Die HERMENEUTIK ist die Wissenschaft vom Verstehen, im Zusammenhang dieser Website durchaus vom Verstehen von alten Texten, wozu eben auch die Bibel gehört. Das Problem ist, daß manches da einfach ganz objektiv anders ist oder anders gemeint war. Um das Problem auf einen einfachen Nenner zu bringen, führe ich bei „meinen“ jungen Leute in der Schule hier immer die inneren Vorgänge beim Erzählen und Hören eines Witzes an: "Denkt euch mal einen Witz aus - es kann diesmal auch ein versauter sein. Bitte allerdings nicht zum erzählen - es geht nur um eine wissenschaftliche Einsicht!" Und können wir diesen Witz nicht nur verstehen, wenn wir auch Dinge oder Zusammenhänge <vorher> wissen, die in dem Witz selbst nicht enthalten sind? Eine Wörtlichnahme hilft da schon gar nicht weiter, denn ein Witz lebt doch sozusagen von etwas anderem, das eben nicht ausgesprochen wird. Im Gehirn des Hörers verbinden sich die „neuen“ Witzworte und der bewußt oder unbewußt gespeicherte „alte“ Zusammenhang dann zu dem Neuen „Aha-Erlebnis“, das sich beim Witz eben im "Lachen" offenbart. Und wenn jemand die passenden „alten“ Zusammenhänge nicht kennt, dann weiß er gar nicht, wo er nun lachen soll... Bei der Bibel haben wir dasselbe Problem wie beim Verstehen eines Witzes vor uns: Sie ist ein Buch aus einer anderen Zeit und vor allem aus einem anderen Kulturkreis. Und wir kennen schlicht und einfach nicht die Zusammenhänge, aus denen heraus das alles da geschrieben wurde. Und um die müssen wir uns erst einmal kümmern, dafür ist dann wirkliche Wissenschaft nötig. Wenn wir das nicht tun, weil wir etwa alle Wissenschaft als „Schriftgelehrtenscheiße“ ablehnen, dann kommt Blödsinn dabei heraus, dann kann nur Blödsinn dabei herauskommen.... Es passiert jetzt dasselbe wie bei einem Kind, das einen schmutzigen Witz nicht versteht und sich jetzt etwas zusammenreimt, das zwar auch Blödsinn ist, jedoch keinesfalls mehr der Intention des Witzes entspricht. Die Schwierigkeit gerade bei Texten, in denen es um Glaube und Moral geht, ist, dass gerade in wichtigen Dingen unter Umständen auch brisante und unbequeme Tabus angesprochen sind und daß daher gerade die Sinnspitzen schon längst auf neue und unverfängliche „Wahrheitszusammenhänge“ hingebogen sind, die gerade „gläubige“ Menschen schließlich nicht mehr zu hinterfragen wagen. Sie haben sich mit den Sacrificia Intellectus abgefunden, sie stört das nicht mehr. Und Theologen stört das auch nicht, dass sich Menschen abgefunden haben, schließlich sind ja gerade deswegen die Gläubigen „gläubig“ und erkennen die Sonderstellung der Kirchenmenschen und die damit gegebene Machtposition an. Eines der Anliegen dieser Website ist es, Zusammenhänge aus längst vergangenen Zeiten aufzuzeigen, damit biblische Texte richtig eingeordnet werden können. Und dabei ist die Sackgasse der Fachleute die Chance der Amateure! Die Frage ist, ob die richtige Einordnung alter Texte für "normale Menschen" „ohne wissenschaftliche Kenntnisse“ überhaupt möglich ist. Ich bin der Auffassung: Ja und Nein! Denn typisch „theologisch-wissenschaftliche“ Kenntnisse allein helfen nicht weiter! Theologische und andere geisteswissenschaftliche Fachleute sprechen vom hermeneutischen Zirkel: "Um das Ganze zu verstehen, ist es notwendig, die Teile zu verstehen, und umgekehrt." Doch - denken wir an ein Puzzle - wenn ich das Ganze nicht verstehe, wie soll ich dann die Teile verstehen? Und wenn ich die Teile nicht verstehe, wie soll ich dann das Ganze verstehen? Es führt also vermutlich auf Dauer nicht weiter, wenn wir immer nur etwa in der Gemeindetradition herumforschen, wir müssen wohl oder übel ganz woanders anfangen! Und bisweilen kommt denen, die wirklich suchen, der Zufall zu Hilfe! Irgendeiner kennt einige der Puzzle-Teilchen von woanders her und weiß. zu welchem "Gesamtbild", also zu welchem "Ganzen", sie gehören! So gibt uns bei der Suche nach dem wirklichen Jesus die Lektüre der Zeitung oder ein Blick in das Fernsehen den heißen Tip: Wie war das doch mit den angeblichen Ehebrecherinnen im angeblichen Gottesstaat der Taliban in Afghanistan? Was passierte in Belgien so alles im Zusammenhang mit der Dutroux-Affäre? Hier paßt doch einiges! Sind hier vielleicht innere Beziehungen? Findet sich hier der Schlüssel zum Geschehen in Israel vor 2000 Jahren - und damit zum wirklichen Jesus? Wichtig sind schon Fachkenntnisse, doch es dürfen auf keinen Fall theologische oder nur theologische sein! Es kommt eben immer auf das Sachgebiet an! Wenn in einer Erzählung von Prostitution und irgendwelchen Problemen dabei die Rede ist, dann muß man einfach mal einen Spezialisten für dieses Fachgebiet zu Rate ziehen, weil es dazu einfach Insiderwissen braucht: Und dieser Spezialist kann ein Zuhälter (auch der ist in gewisser Weise ein „Fachmann“!) oder natürlich ein Kriminalist sein, der sich auf diesem Gebiet auskennt. Wenn solche Leute dann die Stelle Jesus und die Sünderin lesen, werden sie schnell merken, was da gespielt wird, vor allem, wenn sie noch die damalige Gesetzeslage wenigstens so ungefähr kennen (dazu brauchten sie natürlich wiederum einen Wissenschaftler). Ein typischer theologischer Wissenschaftler wird auf die vermutlich richtigen Zusammenhänge nie kommen, vor allem wird er gar nicht auf die Idee kommen oder auch zu arrogant und verklemmt sein, einen Zuhälter oder einen Kriminalisten zu Rate zu ziehen. Damit hängt wohl zusammen, warum die theologische Wissenschaft (heute) nicht nur ineffektiv sondern für viele Menschen auch noch so undurchschaubar ist. (Wie ich zu „diesen Zusammenhängen" komme, zumal ich weder Zuhälter noch Kriminalist bin? Nun, ich habe auch sehr lange gebraucht und herumgerätselt – und geholfen haben mir so ganz nebenbei viele "Zufälle", die manchmal etwas mit theologischer Wissenschaft, manchmal aber auch wenig oder auch gar nichts mit ihr zu tun haben: - ein <längst verstorbener> Pfarrer, der mir erzählt hatte, dass er einmal eine Prostituierte beerdigt hatte, die bei einer Messerstecherei umgekommen war, - ein Zeitungsbericht, in dem es um die Zusammenarbeit von Zuhältern und Kriminalisten ging, - ein mit allen Wassern gewaschener Bauer aus meiner Nachbarschaft, der mir konkreter erzählte, wie so etwas wie in diesem Zeitungsbericht läuft, weil er es selbst mit irgendwelchen Mietern erlebt hatte, und der mich aufgeklärt hatte, dass es so etwas „schon immer“ gab, - der Bericht über die Frauen in Afghanistan, der mir als eine Art Kettenbrief-e-Mail zugeschickt wurde, - die offenen Fragen und die Informationen aus meinem Theologiestudium, - und nicht zuletzt habe ich mein Haus gebaut <so richtig Stein auf Stein usw.>, durchaus auch, um zu sehen, mit welchen Leuten man sich über was unterhält, wenn man an so einer typischen uralten Arbeit ist, der vermutlich schon Jesus nachging (ach ja, da gab es schon viele interessante Gespräche, wenn ich etwa von Handwerkern nach meinem Beruf gefragt wurde und dann von meinen Vermutungen erzählte...), - und schließlich sind da ja noch die vielen Reisen in Gegenden, die mir einfach interessant erschienen...und und und... Und so hoffe ich doch, den hermeneutischen Zirkel beim Problem, wer Jesus war, schließlich zumindest ein wenig angekratzt zu haben!) Wie unter dem Etikett des "neutralen Wissens" von der ganzen Problematik des Hintergrundwissens abgelenkt wird, siehe unter Wikipedia. (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |