BERGPREDIGT. Die Bergpredigt ist eine der im Matthäusevangelium Jesus zugeschriebenen Reden und sie gilt weithin als Inbegriff der Weisungen Jesu: 5,1 Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:3 Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 4 Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. 5 Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. 6 Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden. 7 Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit widerfahren. 8 Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. 9 Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. 10 Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel. 11 Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und alles Böse lügnerisch gegen euch reden werden um meinetwillen. 12 Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren. Doch die Bergpredigt hat einen Haken: Sie hat nach unseren heutigen Erkenntnissen vermutlich nie stattgefunden! Und das klingt ja auch plausibel, denn wenn wir davon ausgehen, daß Menschen Jesus selbst in die Wüste gefolgt sind, um ihn anzuhören; wer würde schon die Strapazen einer Wüstenwanderung auf sich nehmen, um solche Sprüche wie die der Bergpredigt zu hören, zumal Jesus damals ja noch nicht so berühmt wie heute war. Es sieht allerdings so aus, daß der Verfasser des Matthäusevangeliums in dieser "Rede" wesentliche Quintessenzen aus verschiedenen Reden Jesu zusammengefaßt und vermutlich auch noch eigene Ergänzungen angefügt hatte nach dem Motto, daß das wohl Jesus gesagt oder zumindest gemeint haben könnte. Das bedeutet, daß die jeweiligen Sätze ursprünglich in einem anderen Zusammenhang gestanden haben müssen, von dem her sie ihren wirklichen Sinn erhalten. In derselben Weise muß gewiß auch die Predigt vom Endgericht aus Kapitel 25 des Matthäusevangeliums gesehen werden, sie komprimiert sozusagen die Idee Jesu, wie wir ihn selbst und auch Gott finden können, nämlich nicht durch irgendeine Wissenschaft von Gott (also eine Theologie) und auch nicht durch irgendeinen Glauben, sondern indem wir uns um Dinge, die in dieser Welt nicht in Ordnung sind, kümmern und diese ändern sollen: Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, 32und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, 33und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. 34Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! 35Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. 36Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. 37Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 38Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet? 39Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. 41Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! 42Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. 43Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen, und ihr habt mich nicht besucht. 44Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? 45Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. 46Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben. Die "Einkleidung" in ein Endgericht ist eine literarische Form, die keinesfalls als Beweis für die Überzeugung Jesu von der Existenz eines Lebens nach dem Tod und einer eventuellen Verdammnis in der Hölle dienen kann. Merkwürdig mutet uns vielleicht an, wieso Jesus zwischen Schafen und Böcken unterscheidet (dahinter steckt ein Wortspiel, das wir heute nicht mehr kennen), daß wir Nackte bekleiden sollen (gewiß ist nicht gemeint, daß wir den Pornodarstellern oder FKK-Nackedeis Kleidung schenken sollen, sondern daß wir "geistig Nackte", und das sind nun einmal Naive <siehe Naivität>, also vor allem Kinder, durch Information für ihr Leben fit machen sollen <da war zur Zeit Jesu wohl noch mehr Hartherzigkeit als heute>), daß wir Kranke und Gefangene besuchen sollen (wir sollen uns also zumindest zunächst einmal nicht um die Ursache von Krankheit und Gefangenschaft eines Menschen kümmern, und das konnte im Volksglauben zur Zeit Jesu nur sein, daß er etwas Schlechtes getan hatte, sondern daß wir ihnen etwa vernünftiges Essen bringen sollten, damit sie wieder "geheilt" würden <in der damaligen Zeit, in der die Kranken und Gefangenen sich weitgehend selbst überlassen blieben, war das der Weg, sie zu heilen>). Siehe hierzu das Gespräch 40 zwischen einem 12jähringen Mädchen und dem Webmaster. Die Frage in diesem Gespräch kann man auch wie folgt stellen: "Warum habt Ihr mich mit ein paar elenden und im Endeffekt unnützen Fetzen bei meiner Suche nach einem Lebenskonzept und nach einer Moral abgespeist und aus meiner Frage nicht die richtige Konsequenz gezogen und mich angemessen informiert?" Und die richtige Antwort wird lieber verdrängt: "Wegen unserer Hartherzigkeit und weil es einfacher ist, die Aufforderung Jesu zur Bekleidung der Nackten im Sinn einer Altkleidersammlung zu interpretieren". Es geht Jesus also in jedem Fall um ein richtiges Gottesbild und um das Werden des Reiches Gottes durch konkretes Tun und nicht um irgendeinen Glauben und schon gar nicht um irgendeine Dogmatik! (Wörterbuch von basisreligion und basisdrama) |