz Stellung
beziehen kann, egal ob pro oder contra. Da aber vieles für mich noch
diffus scheint, kann ich das bisher nicht. Ich könnte natürlich einfach
sagen, dass er falsch ist, weil ich bisher anders gedacht habe, aber
das wäre nicht aufrichtig.
Bitte widersteh der Versuchung, mich in die Sparte der über
Sinnlosigkeiten Diskutierenden einzuordnen. Nicht weil ich das
ausschließen kann, sondern weil du mich vielleicht besser verstehen
oder dich in mich hineinversetzen könntest (oder zumindest mehr
Motivation dafür aufbringen kannst), wenn du vom bestmöglichen Fall
ausgehst, nämlich dass die Diskussion wirklich um Wesentliches geht.
Bei der Methodik missverstehen wir uns immer noch. Die Methodik wird
nicht hergeleitet, sondern festgelegt. Die Methodik gibt dann vor, wie
Dinge methodisch abgeleitet werden. Die Methodik ist also strategisches
Denken und rationale biblische Interpretation. Und genau da wünschte
ich mir mehr Genauigkeit: wie genau wird beim strategischen Denken
vorgegangen und wie interpretiert man die Bibel denn rational? Ich
verstehe sicherlich etwas anderes darunter, die Bibel rational zu
interpretieren, als du.
Wegen Anita und Clementine: Das, was diese beiden Frauen zurecht an
deinem Ansatz fasziniert, habe ich nie in Frage gestellt (also alles,
was sich um die Ausbeutung der Frauen, auch im Zusammenhang der
Sexualität, dreht). Clementine schreibt, sie versteht zum ersten Mal,
warum eine Ablehnung von vorehelichem Verkehr Sinn macht. Ich finde das
super für sie, weil ich der gleichen Meinung bin (und ich habe es auch
praktisch umgesetzt). Ich kann dir hier also nur zu deinem Erfolg und
der Zustimmung, die du bekommst, gratulieren.
Allerdings stimmt Clementine auch nicht mit allem überein, was du
schreibst, z.B. über das Jenseits. Trotzdem findet sie deinen Ansatz
gut. Und deshalb meine ich, dass die praktischen Ansätze, die du
lieferst, nicht unverquickbar mit den anderen Überzeugungen, die du
hast verbunden sind. Vielleicht sollten wir im Folgenden zwischen
deinen praktischen Ansätzen (die ich im Großen und Ganzen unterstütze)
und den Aussagen, die eher philosophischer oder wissenschaftlicher Art
sind, zu unterscheiden versuchen. Oder wir sollten uns zumindest auf
die Frage konzentrieren, ob das möglich ist. Ich gehe davon aus, dass
das der Fall ist, da meine Erfahrung mich lehrt, dass man auch auf ganz
anderem Weg zu den selben Erkenntnissen kommen kann, zu denen du
gekommen bist.
Ich habe gar keine Ansprüche an eine Methodik gestellt. Ich habe
lediglich gefordert, dass es überhaupt eine Methodik gibt, die
nachvollziehbar ist und mit deren Hilfe dann gearbeitet wird. Ich denke
in den Naturwissenschaften ist die Methodik relativ gut definiert. Die
Herausforderung ist dort, dieser Methodik auch wirklich treu zu bleiben
und nicht darüber hinauszugehen (z.B. wegen Weltanschauungsfragen).
Wie gesagt, ich würde nicht zwischen schwacher und starker Methodik
unterscheiden, eher zwischen definierter und undefinierter.
Ich vermute mal, dass man den Zusammenhang zwischen Sesamöl und
Bluthochdruck empirisch belegen kann, und damit folgt man vorbildlich
der zugrundeliegenden Methodik.
Ich sage ja nicht, dass man bei fehlender Methodik nicht helfen darf.
Aber ich darf nicht vorgeben, eine definierte Methodik benutzt zu
haben, wenn das nicht der Fall ist. Wenn also die Biochemiker nur die
Vermutung gehabt hätten, dass das Sesamöl hilft, wäre es nicht ehrlich
von ihnen gewesen, es als wissenschaftliche Erkenntnis zu bezeichnen.
Und ob es dann wirklich wirken würde, wäre dann wohl auch eher eine
Frage des Zufalls. Dieses Beispiel passt meiner Meinung nach sogar sehr
gut auf unsere Diskussion.
Ich könnte mir vorstellen, der Eindruck, ich habe merkwürdige
Einstellungen, kommt daher, dass ich noch nicht ganz rüberbringen
konnte, was ich meine. Wenn ich das Denken eines anderen Menschen noch
nicht ganz verstehe, kommt es mir immer so vor, als ob er merkwürdige
Einstellungen hätte. Das beruht aber glaube ich auf Gegenseitigkeit.
Basisreligion:
Eigentlich dachte ich ja, daß ich in den Website genügende
Hinweise gegeben habe zum Thema Methodik, so daß sich ein spezielles
Eingehen auf dieses Thema erübrigt. Nicht zuletzt war ich knapp 30
Jahre Religionslehrer und habe nach meinem Ansatz gearbeitet, leider
kam es nie zu einem systematischen Unterricht mit jungen Menschen
"unter 10" - lediglich zu einigen wenigen kurzen Episoden, die mich
allerdings überzeugten, daß hier genau meine Zielgruppe liegt, siehe
meinen Reisebericht "
mit Frankfurter
Kindern..." und das Stichwort "
Kindererziehung".
Ja, diese Begegnungen waren sogar der ganz konkrete Meilensteine meines
Engagements. Und nicht zuletzt haben mich meine Schüler immer wieder
darauf angesprochen, daß ich in die Grundschule gehen sollte, dort sei
meine richtige Altersgruppe. Das Problem ist, daß die zuständigen
Erwachsenen entweder nicht wollen oder man kommt gar nicht an sie heran
(ich hatte sogar vom Kardinal von Köln einen Brief, mich hier in der
Gemeinde zu kümmern, doch der zuständige Mensch blockierte nach dem
Motto "ob der Kardinal überhaupt weiß, was Sie da schreiben...)
oder sie können sich nichts vorstellen (hinterher sagen sie dann
"ach so haben Sie das gemeint, Sie haben aber etwas ganz anderes
gesagt" - und wenn ich dann frage, was ich denn anders gesagt haben
soll, dann ist Schweigen im Wald... ) Es ist einfach das Problem, daß
in "unserer Problematik" totale Verunsicherung herrscht - doch auch bei
Dir! - so daß selbst das systematischste Herangehen keine Chance
hat - ich vertraue hier auf die Hilfe Gottes, wenn die Stunde da ist...
Und zudem: Mal ganz offen, wie stellst Du Dir so eine
systematische Methodik denn in unserer Thematik vor? Nach meinen
bisherigen Erfahrungen mit Dir würde Dir wohl nichts genügen... Denn
alles kann man ja wegdiskutieren...
Na ja zu der Methodik in der Medizin: Es gibt doch genügend
Leute, die mit den Methoden der Schulmedizin gar nicht
einverstanden sind. Und um was geht es mir denn anders, als mich - wie
in der Physik und in der Chemie - von Weltanschauungsfragen zu lösen?
Und mit den empirischen Forschungen ist das doch wohl auch
ein Problem: Da hatte ich mal einen Besucher, der meine Ausführungen
über
Homosexualität kritisierte, und wie, er
war richtig ärgerlich, auch mit Hinweisen auf die Empirik, er hätte
selbst eine Arbeit geschrieben. Woher ich das mit der Analproblematik
hätte, da hätte er noch nie etwas davon gehört! Das mit der empirischen
Forschung ist schließlich ein Totschlagargument, denn wie sollte ich
hier eine empirische Forschung starten, wie sollte man überhaupt in
diesem persönlichen Bereich eine empirische Forschung durchführen?
Zumindest gibt es da doch immer einen großen Ermessensspielraum, welche
Fragen man etwa stellt, und viele Versuche lassen sich überhaupt nicht
machen... Nach meinen Hinweisen, wie ich zu meinen Erkenntnissen käme,
forschte er wohl selbst in der Literatur und bestätigte mir quasi die
in meiner Website aufgezeigte Problematik..
Aber das alles nenne ich nicht Wissenschaft, nicht umsonst
habe ich mich auf Spieltheorie und Bibelwissenschaft beschränkt. Wir
können doch keine vernünftige Pädagogik machen, ohne daß diese den
Regeln und Gesetzen der
Spieltheorie
genügt und der
Bergpredigt bzw. dem
Endgericht und den
Zehn Geboten usw. Wie kann ich erwarten, daß auf etwas Gottes Segen
liegt, was mit
Tabu und
Lüge
und Verdrehung der Wirklichkeit verbunden ist? Wenn ich junge Menschen
glauben mache, daß da eine
Jungfrauengeburt stattgefunden hat oder eine
Auferstehung, dann kommt das doch einer
Lüge gleich, und wenn auch einer frommen. (Anmerkung: Zu Zeiten der
Entstehung des Neuen Testaments dachte man anders, damals waren
Berichte von einer Jungfrauengeburt usw. durchaus legitim, doch heute
haben wir einen anderen Denkhorizont - und da ist solcher Glaube
einfach nur noch mißverständlich!) Und wenn ich den jungen Menschen
etwas von der
Scham erzähle und sie in ihrer
Angst vor der
Nacktheit bestärke oder
zumindest allein lasse, also denen
Leibfeindlichkeit beibringe statt
Menschenkenntnis und Konzepte zur
Partnerschaft, dann muß ich doch damit rechnen, daß sie mit dieser
Leibfeindlichkeit irgendwann auch die ganze Moral unkontrolliert
über Bord werfen und keine Ahnung von Partnerschaft haben, und soll
nicht jammern, daß die jungen Leute einfach nicht hören wollen. Hier
bestehen doch ziemlich offensichtliche Zusammenhänge!
Wenn Dir hier etwas diffus erscheint, so kann ich sagen,
daß das wohl am Standpunkt liegt! Wer selbst diffus ist, wird
denjenigen, der etwas "vernünftig" macht, eben diffus empfinden... Und
daß Lüge nun einmal auch Lüge genannt wird, ist für mich das
Vernünftige, selbst wenn diese Lügen noch so durch ehrwürdige
Traditionen geheiligt sind....
Und noch etwas zur Methodik: Es gibt Hunderttausende, die
Wirtschaft studieren und alles nach bester
Wissenschaft
machen, aber ein kleiner Krauter, nämlich der Vater der
Albrecht-Brüder, hat den Markt aufgerollt.... Wenn Du den als Banker,
den er um Geld gefragt hätte, nach seiner Methodik gefragt
hättest, hättest Du vermutlich auch den Eindruck von
Kraut und Rüben
gehabt. Aber das hätte wohl nur an Deinem mangelnden
Vorstellungsvermögen gelegen. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß
jeder Krauter mit seinen spinnerten Ideen Recht hat. Aber wie gesagt,
ich berufe mich doch auf genügend gute Gründe - gegen die etwa in der
derzeitigen Religionspädagogik total verstoßen wird.... Siehe hierzu
das Stichwort "
Utopie".
Ich meine, jetzt sollten wir wirklich mal Schluß mit
unserem Disput machen. Jetzt fängt auch Deine "Empirik" an - lege doch
mal "Deinen jungen Leuten" die vier ersten Gespräche aus
www.basisglaube.de vor
- und diskutiere mit ihnen - in den folgenden Kapiteln habe ich ja
Anhaltspunkte für die Diskussion gegeben. Meine Bedenken allerdings:
Die jungen Leute, die Du da hast, sind schon ein wenig alt, da haben
sich wohl schon längst andere Ideen festgesetzt, und die sind nicht
mehr ganz so unbefangen...
Besucher:
da sich ein bisschen die Frage stellt,
inwiefern eine weitere Diskussion überhaupt sinnvoll ist, habe ich mir
gedacht, ich schreibe dir einfach mal die Punkte, über die ich mit dir
noch gerne reden würde, und du kannst dann schauen, was für dich
interessant ist.
1. Dein Verständnis und dein Umgang mit Wissenschaft. Auf der einen
Seite siehst du, dass man sich über Wissenschaft ebenfalls trefflich
streiten kann, und auf der anderen Seite ziehst du aber
Forschungsergebnisse heran, und benutzt sie, als ob sie felsenfest
bewiesen wären (z.B. Leben-Jesu-Forschung).
2. Die Gandhi-Methode. Ich hätte da ein paar Fragen bezüglich der
praktischen Umsetzbarkeit (die sich aus meiner eigenen Erfahrung
ergeben).
3. Deine Interpretation des zweiten der
zehn Gebote. Wenn du von der "Hilfe Gottes" redest, benutzt du ein
Gottesbild, was du laut deiner Interpretation gar nicht dürftest.
Verzeihe mir, wenn ich kleinlich mit deinen Worten bin, aber wenn man
das nicht tut, ist Kommunikation zwischen zwei verschiedenen
Standpunkten nicht möglich.
Du hast mir vorgeschlagen, über die vier ersten Gespräche von www.basisglaube.de mit meinen jungen Leuten zu diskutieren. Du wirst es
vielleicht nicht glauben, aber die meisten von ihnen haben von klein
auf gelernt, wo das moderne Verständnis von Sexualität hinführt. Daher
sind die meisten Jungfrau, auch wenn sie schon teilweise über 20 sind.
Und in meinem Alter gibt es eine ganze Reihe junger Ehepaare, und die
nächsten Hochzeiten stehen schon an. Ich bin also keine Ausnahme, wie
du vielleicht meinst.
Falls du dich über einen der drei oben genannten Punkte gerne mit mir
austauschen möchtest, melde dich.
Basisreligion:
1. Mir geht es nicht um felsenfeste Ergebnisse, mein Stichwort
in dieser Richtung ist die Plausibilität. Es ist im Grunde nicht
wichtig, was wir von Jesus denken, doch es sollte für sein Anliegen,
nämlich die Erlösung des Menschen (Du weiß, was ich darunter verstehe),
nicht kontraproduktiv sein, was wir von ihm glauben. Also nehme ich
was, wozu die Leute von heute eher Zugang haben. Ich gebe gerade auf
Idee meines Verlegers mein früheres Buch ein:
http://mitglied.lycos.de/basisglaube/aberglaube.htm.
2. Wichtig ist vor allem die grundsätzliche Offenheit und die
Bereitschaft zum Darüberreden.
3. Ich schließe ja Gott gar nicht grundsätzlich aus! Aber ich mache
das, was ich tue und sage, nicht wegen Gott (denn das würde ein
über-ich-gesteuertes Gewissen bedeuten, und
das ist Krampf), sondern ich bete (im Vater
unser), daß ich in der Versuchung geführt werde...
Das ist schön und gut, wenn noch viele mit 20 Jungfrau sind. Ich hatte
solche Mädels auch in meinem Religionsunterricht. Doch leider waren die
eher über-ich-gesteuert und leibfeindlich - und fielen sozusagen als
"Hefe" oder als "Salz der Erde" für die anderen total aus. Sie wurden
zwar akzeptiert und waren auch sehr nett, doch sie galten mit ihrer
Einstellung eher als Exoten und nicht als Beispiel und Vorbild. Und sie
waren zwar sehr "gläubig", doch sehr grundsatztreu waren sie
schließlich auch nicht: Eine sagte mir mal leise nach einer Stunde, daß
ihre Schwester auch mit ihrem Freund zusammenlebe, und eine andere
meinte in meinem Unterricht auf meine Vorhaltung, daß es mir doch darum
ginge, daß die jungen Leute Ehen einfädelten, die auch hielten, "ach
was", wenn es nicht klappte, dann würde sie sich eben wieder scheiden
lassen... Im Übrigen geht es mir nur so nebenbei darum, daß die jungen
Leute jungfräulich in die Ehe gehen, denn gerade bei den Mädchen könnte
das als Zubereitung für ein zweifelhaftes männerrechtliches
Vergnügen interpretiert werden... Mir kommt es vielmehr auf eine ganz
besondere Freiheit und Emanzipation der jungen Menschen an, die sie
dann auch auf andere ausstrahlen!
Also fände ich es immer sinnvoll, mit jungen Leuten über die Gespräche zu diskutieren! Und die jungen
Leute können dann auch vorpreschen - was gäbe ich darum, wenn ich davon
einige solcher Mädchen und Jungen in meinen Klassen gehabt hätte! Wie
hätten wir den Laden aufrollen können! Mir kommt es nicht auf eine
kleine brave Gruppierung an (ein paar brave gibt´s immer, was soll
das?) - sondern um Ausweitung!
(Dagegen meine "Tochter": Nach den ersten Sommerferien, in denen sie
hier war, diskutierte sie im Deutschunterricht über vorehelichen
Verkehr. Und alle waren dafür - außer ihr. Sie meinte, daß die
Klassenkameradinnen doch ziemlich komische Ansichten hätten, gegen die Nacktheit am Strand hätten sie was, obwohl
das nur ein harmloser Spaß sei, aber Verkehr würden sie befürworten,
dabei würden sie doch wissen, was das u. U. für Probleme mit sich
bringe. Die Kollegin war sofort auf ihrer Seite, wie sie mir berichtete
- aber die Klasse verstand gar nichts...
Mir tat das Mädel richtig leid - wie toll wäre es gewesen, wenn da noch
andere so gedacht hätten! Als Studentin war sie dann kesser...! Und sie
ist Buddhistin - auf dem Papier, in Wirklichkeit ist sie viel
christlicher als die anderen! Zum wirklichen Christsein gehört doch die
richtige Freiheit und die Emanzipation! Das wäre ein Beispiel auch
für die Moslems!)
Hier erst mal Pause. Der Besucher muss
sich um seine Diplomarbeit kümmern...
(Wörterbuch
von basisreligion und basisdrama)
Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter
!