Das VATER UNSER ist das einzige Gebet, das uns Jesus selbst gesagt hat. Daher sollte uns auch dieses Gebet sozusagen als Modell dienen, wie wir wirklich christlich beten sollen. Allerdings ist auch dieses Gebet im Laufe der Zeit entstellt worden, so dass es die tatsächliche Absicht Jesu kaum noch wiedergeben dürfte. Wie bei allen überlieferten heiligen Texten, bei denen auch jedes einzelne Wort sozusagen als heilig angesehen wird, brauchen wir zwar mit Streichungen kaum zu rechnen, wohl aber mit Zusätzen, die den ursprünglichen Sinn verschleiern können. Und dann ist auch bei manchen Wörtern und Sätzen ein Bedeutungswandel denkbar, der den Zugang zu dem ursprünglichen Sinn noch weiter verstellt. Bei der Bitte um das "tägliche Brot" geht es in Wirklichkeit um "himmlisches Brot". Am offenkundigsten stellen wir heute den Bedeutungswandel einer Vaterunserbitte bei der Bitte um das "tägliche Brot" fest. Dabei geht es nämlich keinesfalls um die Nahrung für unseren Magen, sondern um das "panis supersubstantialis", das "überstoffliche" oder das "himmlische" Brot (von lat. "super"/über und "substantia"/Substanz). Ein recht früher Übersetzungsfehler rückte diese Bitte wieder in die Richtung des Anliegens heidnischer Fruchtbarkeitskulte (siehe Götzendienst). Doch das Brot des Abendmahls (siehe auch Kommunion) hat damit nichts zu tun, es soll vielmehr uns und unseren an dem Mahl teilnehmenden Freunden Kraft geben, damit wir uns für das Reich Gottes, also das Paradies hier auf Erden, mutig einsetzen. Vermutlich verbirgt sich dahinter auch die Bitte um die göttliche Gnade oder auch "heiligen Geist" ("heilig" hier bewusst klein geschrieben), ohne die weder ein einzelner Mensch, noch kleinere oder größere Gemeinschaften von Menschen, noch die gesamte Menschheit, wirklich glücklich werden können. Doch Grundanliegen des Vater unsers ist das Werden des Reiches Gottes. Grundanliegen
nicht
nur dieser Bitte, sondern des gesamten Vaterunsers
überhaupt ist, daß das Reich Gottes, das Paradies,
Wirklichkeit wird. Und wie auch sonst dachte Jesus
mit Sicherheit auch hier nicht an ein Reich Gottes
nach unserem Tod in einer irrationalen jenseitigen
Welt, sondern an eine Veränderung unserer jetzigen
Welt. Ja, wenn er damit das "Reich Gottes im
Jenseits" gemeint hätte, also etwas, das mit dem Tod
zu tun hat, dann hieße das ja, dass er uns
Schreckliches lehren würde, denn wer hat den Tod
schon gern? Und wir müssten lügen, dass wir ihn
gerne hätten, nein eine jenseitige Deutung ist bei
Jesus unmöglich, um ein "Reich nach dem Tod" beten
eher die Heiden. Nein, es geht ihm um "das Reich der
Seele", dass also seelische Werte wie Liebe, Würde,
Treue, Achtung voreinander Wirklichkeit werden. Dies
sah er auch als Willen Gottes, dem er entsprechend
dem zweiten der Zehn
Gebote wieder von allem Etikettenschwindel
befreien wollte, denn das verbirgt sich hinter der
Heiligung des Namens Gottes. Auch die
Bitte um Vergebung der
Schuld ist durch einen
Übersetzungsfehler entstellt worden, denn es geht
nicht um Schuld (die kann man notfalls ja
weginterpretieren, zudem wrüde auch sie die Lehre
Jesu in die Nähe von Götzendiensten rücken), sondern
um das, was wir und andere immer wieder im Umgang
miteinander falsch machen und wo wir unsere Verantwortlichkeit
nicht erkennen und um einen Verzicht auf die
sinnlose und unnütze Aufrechnerei alter "Sünden" im
Sinne von Fehlern (siehe auch Beichte).
So wird auch in der Vater-unser-Version von http://www.board-4you.de/v79/boards/35/thread.php?postid=13808
das
Wort "Sünde" genommen und nicht das Wort "Schuld". Dazu gehört auch die Bitte "Dein Wille geschehe". Üblicherweise
wird diese Bitte fatalistisch ausgelegt, dass wir
also uns zufrieden geben sollten, wie es Gott macht.
Denn was Gott macht, ist schon gut, selbst wenn wir
es nicht verstehen. Eine solche Auslegung ist
natürlich Unfug, denn dann müssten wir auch
Auschwitz und Hexenwahn als Gottes Wille ansehen und
uns damit zufrieden geben. Das kann aber nie und
nimmer gemeint sein. Wie können wir überhaupt
annehmen, dass ein liebender Gott uns in Versuchung
führt? Und in der Bitte „Und führe uns nicht in Versuchung“ wird unsere mangelhafte Menschenkenntnis angesprochen, die letztlich wohl nie ganz aufgearbeitet werden kann und bei der wir immer von höherer Gnade abhängig sind. So wie die Bitte traditionell lautet, ist sie ja eigentlich gegenüber Gott eine Unverschämtheit. Als ob Gott uns üblicherweise in Versuchung führt und wir ihn besonders bitten müssten, dass er es nicht tut. Stufen wir damit Gott nicht als Götzen ein? Und das sollte Jesus wirklich so gesagt haben - eigentlich auch ohne weitere wissenschaftliche Forschung unvorstellbar! Der Philosoph und Theologe Rupert Lay (und wie ich erfahre, nicht nur er denkt darüber nach) schlägt vor, in dieser Bitte beim uns bekannten deutschen Text eine kleine sprachliche Änderung vorzunehmen, so dass diese Bitte einen wahrhaft christlichen Sinn erhält: „Und führe uns auch in der Versuchung!“ Nun, ich finde diese Idee hervorragend, sind Versuchungen nicht sowohl intellektuelle wie emotionelle Würze des Lebens, würden wir ohne Versuchungen nicht in jeder Hinsicht „einschlafen“ und damit alles nur schlimmer machen nach dem Motto, dass Langeweile eine der wichtigsten Ursachen ist, dass Menschen schließlich durchdrehen und wirklich Böses machen? Es kommt doch nicht darauf an, dass es keine Versuchungen gibt, sondern dass es die "richtigen und für uns passenden" sind und wie wir mit ihnen umgehen! (Anmerkung: Das Konzept „Basisreligion“ basiert ja gerade darauf, sich auf Versuchungen einzulassen – aber dabei nicht Gott aus den Augen zu verlieren!) So lautet denn der Text des Vaterunsers, wie er eher dem entsprechen könnte, den Jesus selbst gebetet und gelehrt hat: Vater, dein Name sei heilig, dein Reich komme, dein Wille geschehe. Gib uns heute die für uns eben notwendige himmlische Kraft und rechne uns nicht nach, was wir gegenüber anderen falsch gemacht und wie wir nicht unsere Verantwortung ihnen gegenüber gesehen haben, wie auch wir aufhören wollen, anderen aufzurechnen, was sie uns gegenüber falsch gemacht haben. Und führe uns auch in der Versuchung, und befreie uns und alle Menschen dieser Erde damit von allem, was unserem und ihrem Lebensglück schadet. Es ist eine Schande, wie dieses wunderbare Gebet um eine bessere Welt hier und jetzt für lebendige Menschen kaum beachtet und eher noch falsch eingesetzt wird. So tröstlich es sein mag, es bei Beerdigungen zu beten, doch da gehört es nicht hin, es geht im Vaterunser gewiß nicht um ein irrationales Heil für die Toten! Dennoch, hier einmal die lateinische Version mit der deutschen Übersetzung: Pater
Noster (Wörterbuch von basisreligion) Computer-Übersetzung des Buchs HONESTY AND FUN WITH THE MORALITY ins Englische unter ! |