Die WAHRHEIT ist die Übereinstimmung einer Erkenntnis (beispielsweise des Realitätsbewußtseins) mit der Wirklichkeit in den Dingen, auf die es bei einer Sache oder bei einer Situation eben gerade ankommt. Das Gegenteil von Wahrheit ist Lüge. Die Wahrheit etwa über einen Menschen herauszufinden, ist oft nicht leicht, wie erfährt man schon seine wirkliche Einstellung, die ihm vielleicht manchmal sogar selbst nicht klar ist (siehe Menschenkenntnis, Projektion, Unterstellungen)? Und was ist Wahrheit bei einer Religion? Ist die Bibel wahr? Gibt es einen Gott? Wahre Aussagen sind allenfalls bei naturwissenschaftlichen und insbesondere bei mathematischen Zusammenhängen möglich. Nur dort ist etwas vorausschaubar, weil es einfach immer passiert, wenn bestimmte Voraussetzungen zusammenkommen. Salzsäure greift etwa Eisen immer an, der Satz des Pythagoras gilt immer, das läßt sich also voraussehen. In den Dingen der Religionen gibt es solche Voraussicht nun nicht, also auch nicht diese Art von Wahrheit wie in den Naturwissenschaften. Allerdings wird in den Vielgöttereien und Religionen auf demselben Niveau tatsächlich vieles als Wahrheit ausgegeben, was in Wirklichkeit blanke Erfindung ist. Götzendiener wußten und wissen immer alles angeblich ganz genau! (Anmerkung: Ich habe das Problem der Wahrheit in den Naturwissenschaften etwas vereinfacht. Dem Naturwissenschaftler reicht es nicht, zu beobachten, wie die Salzsäure das Eisen angreift, er will wissen, was da genau passiert. Und darüber werden dann Theorien aufgestellt, die so lange aufrecht erhalten werden, bis sie durch besserer Theorien ersetzt werden. Also kann keine Theorie den Anspruch erheben, "wahr" zu sein, bestenfalls wahrscheinlich.) In der Bibel und in unserem christlichen Glauben geht es dagegen - zumindest vom wahrscheinlichen Anliegen der ursprünglichen Verfasser her - nicht um Wahrheit im Sinn der Naturwissenschaften oder im Sinn von götzendienerischen Religionen (siehe Wissenschaft), sondern um Strategien für eine bessere Welt, für das Reich Gottes (oder für das Paradies) hier und jetzt. Aussagen, die gerade in der Bibel nach Behauptungen mit Anspruch auf Wahrheit klingen, haben vergleichsweise eher die Aussagekraft von Schulaufgaben: In der Mathematikaufgabe, in der Herrn Meiers Holzverbrauch für sein Gartenhaus berechnet werden soll, geht es nicht um die Wahrheit über Herrn Meier, sondern darum, daß wir Mathematikaufgaben üben, damit wir in unserem eigenen Leben und in unserem späteren Beruf derartige Probleme lösen können. Diskussionen über die Wahrheit des Herrn Meier und seine Vorliebe für Holz oder andere Baumaterialien sind da nicht nur unsinnig, sie sind auch lächerlich, sie sind doch nur die Rahmenhandlungen. Und es geht in der Bibel schließlich auch nicht nur um die Lösung unserer eigenen kleinen Probleme, es geht die Lösung von unmenschlichen Verfallserscheinungen, um die Abschaffung der kultischen Prostitution, der Menschenopfer, der Ausbeutung des Menschen durch Arbeit, siehe unter basistheologie! Die "Rahmenhandlungen" für diese "Aufgaben" hat man natürlich dann immer aus derjenigen Zeit genommen, in der diese Aufgaben gesehen und bearbeitet wurden, daher kommt es bisweilen zu Geschichten, die uns unverständlich sind. Den Leuten damals waren sie aber verständlich, denen wären allerdings unsere Rahmenhandlungen heute unverständlich gewesen! Siehe hierzu unter Hermeneutik. Leider sind sich dieser Problematik viele Menschen und dabei durchaus auch solche, die christlichen Glauben zu vermitteln meinen, nicht bewußt. So überlegen sie in schier endlosen Diskussionen, wie das beispielsweise mit der Schöpfung, mit Adam und Eva, mit der Jungfrauengeburt, den Wundern und der Auferstehung zu verstehen ist. Unsere Schulaufgabe heute im Hinblick auf die Bibel ist herauszufinden, wie ein bestimmter Text nach der Plausibilität einzuordnen ist und was er für unsere Lebenspraxis bedeutet. Zum Problem der Wahrheit über die Veranlagung des Menschen, siehe unter Beweise. Zur Frage, ob es überhaupt neutrales Wissen gibt (das hat ja auch etwas mit Wahrheit zu tun!), siehe unter Wikipedia. Und ein ganz weiser Satz von Winston Churchill (1874 - 1965): "Fast alle Menschen stolpern irgendwann einmal in ihrem Leben über die Wahrheit. Die meisten springen schnell wieder auf, klopfen sich den Staub ab und eilen ihren Geschäften nach, als ob nichts geschehen sei."
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